Читать книгу 5 Strand Krimis: Killer, Kohle und Konsorten - Alfred Bekker - Страница 49

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Als Moeller am Tatort eintraf, herrschte dort bereits reger Betrieb. Der Gerichtsmediziner, die Spurensicherung und sein Kollege Simitsch traten sich im Haus der Fellers mehr oder weniger auf die Füße. Bilder wurden gemacht, Spuren gesichert. Zwei Beamte trugen einen Zinksarg herein.

Simitsch gab Moeller schon einmal eine Zusammenfassung seiner Ermittlung - die sich wohl hauptsächlich auf die Aussagen des Ehepaars Feller stützte.

"Am Tathergang dürfte es wenig Grund zu zweifeln geben", meinte Simitsch. "Dieser Kerl ist in die Wohnung ein gedrungen, und Herr Feller hat ihn in Notwehr erschossen, bevor der Täter schießen konnte. Seinem Führerschein nach heißt der Mann Kurt Erichsen. Dem Kaliber seiner Waffe nach könnte er der Mörder von Norbert Wolf sein."

"Fragt sich nur, warum er das getan hat", meinte Moeller.

"Das muss ein Wahnsinniger gewesen sein", meinte Feller, der in der Nähe stand und das Gespräch der beiden Beamten mitangehört hatte. Moeller drehte sich zu dem Gebrauchtwagenhändler herum.

"Sie haben diesen Mann nie gesehen?"

"Nein, nie."

"Und doch wollte er Sie umbringen?"

"Jedenfalls bin ich froh, dass dieser Spuk ein Ende hat!"

"Wir auch", sagte Simitsch.

Nur Moeller mochte irgendwie in diesen Freudenchor nicht mit einstimmen. Wie praktisch!, dachte er. Wahrscheinlich wird man ihm am Ende zwei Morde, einen Mordversuch und Brandstiftung nachweisen. Ein Täter und gleich mehrere Fälle aufgeklärt...

Moeller hatte ein flaues Gefühl in der Magengegend. Er sah zu, wie Erichsens Leiche in den Zinksarg gelegt wurde.

Jener Treffer,mit dem Feller ihn hingestreckt hatte, war sehr präzise. Moeller dachte einen Augenblick darüber nach, dass er kaum in der Lage gewesen wäre, so einen Schuss hinzubekommen.

Seine Ergebnisse am Schießstand waren seit Jahren gleichbleibend schlecht.

"Kann ich mal die Waffe sehen?", fragte Moeller dann.

"Hat der Brenner", meinte Simitsch. Moeller sah sich nach Brenners Verbleib um. Er fand ihn schließlich im Wohnzimmer.

Drei Waffen lagen sorgfältig eingetütet auf dem niedrigen Tisch. Brenner saß in einem der Sessel und versuchte, sich die Latexhandschuhe von den Fingern zu ziehen.

"Drei Waffen?", fragte Moeller.

Brenner sah auf. "Mit der links hat Herr Feller geschossen, mit der mittleren dieser Erichsen..."

"Und die dritte Waffe?"

"Mit der ist überhaupt nicht geschossen worden. Das ist eine Sportpistole", erläuterte Brenner.

Moeller nahm sich Fellers Waffe und betrachtete sie eingehend. Die Seriennummer war abgefeilt. Vorne am Lauf war ein leichter Abrieb zu sehen. Vielleicht hatte mal jemand einen Schalldämpfer aufgeschraubt. Moeller spürte förmlich, wie Feller ihn mit wachsender Ungeduld musterte. Der Gebrauchtwagenhändler war nicht von seiner Seite gewichen, so als glaubte er, Moeller gewissermaßen überwachen zu müssen.

Moeller registrierte das. Er ist nervös, dachte er. Fragte sich nur, warum eigentlich.

"Woher haben Sie diese Waffe?", fragte Moeller schließlich.

"Ich sagte es schon ihrem Kollegen..."

"Dann sagen Sie es mir bitte nochmal!"

