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Die Fakten über die Menschen zusammentragen
ОглавлениеA1 fragte die Zeit ab und wusste, gleich werden sie kommen, meine Abgesandten und Berater. Dann werden wir ein weiteres Stück unseres Planes freigeben. Dann werde ich auch endlich Herr über diesen schönen Planet Erde sein.
Er musste sich kolossal bremsen, um nicht in eine zynische Freudenorgie abzugleiten. Gezielt galt es mit seinen Leuten das heiße Thema anzugehen, um nicht selbst als Bremsfaktor aufzutreten. So blieb auch ein Thema zur Zeit noch unberücksichtigt. Die Erfahrungen und Erlebnisse auf der Erde, die seine Jungs mit dem weiblichen Geschlecht und anderweitig gemacht hatten, würde er hintanstellen müssen, da alle diese Erzählungen den Zeitrahmen, der ihnen zur Verfügung stand, sprengen würden.
B8 sprach: „Die Menschen haben ihr Anrecht auf die Erde verspielt. Sie zerstören das, was die Natur in Hunderttausenden oder gar Millionen von Jahren entwickelt hat.“
„Und wie machen sie das?“, fragte ihr Anführer.
„Sie gehen mit der Erde und mit sich selbst nicht pfleglich um“, gab B8 allwissend von sich. „Gedankenlos und selbstsüchtig zerstören sie alles um der Gier willen, das ist eigentlich alles.“
„Okay“, bestätigte ihn A1, wobei er meinte, ein tiefes hintergründiges Grinsen bei B8 zu erkennen. Er ließ sich nicht beirren und fuhr mit dem Vorbereitungsritual vor einer wichtigen Jahreshauptversammlung fort: „Welche Sprache nutzen wir, wenn wir es mit den Menschen zu tun haben, B3?“, fragte er den Mann an seiner Seite. Er wusste, B3 war zu schüchtern, um sich in den Vordergrund zu schieben. Seine Ideen aber strotzten vor Kreativität. In seinem Gesicht zeichneten sich Klugheit und Organisationstalent ab. B3 lächelte, als er begann: „Wir sprechen gar keine Sprache, wenn wir es mit den Erdenkindern zu tun haben. Zumindest nicht, wenn wir unsere Pläne wirken lassen wollen. Wir geben ihnen Ideen ein und holen Ideen aus ihnen heraus. Dank unserer Fähigkeit, sie geistig einzunehmen, ist es möglich, jede Art von Ideenpflanze in ihnen wuchern zu lassen. Nur manches Mal“, fuhr B3 fort, „dann sprechen wir in der Sprache der jeweiligen Erdenkinder. Vor allem, wenn wir von ihnen lernen wollen oder belanglose Kommunikation betreiben wollen, wie es die Menschen lieben.“ A1 sah in manchen Augen die Lust, über die Erfahrungen mit Erdenfrauen zu reden, die ausschließlich mit der Menschensprache Erfolg hätte. „Und welche Waffen benutzen wir?“, fragte er weiter. „Die Waffe eben dieser Ideen“, warf diesmal B2 ein.
„Und der Vorteil davon?“, fragte der Chef. B4 meldete sich, um seine Erfahrungen einfließen zu lassen: „Wir führen keine Kriege, keine Anschläge, keinen Mord und keine Zerstörung mit Hilfe von Drogen, weiterhin gibt es bei uns keine Kriminalität.“
„Warum nicht?“, drang der Boss in ihn. B8 antwortete spontan: „Drogen und alles, was damit im Zusammenhang steht, auch entsprechende Medikamente sind schädlich für das Gehirn. Es ist unwürdig für ein Körperwesen unter Drogen gesetzt zu werden. Ebenso sind Gewalt, Unterdrückung und Kriege einzuschätzen. Wir wollen nicht, dass ihr Gehirn noch mehr ausgefranst wird. Andererseits sind sie zu selbstherrlich, um zu begreifen, was da geschieht. Waffen machen die Menschen aufmerksam. Aber Ideen eingepflanzt heißt, diese Ideen von sich aus wirken zu lassen. Sie sind für die Verfolgung unseres Zieles von größter Bedeutung.“
A1 sprach B7 an, der, so schien es ihm eine ganze Latte Erfahrungen von der Erde mitgebracht hatte und nun begann:
„Ich habe mich nach Westen auf dem amerikanischen Kontinent orientiert, und zwar auf den südamerikanischen.
Gold, Eisen, Silber, Öl und noch viel mehr liegen unter der Erde in einem Land, auf das sich die Erdenbewohner jetzt stürzen. Soviel Bodenschätze wie dort gibt es kaum woanders. Die Natur hat es mit diesem Land sehr gut gemeint. Weil sich dort zwei Kontinentalplatten
unter- und übereinander schieben, gibt es seit Jahrhunderttausenden und noch viel länger täglich Naturereignisse, die das Land mit Reichtum füttern, der erst seit hundert Jahren in seinen wirklichen Ausmaßen entdeckt ist, seitdem allerdings extensiv genutzt wird. Eine geheimnisvolle Kraft presst aus dem heißen Inneren der Erde unter unglaublichen Druck und mithilfe von Wasser und verschiedenem Gesteinsgasen Metalle und Erze in die Ritzen der Erde, die sich aufgetan haben und verändert deren Zusammensetzung.
Es ist das Land Chile, das sich an der Westküste Südamerikas von Nord nach Süd durchzieht. Und in seiner ganzen Länge von dieser Tektonik profitiert, die weite Teile des Landes mit Schätzen vollpumpt.
Aber jetzt, was heißt das jetzt? Die Ausbeutung der Ressourcen wurde von Staats wegen an private Investoren und Kapitalmonster übergeben. Wie diese sich mit Reichtümern vollsaugen, wird an dem Staub, den die Ausbeutung aufwirbelt, sichtbar. Eine global agierende Firma hat sich noch nie um die Natur und die Erhaltung des Lebensraumes Erde geschert.“
B8 mischte sich an dieser Stelle ein:
„B7, mir liegt nichts daran, Kritik nur der Kritik wegen zu üben. An dieser Stelle möchte ich einschreiten. Gerade Chile, ein Land, das derart mit Rohstoffen gesegnet ist, möchte von seinen Bodenschätzen profitieren, um die Bevölkerung in ein besseres Leben zu führen. Ich bin weiterhin der Meinung, dass die Menschen nahezu verpflichtet sind, ihre Bodenschätze, die ihnen die Natur schenkt, zu nutzen. Was ist daran falsch? Die Menschen haben sich seit eh und je so verhalten, als gäbe es ein zweiseitiges Abkommen. Die Natur sagt: Hier schenke ich Dir diese und jene Ressource, nutze sie. Der Mensch sagt danke, fördert sie aus dem Boden, verfeinert sie mit technisch brillanten Ingenieuren und erstellt nutzbare Produkte in großer Vielzahl daraus. Die Menschen profitieren davon. So haben sie von Anbeginn gearbeitet.“
A1 griff in diese Diskussion ein:
„Ich sehe zwei verschiedene Meinungen, die jede das Beste für den Menschen fordert.
