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Der Singsang der Kuttenträger schwoll an. Steigerte sich immer mehr, bis Bruder Maleficius mit dem Zeigefinger der linken Hand ein Pentagramm in die Luft malte. Von einer Sekunde zur anderen war es still.

Bruder Maleficius stellte sich vor den Altar, kniete nieder.

"Heute möchten wir eine neue Schwester in die Schar deiner Anhänger aufnehmen, oh Herr des Bösen und der Verdammnis!", rief der Narbige.

Seine Worte hallten zwischen den hohen Kirchenmauern wider.

"Dein Wille geschehe, Satan", so antwortete der Chor der Kuttenträger. "Wie in der Hölle, so auf Erden."

Bruder Maleficius erhob sich wieder, drehte sich herum.

"Tritt vor, Schwester der Schande!", rief er.

Eine relativ zierliche Gestalt unter den Kuttenträgern machte einen Schritt nach vorn.

"Zeige dich!", forderte Bruder Maleficius. Die Kapuze glitt zurück. Ein brauner Haarschopf wurde sichtbar. Das Kerzenlicht beleuchtete das feingeschnittene Gesicht einer jungen Frau. Sie ließ die Kutte über die Schultern gleiten. Darunter trug sie nichts. Ihr wohlgeformter Körper war mit magischen Zeichen bemalt. Einer der anderen Kuttenträger reichte der jungen Frau einen messingfarbenen Kelch.

"Trink!", forderte Bruder Maleficius. "Trink, auf das du in das Reich Satans einkehrst und als seine Dienerin zurückkehrst!"

Die junge Frau trank den Inhalt des Kelches aus. Plötzlich fiel ihr der Kelch aus der Hand. Ihr Körper verlor den Halt. Sie sank in sich zusammen. Bruder Maleficius fing sie auf. Er griff ihr unter die Arme. Einer der anderen Kuttenträger kam herbei, fasste sie unter den Knien.

Sie wurde auf den Altar gehoben und dort abgelegt.

Ihre helle Haut schimmerte im flackernden Licht der Kerzen. Die im Halbkreis stehenden Satansjünger begannen wieder mit ihrem Singsang. Sie beteten magische Formeln vor sich hin.

"Dominum Satanicum!", rief Bruder Maleficius laut.

Er stellte sich vor den Altar, breitete die Arme aus und wiederholte diesen Ruf insgesamt sechsmal.

Dann holte Maleficius eine kleine silberfarbene Dose unter seiner Kutte hervor. Er öffnete sie. Ein leuchtendes, fluoreszierendes Pulver war darin enthalten.

"Hinabgestiegen bist du in das Reich des Todes! Nimm jetzt das Salz des Lebens und kehre zurück aus der Unterwelt als SEINE Dienerin auf ewig!"

Maleficius nahm eine Prise des fluoreszierenden Pulvers, öffnete mit der anderen Hand ihre Lippen und flößte es ihr ein.

Die Dose ließ er in den weiten Ärmeln seiner Kutte verschwinden.

Mit der rechten Hand griff er der jungen Frau auf den Bauch. Am Mittelfinger befand sich ein breiter Ring. Ein roter Stein war auf der Handinnenseite. Daneben trat eine kaum sichtbare Injektionsnadel hervor.

Maleficius drückte zu.

Der Einstich war kaum zu sehen, als er die Nadelring zurückzog.

"Erwache, Tochter des Bösen!", rief er.

Es herrschte absolute Stille.

Man hätte in diesem Augenblick eine Stecknadel fallen hören können.

Maleficius wiederholte seinen Ruf. "Erwache, Tochter des Bösen!"

Aber die junge Frau rührte sich nicht.

Ihre Augen blieben starr wie die einer Toten.

Einer der anderen Satansjünger schnellte herbei. Er fasste die junge Frau bei den Schultern. "Dolores!", rief er. Dann tastete nach ihrem Puls.

Er nahm seine Kapuze vom Kopf. Das Gesicht eines jungen Mannes mit dunklen Locken und einem dünnen Oberlippenbart kam zum Vorschein. Angst leuchtete in seinen Augen. "Scheiße, Mann, die ist tot!", rief er. Sein Gesicht wurde leichenblass. Er wandte sich an Maleficius. "Weißt du eigentlich, wen du da umgebracht hast, du Spinner?"

"Immer schön ruhig bleiben, Brett!", erwiderte der Narbige.

Zwei Alfred Bekker Krimis: Böser Bruder & Katzenjammer für einen Mörder

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