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Ein übler Geruch schlug mir entgegen, als ich aus dem Sportwagen stieg. Hunderte von kreischenden Möwen kreisten über der Mülldeponie Cannary Lane auf Staten Island. Etwa ein Dutzend Einsatzfahrzeuge von City Police, State Police und FBI parkten zwischen den sich auftürmenden Müllbergen. Dazu noch die Wagen des Coroner sowie einiger Spezialisten der Scientific Research Division.

Die Agenten Clive Caravaggio und Fred LaRocca sprachen gerade mit dem zuständigen Chief der Homicide Squad. Agent Medina stand ein paar Meter weiter und blickte auf ein in blaue Plastikfolie eingewickeltes Paket, das etwa die Größe eines menschlichen Körpers hatte.

"Ich hoffe, wir haben hier nicht allzu lange zu tun", raunte mir mein Freund und Kollege Milo Tucker zu. Er rümpfte die Nase. "Es könnte wenigstens eine frische Brise vom Atlantik her wehen!"

"Du wirst es schon überleben", erwiderte ich.

"Von einer Gasmaske hat mir vor diesem Einsatz niemand etwas gesagt."

"Gehört die nicht zur Standard-Ausrüstung - so wie die Kevlar-Weste?"

"Haha, selten so gelacht!"

"Eigentlich sollten wir die immer im Kofferraum haben."

Wir erreichten Clive.

Der stellvertretende Leiter des FBI Field Office New York grüßte uns knapp und deutete anschließend auf den Mann neben sich. "Das ist Captain Riley von der Homicide Squad des 103. Reviers. Er hat uns gerufen."

Ich nickte Riley freundlich zu. "Es hieß, eine Leiche sei hier auf der Deponie gefunden worden."

Captain Riley nickte. "Wenn es sich allerdings nur um irgendeine Tote handeln würde, hätten wir nicht den FBI verständigt", erklärte er.

"Um wen handelt es sich?", fragte ich.

"Um Dolores Montalban, die Tochter des Mannes, der in Spanish Harlem als El Columbiano bekannt ist. Der Name sagt Ihnen sicher etwas. Er gilt als graue Eminenz im Kokain-Geschäft gilt. Vor drei Tagen ging eine Vermisstenanzeige ein. Und jetzt finden wir Dolores hier nackt und in Plastik verpackt auf der Müllhalde."

"Wann wurde sie gefunden?", erkundigte sich Clive.

"Vor anderthalb Stunden. Einer der Bulldozer-Fahrer hat das Paket bemerkt. Die Plastikhülle war beschädigt. Eine Hand ragte heraus."

"Verstehe", brummte Clive. Der Italo-Amerikaner fuhr sich mit einer schnellen Bewegung über das Gesicht. Die Hitze und der Geruch setzten uns allen zu.

"Wie konnten Sie Dolores Montalban so schnell identifizieren?", fragte ich.

"Die Tote hat eine Tätowierung zwischen den Schulterblättern, die ziemlich ungewöhnlich ist", antwortete der Captain. "Ein umgedrehtes Kreuz. In der aktuellen Vermisstenliste für New York City gibt es niemanden sonst, der dieses Merkmal aufweist."

"Verstehe."

"Außerdem ist Dolores Montalban vorbestraft. Kirchenschändung, Schändung von Grabstätten und dergleichen mehr. Ein Verfahren ist übrigens noch nicht abgeschlossen. Zusammen mit ein paar Mittätern soll sie nachts in die methodistische Kirche St. Andrew an der Delaware Road in Paterson, New Jersey eingedrungen sein und dort die Wände mit Schweineblut bemalt haben."

Riley führte uns zu der Stelle, wo die Tote aufgefunden worden war. Der Gerichtsmediziner beugte sich über das Plastikpaket, das von einem Mitarbeiter der Scientific Research Division teilweise aufgeschnitten worden war. Die Tote war vollkommen nackt. Eigenartige Zeichen waren auf ihren Körper gemalt worden. Kreise, Pentagramme, Sechsecke. Vermutlich hatten sie irgendeine okkulte Bedeutung.

