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Geheimnisvolle Drohung

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Das Feiglingsspiel

Entscheidungsphilosophie des 21. Jahrhunderts

im Zeichen des Klimawandels

Alfonso Toledo

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Geheimnisvolle Drohung

Wohin führte diese Warnung? Whitehurst gehörte zu den Wissenschaftlern, die nach neuen Welten und Lebewesen Ausschau hielten. Jeden Tag entdeckte er gewaltige Dimensionen, brachte zusammen, analysierte und verkündete. Jeden Tag sah er neue überwältigende Sternensysteme. Doch, was er heute erlebte, ging weit über seine Vorstellungsgrenze hinaus.

Wir suchen nach anderen Existenzen, Sternen und Planeten. Wir sind aber noch nicht einmal in der Lage die eigene kleine Erde am Leben zu halten, dachte er. Wir schicken gewaltige Raketen mit kraftvollen Düsenantrieben und ausgeklügelten Forschungssystemen in die Galaxien, um Milliarden von Lichtjahren entfernte Sternensystem zu entdecken, haben aber keinen Blick für den dünnen Faden an dem die Existenz unserer Erde hängt. Wahrscheinlicher aber ist die Einsichtslosigkeit jedes Einzelnen.“

Und erneut vernahm er aus den Sternensystemen ein paar Worte, die eine gewaltige Warnung ausstießen:

„Wenn sie eins beherrschen, dann ist es die Kunst der Selbstzerstörung.“

„Wir brauchen nur abzuwarten, bis sie sich selbst vernichtet haben.“

Whitehurst liefen die verzerrten Worte wie ein Skorpion grauenvoll über den nackten Rücken.

Das Geheimnis flüsterte: „Es wird sie ohnehin nicht mehr lange geben“.

Waren es Worte, die nicht für seine Ohren bestimmt waren? Oder war es eine unverhohlene Drohung?

Eine solche Einflussnahme auf seinen klaren Verstand hatte er noch nie verspürt. Was war plötzlich mit seinem Kopf los?. Der renommierte Astrophysiker und Anwärter auf den Nobelpreis, erlebte ein schauriges Zusammenwirken verschiedener, schwammiger Faktoren.

Erregt verspürte er, wie seine Gefühle diesen Unsicherheiten zum Opfer fielen. In jeder Faser seines Nervenkostüms rieselte das vibrierende Unwohlsein einer übermächtigen Autorität. Er hatte den Eindruck, ein Punkt am Firmament hätte sich aufgetan und dessen Klauen fassten von Sekunde zu Sekunde härter zu. Einen Schmerz verspürte er wie einen Einstich an seinem Hinterkopf, anders als alle bisherigen Kopfschmerzen.

Zusätzlich überfiel ihn diese heiße Sonne, wie er sie noch nie zuvor erlebt hatte. Er konnte noch nicht einmal durch eine schwarze, rußige Glasscheibe auf sie schauen. Es war nicht nur ungewöhnlich heiß, selbst die Helligkeit, von der diese spektakuläre Hitzeperiode begleitet wurde, machten es ihm unmöglich, auch nur annähernd die Ursache, der er und viele andere Menschen zum Opfer fielen, zu begreifen. Bereits am Tag zuvor waren unter Bäumen tote Vögel gefunden worden, Pferde auf den Koppeln, die nicht rechtzeitig in die Ställe geholt worden waren, lagen jämmerlich verendet auf den Weiden. Alte Menschen hatte es besonders getroffen, sie schafften ihren Weg nicht mehr zum ihrem Ziel. Und schon seit langem konnten die Wanderer gerade noch morgens vor sechs Uhr einen Spaziergang durch ausgetrocknete Flusstäler machen, obwohl es um diese Zeit bereits zu heiß war, um noch verantwortungsbewusst einen Fuß vor die Haustür zu setzen.

Schulen hatten geschlossen, ebenso Universitäten und Behörden. Die einzigen, die sich darüber zu freuen schienen, waren Kinder und Steuerhinterzieher. Ihre geistige Verdorrung, das Wort kam ihm spontan in den Sinn, setzte sich in dem gleichen Maße fort. Niemand konnte es sich noch wegen der rasant angestiegenen Stromkosten leisten, die Klimaanlage einzuschalten. Der Stromverbrauch war national ins Unermessliche gestiegen, Schwimmbäder waren längst wegen Wassermangels geschlossen, Wälder vertrockneten auf den harten Böden, in den Zoos verendeten die Tiere. Zur gleichen Zeit wurden etliche Länder von Sturmfluten, Wassermassen und Kältewellen überrollt.

Durch den unverantwortlichen Eingriff des Menschen war die Erde dabei ihr durch Jahrmilliarden mühsam errungenes Gleichgewicht zu verlieren.

