Читать книгу Sammelband 4 Fürstenromane: Liebe, Schicksal, Schlösser - Alfred Bekker - Страница 16

Оглавление

7


Sie verbrachten auch den Abend in der romantischen Stadt am Neckar. Fürst Boris hatte ihnen kein Limit gesetzt, wann sie zurückzukehren hatten. Er war selbst in geschäftlichen Angelegenheiten unterwegs, die wahrscheinlich auch noch den nächsten Tag beanspruchen würden. So riefen sie lediglich in Schloss Hambach an und informierten den Butler, dass sie auswärts speisen würden. Butler Karl verlor kein Wort darüber, dachte sich aber seinen Teil.

Es machte Spaß, einen Bummel durch die zum Teil schon recht alten Studentenkneipen zu unternehmen. Alexander und Jenny zogen von Kneipe zu Kneipe, amüsierten sich prächtig und hatten sich viel zu erzählen. So erfuhr das Mädchen unter anderem, dass die Mutter ihres Begleiters in St. Annen ein kleines Hotel betrieb. Dieses Wissen sollte später von großem Nutzen für sie sein.

Gegen Mitternacht landeten sie dann doch noch in einem sehr ursprünglichen Lokal, das es schon seit Ewigkeiten gab. Hier hockte ein Mann am verstimmten Klavier und sang mit rauchiger Stimme alte Lieder, in die viele der Gäste begeistert einstimmten. Eine bierselige Stimmung, die an den Film und das Musical Alt Heidelberg erinnerte.

»Es war herrlich«, schwärmte Jenny, als sie später nach Hause fuhren. »Genau so habe ich mir Heidelberg vorgestellt.«

»Genau so stellen es sich unzählige Amerikaner vor«, meinte Alexander trocken. »Vielleicht ist dir ja aufgefallen, dass in den Straßen fast mehr Englisch als Deutsch gesprochen wurde.«

»Und Japanisch«, fügte Jenny lächelnd hinzu. »Es ist ja auch wunderschön hier. Die Zeit ist nur so geflogen. Es ist später geworden, als ich dachte. Wesentlich später.«

»Bist du müde?«, fragte Alexander.

»Ach was«, winkte Jenny ab. »Aufgekratzt bin ich. Ich könnte noch so richtig einen draufmachen.«

»Dann tun wir’s doch«, schlug Alexander vor. »Bei mir. Ich habe noch ein gutes Fläschchen Wein im Angebot.«

»Ich weiß nicht so recht«, zögerte Jenny und blickte ihren Begleiter unsicher von der Seite an. »Wenn jemand mitbekommt, dass du und ich allein ... Schon geht das Getratsche los.«

»Um diese Zeit ist keiner mehr wach auf Schloss Hambach«, vermutete Alexander. »Außerdem steht mein Haus etwas abseits. Oder hast du etwa Angst vor mir?«

Jenny lachte, aber es klang nicht besonders fröhlich.

»Ach was«, verneinte sie. »Ich nehme doch an, dass du ein Gentleman bist?«

»Aber das ist doch selbstverständlich«, versprach Alexander. »Oder meinst du, ich möchte dich verlieren, bevor ich dich überhaupt für mich gewonnen habe?«

»Also gut«, willigte Jenny ein.

»Trinken wir halt noch ein Glas Wein bei dir. Aber höchstens auf ein Stündchen. Schließlich musst du morgen früh pünktlich zum Dienst erscheinen.«

»Das lass mal meine Sorge sein«, entgegnete er. »Wann, wo und ob ich erscheine, ist allein meine Sache. Außerdem brauche ich nicht viel Schlaf. Zu meiner Studentenzeit - und das ist ja noch nicht so lange her - haben wir oft die Nächte durchgefeiert und saßen am nächsten Morgen rechtzeitig im Hörsaal. Das soll uns also nicht abhalten, noch für eine Weile zusammen zu sein.«

Aber gerade dieses Zusammensein war es, vor dem Jenny ein wenig Angst hatte. Natürlich traute sie Alexander. Er würde bestimmt nichts von ihr verlangen, das sie nicht zu geben bereit war. Doch inwieweit konnte sie sich selbst trauen? Sie sehnte sich mittlerweile mit jeder Faser ihres Herzens nach ihm, und je länger sie mit ihm zusammen war, umso stärker wurde das Gefühl.

Was würde er von ihr denken, wenn sie ihm heute schon schenkte, wonach er vermutlich ebenfalls Verlangen hatte wenn sie sich einem Mann, den sie noch gar nicht richtig kannte, nach so kurzer Zeit schon hingab?

Dabei hatte sie das noch nie getan, obwohl viele es versucht hatten. Selbst Ted hatte sich lange in Geduld fassen müssen, bis sie ihm mehr als einen Kuss gestattet hatte. Vielleicht kommt es ja gar nicht dazu, hoffte sie und hoffte es auch wieder nicht. Warten wir’s doch einfach ab!

Auf Schloss Hambach war alles ruhig, überhaupt kein Licht brannte mehr. Der einzige, der sich meldete, war Beppo, der alte Schäferhund, der bei den Stallungen seinen Zwinger hatte. Als er Schorschis Motorengeräusch erkannte, beruhigte auch er sich gleich wieder.

