Читать книгу Hanseschwestern - Historical Romance Sammelband 6020: 3 Romane - Alfred Bekker - Страница 27
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Die Bediensteten des Hansehauses Wetken zeigten sich überrascht, als unerwartet ein Bote am Dienstboteneingang vorsprachig wurde. Angeblich, um eine Depesche zu überbringen.
Auf die Frage hin, mit welchem Inhalt, verweigerte er die Aussage und betonte, die Depesche sei ausschließlich zur persönlichen Übergabe für Herrn Johann Wetken bestimmt. Er wollte dabei noch nicht einmal verraten, wer ihn überhaupt ausgesendet hatte.
Da verstanden die Bediensteten keinen Spaß: Wenn er nicht sagen konnte, von wem die Depesche stammte, wurde er ganz einfach abgewiesen.
Daraufhin erst bequemte sich der Bote, zuzugeben, dass der Absender Gordula Schopenbrink hieß.
Die Überraschung war perfekt. Was wollte wohl Gordula Schopenbrink ausgerechnet Johann Wetken mitteilen? Was konnte denn da so dringend sein?
Nun hatten sie ausdrücklich in allen Gelegenheiten, die ihren Herrn Johann Wetken betrafen, eindeutig Order, dessen Vater Georg Wetken in Kenntnis zu setzen. Auf jeden Fall noch vor Johann Wetken.
Genau das taten sie dann auch: Georg Wetken erfuhr umgehend, dass Gordula Schopenbrink eine Nachricht hatte für seinen Sohn. Und er dachte sich, dass es wohl tatsächlich besonders dringlich sein musste, wenn sie dafür sogar einen persönlichen Boten entsendet hatte.
Und er wurde neugierig. Immerhin so neugierig, dass er sogleich seinen Sohn aufsuchte und diesem befahl, ihm zu folgen, ohne ihm allerdings mitzuteilen, worum es überhaupt ging. So trug es sich zu, dass sie beide vor dem Boten auftauchten, was dem sichtlich Kummer bereitete.
Bis Georg Wetken ihm unmissverständlich klar machte, dass er sofort die Depesche herausrücken musste, und falls nicht freiwillig, dann würde er nachhelfen lassen.
An seinen höchst erstaunten Sohn reichte er schließlich die Depesche weiter, ohne sie selbst zu öffnen, und meinte dabei mit einem süffisanten Lächeln:
„Von deinem überaus geliebten Schatz Gordula übrigens!“
Das fand Johann gar nicht so lustig, doch er sagte nichts dazu, öffnete die Nachricht, die so überaus dringlich zu sein schien, und las tatsächlich nur einen einzigen Satz darin, den er seinem Vater laut vortrug:
„Wir müssen ganz dringend miteinander reden!“
Zwar hatte Gordula nicht hinzu gefügt, dass es sofort sein musste, doch wenn es wirklich dringlich war, konnte das ja eigentlich nichts anderes bedeuten.
Sein Vater nickte ihm nur grinsend zu und sah anschließend seinem Sohn hinterher, der sofort los lief. Dabei fragte er sich, was da wohl wirklich vorgefallen war.
Er dachte dabei nämlich nicht zufällig an das Hansehaus Brinkmann. Steckte vielleicht sogar wieder Margarethe Brinkmann dahinter?
Es hätte ihn jedenfalls nicht sonderlich verwundert.