Die Menschheit richtete sich selbst und ihre Heimstatt Erde zu Grunde. Sehenden Auges rannte sie ins tödliche Verderben. Das Desaster schien nur einen einzigen kurzen Namen zu haben „CO²“. Es wurde zuviel CO² in die Atmosphäre geblasen, das wie eine dichte Glocke über der Erde hing und die Hitze nicht mehr ins Weltall entließ. Jedes Kind konnte mittlerweile die Hauptschuldigen benennen. Alle Lösungsvorschläge, diesen Ausstoß zu reduzieren, schienen sinnlos und rannten gegen eine Wand von Neinsagern. Eine ernsthafte Lösung zeichnete sich nicht ab. Von einer Stoffpuppe war eher eine Lösung zu erwarten als von den Verursachern.

Alles stand Kopf, die Menschen wussten sich nicht mehr zu helfen. Die Politik hatte auf diese enorme Hitzeperiode keine Antwort, beschäftigte sich lieber mit Weltraumkriegen. Sie gab es auf, wie schon seit eh und je, sich über das Wohl der Menschen Gedanken zu machen. Mehr und mehr Bürger siechten selbst auf den Straßen dahin und trauerten ihrer schönen Erde nach.

„Welch unbekannte Gesetz verlangt das von mir?“, erregte sich Whitehurst über die Aufforderung an ihn, die ihn hart traf. „Ich will in Ruhe die Ursache erarbeiten.“

Ein Geheimnis bedrängte ihn. Es griff mit eiskalten Fingern und doch voller Hitze in sein Gehirn. Geheimnisse gab es letztendlich für einen Astrophysiker wie ihn nicht. Höchstenfalls ungeklärte physikalische Phänomene traten hier und da auf. Gerade in dieser Zeit, in der sich seine Zunft sicher war, dass es mehrere Hundert Milliarden Galaxien gäbe, die jede mehrere Hunderte Milliarden Sonnen aufwiesen, in dieser aufgeklärten Zeit würde er doch nicht von Geheimnissen reden wollen, von etwas, was den Menschen mit der Weite des Alls Angst machen könnte. Es war die gleiche Zeit, da sie endlich Gravitationswellen nachweisen konnte, in der sie herausgefunden hatte, wie sich Galaxien verschmelzten, wie sich schwarze Löcher ineinander krallten, diese schwarzen Löcher im weiten All sogar Materie aus ihren Zentren spuckten, was man bis dato für unmöglich gehalten hatte.

Und wieder hörte er eine geflüsterte teuflische Botschaft:

„Auf allen Gebieten vernichten sie sich selbst.“

Sprechen die von totalitären Regimen, oder könnte es gar sein, fragte sich der Wissenschaftler, er sei ungewollt Ohrenzeuge eines Gespräches aus dem All, bei dem es um Leben oder Tod für die Erde ginge?

Whitehurst ließ sich nicht beirren ... Noch nicht. Er konnte es selbst nicht glauben, aber er war Zeuge eines Gespräches über die Lebensfähigkeit der Erde und der Menschen.

Er würde sich der Lächerlichkeit preisgeben, wenn er versuchen würde, seine seltsamen Erlebnisse mit irgendjemandem auszutauschen. Noch suchte er einen Ansatz für die Lösung der Probleme, die die Menschheit derart umfassend ergriffen hatten. Aber es zeigte sich keine Aufklärung, zumindest kannte er keinen Lösungsweg. Damit aber würde er sich niemals zufrieden geben. Eine Menschheit voller kluger Individuen würde doch niemals nur die Produktions- oder auch Verbraucherwege finden, die als Beigabe ausschließlich die Vernichtung der Erde zum Ziel hatten. Verdammt, dachte er, es muss doch auch die Lösungen geben, die uns aus dem Dilemma der von Menschen gemachten Klimaveränderung hinaus führen. Aber, wie auch immer, es schien extrem spät zu sein, sich mit solchen Gedanken zu beschäftigen.

Bisher zumindest endete jegliche Diskussion, jeglicher Ansatz einer ernsthaften Auseinandersetzung mit den Klima- und Umweltproblemen in gegenseitigen Beschuldigungen. Was fehlte diesen Diskussionen, fragte er sich?

Selbst sein mulmiges Empfinden und sein inneres Zittern, das ihm verriet, da ist noch etwas Ungeklärtes, würde er, davon war er überzeugt, bald mit Fakten unterfüttert haben und somit dessen Geheimnistuerei entkleiden. Und doch sah er sich auch in der Situation, momentan das Gefühl einer einheitlichen ungewollten Ausrichtung seiner Gehirnwellen oder aber rein weltlicher Phänomene nachzugehen und erklären zu müssen. Zumindest vergrößerte sich seine Verwirrung von Minute zu Minute.

Bei der Beschäftigung mit seiner Verwirrung dachte er spontan an einen Artikel, den er erst vor kurzem gelesen hatte und der lautete:

Das Feiglingsspiel

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