Читать книгу 5 Strand Krimis: Killer, Kohle und Konsorten - Alfred Bekker - Страница 55
49
ОглавлениеMartin Feller saß in sich gekehrt vor einer Tasse Kaffee.
Er blickte nicht auf, als Sven in die Küche kam und sich einen Teller Cornflakes auffüllte, wobei er mindestens eine Handvoll auf dem Boden verstreute.
"Wo ist Mama?", fragte Sven.
"Schläft noch", murmelte Feller.
Sven zuckte die Schultern und schüttete Milch und Zucker über die Flocken.
"Macht sie doch sonst nie", meinte er dann mit vollem Mund.
"Macht sie heute aber. Sie hat erst später Dienst."
"Was ist eigentlich los mit euch? Ihr redet kaum noch miteinander, ihr scheint euch so weit wie möglich aus dem Weg zu gehen..."
Feller blickte auf. Sein Blick war leer.
"Wir werden uns trennen", kündigte er dann an.
"Aber... Warum?"
Schulterzucken.
"Es geht halt nicht mehr."
Sven hörte zu kauen auf.
"Einfach so?", fragte er dann.
Feller schüttelte den Kopf.
"Nein, nicht einfach so."
"Und wann?"
"Sie sucht eine Wohnung, aber das ist nicht so einfach. Das weißt du ja."
Das Telefon klingelte. Feller stand auf und schlurfte in den Flur. Sven hörte, wie er abhob und sich meldete.
"Ja?"
"Hier ist Charly."
Feller atmete tief durch. Das konnte eigentlich nichts Gutes bedeuten.
"Charly! Was gibt's!"
Es redete nicht lange drum herum.
"Du, wir haben hier Schwierigkeiten mit einem ungedeckten Scheck! Am besten, du kümmerst dich selbst um die Sache!"
"Mein Gott, Walter!", brummte Feller und grunzte dann eine Sekunde später: "Ja, ich bin gleich da!"
Er knallte den Hörer auf die Gabel und kam zurück in die Küche geschlurft.
Er wandte sich an seinen Sohn, der gerade dabei war, ausgiebig in der Nase zu bohren.
"Sagst du deiner Mutter, dass ich mit der Reparatur von ihrem Golf noch nicht fertig bin?"
"Warum steht er dann noch immer bei uns auf dem Hof, anstatt in der Werkstatt?"
"Charly holt ihn nachher ab. Also, du sagst es deiner Mutter, woll?"
"Ja, wenn ich sie noch sehe", murmelte Sven undeutlich und ohne aufzublicken.
"Versprichst du es mir?"
"Ja."
"Sag ihr, sie soll meinen Wagen nehmen. Und ich nehme den Bulli."
Sven atmete tief durch und sah seinen Vater ziemlich genervt an.
"Ich sag's ihr."
"Bestimmt?"
"Bestimmt."
"Bis nachher, Junge."
Als Feller hinausging, kam ihm eine äußerst bieder gekleidete Dame entgegen. Sie trug einen dunklen Faltenrock, obwohl sie dafür vermutlich dreißig Jahre zu jung war. Die dunklen Bügel ihrer Brille verstärkten den strengen Zug ihres Gesichts.
"Darf ich Sie einen Moment stören?" Es war nur eine rhetorische Frage. Sie wartete Fellers Erwiderung gar nicht ab. "Ich komme von der Freien Kirche des christlichen Fundamentes. Vielleicht haben Sie schon davon gehört, dass..."
"Hören Sie, ich habe keine Zeit", knurrte Feller.
"In der Presse werden Sie sicher gelesen haben, dass eine Filiale von Beate Uhse nach Lüdenscheid kommen soll. Vermutlich in der Hochstraße. In der Nähe befinden sich zwei Schulen und unsere jungen Menschen sind auf diese Weise schutzlos der Unmoral ausgeliefert. Jesus sagt: 'Lasst die Kinder zu mir kommen!' Sie sind das Wichtigste! Wir müssen vor allem sie vor dem Einfluss Satans schützen..."
"Entschuldigen Sie, ich habe andere Probleme", erwiderte Feller schroff. Er ging einfach an ihr vorbei.
"Möchten Sie vielleicht ein klärendes, seelsorgerisches Gespräch?"
Feller drehte sich noch einmal kurz um. "Nein, danke!" Und mit bissigem Unterton fügte er dann hinzu: "Und im übrigen werde ich diesen Laden sicher häufiger betreten, als Ihr Gemeindezentrum!"