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Kapitel 29

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Selena und Nick waren auf dem Schießstand im Keller von PROJECT.

»Was zur Hölle war das denn gerade?«, fragte sie.

»Du hast doch gehört, was ich gesagt habe. Du hast so etwas noch nie gemacht, daran ändern auch deine bisherigen Absprünge nichts. Du bist verdammt noch mal nie aus so großer Höhe abgesprungen.«

»Du glaubst, ich bin dazu nicht in der Lage?«

Er sah sie an. »Willst du die Wahrheit hören? Nein, glaube ich nicht. Ich will nicht, dass du ums Leben kommst. Ich glaube, du könntest vermutlich alles schaffen, wenn du darin geübt bist. Für das bist du aber nicht vorbereitet.«

»Dann solltest du wohl besser mit meiner Vorbereitung anfangen.«

Nick sah ein, dass er diesen Kampf nicht gewinnen konnte. Erst Harker, jetzt sie. Maulesel waren nichts gegen Frauen, wenn es um Sturheit ging. Megan war genauso gewesen, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte.

»In Ordnung.« Er ließ zwei Zielscheiben in der Form eines menschlichen Umrisses ans Ende des Schießstandes fahren.

»Fangen wir mit unserer Handfeuerwaffe an. Mit welchen Pistolen bist du vertraut?«

»Ein .22er Revolver, als ich gelernt habe. Dann bin ich zu einem .357er Colt Python übergegangen. Nachdem ich mich an den Rückstoß gewöhnt hatte, gab mir mein Ausbilder eine Glock. Automatik oder Revolver, ich habe mit beidem geschossen.« Ihre Stimme war neutral. Waffenruhe.

Er legte zwei Pistolen auf den Tisch, nahm eine, entfernte das leere Magazin und zog den Schlitten zurück. »Was ist die erste Regel?«

»Mm. Stelle sicher, dass die Waffe nicht geladen ist. Oder, dass sie es ist.«

»Richtig, und stelle sicher, dass sie nicht auf das falsche Ziel gerichtet ist.« Er ließ den Schlitten wieder nach vorne gleiten.

»Diese Pistole ist ein wenig schwer, das hilft aber beim Rückstoß. Sie wurde für das US Special Operations Command, SOCOM, entwickelt. Hohe Durchschlagskraft und für engen Raum gemacht, mit dem Laserpointer aber auch auf bis zu 30 Meter noch sehr präzise. Das ist diese Vorrichtung hier, unter dem Lauf.«

Während Nick in die Ausbilderroutine verfiel, entspannte er sich langsam wieder. Er zeigte ihr, wie man den Laser einschaltete, und zentrierte den roten Punkt auf einem der Ziele am Ende des Schießstandes.

»Da, wo der Punkt ist, landet auch die Kugel. Ziele immer auf die Körpermitte, nicht der Quatsch, den man in Filmen sieht. Wir werden die Visiere im Verlauf anpassen, dann triffst du mit Sicherheit, worauf du schießt. Die Sicherung ist beidhändig bedienbar. Du kannst diese Pistole gespannt und gesichert tragen.«

»Vielleicht müssen wir ja auf nichts schießen.«

»Vielleicht. Zeig mir mal deine Haltung.«

Selena nahm ihre Schießhaltung ein, guter Griff, beide Hände, Körper geduckt und abgewendet, um ein minimales Ziel zu bieten. Jemand hatte sie gut unterrichtet. Nick nahm eine kleine Veränderung an ihrem Ellenbogen vor.

»Gute Haltung. Lass uns die Magazine laden.«

Sie luden vier 15-Schuss Magazine und setzten Schutzbrillen und Schallschutz auf. Annehmlichkeiten, die es im Einsatz nicht geben würde.

»Sichern und laden.« Er setzte ein Magazin ein und Selena tat es ebenso, dann zogen sie die Schlitten zurück.

»Ziele auf die Körpermitte und schieße, wenn du bereit bist.«

Sie feuerte, dann noch einmal. Sie leerte das ganze Magazin. Nick folgte ihrem Beispiel. Sie legten ihre Waffen auf den Tisch und er die Zielscheiben zurückfahren. Auf Selenas Scheibe waren alle Treffer sauber in der Mitte platziert.

Sie verbrachten eine weitere Stunde mit der H-K und er war zufrieden. Es war eine Erleichterung. Sie sagte zwar, sie könne schießen, aber das hatte er auch schon von Leuten gehört, die noch nicht mal einen Elefanten treffen konnten, wenn der direkt neben ihnen stand.

