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Wir trafen uns mit Katrina Gintert, einer energiegeladenen, quirligen Enddreißigerin. Sie war die Chefin des Security Service, der für die Sicherheit bei der Veranstaltung mit MdB Moldenburg verantwortlich gewesen war. Die Büros und der Fuhrpark von Gintert SECURITY INC. lagen ganz im Süden von Wismar an der Südspitze von Fellworn. Ein unscheinbares Flachdachgebäude, ein Parkplatz für den Fuhrpark der Firma und ein Schießstand, der offenbar gegen Bezahlung auch Privatpersonen und Touristen zur Nutzung angeboten wurde, gehörten zur Firma.

Katrina Gintert empfing uns in ihrem Büro.

Wir stellten uns kurz vor und sie bot uns an, uns zu setzen.

“Möchten Sie einen Kaffee?”, fragte sie. “Manche würden sagen, dass es dafür ein bisschen spät ist, aber ich trinke das Zeug rund um die Uhr.”

“Nein danke”, sagte ich und auch Rudi lehnte ab.

“Wir würden gerne unmittelbar zur Sache kommen”, sagte mein Kollege.

“Sie gestatten sicher, dass ich mir einen eingieße. Und was Ihr Anliegen angeht, habe ich schon vorgearbeitet.”

Katrina Gintert ging zu ihrer Kaffeemaschine und goss sich eine sehr große Tasse Kaffee ein. Die Tasse, die sie dafür benutzte, hatte schätzungsweise den Volumeninhalt eines Bierkrugs.

“In welcher Weise haben Sie denn vorgearbeitet?”, fragte ich. “Sie wissen doch noch gar nicht, was wir Sie fragen wollen.”

“Sie werden sich fragen, wie ein Attentäter in die Veranstaltung mit MdB Moldenburg gelangen konnte, obwohl so umfangreiche Sicherheitsvorkehrungen getroffen wurden”, schloss Katrina Gintert. “Und Sie werden sich außerdem fragen, ob nicht möglicherweise einer oder mehrere meiner Mitarbeiter in der Sache drinstecken könnten…”

“Kurz gesagt, wir brauchen sämtliche Personaldaten Ihrer Leute”, sagte ich. “Dafür gibt es auch einen richterlichen Beschluss.”

Katrina Gintert öffnete eine Schublade ihres Schreibtischs und holte eine Mappe hervor. Diese schob sie anschließend über den Tisch. “Vielleicht können wir das Ganze etwas abkürzen.”

“Abkürzen?”

“Ich habe Ihnen die Daten der Mitarbeiter herausgesucht, die arabisch klingende Namen tragen, in den Personalbögen angegeben haben, muslimischen Glaubens zu sein und nicht länger als drei Monate bei uns beschäftigt waren.”

“Sie erfragen bei der Einstellung Ihrer Leute die Religionszugehörigkeit?”, wunderte sich Rudi.

“Natürlich. Sehen Sie, wir sorgen hier bei allen Veranstaltungen in Wismar sowie in den Hotels für die Sicherheit. Und wenn beispielsweise eine große Hochzeitsfeier nach irgendeinem Ritus, der jetzt nicht ganz so allgemein verbreitet ist, stattfindet, dann möchte ich schon, dass da auch ein paar Mitarbeiter eingeteilt werden, die mit den Besonderheiten dieser Situation vertraut sind.”

Ich nahm die Mappe entgegen. Gerade mal ein halbes Dutzend Datenbögen waren darin zu finden. Ausdrucke in mäßiger Qualität.

“Ich danke Ihnen für diese Unterlagen”, sagte ich diplomatisch. “Aber das reicht uns leider nicht.”

“Aber…”

“...die von Ihnen gewünschte Abkürzung ist uns einfach etwas zu kurz”, ergänzte Rudi.

“Wir brauchen die Daten aller Ihrer Angestellter. Und zwar möglichst in elektronischer Form. Entweder auf einem Datenträger oder Sie senden die Datei direkt an unsere Kollegen in Quardenburg.” Ich legte ihr den entsprechenden Beschluss auf den Tisch. “Und hier ist im Übrigen die rechtliche Grundlage dafür.”