Dieses zweiseitige Blatt der Diskussion ist es, was wir allenthalben auf der Erde zu beklagen haben. Es ist nicht die Nutzung der Bodenschätze, es ist nicht der Wunsch aller Menschen nach einem guten fortschrittlichen Leben, was wir bemängeln. Jeder Mensch sollte optimal das nutzen können, das er sich erarbeitet.
Es ist die Art und Weise, wie die Menschen die Bodenschätze fördern unter welchen Bedingungen sie die Produktionen laufen lassen und wie Abgase, Abfallstoffe und dergleichen entsorgt und unschädlich gemacht werden. Es ist immer die Rechnung, von Geben und Nehmen, es ist die Fairness, die an einem Gewinn die Kosten der Erstellung beteiligen muss. Leider gibt es zu viele Menschen, die ausschließlich sich im Vordergrund sehen. 'Den Gewinn will ich haben, die Kosten wälze ich auf Dich ab.“
A1 unterbrach sich selbst und blickte sich in der Runde um. Dort sah er überall Gesichter, die sich mit diesen Äußerungen beschäftigten, und er fuhr fort:
„Dieser Aufgabe sind die Menschen bisher nicht nachgekommen, weil sie die Ethik in ihrem Spiel vergessen. Es ist, als wenn die Menschen das gute und sorgfältig gekochte Essen der Mutter verschlingen, sich aber weder um die Abfälle noch um die Reinigung des Geschirrs kümmern. In jedem Zimmer, an jeder Ecke des Hauses stapelt sich der Müll und der Dreck. Ratten überfallen die Wohnung, Würmer und Insekten kriechen überall herum und transportieren Gifte in die Körper der Menschen. Die Körper werden krank, die Geistwesen leiden ebenso darunter, weil sie ihre Fehler, ihre Vergehen indirekt wahrnehmen. Bald verbreitet sich die Pest über Ratten. Es gibt keine Hilfe mehr. Es ist zu spät. Die Seuche Gier hat tödliche Folgen. Ästhetik hat aufgehört zu existieren dort, wo Gier und Selbstsucht überhand nehmen.“
Er nickte B7 zu, der schon bald mit seiner Analyse fortfuhr:
„Alte Kupferminen in den von Kupferrohstoff gesegneten Ländern lassen ihren Dreck auf Halden liegen, deren vom Regen ausgewaschene Gifte in den Boden und das Grundwasser sickern. Beim Schreddern von Erz- und Steinmaterial gelangt Feinstaub tonnenweise in die Atmosphäre und die Lungen der Arbeitskräfte. Wasser in der ohnehin trockenen Atakama Wüste wird den dortigen Bewohnern entzogen, für die Auswaschungen von Erzen genutzt und ungesäubert zurückgepumpt. Seen vergammeln und schönste Meeresstrände Chiles sind mit Grünstich übersät und schaden einem anderen Wirtschaftszweig, der Tourismusbranche und dem Fischfang.
Über kurz oder lang kann die Verseuchung der Grundelemente der Erde, wie Wasser, Luft und Boden mit den Resten der Ausbeutung nicht geduldet werden. Sie zerstören die Lebensgrundlage der Menschen.
Die Familie kann nicht einfach aus dem vergammelten Haus ausziehen. Es gibt kein anderes. Dafür wird sie versuchen, anderen ihr Eigentum wegzunehmen. Der Kampf ums Überleben hat längst begonnen Es ist ein Kampf um Wasser, um Nahrung, um geeigneten Lebensraum. Es ist ein sinnloser Kampf, der längst vorher begonnen und verloren wurde.“
„Ich verstehe, B7“, meinte A1, „auch das ist ein Grund für uns, die Übernahme der Erde vorzubereiten. Dann setzte er weiter fort:
„B4, dir liegt etwas auf der Zunge, ich merke das“, lächelte er. „Lass uns daran teilhaben.“
„Gut, wir sprechen von Gewalt, Kriegen, Kriminalität und Drogen, die den Menschen zerstören. Dabei gibt es einen Fakt, der längst in seinem Umfang gefährlicher und zerstörerischer ist. Es sind die Verschmutzungen der grundlegenden Elemente, die jedes Körperwesen zum Leben braucht. Luft, Wasser und Boden werden von den Menschen systematisch zerstört. Aus festungsähnlichen Höhen stürmt eine Horde giftiger Abluft zu Tal und stürzt sich auf die wehrlose Menschheit. Ein hässlicher, schleimiger Cocktail dürfte durch das größtenteils unbekannte Gemisch verschiedenster Stoffe zu äußerst krebserregender oder gar tödlicher Suppe zusammengebraut werden. Es ist erstaunlich, wie rücksichts- und bedenkenlos Unternehmen und Politiker andere, wenn ich sagen darf „normale“ Menschen vor den Kopf stoßen. Sie werden regelmäßig in giftige Dämpfe eingehüllt. Mir bleibt nur eins , mich zu fragen, wie lange das gut geht und wann diese Menschen sich zu wehren beginnen.“
B4 machte eine kleine Pause und holte tief Atem. A1 erkannte, wie sehr diese Thematik seinem Schützling unter den Nägeln brannte, als dieser auch schon fortfuhr:
„In allen Expertisen, in politischen und gesundheitsrelevanten Verlautbarungen wird über einzelne Schadstoffe, über Höchstwerte und einen Schädlichkeitsindex gesprochen. Die erniedrigende Konfrontation der Menschen mit den Giften, dem Gestank, die entwürdigende bösartige Zumutung chemischer Stoffe in ihrem Lebensraum werden nicht zum Thema gemacht. Der Grund ist ein ganz einfacher. Auf dem Feld der Chemie und toxischer „Schädlichkeit“ kennen sich die exzellenten Experten der Unternehmen besser aus, als jeder normale Bürger. Auf diesem Spielfeld können sie sich nach Herzenslust austoben, ohne dass ein quengelnder Umweltbürger in die Quere kommt und mitmischt. Aber was interessieren den lebensbejahenden Menschen Grenzwerte, Zumutbarkeitsstudien, und 'schließen Sie die Fenster' Regeln, wenn es sie denn überhaupt gibt? All die hoch gepunkteten Notwendigkeitsstudien vergessen, dass der Mensch, ja, auch der Mensch auf dem Planeten Erde, ein naturgegebenes Recht auf saubere Grundelemente hat. Das Recht wird von bestimmten Cliquen mit Füßen getreten. Deswegen berauben sich diese Cliquen selbst des Rechtes auf Existenz. Noch eins“, ließ sich B4 weiter aus, „es sind nicht nur die Unternehmen. Gerade beim letzten Erdaufenthalt bin ich durch einen Wald spaziert. An bestimmten Stellen und Orten hatte ich den Eindruck durch eine Kloake menschlicher Unverantwortlichkeit oder durch ein ekelhaftes Abfallfeld zu stiefeln. Ein normaler Waldweg
