Читать книгу Vom gehorsamen Kirchenschaf zum selbstbestimmten Katholiken - Alfons Wiebe - Страница 5
3Meine Herkunft
ОглавлениеSeit meiner Geburt gehöre ich der christlichen Religion an in Form des katholischen Bekenntnisses. In ihr haben mich meine Eltern erzogen, in ihr bin ich groß geworden, mit ihr habe ich mich, seitdem ich über Religion nachdenke, auseinander gesetzt. Sie hat mein Leben geformt. Durch sie habe ich mein Gewissen vor Gott auszurichten gelernt.
Meine Eltern haben am 14.5.1938 in Danzig geheiratet. 10 Tage vor Kriegsbeginn, am 20.8.39 bin ich geboren. Meinen Eltern verdanke ich meine körperliche und geistige Entwicklung.
Sie ist also ein eminent wichtiger und bestimmender Teil meines Lebens. Deshalb drängt es mich jetzt, da ich nach der Pensionierung Zeit dazu habe, mir über den Werdegang meines religiösen Lebens, Rechenschaft abzulegen.
Ganz allgemein kann ich im Rückblick sagen: Das Wesentliche der Religion der katholischen Kirche hat sich trotz vieler Änderungen im Äußeren nicht verändert. Ich glaube, dass jemand, der die Religion meiner Kindheit erlebte, sie auch heute noch als solche identifizieren kann. Was sich verändert hat ist meine Einstellung zu ihr, die Art, wie ich mit den Äußerungen der Religion umgegangen bin und wie ich sie in meinem Leben zur Wirkung kommen ließ. Über die Wandlungen, die ich dabei auf meinem Weg durchgemacht habe, möchte ich mir hier Klarheit verschaffen. Ich will hier also aus meinem Leben berichten. Dabei will ich aber keine Autobiografie schreiben, in der möglichst alle Lebensstationen erzählt werden, sondern ich wähle die Stationen aus, die für meinen religiösen Werdegang von Bedeutung sind. Neben dieser für mich bedeutsamen Intention habe ich aber noch eine andere. Ich möchte meinen Kindern wenn sie eines Tages vielleicht etwas mehr über mich erfahren möchten, die Möglichkeit geben, es aus diesem Text zu entnehmen. Aus ihm können sie ersehen, was mir in meinem Leben am wichtigsten erschien. Und vielleicht könnten meine Aufzeichnungen auch von allgemeinem Interesse sein. Wir leben in einer Zeit, in der es nicht selbstverständlich ist, ob man an Gott glaubt und sich einer Religion zugehörig fühlt. Als ich Kind war, war das anders. Da gab es noch geschlossene religiöse Milieus. Dahinein war man geboren und blieb in ihm sein Leben lang, wenn man seinen Aufenthaltsort nicht wechselte. Aber auch die geistige Welt, in die man hineingeboren war, blieb ziemlich gleich. Die Wert- und Glaubensvorstellungen und die Autoritäten, die diese Vorstellungen repräsentierten und garantierten, veränderten sich kaum. Und so blieben die meisten Menschen in den ererbten Geisteshaltungen. Das alles hat sich heute verändert. Die heutige Zeit ist von Mobilität geprägt. In der Regel verändert jeder seine Örtlichkeiten. Er kommt aus sozialen Milieus mit ihren Werthaltungen heraus und muss sich entscheiden, wie er künftig leben will. Das tun viele Menschen sehr unbewusst und unreflektiert. Ich denke, dass man an meinem Fall schön sehen kann, wie das auch anders passieren kann.