Читать книгу Acht besondere Krimis: Roman-Koffer - Alfred Bekker - Страница 28
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Wir standen beide da und blickten hinab auf die Straße. Und dann sahen wir die zwei Männer auftauchen, den Blonden und den Dunklen. Flash Gordon machte eine ärgerliche Geste und bewegte dabei den Mund.
Es war bestimmt nichts Freundliches, was da über seine Lippen kam.
Die beiden gingen zu einem schwarzen Mitsubishi und fuhren davon. Ich merkte mir die Nummer und hörte die junge Frau neben mir aufatmen.
Ich kannte nicht einmal ihren Namen.
Schade, dachte ich. Schade, dass wir uns nicht unter anderen Umständen getroffen hatten. Irgendwie schien sie Klasse zu haben.
Sie wandte sich zu mir herum. Ihr Gesicht wirkte jetzt etwas entspannter, ihr Blick sanfter. Schließlich lächelte sie sogar ein wenig. Sie sah entzückend aus, wenn sie das tat.
"Danke", sagte sie.
"Wofür?", fragte ich blödsinnigerweise.
"Wahrscheinlich hast du mir das Leben gerettet. Zumindest erheblichen Ärger erspart."
Ich lächelte dünn. "Und jetzt willst du dich aus dem Staub machen, nicht wahr?"
"Natürlich. Was denkst du denn? Ich will weder warten, bis du doch noch die Polizei gerufen hast, noch bis die beiden Typen vielleicht zurückkommen!"
"Glaubst du, sie kommen zurück?"
Sie schüttelte den Kopf. "Nein, eigentlich nicht."
"Wenn die beiden so gefährlich sind, wie du sagst, dann solltest du erst recht zur Polizei gehen", gab ich zu bedenken.
"Du kannst das nicht verstehen."
"Mag schon sein. Aber ich habe nicht den Eindruck, dass du weißt, was du tust!"
"Ich weiß es sehr genau!"
"Na prima! Jeder stirbt für sich allein!"
"Deinen Sarkasmus könntest du dir abgewöhnen!"
"Ich glaube nicht, dass meine Manieren wirklich so viel schlechter sind als deine!"
Sie lächelte wieder. Ganz kurz nur, aber sie tat es. Und es sah bezaubernd aus. Dann sagten wir beide zwei Sekunden lang gar nichts.
Wir sahen uns nur an, und ich blickte in diese geheimnisvollen graugrünen Augen. Ich weiß auch nicht warum, aber mir kam sofort die Assoziation von Meeresrauschen, meterhohen Wellen und grünem Tang.
Augen sind Fenster der Seele, so heißt es doch immer. Aber leider waren ihre Fenster im Augenblick wohl ziemlich beschlagen. Jedenfalls sah ich bei weitem nicht so viel, wie ich gerne gesehen hätte.
"Du wärst nicht wirklich hinausgelaufen, nicht wahr?", meinte ich.
"Nein", sagte sie. "Das stimmt."
"Ich wusste es."
"Und warum hast du die Polizei dann nicht angerufen?"
"Das wiederum weiß ich nicht."
"Aber du wirst es jetzt tun, nicht wahr?"
"Ja. Ich habe keine Lust, mich selbst in Schwierigkeiten zu bringen. Und ich habe noch weniger Lust, etwas zu decken, von dem ich nicht weiß, ob ich es decken möchte!"
"Das hast du doch schon getan!"
"Stimmt auch wieder. Aber heißt das, dass ich das dauernd tun muss? Ich wollte dich diesen Hyänen nicht in den Rachen werfen."
"Das ist nett von dir."
"Nein, ich habe nur etwas dagegen, wenn jemand umgebracht wird. Ganz gleich aus welchem Grund. Das gilt sowohl für dich, als auch für ..."
"... für Lammers!"
"Du hast es erfasst!"
"Dann werde ich mich jetzt mal aus dem Staub machen! Oder willst du mich daran hindern?"
"Kein Gedanke! Das ist Sache der Polizei. Die machen ihren Job, ich meinen."
Sie ging zur Tür, die vom Wohnzimmer in den Flur führte. Ich folgte ihr nicht. Im Türrahmen blieb sie stehen und drehte sich noch einmal zu mir herum.
"Und was ist dein Job?", fragte sie. "Was machst du?"
"Ich bringe Leute um."
Sie runzelte die Stirn. "Machst du Witze?"
"Ja."
"War aber kein besonders Guter!"
"Es verlangt ja auch niemand, dass du darüber lachst!"
Schließlich lachte sie doch. "Na, dann ist es ja gut!", meinte sie und ging zur Tür.
Ich hörte sie den Schlüssel herumdrehen, der dort noch steckte, und den Riegel zur Seite schieben.
Dann war sie draußen. Ihre Schuhe klapperten über die Treppe.
Ich griff zum Telefon.