übersät mit Exkrementen und Toilettenpapier, mit Kunststoffflaschen und den Überbleibseln von Lunchpaketen.“
B4 setzte ab und rauschender Beifall hüllte die Worte des Vortragenden ein. Doch B4 fuhr noch fort: „Das gleiche ist bei den motorisierten Fortbewegungsmitteln festzustellen. Die Unternehmen haben viel zu wenig im Bereich der technischen Neuentwicklung, der Erfindungen und Produktneuheiten getan, weil sie dann zuviel Geld kosten. Warum eine Neuentwicklung, wenn bereits bisherige Entwicklungen die Taschen voll mit Geld schaufeln? Ich habe ein hervorragendes Beispiel erlebt. Zwei Ingenieure, Vater und Sohn haben eine Erfindung gemacht, die vielen, vielen Menschen zugute kommen könnte. Diese erfinderische Firma wollte Einfamilienhäuser mit Energie versorgen. Strom, Heizung, andere Energie im Haushalt könnte von ihnen kostenlos geliefert werden durch eine eigene individuelle Familienanlage. Selbst das ganze technische Gerüst würde jeweils von dieser Firma kostenfrei erstellt werden. Dazu gehörte eine Photovoltaikanlage, Erdwärme und ein wenig Strom zum starten der Anlage. Alles aus dem Garten der jeweiligen Hausbesitzer. Das Unternehmen selbst würde sich aus dem Gewinn der überschüssigen Energie speisen. Gerade heutzutage, da die Erde immer wärmer wird, kann die Erdwärme eine hervorragende Rolle bei der Energieerzeugung spielen. Aber was geschah unerwarteterweise? Nach kurzer Zeit kam aus deisem Unternehmen nur noch das Schweigen im Walde. Ansonsten nichts mehr. Noch nicht einmal die Begründung für das Schweigen. Meine eigene Vermutung dazu ist, große allmächtige Firmen haben diese Erfindung und die Weiterentwicklung gestoppt. Sie haben ihre Rechtsanwälte eingesetzt, die Politik mobilisiert, die dem Fortschritt des göttlichen Gedankens Einhalt geboten haben. Es kommt auf der Erde öfter vor“, ergänzte der Erdspion, dass allmächtige Unternehmen den Fortschritt einbremsen, um selbst die Gewinne einzusacken.“
„Danke dir für diese klaren Aussagen. Auch wir neigen leider dazu, das Hauptanliegen der Lebewesen zu vernachlässigen. Aber es ist tatsächlich das Hauptprinzip unseres Bestrebens,“ meinte A1.
Immer wieder fragten sie sich, wie sie die Erde laut- und problemlos übernehmen könnten? Dabei war für A1 klar zu erkennen, welches Terrain und wie seine Spione den Übernahmeprozess vorbereitet hatten. Es war für ihn ein Genuss zu erkennen, welch fähige Mitarbeiter ihn umgaben.
„Fassen wir zusammen“, nickte A1, „wir führen einen gerechten Kampf, um die wunderschöne Erde für uns zu erhalten und zu erneuern. Unser Kampf ist unblutig, ohne Knallerei und still. Somit ist es nur ein Umbau der Erde, der längst im Gange ist. Er wird von uns gefördert. Das heißt, die sogenannten Weisen, die klugen Köpfe, die Selbstherrlichen stehen längst in unseren Diensten, ohne es zu merken.
Wir führen die Menschen zu einer neuen Tätigkeit, wenn sie sich nicht selbst bis dahin zerstört haben. Wir helfen ihnen, den Planeten Erde wieder bewohnbar zu machen. Diesmal allerdings für uns. Dazu müssten sie ein großes Stück ihrer Freiheit aufgeben. Dafür brauchten sie auch nicht mehr über eine Verzichtgesellschaft zu reden. Sie sind dann eine Verzichtgesellschaft. Das zu erkennen ist aber nicht jedermann gegeben.
Wir werden alleine damit in ein oder zwei Generationen eine körperlich stark veränderte Menschheit haben. Geistig und verstandesgemäß hoffe ich, dass nicht zu viele irre Krankheitsbilder kreiert werden. Ja, die Unternehmen blasen derart viel Dreck und Gift in die Luft, dass die Menschen Befürchtungen haben, sie selbst aber vor allem nachfolgende Generationen könnten durch diesen Schmutz einer Genveränderung unterliegen, zu Krüppeln werden oder geistig beschädigt werden. Zur Korrektur könnten wir bestimmen, unter welchen Umständen welches Gen angeschaltet wird und wann es wieder stumm wird. Das ist und bleibt mit Risiken verbunden und sollte mit höchster Vorsicht angegangen werden. Auf jeden Fall ist es nicht geeignet, den Schmutz der Unternehmen zu korrigieren und sie aus der Verantwortung zu entlassen.“ Es zeigt sich einmal wieder, welch hervorragenden Mitarbeiter ich habe, dachte A1.
Die anderen dagegen waren besorgter. A1 müsste schon starke Gründe haben, ging es ihnen durch den Kopf, denn es dürfte schwierig sein, mit diesem Anliegen bei einer interplanetarischen Konferenz durchzukommen.
Erstaunlicherweise finden wir bis heute keinen Vertreter der Menschenrasse von der Erde im planetarischen Rat. Offensichtlich will sie niemand dort haben, dachte A1.