»Jetzt haben wir noch ein weiteres Spielzeug. Mit dieser hast du noch keinerlei Erfahrung.«

Er griff zu einer weiteren H-K, der MP-5N Maschinenpistole.

»Das ist unsere Primär-Waffe. Sie wiegt nur etwa dreieinhalb Kilo und hat jede Menge Feuerkraft. Das ist auch eine H-K, für die Navy Seals entwickelt. Sie hat eine Sicherung, genau wie die .45er, du kannst sie also schussbereit bei dir tragen. Unsere werden für .40er Smith ausgelegt sein, die haben eine höhere Durchschlagskraft als die regulären neun Millimeter. Dreißig Schuss Magazin, hier einlegen, so wird geladen.« Er zeigte ihr, wie es gemacht wurde.

»Sie hat einen versenkbaren Ausklapp-Schaft. Du kannst sie kurz tragen oder als Sturmgewehr nutzen.« Er zog den Schaft aus, bis er einrastete. »Lass uns das zuerst versuchen, es ist leichter zu lernen.«

Sie luden ihre Waffen. Nick zeigte ihr, wie der Wählschalter funktionierte, ließ sie halbautomatisch schießen und dann mit Dauerfeuer. Sie lernte das Abgeben einer Drei-Schuss-Salve mit Leichtigkeit. Dann versuchten sie es ohne den ausgeklappten Schaft. Das war schwerer, aber Selena meisterte auch dieses.

Er war beeindruckt. Sie traf, worauf auch immer sie schoss. Er hoffte, sie würde es nicht tun müssen, während jemand zurückschoss. Das war ganz und gar nicht wie beim Üben. Wenn das Adrenalin einsetzte, war es vorbei mit gezieltem Schießen und acht von zehn Schüssen gingen daneben. Es war nicht dasselbe.

Er zeigte ihr, wie sie eine Ladehemmung beheben konnte, aber sie brauchte nicht zu lernen, wie man die Waffe zerlegte. Sie würden nur für kurze Zeit in Tibet sein. Ronnie und er würden sich um die Waffen kümmern.

»Wir werden außerdem auch die hier dabeihaben«, sagte er, »aber du wirst sie nicht bei dir tragen. Ich denke trotzdem, du solltest wissen, wie sie funktionieren.« Er öffnete eine Kiste mit M-67 Granaten.

»Das ist eine Splittergranate. Mit denen werden wir hier nicht üben.«

Er lächelte, aber der Witz ging an ihr vorbei. Der Ernst des Vorhabens wurde ihr langsam bewusst. Pistolen waren eine Sache, Maschinengewehre und Granaten eine ganz andere.

»Das ist ein Sicherungsclip. Den musst du zuerst entfernen. Er hält den Hebel unten, sollte der Stift versehentlich gezogen werden.«

Er tat so, als würde er den Clip entfernen.

»Jetzt ist die Granate bereit zum Einsatz, aber sie ist nicht scharf, bis du den Stift ziehst. Sie hat einen Tötungsradius von 15 Metern und richtet auch darüber hinaus noch erheblichen Schaden an. Um sie zu werfen, achte auf einen sicheren Stand, halte diesen Hebel mit der rechten Hand gedrückt und stecke den Zeigefinger der anderen Hand durch den Ring an dem Stift.«

Er zeigte ihr die entsprechende Haltung.

»Dann ziehst du den Stift. Solange der Hebel gedrückt ist, kann sie nicht explodieren. Du kannst den Stift wieder zurückstecken, wenn nötig. Halte sie beim Entsichern vor dem Bauch.«

Er machte es vor. »Den Stift ziehst du, indem du die Granate wegziehst, nicht anders herum. Es bedarf eines festen Zuges. Dann werfen und ducken. Du hast etwa vier Sekunden, bevor sie explodiert. Solltest du das jemals tun müssen, achte vor allem darauf, dass sie weit weg von dir landet.«

»Glaubst du wirklich, ich werde Granaten werfen?«

»Nein. Ich denke aber, du solltest wissen, wie es geht. Nur für den Fall.«

»Hast du auch noch ein Messer für mich?« Ihre Stimme hatte einen seltsamen Unterton.

