Читать книгу Killer zwischen Hamburg und Ostfriesland: Krimi Paket 5 Küstenkrimis - Alfred Bekker - Страница 52
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Es war eine ziemlich heruntergekommene Bar. Dicke Rauchschwaden hingen über den einfachen Tischen. An der Theke saßen ein paar Damen des horizontalen Gewerbes herum und tranken mit verkaterten Gesichtern Kaffee. Es war noch zu früh am Tag. Zu früh, um zu arbeiten, zu früh für Kundschaft. Ein Stockwerk höher war das, was sich offiziell ein Hotel nannte. Dort hatten die Frauen ihre Zimmer.
Der dicke Barkeeper hinter dem Schanktisch, der höchstwahrscheinlich auch sein eigener Rausschmeißer war, hatte sein Lokal durchgehend geöffnet. Er konnte es sich nicht leisten, auch nur einen Cent zu verschenken, den irgendein Zecher hier vertrinken wollte.
Als Björn Kilian den Laden betrat, glitt sein Blick schnell durch den Raum. Dann, als er zum Billardtisch sah, hatte er gefunden, wen er suchte.
Ein kleiner, fast kahlköpfiger Mann versuchte sich dort in verschiedenen Kunststößen.
Er spielte allein.
Das war der Mann, den Kilian gesucht hatte!
"Tag, Bradenbach!", meinte der Privatdetektiv knapp, als er zu ihm an den Billardtisch trat.
Bradenbach blickte auf und runzelte zunächst die Stirn. Dann entspannte sich sein Gesichtsausdruck ein wenig. Schließlich grinste er von einem Ohr bis zum anderen.
"Tag, Kilian. Wie geht's?"
"Ich kann nicht klagen. Und Ihnen?"
"Die Zeiten sind hart für Leute wie mich!"
"Für Leute wie Sie gibt's doch immer ein paar Schleichwege oder irre ich mich da etwa?"
Kilian hatte damit gerechnet, Bradenbach um diese Zeit hier anzutreffen. Er war ein Hehler, der Geschäfte mit allem machte, was sich zu Geld machen ließ.
Roy Bradenbach war fünf Nummern kleiner als Leute vom Schlage eines Darko Markovic, aber mit diesen hatte er gemein, dass die eine Hälfte seiner Geschäfte diesseits, die andere Hälfte jenseits der Grenze lag, die das Gesetz zog.
Bradenbach handelte mit allem.
Auch mit Informationen und genau das war der Grund, weshalb Björn Kilian ihn ab und zu aufsuchte.
Björn blickte sich nach den Mädchen an der Theke um, aber die kümmerten sich nicht um ihn oder Bradenbach.
Und auch der Barkeeper machte sich - nach ein paar anfänglichen misstrauischen Blicken - an seinen Gläsern zu schaffen. Er spülte ab und schepperte dabei so laut herum, dass das allein schon einen guten Schutz gegen unliebsame Zuhörer bedeutete.
"Ich schätze, Sie sind nicht gekommen, um mir beim Billard zuzusehen!", meinte Bradenbach.
"Nein, das ist richtig."
"Kommen Sie! Es ist langweilig, allein zu spielen!"
"Nein, danke. Ich habe es ziemlich eilig." Bradenbach ließ die Kugeln über den Tisch sausen, dann richtete er sich auf und stützte den Queue auf den Boden.
"Also ... Zur Sache, Kilian! Was wollen Sie wissen?" Anrede mit Nachnamen und ohne ein höfliches ‘Herr’ davor - das war ostfriesisch.
Sich dabei zu siezen, allerdings nicht. Das war hochdeutsch - und wirkte in dieser speziellen Mischung dann auch immer etwas angestrengt.
Der Privatdetektiv sah Roy Bradenbach gerade an.
"Darko Markovic ...", murmelte Björn.
Bradenbach pfiff durch die Zähne.
"Wie kommen Sie denn an den?"
"Meine Sache."
"Gut, aber Auskünfte über Markovic sind nicht billig, Kilian!"
"Ich verstehe ..."
Björn Kilian griff in seine Manteltasche und holte ein paar Scheine heraus, von denen er Bradenbach einige auf den Billardtisch legte.
Bradenbach zählte nach und steckte das Geld weg. Aber sein hungriger Blick blieb bei den Scheinen, die Björn noch in den Händen hielt.
"Was wollen Sie über Markovic wissen?"
"Alles. Was macht er im Moment so?"
"Sie sind doch mal bei der Polizei gewesen, oder?"
"Ja ..."
"Hm ..."
"Ist schon länger her ..."
"Trotzdem ..."
"Was trotzdem?"
"Dann dürfte Ihnen der Name Markovic doch geläufig sein, Herr Kilian!"
"Ist er mir auch."
"Ach, nee!?"
"Ich möchte aber wissen, was er jetzt so treibt."
"Dasselbe wie eh und je."
"Hätte ich mir denken können."
"Aber er bemüht sich nun sehr darum, saubere Finger zu behalten. An seinen Händen klebt kein Blut, nicht einmal Dreck. Da achtet er sehr drauf. Wollen Sie genau wissen, in welchen Geschäften er im Moment drinhängt?"
"Ja, das kann nicht schaden. Hören Sie sich in der Szene um!"
"Gut, ich rufe Sie dann an, Kilian. War's das?"
"Nein. Da ist noch etwas Spezielles ..." Bradenbach zog die Augenbrauen hoch.
"Raus damit, Kilian!"
"Irgendjemand hat es auf Ihno Lübbert von der Ihno Lübbert Holding abgesehen. Gestern ist auf ihn geschossen worden, jetzt liegt er in der Intensivstation ..."
"Und Sie denken, dass Markovic dahintersteckt."
"Ja."
"Das ist 'ne heikle Sache!"
"Ich weiß."
"Wenn Markovic tatsächlich dahintersteckt, macht er das so, dass niemand die Sache mit ihm in Verbindung bringen kann. Profis, Sie verstehen?"
"Natürlich. Versuchen Sie trotzdem, etwas aufzuschnappen."
"Dafür reicht das aber nicht, was Sie mir gerade gegeben haben!"
Björn Kilian lachte und legte Bradenbach die restlichen Scheine hin, die er noch in der Hand hielt. Dann drehte Björn sich um und ging.