Der Boss schaute sich in der Runde aufmerksam um und glaubte sich verstanden. „Natürlich werden wir hier und da härter durchgreifen müssen. Das könnte auch bedeuten, von der Regel abzuweichen, aber nur, wenn wir es ethisch verantworten können.“
Schneller als gedacht, nahm B8 wieder das Wort an sich:
„Ich habe mich sehr stark für Demokratien auf der Erde interessiert und sie untersucht. Da tut sich zur Zeit etwas. Offenbar wird es auch in sogenannten Demokratien üblich, immer mehr Grundrechte durch geschicktes Manipulieren der Staatsmacht zu verändern. Das demokratische Staatswesen, das auf den drei Säulen, der Legislative, der Judikative und der Exekutive ruht, wird spätestens dann zu einer Fehleinstellung kommen, wenn es sich nicht durchgängig an diese Vorgaben hält und sogar beginnt, gegen das eigene Grundgesetz zu verstoßen. Der französische Philosoph und Politiker Rousseau drückte es so aus: ‚Wenn man den Begriff in seinem strengsten Sinne nimmt, dann hat es niemals wirklich eine Demokratie gegeben – und es wird auch nie so weit kommen.’
Gott sei Dank gibt es nicht so viele Philosophen auf der Erde, die so stark an ihrem eigenen politischen Lebensstil zweifeln. Aber auch aus unserer Sicht ist es für das Erdenleben von außergewöhnlicher Bedeutung, die Demokratie hochzuhalten.
Was geschieht aber, wenn sich Demokratien grundsätzlich nicht an die eigenen Regeln halten? Dann wird hin und her diskutiert, es gäbe andere Grundlagen und Voraussetzungen. Bei meinem letzten Besuch auf der Erde habe ich diese Vorgehensweise tatsächlich in beinahe reinsten Demokratien erlebt. Wenn die eigenen Interessen angefasst werden, wird beinahe jeder giftig und sorgt selbst mit Lügen und Kampagnen für die Durchsetzung seiner eigenen Interessen. Anschließend wundern sie sich, wenn andere Demokratien, die in sich noch nicht so gefestigt sind, sich auf schwer zu fassenden Irrwegen wiederfinden.“
Die Crew warf A1 interessierte Blicke zu. B8 drückte sich mit solch klar definierten Fakten aus, dass es eine Freude war, ihm zuzuhören. Und A1 ergänzte:
„Eine Demokratie muss immer, jeden Tag unter jeder Bedingung von jedem Bürger verteidigt werden. Autokratische Typen, die es selbst in Demokratien nach oben schaffen, neigen dazu, die Machtkompetenz, die ihnen noch mit einer rechtmäßigen Wahl zugeflossen ist, weiter auszubauen, gegen die eigenen Regeln zu verstoßen und das Grundprinzip der Demokratie auszuhöhlen. Wir haben genügend Beispiele auf der Erde dafür. Darunter fallen sogenannte gefestigte Demokratien in Europa und Nordamerika. Wenn ein demokratischer Staatsführer der Ansicht ist, die Mehrheit der Bevölkerung bejubelt ihn, ist seine Neigung schnell dahingehend, dass er von einer einzigen Person überzeugt ist: von sich selbst. Dann fängt es angeblich mit kleinen „Korrekturen“ an der Demokratie an, mit Fakten, die er zur Machtvollkommenheit gebrauchen kann“, führte er aus.
„Nehmen wir ein erklärendes Beispiel, wobei wir wissen müssen, dass jedes Beispiel irgendwo hakt. Dennoch:
Ein Hirte hat auf einem recht freien Gelände zweihundert Schafe zu versorgen. Das Gelände ist bald abgefressen und drumherum gibt es besseres und saftigeres Gras. Es hat nur einen Nachteil. Es gehört nicht dem Schäfer. Die Schafe versuchen, das andere Gelände zu erobern, trotz Verbots des Schäfers. Sie ignorieren sein Verbot. Der Schäfer setzt Hunde ein. Er erkennt, wie einfach es ist, die Schafe mit Hunden zu hüten.
Nachdem er anfänglich nur einen Schäferhund hatte, benötigt er jetzt schon zwei. Die Schafe gewöhnen sich daran. Der Schäfer hat jetzt vier Hunde. Die Schafe sind bereits etwas verängstigt, dennoch schafft sich der Schäfer zwei weitere Hunde an. Außerdem erzieht er seine Hunde zu mehr Aggressivität. Ein großer Teil der Schafe ist verängstigt. Zwei der Schafe holen sich über den Rand hinaus, oder unter dem Zaun hindurch ein paar längere Grashalme. Über die Übertretung seines Verbotes ist der Schäfer derart verärgert, dass er die Hunde auf die zwei Übertreter hetzt, und sie werden tot gebissen.
„Ich wollte ein Zeichen setzen“, sagte der Schäfer. Die anderen Schafe sind noch mehr verängstigt. Und immer, wenn der Schäfer kommt, jubeln sie ihm zu, als Zeichen der Bereitschaft, seinen individuellen Gesetzen zu gehorchen. Sie jubeln ihm weiter zu und geben kund, sie wollen nie einen anderen Schäfer haben, zumal er ihnen eindringlich klar gemacht hat, er sei der einzige, der sie beschützen könne und ihre Rechte auch den anderen Hunden gegenüber vertrete.
Zusätzliche hat der Schäfer einige andere Schafe abgerichtet und mit grünem Vollgras gefüttert und gelenkt, sodass sie nahezu hörig geworden sind und die anderen Schafe von der Philosophie des Schäfers zu überzeugen versuchen. Die Schafe unterwerfen sich, geben ihre Freiheit komplett auf. Außerdem sind noch die Hunde da, denen es Spaß macht, die Schafe klein, verängstigt und unterwürfig zu halten. Die Herde glaubt den alleinigen Schutz durch ihren Schäfer zu spüren und folgt all seinen Anordnungen freiwillig.
Das innere Grollen der Schafe vernimmt der Schäfer nicht. Er spürt, wie einfach es ist, mit seinen Hunden die Herde zusammenzuhalten. Er kann jetzt ab und zu sogar fortgehen, um sich ein Eis zu kaufen, die Hunde halten die Herde zusammen. Wenn er zurückkommt, zeigen sie ihm, welche Schafe ausbüchsen wollten. Sie bekommen härtere Strafen. Kein Schaf spürt noch ein wenig Freiheit. Sie laufen mit gesenktem Kopf über die Weiden und sehen nicht einmal mehr die längeren Grashalme, die stehen geblieben sind. Die Schafe werden unglücklich. Die ersten werden krank.