»Tritt ein, bring Glück herein!«, bat Alexander, nachdem sie vor dem Verwalterhaus angehalten hatten und ausgestiegen waren. »Schau dich aber nicht so genau um! Es sieht hier ziemlich chaotisch aus.«

So unaufgeräumt, wie Alexander angedeutet hatte, war es gar nicht. Über einem Sessel im Wohnzimmer hingen ein paar Kleidungsstücke, daneben lagen einige Zeitungen und auf dem Tisch im angrenzenden Esszimmer stand noch das Geschirr vom Mittagessen. Ansonsten war die Wohnung sauber.

Alexander forderte Jenny auf, Platz zu nehmen, während er den Wein holte.

»Wenn du möchtest, kannst du im Radio auch noch etwas Musik suchen.«

Jenny fand einen Sender, der wunderschöne Schmusemusik brachte. Alexander schmunzelte, als er mit der bereits geöffneten Weinflasche zurückkam und hörte, für welche zärtlichen Töne sie sich entschieden hatte. Er holte zwei Gläser aus der Schrankwand, goss ein und prostete Jenny zu.

»Auf dich und mich - und dass wir noch oft so zusammensitzen mögen! Bis dass der Tod uns scheidet.«

»Amen!«, sagte Jenny, und als sie daraufhin beide lachen mussten, löste die knisternde Spannung sich ein wenig, die sich unwillkürlich zwischen ihnen aufgebaut hatte.

Sie kehrte zurück, als Alexander Jenny zum Tanz aufforderte und sie sich zu einer zärtlichen Melodie tausend schluchzender Geigen in seine Arme schmiegte.

»Ich liebe dich«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Mein Gott, wie sehr ich dich liebe!«

Als sie mit verhangenen Augen zu ihm aufblickte, suchten seine Lippen ihren süßen Mund, den sie ihm nur zu gern überließ. Keinen Gedanken verschwendete sie inzwischen mehr an Ted. Das Gefühl, das sie Alexander entgegenbrachte, war stärker als alles andere, das sie bis jetzt erlebt hatte. Das musste die Liebe, die einzig wahre Liebe sein. Dagegen verblasste ihre Zuneigung zu Ted zu einem farblosen Nichts.

Alles andere ergab sich wie von selbst und war logische Folge ihrer Zärtlichkeiten, die sie während des Tanzes austauschten. Jenny sträubte sich nicht, als Alexander sie zu entkleiden begann, und tat es ihrerseits mit ihm. Und dann war alles eh nur noch rosarote Wolke, himmlisches Paradies und ein Zaubermeer von Empfindungen.

Später, viel später, lagen sie eng aneinandergekuschelt im Bett und erholten sich von den süßen Strapazen, die sie in zärtlicher Zweisamkeit miteinander durchlebt hatten. Draußen wurde es langsam hell. Die ersten Vögel begannen zu zwitschern. Hambach erwachte zu neuem Leben.

»Woran denkst du?«, erkundigte er sich, nachdem es lange still zwischen ihnen geblieben war.

»Ich überlege, was du wohl von mir denken magst«, erwiderte sie.

»Was sollte ich anderes von dir denken, als dass gestern der schönste Tag meines Lebens war?«

»Hältst du mich nicht für ein leichtfertiges Mädchen, das man schnell haben kann?«

»Wie kommst du denn auf diesen Unsinn?«

»Nun, es könnte doch sein«, meinte sie. »Schließlich ging es ja ziemlich flott mit uns beiden.«

»Na und? Was ist schon dabei? Wir haben es beide gewollt, warum also länger warten?«

»Das ist bei mir sonst nicht so«, beteuerte sie. »Das kannst du mir ruhig glauben. Mir ist selbst schleierhaft, warum ich diesmal so ganz anders reagiert habe als sonst.«

»Vielleicht liegt es daran, dass ich der erste Mann bin, den du wirklich liebst?«, vermutete er lächelnd. »Vielleicht war alles andere lediglich Jugendschwärmerei?«

»Möglich«, räumte sie ein. Sie richtete sich ein wenig auf und schaute ihm besorgt in die Augen. »Du denkst also nicht schlecht von mir?«

»Wie käme ich dazu?«, beruhigte Alexander sie. »Dann müsste ich ja auch von mir schlecht denken.«

»Warum das?«, gab sie zurück. »Bei euch Männern ist das doch anders. Euch bewundert man doch, wenn es euch gelingt, ein Mädchen möglichst schnell herumzukriegen. Wir Frauen werden dagegen gleich als Flittchen und was weiß ich abgestempelt.«

»Du glaubst doch hoffentlich nicht, dass ich dich jetzt für ein Flittchen halte?«

Jenny zuckte die Schultern.

»Jetzt hör aber auf«, schimpfte er gutmütig. »Für mich bist du nach wie vor die süßeste, liebste, begehrenswerteste Frau der Welt.«

»Dann ist es ja gut«, seufzte Jenny glücklich, schloss die Augen und war kurz darauf eingeschlafen.

Sammelband 4 Fürstenromane: Liebe, Schicksal, Schlösser

Подняться наверх