"Ich habe sie mir mal von einem dubios wirkenden Kerl besorgt, der wohl irgendwie Verbindungen ins Zuhälter-Milieu hatte. Natürlich kann ich Ihnen keinen Namen nennen. Ich weiß ihn ja selbst nicht. Und mir ist auch bewusst, dass ich durch den Besitz dieser Waffe gegen einige Gesetze verstoßen habe."

"Sie ist nicht registriert, und ich nehme an, dass Sie keinen Waffenschein haben", sagte Moeller kühl. Und dabei dachte er: Mein Gott, Moeller, du hörst dich fast so an wie Klaus Simitsch! Noch zehn Dienstjahre, und du trägst Krawatte oder gehst in die Konzerte von Tom Astor!

"Wenn ich diese Waffe nicht gehabt hätte, wäre ich jetzt wohl nicht mehr am Leben", erklärte Feller kühl. "Wie auch immer Sie es drehen und wenden wollen, Herr Moeller. Es war Notwehr."

Moeller nickte leicht. "Ja, ja", murmelte er. "Es sieht ganz so aus..."

Und warum habe ich dann so ein Bauchgrimmen dabei?, fragte Moeller sich selbst.

Er sah es triumphierend in Martin Fellers Augen aufblitzen.

Nein, dachte Moeller. Das ist nicht nur einer, der froh ist, knapp einem Anschlag entgangen zu sein. Das ist einer, dem noch ganz andere Steine vom Herzen gefallen sind...

Aber das war kein Beweis.

Nicht einmal ein Indiz.

Vielleicht sogar nur Einbildung.

Verrenn' dich nicht, Moeller!, sagte eine warnende Stimme in ihm. Sei ein Sportsmann! Erkenne, wann das Spiel aus ist! Du warst auf dem Holzweg!

Martin Feller redete wortreich auf Moeller ein, erläuterte ihm jedes Detail. Sein Mund bewegte sich unablässig und Moeller dachte genervt: Manche Leute trinken Quasselwasser oder Schnaps, um ihre Zunge zu lösen, und ein Martin Feller legt halt jemanden um...

Was will er damit nur überspielen?, überlegte Moeller.

Der Kommissar hörte gar nicht mehr auf die einzelnen Worte.

Für ihn klang das Gerede in diesem Moment wie ein diffuser Tonbrei.

Wie sieht die Hölle aus?, dachte er. Einen Tag lang dazu gezwungen zu sein, die Musik von Tom Astor oder Heino zu hören oder dieses Gesabbel?

Er mochte nicht entscheiden, was schlimmer war.

Statt dessen schaltete er einfach ab.

Moeller hörte im Kopf die fulminanten, geradezu wahnwitzigen Läufe aus Charlie 'Bird' Parkers Stück AH-LEU-CHA.

Markus 'Bird' Moeller. Klingt doch auch nicht schlecht, oder?, ging es dem Kommissar durch den Kopf. Er dachte daran, den Song mal aufzunehmen, ließ den Plan in der nächsten Sekunde aber wieder fallen. Wahrscheinlich würde er beim Saxophonspielen nur einen Knoten in die Finger bekommen. Bei den Wahnsinnsläufen!

Martin Fellers Gerede wirkte auf Moeller wie Kaufhausmusik im Hintergrund. Man nahm sie erst war, wenn sie plötzlich nicht mehr lief und jemand sagte: "12 bitte 13!"

Moeller blickte quer durch den Raum.

Carola Feller stand am Fenster. Sie wirkt sehr nachdenklich und schaute hinaus. Die Arme hatte sie vor der Brust verschränkt. Ihre Augen waren rot umrandet.

Moeller ließ den Gebrauchtwagenhändler einfach stehen und trat neben sie.

"Muss ein Schock für Sie gewesen sein", sagte er, um Verständnis zu signalisieren.

Sie sah Moeller kurz an, antwortete aber nicht.

"Ich denke, dass Sie jetzt aufatmen können, Frau Feller."

Ihr Lächeln war dünn. "Sicher", murmelte sie.

Moeller hörte einen klagenden Saxophonton in seinem Kopf.

5 Strand Krimis: Killer, Kohle und Konsorten

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