Jetzt beschimpft der Schäfer die Hunde und schafft sich einen Dobermann an, der die Hunde überwacht. Es geht so weiter. Während des gesamten Szenariums gab es keine unabhängige Institution, von der die Arbeit und die Entscheidungen des Schäfers kontrolliert worden wären, weil selbst seine Anhänger, die Hunde und die hörigen Schafe, die sich mehr grünes Gras versprachen, nicht wagten aufzumucken. Die unglücklichen Schafe bekommen keine Lämmer mehr und ihre Wolle wird zausig und strohig. Der Schäfer hat wirtschaftliche Verluste, ihm droht die Insolvenz. In einem solchen Zustand befindet sich das Schäfergelände längst. So wie einige Demokratien auf der Erde auf diese schwächelnden Entwicklungen rutschen.
Nicht nur das. Sie suchen immer mehr Gründe, um ihr absurdes Verhalten zu rechtfertigen. Durch Forderungen und Drohungen verlangen sie immer mehr und setzen andere, die dem gleichen Verband angehören unter Druck. So wie in unserem Beispiel. Die anderen Verbandsmitglieder beraten sich und sagen:
„Ja, das ist alles nicht so schlimm. Wir sollten ihm von uns größere Weiden geben.“
Sie tun es. Der Schäfer kommt und beklagt sich, weil man ihm nicht rechtzeitig die Hunde gegeben hätte. Er erhält kostenlos neue Schafe, weil man ihn als Verbandsmitglied der Schäferunion nicht verlieren will, und bald fällt die Schäferunion auseinander, weil zu viele Ersatzkosten auf sie zukommen. Die Schafe laufen frei herum, Wölfe stürzen sich auf sie, ermorden sie und fressen sie auf. Der ursprüngliche Schäfer sitzt am Waldesrand und beklagt sein Schicksal:
„Da könnt ihr sehen, wie schlecht diese Welt ist.“
A1 änderte schlagartig den Inhalt seines Vergleichs. Selbst ihm schienen die Attacken, die er wiedergab, zu reichen. Spontan rief er in den Versammlungsraum hinein:
„Die Menschen hatten das Paradies und sie verspielen es leichtsinnig.
Von daher gesehen ist die Erde für uns reif zur Übernahme. Was dort gemischt und geschummelt wird, ist selbst für Demokratien undenkbar und dennoch vorhanden.“
A1 bemerkte, wie seine Führungsriege den Inhalt dieser Worte als schwer genug empfand, um sich über Formalitäten hinwegzusetzen.
„Wir wollen uns heute einer Aufgabe widmen, die uns schneller und sicherer zum Ziel bringt“, ging der Ethikboss ohne Umschweife zu ihrem geplanten Vorhaben über. Er griff diesen Faden auf: „Einige Religionen auf der Erde haben eine Geschichte mit dem Titel:
"Die Vertreibung aus dem Paradies."
Demnach sind die ersten Menschen Adam und Eva von Gott persönlich nach dem Sündenfall aus dem Paradies gejagt worden. Doch die wahre Geschichte endet erst jetzt. Die Menschen vertreiben sich selbst aus dem Paradies. Umso grauenvoller wird es für sie sein, denn sie verlassen das Paradies mit dieser furchtbaren Erkenntnis der Selbstverursachug.“
Seine Delegierten nickten zustimmend.
„Ja, es ist die Erkenntnis, den Untergang selbst eingeläutet zu haben“, warf B2 ein.
A1 stellte eine neue Frage:
„In diesem Zusammenhang: Welchen Begriff auf der Erde können wir nehmen, um die Bereitschaft der Menschen, sich selbst zu vernichten, mit einem Wort auszudrücken?“
Es bedurfte in diesem Kreis keiner weiteren Erläuterung. Wie aus einem Munde riefen sie:
„Gier.“
A1 sah sich bestätigt und er resümierte: „Sie haben vergessen, Liebe, Freiheit, Gleichberechtigung und Selbstbestimmung aller als Signal, als Zusammenhalt für das Miteinander einzusetzen. Aber von Gier sind noch keine Menschengruppen glücklich geworden.
Noch zur Erklärung“, fügte A1 an, „bei den Menschen selbst heißt das Wort Gier: heftiges, maßloses, hemmungsloses Verlangen, ungezügelte Begierde. Es sind also Begriffe, mit denen die Menschen selbst ein unethisches Verhalten ausdrücken. Wir Akribaler können glücklich über diese Gier sein“, fügte er hinzu, „wir pflanzen ihnen nicht Hass und Zerstörung ein. Wir brauchen sie noch nicht einmal mit Gier zu versorgen, denn davon ist genügend vorhanden.“
C6 blickte aufmerksam seinen Chef an. Ist es das, was er wollte, fragte er sich?
Und A1 fuhr fort: „Lockvögel dafür gibt es zahlreich und sie sind so simpel. Der Kampf gegeneinander setzt aber sofort ein. Wir werden nicht so schnell schauen können, wie sie sich gegenseitig vernichten. Sie bringen sich nicht um, das wäre zu aufwendig. Einer macht den anderen klein, einer raubt dem anderen die Selbstbestimmung. Sie bleiben als hirnlose Geschöpfe auf der Erde zurück und können von uns, für unsere Zwecke benutzt und eingesetzt werden. Ja, das sind sogar neueste Erkenntnisse von der Erde selbst.
Seit mehr als zwanzig Jahren lässt die Intelligenz der Menschheit auf der Erde Jahr für Jahr um sieben Punkte nach. Dazu laufen in sehr unterschiedlichen Instituten Untersuchungen und Versuche. Die Ergebnisse sind nicht mehr zu leugnen. Die Geschwindigkeit potenziert sich. Das hat mit den unterschiedlichsten Gründen zu tun. Die Mittel verstärken sich, die chemisch eingesetzt und denen die Menschen ausgesetzt werden. Sie baden in einem Meer von chemischen Ausdünstungen, die sich täglich verstärken. Außerdem summieren sich auch geringe Verschmutzungen zu einem größeren Giftbrei.
Freunde“, sagte er aufatmend, „was jetzt noch kommt, ist ein Leichtes für uns. In wenigen Jahren werden sie vor uns um Gnade bitten. Diejenigen, die dann noch leben, erhalten die Gnade. Sie erhalten die Gnade, für unser Team schuften zu dürfen.
B1 erhielt in diesem Moment eine Nachricht:
„Einer der Staaten, der uns immer wieder vor neue Herausforderungen stellte, weil in ihm noch ein Rest und ein Hauch von ehrbarer Kultur zu finden war, zumindest in jüngster Zeit“, reichte er den Inhalt der Information an seine Kollegen weiter, „gehört nach neuesten Erkenntnissen, die selbst von der Erde stammen, nicht mehr zu den sauberen und geschätzten.