»Ja, du wirst auch ein Messer bekommen.«

»Zeigst du mir noch, wie man jemandem die Kehle durchschneidet? Oder ihm in die Nieren sticht, oder so was?«

»Selena …«

»Vielleicht sollte ich einen Flammenwerfer bekommen. Hast du einen für mich, Nick?«

»Selena, was ist los?«

»Nichts. Ich will nicht darüber reden.«

»Wie kannst du nicht über nichts reden wollen?«

»Sind wir fertig, Nick?«

»Ja, aber …«

Selena drehte sich um und lief hinaus. Die Tür zum Schießstand knallte hinter ihr zu.

Er versuchte zu begreifen, warum sie verärgert war. Sie hatte sich bestens mit der Pistole und der MP-5 geschlagen. Sie hatte ohne mit der Wimper zu zucken fünfzehn Schuss rüstungsbrechende .45er in der Mitte einer mannsgroßen Silhouette versenkt. Die Tricks im Umgang mit der MP-5 hatte sie sich in Rekordzeit angeeignet und die Silhouetten fröhlich zu Konfetti zerlegt, was war nun an einer Granate so anders?

Er dachte darüber nach. Eine Granate kompromittiert unsere Menschlichkeit. Sie ist ein Symbol für alles, was uns von dem abbringt, was Abe Lincoln die besseren Engel unseres Wesens nannte. All das in einer netten, olivgrünen Verpackung. Selena war nicht wie er zum Töten ausgebildet worden. Sie hatte nicht gelernt, Zivilisation und Gewissen beiseitezuschieben, da Selbsterhaltung und das Erreichen des Missionszieles dies erforderten.

Du wirfst eine Granate und in einem fünfzehn Meter Radius ist alles tot. Eine Granate ist kompromisslos. Nicht wie eine Pistole. Mit einer Pistole gab es die Illusion von Kontrolle, durch das Anvisieren eines spezifischen Zieles.

Nick dachte an den Jungen in Afghanistan, der unmöglich verstanden haben konnte, was er tat. Gibt es etwas Böseres als Granaten in den Händen von Kindern? Wie konnte irgendjemand glauben, das würde Gott wollen?

Der Nachmittag hatte sich in ein schwarzes Loch verwandelt. Er fing an, die Waffen zu zerlegen, um sie zu reinigen. Ronnie kam herein.

»Was ist mit Selena los?«

»Was meinst du?«

»Sie lief gerade an mir vorbei, ohne ein Wort zu sagen, und sah angepisst aus. Habt ihr euch gestritten?«

»So würde ich das nicht nennen.«

»Wie war sie mit den Waffen?«

»Sie war gut. Sollten wir in eine entsprechende Situation geraten, glaube ich, dass sie treffen würde, worauf sie schießt. Granaten mochte sie nicht besonders.«

»Denkst du, sie sollte mitkommen? Es könnte ganz schön haarig werden da draußen.«

»Du glaubst nicht, sie sollte dabei sein?«

»Sie ist eine Frau und sie ist Zivilistin. Sie ist nicht für den Einsatz ausgebildet. Sie könnte ihren oder unseren Tod verursachen, wenn wir auf Gegenwehr treffen.«

»Wir brauchen sie. Ohne sie sind wir vielleicht nicht dazu in der Lage, herauszufinden, wie wir in den Komplex hineingelangen können. Sie ist nun schon zweimal unter Beschuss geraten und hat dabei nicht den Kopf verloren. Selena kann schon für sich sorgen.«

»Ja, aber sie hat noch nie so was wie das hier gemacht. Wenn wir irgendwelche Schwierigkeiten bekommen, dann könnte sie zu einem Problem werden.«

»Ich schätze, wir werden dafür sorgen müssen, dass das nicht passiert.«

»Wirst du es schaffen, deine Gefühle für sie da raus zu halten?«

»Fang nicht damit an. Du solltest mich besser kennen.«

Ronnie rollte mit den Augen, atmete tief ein. Schweigend fingen sie an, die Waffen zu reinigen.

Nach einer Weile fragte Nick: »Wie kommst du mit der Logistik voran?«

»Alles fertig. Ich habe uns ein Fahrzeug besorgt und was wir so brauchen. Wir werden uns von Andrews nach Dyess begeben, dort wechseln, und uns auf den Weg machen, sobald Harker die Anweisung gibt.«

»Das wird eine interessante Reise werden.«

»Ganz deiner Meinung, Kumpel. Ich wollte immer schon mal Tibet sehen.«

Nick ging nach oben, wo er Selena fand. Sie liefen raus zum Parkplatz und stiegen in ihr gemietetes Auto. Die Rückfahrt zum Appartement war schweigsam. Ein Blick verriet ihm, dass er sich besser zurückhalten sollte.

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