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Nirat-Son fühlte sich wie ein welkes Blatt im Wind, auch wenn es so etwas nur in seiner Heimat auf Qriidia gab und ganz gewiss nicht hier in dieser eisigen Einöde. Die Koordinaten, an denen Re-Lim und seine Gruppe zuletzt geortet worden waren, hatte er längst erreicht. Während die mörderischen Winde dieses Eisplaneten ihn hin und her schaukelten, versuchte der Tanjaj-Rekrut die Umgebung mit Hilfe eines Ortungsgeräts zu erfassen.

Schneefall hatte eingesetzt. Der Himmel war vollkommen grau geworden. Das Antigrav-Pak auf Nirat-Sons Rücken war kaum noch dazu in der Lage, ihn zu stabilisieren. Der Qriid schwebte zu Boden.

Sein Tanjaj-Nom hatte ihm den Befehl gegeben, die letzte Position von Re-Lims Gruppe aufzusuchen, während er selbst mit dem Rest seiner Tanjaj den Rückweg zu Beiboot angetreten hatte. Nirat-Son war sehr wohl bewusst, dass die Aufgabe, die sein Vorgesetzter ihm übertragen hatte, alles andere als ungefährlich war. Aber es entsprach der Tradition der Qriid, notfalls den Jüngsten zu opfern, um die anderen zu retten. In so fern wäre ihm auch niemals eingefallen, sich etwa mit einem Hinweis auf seine geringe Erfahrung gegen diesen Befehl zu wenden oder deswegen auch nur einen ärgerlichen Gedanken zuzulassen.

Er war ein Tanjaj-Rekrut und das bedeutete letztlich, dass er viel leichter zu ersetzen war als ein Tanjaj-Nom oder ein noch höherer Offizier. Schließlich ging es niemals in erster Linie um die Interessen des Individuums, sondern um die Errichtung der Göttlichen Ordnung im Universum. Der Wille Gottes, verkündet durch dessen Stellvertreter auf dem Thron in Qatlanor auf Qriidia, zählte und sonst gar nichts. Milliarden qriidischer Eierlegerinnen waren schließlich unablässig mit der Reproduktion neuer Tanjaj beschäftigt, die den Blutzoll, den der Heilige Krieg und die permanente Expansion kosteten, ausgleichen konnten.

Die in Thermostiefeln steckenden Krallenfüße des Tanjaj sanken einen halben Zentimeter in den frisch gefallenen Schnee ein, der sich unter der Last seines eigenen Gewichts nach und nach zu Eis verdichten würde, das dem Panzer, der diese Welt umgab, eine weitere Schicht hinzufügte.

Der Temperaturanzeiger zeigte Nirat-Son, dass es innerhalb der letzten Qriidia-Stunde noch wesentlich kälter geworden war. In dem Display seiner Schutzbrille blinkte ein Warnsignal auf, das ihn darauf hinwies, dass es unerlässlich war, die Heizfunktion seines Thermoanzugs an die Gegebenheiten anzupassen. Außerdem wurde ein Überblick über den Energiestatus des Anzugs eingeblendet.

Nirat-Son regulierte die Heizfunktion und konzentrierte sich anschließend wieder auf die Anzeigen seines Ortungsgerätes. Er hatte nach Signaturen der technischen Geräte gesucht, aber nichts gefunden. Weder von den Hand-Trasern noch von den Funkgeräten oder den Ortungsgeräten. Gerade bei letzteren war die Abschirmung in Bezug auf elektromagnetische Emissionen noch stark verbesserungsfähig, was andererseits aber auch die Ortung und vor allem die eindeutige Identifikation erheblich erleichterte. Aber nichts dergleichen zeigte sich bei den Anzeigen.

Nirat-Son musste sich gegen eine besonders heftige Windböe stemmen, die ihn beinahe zu Boden gerissen hatte. Der Sturm würde in Kürze vielleicht eine Intensität erreichen, die einen Aufenthalt im Freien zu einer ziemlich gefährlichen Angelegenheit machten. Aber Nirat-Son dachte nicht daran, jetzt aufzugeben und zum Beiboot zurückzukehren. Er hatte einen Auftrag bekommen. Einen Befehl. Und für einen Tanjaj war der Befehl eines Vorgesetzten mittelbar der Wille

Gottes. Etwas, das unbedingt erfüllt werden musste, denn der Aarriid war der Stellvertreter des Höchsten und seine Tanjaj-Offiziere und Priester wiederum waren die Stellvertreter des Stellvertreters.

Es war für Nirat-Son nahezu undenkbar, ohne die Erfüllung seines Auftrags zu seinem Tanjaj-Nom zurückzukehren, mochte er dabei auch gezwungen sein, ein hohes persönliches Risiko einzugehen.

Wenigstens die Signatur der Anzüge müsste zu orten sein – und wenn deren Energiestatus auf Null steht, müsste das Material sofort auffallen!, dachte Nirat-Son. Es sei denn, sie sind gar nicht mehr hier und jemand hat sie – gefangen genommen!

Dieser Planet barg ohne Zweifel unbekannte Gefahren, die offenbar auch der ersten qriidischen Expedition zum Verhängnis geworden waren.

Ob die schnabellosen Eingeborenen etwas damit zu tun hatten, war in Nirat-Sons Augen sehr unwahrscheinlich, da ihr technischer Standard nach allem, was man darüber wusste, von einem primitiven Niveau geprägt war.

Vielleicht suche ich einfach nach der falschen Sache!, ging des Nirat-Son durch den Kopf, während er die Einstellungen seines Ortungsgerätes veränderte.

Und dann wurde er fündig.

Er fand kalkhaltiges, organisches Material.

Der Schrecken fuhr dem Tanjaj in die Krallenarme.

Knochen!

Er ging ein paar Schritte, bis er einen Hügel erreichte. Eine kleine Schneeverwehung hatte sich gebildet.

Mit den in widerstandsfähigen Thermohandschuhen steckenden Pranken, die die kälteunempfindlichen Krallen freiließen, wenn man sie ausfuhr, begann der Qriid zu graben und wurde schnell fündig.

Es dauerte nicht lange und er hatte den ersten Knochen freigelegt.

Und die Analyse ließ nicht den Hauch eines Zweifels daran, dass es sich um Qriid-Knochen handelte. Mit Hilfe des Ortungsgerätes erfasste Nirat-Son den genetischen Code und verglich ihn mit der Gen-Datenbank seiner Einheit. Es konnte danach kein Zweifel mehr daran bestehen, dass er Re-Lims Knochen vor sich hatte.

Reilly und Sunfrost: Chronik der Sternenkrieger 8 Romane

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