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Commander Willard Reilly lag wach in seiner Kabine, obwohl er besser geschlafen hätte, wenn er nicht die nächste Wachperiode vollkommen übermüdet beginnen wollte.

Aber da war etwas, das ihm den Schlaf raubte und verhinderte, dass er zur Ruhe kam. Er betrachtete das Metallrelief, das auf seine Veranlassung hin angebracht worden war.

Es stellte ein Wikingerschiff dar.

Was hätte einer dieser Nordmänner seinerzeit gesagt, wenn sein Vater von ihm verlangt hätte, immer dieselbe Linie zu fahren – von einem Ende des Heimatfjords zum anderen? Wahrscheinlich hätte sich das keiner diese kühnen Seefahrer jemals gefallen lassen!

Commander Reilly erhob sich schließlich von seinem Bett und verließ die Einzelkabine, die ihm als Captain der STERNENKRIEGER zustand. Angesichts der räumlichen Enge, die an Bord des zylinderförmigen Raumschiffs bestand, war dieses Privileg nicht hoch genug zu schätzen, wie Reilly sehr gut wusste.

Der Captain der STERNENKRIEGER suchte einen der Aufenthaltsräume auf und zog sich einen Syntho-Drink.

Bruder Patrik saß an einem der Tische und aß einen Salat. Daneben lag ein Handheld-Computer auf dem Tisch, dessen Display aktiviert war.

Ihm gegenüber hatte Fähnrich White Platz genommen. Die junge Technikerin aus Morton Gorescus Maschinenraum-Crew hatte ein beinahe entrückt wirkendes Gesicht während sie den Wort reichen Ausführungen des Olvanorers lauschte. Padraig sprach ausführlich über einige Spekulationen, die ihm in Bezug auf das Volk der Xabo durch den Kopf gingen. Bruder Padraig bezog sich dabei allerdings vor allem auf die Veränderungen in Weltanschauung und Religion. Seiner Ansicht nach musste sich ein traumatisches Fluchterlebnis, wie es die Xabo in Bezug auf die Qriid zweifellos hinter sich hatten, auf die gesellschaftliche Ordnung ihrer neuen Heimat auswirken.

„Was Sie alles wissen, Bruder Padraig!“, hauchte Catherine White. „Beeindruckend!“

„Das meiste sind nur Vermutungen“, erwiderte Padraig. „Vermutungen, bei denen ich mir im Übrigen noch nicht einmal wirklich wünschen kann, dass ich damit Recht behalte!“

Catherine White blickte auf das Chronometer an ihrem Handgelenk, das Teil des persönlichen Armbandkommunikators war, den jedes Besatzungsmitglied der STERNENKRIEGER während seines Dienstes an Bord tragen musste. „Ich hatte ganz vergessen, dass ich eine Extra-Schicht übernommen hatte und jetzt augenblicklich in den Maschinenraum gehen muss.“

„Sie vertreten den L.I., nicht wahr?“, fragte Bruder Padraig.

Catherine White war völlig perplex. Sie sah den Olvanorer-Mönch erstaunt an. „Woher wissen Sie das?“

„Ich beobachte vieles. Unter anderem meine Gesprächspartner.“

„Und das können Sie dadurch sehen?“

„Ich bin kein Hellseher oder dergleichen, sondern ziehe nur meine Schlüsse aus dem, was mein Bewusstsein an Informationen intuitiv aufnimmt. Das ist alles. Bei Ihnen ist mir aufgefallen, dass Sie offenbar ein weiches Herz haben. Sie können Gorescu nichts abschlagen – und das hängt mit seiner familiären Situation zusammen.“

„Wie auch immer, Bruder Padraig. Wir können unsere Unterhaltung gerne in Kürze fortsetzen, aber ich habe mich nun mal in den Dienstplan eingetragen und das bedeutet für einen Raumsoldaten des Space Army Corps auch, dass er pünktlich ist und man sich auf ihn verlassen kann!“

„Sicher. Aber gestatten Sie mir dennoch eine Frage, Fähnrich!“

„Ganz bestimmt nicht jetzt, Bruder Padraig. Ich muss jetzt los!“

White bemerkte den Captain und nahm Haltung an.

