Читать книгу 5 Strand Krimis: Killer, Kohle und Konsorten - Alfred Bekker - Страница 54
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ОглавлениеAls Carola Feller an diesem Tag das Hauptpostamt verließ, schien die Sonne. Sie hatte Feierabend, aber sie wollte noch nicht nach Hause.
Sie ließ ihren Wagen auf dem Parkplatz am Hauptpostamt stehen und ging den schmalen Fußweg entlang, der zwischen Rathaus und Musikschule auf die Altenaer Straße führte, die bereits zur Fußgängerzone in der Innenstadt gehörte. Es war viel los. Das gute Wetter hatte die Leute aus den Häusern geholt. Cafés hatten Stühle und Sonnenschirme aufgestellt.
Ein Straßenkünstler brachte ein Abbild der Lüdenscheider Erlöser-Kirche auf das Pflaster, das er von einer Postkarte herunterkopierte.
Carola ließ sich von der Menge treiben, bis sie den Sternplatz erreichte. Links war etwas grün, ansonsten herrschten Stahl, Beton und Glas vor.
"Heh, warte mal!", rief eine Frauenstimme hinter ihr und riss sie aus ihren Gedanken.
Carola drehte sich um.
Ihre Kollegin Ingrid kam ihr entgegen.
"Hör mal, Carola, du lässt dich in letzter Zeit nirgends mehr sehen..."
"Naja..."
"Ist irgend etwas?"
"Nein."
"Hör mal, ich habe ein bisschen Zeit. Kommst du mit auf einen Cappuccino oder ein Eis?"
Carola sagte nicht nein.
Im nahen Stern-Center gab es eine Eisdiele. Gleich nebenan war ein Schwimmbad, nur durch eine Glaswand getrennt. Das sorgte für eine Art Urlaubsatmosphäre. Der leichte Chlorgeruch war ein Teil davon.
Carola hörte Ingrids Erzählungen kaum zu. Wie durch Watte hörte sie die neuesten Scheidungsgerüchte aus dem Kollegenkreis, die immer wieder durch kreischende Kinder aus dem Schwimmbad unterbrochen wurden, die sich todesmutig vom Einmeterbrett stürzten.
"Erzähl du doch mal was", forderte Ingrid dann. "Du bist so schweigsam. Ist was?"
Carola sah Ingrid an und fragte dann: "Sag mal, kennst du einen zuverlässigen Anwalt und Notar?"
"Oh", machte Ingrid. "So schlimm ist es schon mit euch. Das überrascht mich aber!"