Katrina Gintert schluckte.

Die Mappe, die sie mir gegeben hatte, war nichts als ein Köder, den wir schlucken sollten, in der Hoffnung, dass wir dann Ruhe gaben. Aus irgendeinem Grund wollte sie es vermeiden, uns die vollständigen Personaldaten ihres Unternehmens zu geben.

Möglicherweise waren da ein paar Leute mit zweifelhafter oder sogar krimineller Vergangenheit dabei und sie fürchtete negative Publicity. Die Sicherheitsbranche war von jeher ein Bereich, in dem sich immer auch zweifelhafte Existenzen tummelten. Polizisten, die aus dem Dienst geflogen waren, weil sie sich nicht an die Regeln gehalten hatten, gab es da ebenso wie ehemalige Kriminelle. Natürlich betraf das nur einen kleinen Anteil, aber erfahrungsgemäß übte diese Branche einfach eine gewisse Anziehungskraft auf Leute aus, die schon in einem anderen Zusammenhang an den Umgang mit Waffen gewöhnt waren.

“Ich habe über fünfhundert Angestellte”, sagte Katrina Gintert.

Das entsprach ungefähr auch meiner vorsichtigen Schätzung. “Ich bewunderte Sie für Ihr Organisationstalent und Ihren unternehmerischen Elan”, sagte ich. “Aber an unserem berechtigten Anliegen ändert das leider nichts.”

“Sie werden mir sicher eine gewisse Frist einräumen”, sagte sie.

“Wie lange?

“Der Mitarbeiter, der sich um diese Dinge kümmert, ist leider schon nicht mehr hier im Haus…”

“Dann rufen Sie ihn her! Wir brauchen die Daten sofort. Und von einer Frist ist in dem Durchsuchungsbeschluss auch nicht die Rede”, stellte ich klar.

Katrina Gintert hob die Augenbrauen. Ihr Blick hatte die gewinnende Freundlichkeit völlig verloren. Sie nippte an ihrem Kaffee, um etwas Zeit zu gewinnen. “Brauche ich jetzt einen Anwalt?”, fragte sie.

“Brauchen wir jetzt die Unterstützung von zwanzig Kollegen der Landespolizei, die mal eben Ihre Büros umkrempeln und sämtliche Computer und Datenträger konfiszieren, um sie so schnell wie möglich nach Quardenburg zu transportieren?”, fragte ich zurück.

Kooperation oder Nicht-Kooperation, das war jetzt die Frage. Und der Spielball lag im Feld von Katrina Gintert.

“Scheint, als wären Sie nicht zu Kompromissen bereit”, sagte sie schließlich.

“Wenn dieser Kompromiss bedeutet, dass ein eiskalter Killer einen noch größeren Vorsprung bekommt, als er ihn ohnehin schon hat, dann bin ich in der Tat dagegen”, gab ich zurück.

“Sie bekommen die Daten”, sagte Katrina Gintert schließlich. “Aber nehmen Sie zur Kenntnis, dass ich es nicht gutheißen kann, wie Sie fünfhundert Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma unter einen pauschalen, unbegründeten Generalverdacht nehmen, der für uns alle Existenzbedrohend sein kann!! Das ist nämlich ein sehr sensibles Gewerbe, wenn Sie verstehen, was ich meine. Da reichen manchmal schon Gerüchte aus, um eine Existenz zu vernichten und dafür zu sorgen, dass jemand kein Bein mehr an den Boden bekommt.”

“Seien Sie versichert, dass Ihre Mitarbeiter keineswegs unter Generalverdacht gestellt werden”, sagte ich. “Es ist vielmehr umgekehrt: Es ist uns daran gelegen, Sie und Ihre Leute zu entlasten.”

“Das freut mich zu hören”, murmelte Katrinas Gintert schmallippig.

Atemlose Spannung für den Urlaub: Vier Krimis: Krimi Quartett

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