„Wegtreten und rühren, Fähnrich“, sagte Willard Reilly.

Innerhalb weniger Augenblicke hatte sie den Raum verlassen.

Dann wandte sich Reilly an Bruder Padraig. „Darf ich mich zu Ihnen setzen?“

„Natürlich.“

„Ich möchte Ihnen eine Frage stellen, die mich im Moment tief bewegt.“

„Nur zu! Ich bin Ihr Berater und damit Ihr erster Ansprechpartner.“

„Trotzdem ist es nicht ganz einfach für mich, diese Sache anzusprechen“, erklärte Commander Reilly.

„Dann handelt es sich um ein privates Problem?“

„Ja, Bruder Padraig.“

„Sofern ich helfen kann, tue ich das gern.“

Commander Reilly nippte an seinem Syntho-Drink und beugte sich dann etwas vor, um nicht so laut sprechen zu müssen. „Stimmt es, dass der Orden seine Mitglieder nach bestimmten Kriterien aussucht und sie bereits lange zuvor daraufhin beobachtet, in wie fern sie für den Orden geeignet sind?“

„Würden Sie nicht auch jeden Gast erst eingehend prüfen, bevor Sie ihn in Ihre Wohnung lassen?“

„Das ist keine Antwort auf meine Frage!“

„Entschuldigen Sie. Es war nicht meine Absicht, Ihnen auszuweichen, Captain!“

Was denn sonst?, fragte sich Reilly unwillkürlich. Diese Kunst habt ihr Olvanorer doch perfektioniert. Ihr nennt das dann Diplomatie.

Reilly erklärte: „Meine Frage ist nun, nach welchen Kriterien Ihre Ordensmitglieder den Nachwuchs auswählen?“

„Das ist nicht wirklich die Frage, die Sie mir stellen wollen. Sie dient nur dazu, eine andere Frage zu verdecken!“, erwiderte Bruder Padraig.

„Was meinen Sie damit?“

„Ihr Bruder ist Mitglied unseres Ordens, nicht wahr?“

„Ja“, nickte Reilly.

„Sie haben Schwierigkeiten damit, dass nicht Sie es waren, den unsere Scouts beobachtet und erwählt haben. Sie können nicht akzeptieren, dass an Ihrem Bruder etwas sein soll, das Ihnen zu fehlen scheint.“

„Nein. Sie missverstehen mich.“

Bruder Padraig lächelte nachsichtig.

„Sie wollen wissen, was es ist, das Ihren Bruder zu einem Olvanorer macht. Ich hingegen versuche Ihnen klar zu machen, dass es darauf nicht ankommt. Jeder Mensch hat seinen Wert aus sich selbst heraus und nur ein Narr sucht sein Maßstab bei einem anderen Individuum.“

„Sie wollen mir die Kriterien nicht nennen, nach denen Olvanorer erwählt werden!“, stellte Commander Reilly fest. „Es scheint sich also um eine Art Ordensgeheimnis zu handeln, habe ich recht?“

„Es spielt für Sie keine Rolle, Captain. Schließlich sind Sie ja kein Olvanorer und obgleich Sie viel Zeit damit vergeudet haben mögen, darüber zu rätseln, was Ihr Bruder Ihnen voraushaben mag, so hatten Sie doch im Inneren Ihrer Seele niemals vor einer zu werden.“

„Das mag sein“, gab Reilly zu.

„Sie haben Ihren Platz gefunden, Commander Reilly. Sie genau so wie Ihr Bruder. Und damit sollten Sie es bewenden lassen.“

Vielleicht hat er recht!, dachte Willard Reilly schließlich. Wahrscheinlich ist es sehr viel einfacher, einen Pudding an die Wand zu nageln als von einem Olvanorer eine Information zu entlocken, die dieser nicht preisgeben will!

Reilly und Sunfrost: Chronik der Sternenkrieger 8 Romane

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