Читать книгу Alfred Bekker Krimi Trio #1 - Alfred Bekker - Страница 18
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"Sie haben mich rufen lassen, Mister Flanagan?", fragte One-Eye. Das Haus von Jesper O. Flanagan in der Westlake Road Nr. 432, Newark, New Jersey, war nach dem Vorbild einer römischen Villa erbaut worden. Das Zentrum wurde durch ein Atrium gebildet. Bei schlechtem Wetter wurde es durch Glasscheiben überdacht. Flanagan war ein hagerer Mann in den Fünfzigern. Sein falkenhafter Blick war angestrengt auf die Rosensträucher gerichtet, die er gerade beschnitt. Zwei Dobermänner saßen hechelnd in der Nähe. Einer von ihnen knurrte leise.
One-Eye wartete geduldig ab.
Flanagan ließ durch nichts erkennen, dass er den Gast bemerkt hatte.
Mit fast zeitlupenhaften Bewegungen knipste er überzählige Triebe mit der Rosenschere ab.
Schließlich blickte er in One-Eyes Richtung.
"Kommen Sie näher!", forderte er.
One-Eye gehorchte, ging bis auf zwei Meter an den hageren Mann heran.
"Der Kerl, den Sie zu mir geschickt haben, um mich abzuholen, hat die Sache ziemlich dringend gemacht!", stellte One-Eye fest.
"Das ist sie auch." Flanagan atmete tief durch. Der Blick seiner grauen Augen musterte den Einäugigen von oben bis unten. "Ich will auf den Punkt kommen. Ihre Leute haben dieser Susan Dexter zwei CD-Roms abgenommen..."
"Das ist richtig", bestätigte One-Eye. Er musste unwillkürlich schlucken.
"Auf einer der beiden Scheiben war nichts drauf. Ich brauche aber den gesamten Datensatz!"
"Was?"
Dem Einäugigen fiel die Kinnlade herunter.
Sein Gesicht wurde noch blasser, als es ohnehin schon war.
Flanagan hob die Augenbrauen. "Haben Sie dafür irgendeine Erklärung?"
"Nein, Sir, ich..." One-Eye begann zu stammeln. Schließlich verstummte er.
"Sie wissen, was von dieser Sache abhängt!"
"Sicher."
"Sollte ich herausfinden, dass Sie mich hintergangen haben, dann werden Sie den Tag Ihrer Geburt irgendwann verfluchen. Ich werde Sie nämlich so fertig machen, wie nicht einmal ein Sadist wie Sie sich das vorzustellen vermag."
Ein Muskel zuckte unruhig unterhalb von One-Eyes Auge. Der Kahlköpfige wirkte nervös. "Vielleicht war diese Susan Dexter nicht die einzige Person, der etwas zur Aufbewahrung gegeben wurde."
"Sie glauben, Ron hat die Daten auf mehrere Verstecke verteilt?"
"Warum nicht? Würden Sie das nicht auch so machen, Mister Flanagan?"
Flanagan lachte zynisch. "Ich glaube, Sie überschätzen Ron Dexter. Dessen Hirn arbeitete doch nur noch einwandfrei, wenn es darum ging, den nächsten Kokain-Dealer ausfindig zu machen oder..." Er machte eine kurze Pause. "...jemanden zu töten", vollendete Flanagan dann.
Einige Augenblicke lang herrschte Schweigen.
Flanagan wandte sich wieder dem Beschnitt der Rosen zu. "Vielleicht haben Sie einfach die falschen Leute mit der Sache betraut..."
"Mittlerweile scheint mir das auch so", knurrte One-Eye düster.
Flanagan schnipste mit den Fingern. "Regeln Sie das. Und zwar schleunigst."
"Ja, Sir."