Die Meldung auf meinem Com Phone lautet: In Mitteleuropa hätten große Teile der Kapitalisten über viele Jahre hinweg den Staat erfolgreich übers Ohr gehauen. Und der Staat hätte es nicht bemerkt oder wollte es nicht bemerken, schließlich sind viele der Betroffenen auch … aber lassen wir das. Einige seiner hochangesehenen Vertreter wären selbst daran beteiligt gewesen.“
B1 blickte sich im Kreis seiner Freunde lächelnd um: „Möglicherweise haben sie intern einen Wettbewerb gestartet nach dem Motto: 'Wer ist der erfolgreichste Giergigant?“
Der gedachte Humor wäre bei den anderen angekommen, wenn die Inhalte nicht so schwerwiegend gewesen wären.
„Gut“, meinte B1, „gehen wir das Thema anders an: Eine Meldung geht um, sie hätten viele Schulen, Brücken und Theater bauen, den Armen helfen und friedliche Projekte in Szene setzen können. Sie hätten mit dem Steuergeld der Betrüger sogar Erfindungen selbst kleinster Leute fördern können. Erfindungen, die es dem einzelnen Haushalt ermöglichen könnten, den Schmutz aus der Luft saugen zu können, wenn denn eine solche Maßnahme überhaupt gewünscht würde.“
„Ich habe noch nie eine Steuermaßnahme erlebt, die für eine bessere Ethik gesorgt hätte“, meinte C6 und stieß auf mehr Beifall.
„Sie berücksichtigten die Gier nicht“, fuhr B1 fort, „sie kannten die Macht der Mächte nicht. Freunde, schätzen wir uns glücklich, die Gier nach Geld und Macht bringt die Menschen dorthin, wo wir sie haben wollen. Wir brauchen keinen Krieg, keinen Mord, keine Gewalt.
Die größten zwanzig Wirtschaftsstaaten der Erde sind sich offenbar einig:
'Machen wir bloß nichts, was unsere Großkapitalisten hemmen könnte'.
Da waren sich wieder einmal die zwanzig größten Staaten einig. Das sind nicht etwa die Staaten mit der größten Verantwortung. Seit Neuestem klingt es ja auch durch das mächtigste Land der westlichen Hemisphäre: ‚Wir zuerst’. Dummheit kann nicht klüger ausgedrückt werden. G20 besagt nur 20 bedeutsame Gesichter, von denen jedes einzelne seine Macht und sein fehlendes Interesse an dem Glück der Menschheit mit dem wichtigsten Gesicht auszudrücken beabsichtigt.“
C6 fügte an: „G 20 bedeutet nichts anderes als der Massenstart zu individuellem Erfolg. Hier hat jeder Gelegenheit zu rufen: ‚Ich zuerst’. Sie würden es verbal nie so erklingen lassen. Sie sagen lieber: 'Im Interesse von … , oder: Nur das ist durchführbar.'“
Er stieß auf kommentarloses Schweigen.
„Wie wir alle sehen“, hub C6 wieder an, „sind unsere Vorbereitungen gut gelaufen, es wird nicht mehr schwierig sein, den Blauen Planeten zu übernehmen. Ich mache Ihnen einen Vorschlag, der es Ihnen erlauben wird, sehr viel Einsatz und Ressourcen zu schonen."
Seine Kollegen und selbst A1 waren von der Intensität und der Überzeugungskraft von C6 überrascht, als dieser fortfuhr:
„Eure Kraft, Freunde, und Intelligenz ist zu schade, um sie auf der Erde zu vergeuden. Schonen Sie Ihre Vernunft und schenken Sie mir das Vertrauen, die Erde alleine im Sinne unseres Akriba zu überwältigen. Wenn ich Ihr Vertrauen erhalte, wird der Blaue Planet in wenigen Erdenjahren zu uns gehören. Ich werde dafür sorgen, dass ihre Atombomben nicht zum Einsatz kommen. Meine Kollegen, erlauben Sie mir den kurzen Einwand, ich selbst habe deren Fürze kreiert. Den Rest schaffe ich auch.“
A1 ließ noch einmal das Hologramm der Erde rotieren.
Es zeigte nicht nur als Blauer Planet aus der intergalaktischen Weite seine Schönheit.
„Wenn sich ein Wesen aus den schwarzen Tiefen und aus der Kälte des Alls auf dem Planet Erde niederlässt“, fuhr C6 fort, „erkennt er als erstes die prachtvolle Schönheit der Wälder und Landschaften, der Blumen und Gewässer. Darüber hinaus wachsen auf dem Planeten Erde verdammt schöne Frauen heran, die offenbar von Jahr zu Jahr an Intelligenz zunehmen, im krassen Gegensatz zur Gesamtmenschheit. Der Grund für die steigende Intelligenz ist schlichtweg die wachsende Stärke der Frauen und ihre Bereitschaft, mehr Verantwortung zu übernehmen. Darüberhinaus sollte man nicht das Engagement der Jugend vergessen. Die jungen Leute sind ausgezeichnet durch Entwicklung und Wachstum. Sie befinden sich auf einem aufsteigenden Ast. Die älteren haben den Vorteil der Erfahrung. Sie hat die Erde diesbezüglich leider nicht weitergebracht. Schlecht ist es immer, wenn diese Erfahrung zur Untätigkeit und geistigen Unflexibilität erstarrt. Dagegen steht die Jugend für Erneuereung, für geistige Umgestaltung und die Frischzellenkur fürs Leben. Leider wird die Erde noch immer von einem abgestandenen Wein, von auf der Fensterbank gesäuerten Ideen beherrscht. Langfristig verantwortlich kann aber diese alte Garde nicht mehr sein. In der Regel geht sie vor den jungen Leuten ins Reich der Mitte.“
In der Gesamtheit aller Geistwesen galt eine unumstößliche Regel: Mit der Bereitschaft Verantwortung zu übernehmen, wuchs die Kraft jedes Wesens und mehr und mehr Geist befreite sich in potenzierender Form von Schicksalsschlägen und erniedrigenden Aktionen.. Das ist der Weg, den Frauen zurzeit auf der Erde gehen. Während die Männer an ihrer eigenen Selbstherrlichkeit zu ersticken drohen und dabei sind, ihr Grab der Bedeutungslosigkeit von Tag zu Tag tiefer zu schaufeln.“
C6 schaute sich lächelnd um und erkannte in den Gesichtern, dass sie mit seinen Ideen zur Übernahme der Erde einhergingen. Die Zustimmung übertrug sich auf A1. Auch er erkannte, über diesen Weg hervorragende Ressourcen seiner Mannschaft einsparen zu können. „Wie ich konstatiere,“ sagte der Boss, „sind alle anwesenden Kreaturen der gleichen Meinung. Ich nehme die Zustimmung an. Die Versammlung ist geschlossen.“
Sie verteilten sich auf ihrem schöpferischen Planeten. A1 hatte C6 zurückbehalten, mit dem er die Vorgehensweise besprechen wollte.
