Читать книгу Atemlose Spannung für den Urlaub: Vier Krimis: Krimi Quartett - Alfred Bekker, Frank Rehfeld, Karl Plepelits - Страница 15
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ОглавлениеEine Stunde später saßen Rudi und ich in meinem Dienst-Porsche. Wir waren auf dem Weg nach Wismar, wo sich die Tat ereignet hatte.
Wir nutzten die Fahrt, um uns auf den Stand der bisherigen Ermittlungen zu bringen, mochte der auch noch so gering sein. Wir telefonierten mit Lin-Tai Gansenbrink, der Mathematikerin und IT-Spezialistin unseres Ermittlungsteams Erkennungsdienst in Quardenburg.
Sie war genau wie wir bereits von Kriminaldirektor Hoch über die wesentlichen Fakten des Falles informiert worden. Viel war das bislang ja auch noch nicht.
“Ich führe gerade eine Algorithmusunterstützte Analyse sozialer Netzwerke diesen Fall betreffend durch”, erklärte uns Lin-Tai. Ihre Stimme klang über die Freisprechanlage im Dienst-Porsche etwas scheppernd. Offenbar war unser Netzempfang im Augenblick nicht ganz optimal. “Falls es sich bei dem Anschlag tatsächlich um eine Tat von islamistischen Terroristen oder anderen Extremisten handeln sollte, die irgendwie mit MdB Moldenburgs politischen Zielen über Kreuz liegen, dann sollte es in den Netzwerken ein entsprechendes Echo geben.”
“Die Täter werden uns kaum den Gefallen tun und sich dort näher dazu äußern”, glaubte Rudi.
“Sagen Sie das nicht!”, widersprach Lin-Tai. “Das kommt immer wieder vor. Allerdings besteht die Schwierigkeit meistens darin, relevante Äußerungen herauszufiltern und dafür auch die richtigen Suchparameter anzulegen, wenn Sie verstehen, was ich meine.”
“Wir sind im Augenblick auf jede Informationsquelle angewiesen”, stellte ich fest. “Und selbstverständlich erfahren Sie sofort alles an Neuigkeiten, was in irgendeiner Weise in Ihre Untersuchung einfließen könnte.”
“Für mich könnte alles relevant sein, Harry.”
“Natürlich.”
“Es gibt nichts, was man nicht in einem Algorithmus erfassen und beschreiben könnte, Harry.“
“So?”
“Ich nehme im Übrigen an, dass Sie eine Genehmigung haben, die Datenbestände sämtlicher Hotels von Wismar anzuzapfen und auszuwerten.”
“Nein, eine solche Genehmigung liegt noch nicht vor”, erklärte ich und wechselte einen kurzen Blick mit Rudi. Die Tatsache, dass Lin-Tai diese Frage stellte, konnte eigentlich nur heißen, dass sie bereits fleißig damit beschäftigt war, in den Buchungsdaten der zahlreichen ortsansässigen Hotels zu wildern.
“Ich nehme an, es ist das Beste, wir fragen jetzt nicht weiter nach”, mischte sich Rudi ein.
“Es geht höchstwahrscheinlich um einen Fall von Terrorismus, der unsere innere Sicherheit berührt”, gab Lin-Tai zurück. “Ich denke also nicht, dass es irgendwelche Schwierigkeiten machen wird, eine entsprechende richterliche Genehmigung zu erwirken. Und zwar zeitnah.”
“Davon gehe ich auch aus”, murmelte ich.
“Schön, dass wir diesen Punkt noch geklärt haben”, meinte Lin-Tai. “Im Übrigen muss ich mich jetzt darauf konzentrieren, dass hier bei mir alles den richtigen Gang geht.”
“Bis nachher, Lin-Tai”, sagte ich.
“Bis nachher”, wiederholte die IT-Spezialistin. Vor meinem inneren Auge entstand ein Bild ihres Arbeitszimmers, in dem Lin-Tai gleich mehrere Rechner zur gleichen Zeit für sich arbeiten ließ.
“Die Tat war gut vorbereitet”, meinte ich. “Es wäre nicht unwahrscheinlich, wenn der Täter sich dort vorher einquartiert hätte.”
“Was auch ein gewisses Risiko beinhaltet”, gab Rudi zu bedenken.
“Ja. Aber wenn jemand wie Moldenburg ein Charity-Dinner geplant hat, zu dem Dutzende von tatsächlich oder vermeintlich wichtigen Persönlichkeiten kommen, dann kann man davon ausgehen, dass die Sicherheitsvorkehrungen rund um das Ereignis extrem hoch sein werden.”
“Und du meinst, wenn der Kerl einfach früher da war, konnte er das umgehen.”
“Das wäre zumindest eine ziemlich simple Methode, um die ganze Sicherheitsmaschinerie auszutricksen.”
“Apropos Security…”
“Ja?”
“Einer der Wachleute ist von dem Killer erschossen worden.”
“Ja, so steht es in den Unterlagen, die uns bisher vorliegen.”
“Es könnte sein, dass der Täter beim Security Service beschäftigt war, um sich ohne Probleme in die Veranstaltung einschleichen zu können.”
“Und du meinst, dann hat er einen Kollegen erschossen, der auf ihn aufmerksam wurde, weil…”
“...weil der irgendetwas getan hat, was dem toten Kollegen seltsam vorkam, ja.”
Rudi zuckte mit den Schultern. “Das wäre aber ziemlich aufwändig für den Täter gewesen.”
“Einen MdB zu ermorden ist auch nicht so ganz einfach. Schon gar nicht jemanden wie Moldenburg, der sich immer politisch in einer derartigen Weise exponiert hat, die es nicht ganz unwahrscheinlich erscheinen lassen, dass gewisse Leute ihn als willkommene Zielscheibe sehen.”
“Trotzdem Harry. Meistens sind Profi-Killer doch etwas anders veranlagt. Die wollen so wenig Zeit wie möglich am Tatort verbringen.”
“Nach der Tat, Rudi. Vor der Tat ist das etwas anderes. Da kann es ein unschätzbarer Vorteil sein, sich gut auszukennen.”
“Okay, es spricht ja nichts dagegen, das Personal dieses Security Service zu checken.”