"Was ist die Todesursache?", wandte sich Clive Caravaggio an den Gerichtsmediziner, einen etwa vierzigjährigen Mann mit hoher Stirn. Ich kannte ihn flüchtig. Sein Name war Sounders. Er machte ein ziemlich ratloses Gesicht, zuckte die Achseln. "Akuter Herzstillstand", sagte er. "Viel genauer kann ich dazu noch nicht Stellung nehmen."

"Mir hat Dr. Sounders auch noch nicht mehr verraten", erklärte Riley. "Aber bei einer Toten, die so verpackt auf einer Müllkippe abgelegt wird, kann man wohl kaum eine natürliche Todesursache annehmen."

Dr. Sounders bückte sich und klappte die Plastikplane ein ganzes Stück zur Seite, sodass der Rumpf der Toten vollständig sichtbar wurde. Der Arzt deutete auf einen winzigen roten Punkt in der Nähe des Bauchnabels. "Das könnte die Folge einer Injektion sein."

"Sie meinen, Dolores Montalban wurde vergiftet?", fragte Clive.

"Alles noch Spekulation. Ich habe den Verdacht, dass Miss Montalban ein muskellähmendes Mittel verabreicht bekam. Genaues kann ich Ihnen natürlich erst nach einer eingehenden Obduktion sagen." Sounders deutete zu den Achselhöhlen. "Sie sehen hier die Hämatome. Unter den Knien sind ähnliche Stellen zu finden. Die Tote wurde von zwei Personen getragen, als sie noch lebte. Aber sie war vermutlich vollkommen gelähmt und konnte keinerlei Muskelspannung aufbieten. Sonst wären diese Hämatome nicht in der vorliegenden Form entstanden."

Sounders deckte die Plastikplane wieder über die Tote.

Mehr konnten wir vom Coroner im Moment nicht erfahren.

"Diese Zeichen - das sieht mir nach irgendwelchen satanistischen Ritualen aus", meinte Milo. "Passt zu der Tätowierung auf dem Rücken und ihren Vorstrafen."

Riley nickte. "Das umgedrehte Kreuz ist ein Satanistenzeichen."

"Weiß Mister Montalban schon vom Tod seiner Tochter?", erkundigte sich Clive.

Captain Riley schüttelte den Kopf. "Nein, wir dachten, dass ihr vom FBI diesen unangenehmen Job übernehmen würdet!"

Clive nickte. "Verstehe." Er wandte sich an mich. "Montalban und ich sind vor Jahren mal böse zusammengerasselt. Er wird sich an mich erinnern..."

"...und jetzt hast du wenig Lust, ihm gegenüber zu treten!", schloss ich.

Clive nickte. "Es geht darum, so viel wie möglich an Informationen aus dem Kerl herauszubekommen. Wenn ich dabei bin, trägt das wahrscheinlich nicht gerade zu einer guten Gesprächsatmosphäre bei."

"Wir machen das schon", mischte sich Milo ein. "Das war's doch, was du hören wolltest, oder?"

"Ihr habt was bei mir gut", sagte Clive.

"Wir kommen darauf zurück", erwiderte ich.

"Ich hoffe nur, dass das Ganze nicht der Auftakt zu einem Krieg zwischen den Drogenkartellen ist!", meldete sich Agent Fred LaRocca zu Wort. "Schließlich wissen wir nicht, ob der Zusammenhang zum Satanismus nicht vielleicht nur vorgetäuscht ist."

"Dazu hat mir Nat noch etwas Interessantes gesagt, kurz bevor ich das Field Office verließ, um her zu kommen", ergänzte Clive an mich und Milo gerichtet. Nat Norton war ein Kollege aus dem Innendienst, dessen Spezialgebiet die Betriebswirtschaft und das Aufspüren von Geldströmen war. "Nach Nats Angaben hat es auf Montalbans bekannten Konten sehr bemerkenswerte Bewegungen gegeben. Auffällig sind unter anderem mehrere Barabhebungen von jeweils über einer halben Million Dollar."

"Dann wurde Montalban vielleicht erpresst", entfuhr es mir.

"Das war auch mein erster Gedanke, Jesse."

Zwei Alfred Bekker Krimis: Böser Bruder & Katzenjammer für einen Mörder

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