„Das hast Du geschickt eingefädelt, mein Freund“, wandte er sich an C6. „Nun, ich sehe, Du hast dir Gedanken gemacht, wie du vorgehen willst.“
„A1“, sprach C6, „natürlich, obwohl die Vorgehensweise allein durch die Aktivitäten meiner B Brüder festgezurrt ist. Dennoch, bitte, gestattet mir, die einzelnen Bereiche anzusprechen.“
A1 nickte und C6 legte seine Vorstellungen dar:
„Zur ständig wachsenden Zerstörung der Luft und die darauf folgenden Streitgespräche möchte ich ein Beispiel aus der Hundehalter Gemeinschaft bringen.“
C6 fuhr fort, als habe er damit gerechnet:
„Es kommt mir vor, als ließe ein Hundehalter auf der Erde seine aggressive Meute auf einen Kindergarten los. Als die Polizei erscheint, behauptet der Hundehalter mit einem Lächeln auf den Lippen: 'Meine Hunde sind keineswegs aggressiv, möglicherweise haben die Kinder zu laut geschrien und daher haben sich die Hunde erschreckt. Jetzt sind leider einige Kinder an den Verletzungen gestorben und andere sind im Krankenhaus. Ich halte aber stets meinen rechtlichen Rahmen ein. Es ist zwei Jahre lang nichts passiert.'
Das stimmte sogar. Die Höchstgrenze von fünfzehn bissigen Hunden hatte er immer eingehalten. Solche Rahmenrichtlinien und Höchstgrenzen sind überall auf der Erde vorhanden, das trifft z.B. auch auf den Einsatz bestimmter Pestizide in der Landwirtschaft zu.
Ein Landwirt sagte:
'Ich habe nichts Illegales getan.'
Dennoch starben alle Bienenvölker eines Imkers nebenan.
Solche Klagen, wie die des Imkers, so einfach sie auch nachvollzogen werden können, finden bei Verantwortlichen kein Gehör. Weiß der Planetenrat was dahinter steckt? Dennoch oder gerade deswegen: Es sind schon sehr viele Bewegungen auf der Erde im Gang, die ich teils nur forcieren, oder neue Bewegungen in Gang setzten möchte, um mit dem eigenen Gebaren der Menschen ihre Übernahme zu forcieren. B4 hat den Klima-Unglauben bestens vorbereitet. Sie handeln und tun so, natürlich bis auf Ausnahmen, als könnten sie weiterhin diese zerstörerischen Schritte laufen lassen, als hätten all diese Maßnahmen keinen Einfluss auf das Erdgeschehen.
In jedem Labor, in jedem Computer lassen sich die Veränderungen und die sich anbahnende Katastrophe über das Erdklima nachvollziehen. Die Kluft zwischen Erkenntnis und Umsetzung erforderlicher Aktionen ist derart riesig, dass vielen Menschen das Verständnis für die Leugnung fehlt. Sie sitzen vor dem widerlichen Tun der Potentaten wie das Kaninchen vor der Schlange, um mich eines Menschensprachgebrauchs zu bedienen.“
C6 nahm eine kurze Pause, um sich noch einmal selbst der Ungeheuerlichkeit bewusst zu werden.
„Sie warten ab, bis es keinen Schritt zurück mehr gibt, um dann zu sagen, ‚es war nicht vorherzusehen.’ Schlimmer noch: Es gibt genügend warnende Stimmen, die den Menschen klarzumachen versuchen: So kann es nicht weitergehen, ihr steuert direkt auf das größte und auf das letzte Unglück in der Geschichte des Menschengeschlechtes zu. Sie tun diese Warnungen als Kassandrarufe ab. Kassandra ist offenbar keine Freundin all der Klimaleugner. Mich würde es nicht wundern, wenn die Warner gar als Unglücksbringer hingestellt würden. Im irdischen Mittelalter wären sie als Teufel auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden.
C6 wusste, es ging nicht darum, seinem Chef seine Vorgehensweise zu erklären. Es ging ausschließlich um das Festzurren gemeinsamen Verständnisses dessen, was sich da ohne Wenn und Aber tat.
A1 bestätigte seinen Spion und fügte hinzu: „Die ‚schlauen’ Unternehmensfürsten sind mehr und mehr von uns gelenkt und sie glauben, sie wären die großen Könner. Wir lassen sie jetzt in diesem Glauben, damit sie weiterhin daran arbeiten, den Blauen Planeten in unsere Arme zu steuern.“
Mit Befriedigung bemerkte C6, wie er seinen Chef immer stärker auf seiner Überzeugungslinie hatte.
A1 ließ sich noch einmal die Machenschaften der Erdbürger durch den Kopf gehen, C6 fügte an:
„Ich werde die Ungereimtheiten aufdecken, ich werde ihnen aufzeigen, wie wenige Menschen aus Politik und Wirtschaft es letztlich sind, die die Erde und die Menschen aus eigener Gewinn- und Machtsucht zerstören. Ihre Verwirrung wird unendlich sein.
Ich glaube auch, die Menschen werden nach kurzer Zeit ihren lieben Gott darum bitten, die Zügel wieder fest in die Hand zu nehmen. Aber es wird zu spät sein.
Die Energiefrage, die individuelle Fortbewegungsfrage und alles, was mit Chemie und Stahlproduktion zu tun hat, werde ich aufklären und vieles, vieles andere mehr. Es bleibt erstaunlich, warum die sogenannten Staatenlenker es zugelassen haben, die Erde so schnell aus dem Ruder laufen zu lassen. Dennoch tun sie bis heute noch so, als wäre nichts Weltbewegendes geschehen. Ähnlich, wie bei den vorangegangenen Fragen, wird es bei diesen gehen. Unsere B Brüder haben jeden Schritt individuell bestens vorbereitet. Vieles sollten wir einfach nur so weiterlaufen lassen.
Sie nannten sich selbst oder ließen sich nennen: Alexander der Große, Caesar, Karl der Große, Wilhelm der Große, Napoleon, Mao, Stalin, ein Mann namens Hitler und viele mehr. Sie haben es der Reihe nach verstanden, die Erdenmenschen von ihrer Wichtigkeit zu
überzeugen. Dabei hätten die Menschen auf alle diese gut verzichten können. Nicht einen von denen hätten sie gebraucht. Sie alle haben zerstört und das Leben um Hunderte von Jahren zurückgeworfen. Lächerlich, wie heute noch Argumente benutzt werden, um diese sogenannten Eliten zu verteidigen. Da heißt es: 'Ja aber, er hat Straßen gebaut, er hat die Autobahn gebaut, er hat den Menschen Arbeit gegeben.'
Wenn sich doch bloß die Menschen darüber bewusst wären, die Autobahnen hätten andere auch gebaut, und die Straßen Napoleons hätten Nachfolger ebenso erstellt, vielleicht etwas später ohne Zehntausende, Hunderttausende gar Millionen von toten Soldaten. Unter diesen Toten waren sicherlich zehn, zwanzig, Hunderte, Tausende, die neue kreative Ideen auf die Welt gebracht hätten. Oder von denen wir auch in der kreativen Kunst noch viel gehört hätten. Ohne diese Kriege wäre die Menschheit Jahrtausende voraus und in der Erwägung von optimalem Leben weit vorangeschritten.“
A1 lächelte seinen fähigen Mitarbeiter an, der sich nicht nur in der Erdgeschichte gut auskannte, sondern, der sich auch noch gute analytische Gedanken dazu machen konnte, als C6 bereits weiter analysierte:
„Jetzt prahlt dieses eine Land in Mitteleuropa mit einem Exportrekord nach dem anderen. Ist es etwa eine Leistung, möglichst viele Tötungswaffen zu produzieren und zu exportieren? Die Generäle, welchen Landes auch immer, warten doch nur darauf, diese Waffen einzusetzen. Jetzt sind sie wieder dabei, ein Großer im Osten, ein Großer im Westen und viele kleine Große dazwischen. Schaut nur in ihre Gesichter, und Ihr wisst Bescheid, sagte C6.
Und noch einige Ungereimtheiten mehr“, meinte er, „jeden Tag sterben Tausende von Kindern auf der Erde, während sich andererseits die sogenannten Gutsituierten überall in Wohlstand und Gier ergehen, den angebissenen Apfel fortschleudern, weil er nicht genau ihrem Geschmack entspricht. Dort aber, auf der anderen Seite des Wohlstandes fehlen Nahrung und Ärzte. Mit ihren seltsamen Lebensmethoden tun sie alles, um das Leben zu zerstören. Insekten, Vögel, Tiere und ganze Menschengruppen krepieren für alle Zeiten. Und das nennen sie letztlich Erfolg.“
A1 zeigte sich von der Analysekraft seines C6 angetan und meinte lächelnd: „Genug, genug. Ich lass Dir freie Hand. Nutze die Selbstherrlichkeit der Menschen. Bringe den schönen Blauen Planeten zu uns, mach ihn uns untertan.“
Sie schauten sich eine Weile beglückt an.
Bevor A1 ihm den bedeutenden Auftrag erteilte:
„Gut, gehe hin, und tue das, was du tun musst. Sei bereit, hart zu arbeiten und sei vielfältig. Sei kreativ und gedankenschnell.“
Noch einmal machte ihm A1 die Unterschiede zwischen den Wesen und den Planeten klar, weil sich daraus eine Menge an Problemen ergab, aber auch eine Menge an Lösungsmöglichkeiten.
„Gut“, sagte A1.
„Du wirst auf Erden keine Sorgen haben, wie du dort wohnen kannst, oder wovon du dich ernähren sollst. Allerdings wirst du in einem Gebiet landen, in dem du genügend Beispiele von Rücksichtslosigkeit und Überheblichkeit vorfinden wirst. Ich werde mich darum kümmern, dass dir ein gemütliches Heim mit Erholungsgarten zur Verfügung stehen wird. Du wirst einen exzellenten Körper haben, der dir auf Erden schnell Anerkennung und Bewunderung verschaffen wird.
Du wirst klug sein und dennoch wird dein Verstand etwas langsamer arbeiten als hier wegen der starken Anziehungskraft der Erde und denke daran, dein Körper ist auf Frauen einprogrammiert aber auch auf die Anerkennung aller menschlichen Wesen. Mach dich nicht zu abhängig von den Frauen. Die Bedürfnisse deines jugendlichen, wohl gestalteten Körpers werden auch die Frauen anziehen. Du wirst Neider haben. Gehe mit all diesen Qualitäten pfleglich um. Aber du hast sie, um stets Gewinne verbuchen zu können.“
Und das war der Beginn von C6 auf Erden. Ein großes Dilemma begleitete ihn fortan. Seinem Verständnis nach hatte sich A1 nicht deutlich ausgedrückt. Stets schwankte er zwischen der Übernahme der Erde durch Akriba, andererseits hatte sich A1 immer mal wieder geäußert, alles daran setzen zu wollen, die Erde mit ihren Menschen zu erhalten. Und wie stand es mit ihm selbst, fragte sich C6? War er nun für die Übernahme durch Akriba oder war er dafür vorgesehen, die Erde zu retten?
Seine Botschaft lautete eindeutig, die Übernahme zu ergründen und gar zu forcieren. Lastete durch diese Unsicherheiten nicht ein überaus starker Druck auf ihm? Und hatte er diesen Druck nicht durch sein forsches Vorgehen bei der Konferenz selbst herbeigeführt? Nun, einmal losgeschickt hatte er seinen Auftrag zu erfüllen. Und der lautete: Den Planeten Erde unter die Fittiche von Akriba zu bringen, mit all den Menschen, die die nächsten Jahre überstehen würden. Dementsprechend waren auch die Vorkehrungen durch seine Brüder auf Akriba getroffen worden. Es bedurfte keiner weiteren Vorbereitungen, dachte er und ging ziemlich ahnungslos ans Werk.
Es lag keine Zeitperiode zwischen dem Verlassen seines Heimatplaneten und der Ankunft auf der Erde. Seine Gedanken hatten gereicht und er war Mitglied der Erdenbewohner geworden. Dort auf der Erde übernahm er den Körper, den ihm A1 zur Verfügung gestellt hatte. Er wäre glücklich, wenn die gesamte Übernahme so laut- und problemlos laufen würde, dachte C6. Das aber war in weiter Ferne. Eine geräuscharme Übernahme von weit über Sechsmilliarden Akribalern oder auch nur der Hälfte als Erdenbewohner, würde selbst den Menschen auffallen.