Читать книгу 10 neue Alfred Bekker Strand Krimis Oktober 2021 - Alfred Bekker - Страница 75
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ОглавлениеIch überließ es Rudi weitgehend, den Einsatz, der zu Irfan Kerimovs Festnahme führen sollte, zu koordinieren und zu planen. Ich telefonierte. Zuerst mit Herr Hoch, um ihn auf den neuesten Stand der Ermittlungen zu bringen. Und dann mit Dr. Förnheim, der inzwischen in Hamburg eingetroffen war und seine Arbeit aufgenommen hatte.
In knappen Worten fasste ich die neuen Erkenntnisse zusammen.
Förnheim wirkte daraufhin sehr nachdenklich. „Ich werde noch eine Weile brauchen, um das Heroin, das hier in einer Asservatenkammer in Hamburg aufbewahrt wird, exakt auszuwiegen, kann Ihnen also noch kein Ergebnis sagen”, erklärte er. „Aber diese Arbeit werde ich im Übrigen auch dann fortsetzen, falls sich die Aussage dieses ehemaligen Komplizen von Irfan Kerimov bestätigen sollte. Kriminaldirektor Hoch sagte mir, dass es hier inzwischen um eine interne Ermittlung geht.”
„Die warten jetzt alle auf Ihr Ergebnis”, sagte ich.
„Natürlich. Denn falls nur ein Gramm fehlen sollte, wird in diesem Fall jeder Stein noch einmal umgedreht, wie Sie sich sicher vorstellen können. Dass es für das Heroin, das für die Morde verwendet wurde, vielleicht eine andere Quelle gibt, ändert daran nichts.”
„Falls Sie auch nur ein vorläufiges Ergebnis ermittelt haben, sagen Sie mir bitte Bescheid.”
„Natürlich. Übrigens: Ich habe unsere Kollegin Dr. Gansenbrink gebeten, sich an die Überprüfung sämtlicher, an dem Fall beteiligter Mitarbeiter aller Behörden zu machen, die jemals damit zu tun hatten.”
„Das klingt nach einer größeren Aufgabe.”
„Sie wissen ja, wie sie arbeitet. Und sie lässt sich leider ungern reinreden.”
„Könnte man so sagen.”
„Ich habe Lin-Tai davon zu überzeugen versucht, mit den Mitarbeitern in der Aservatenverwaltung anzufangen. Aber ich fürchte, das läuft irgendwelchen statistischen Wahrscheinlichkeiten zuwider, die unsere werte Kollegin so gerne zur Grundlage ihrer Entscheidungen macht.”
„Ich habe keine Ahnung von diesen Dingen.”
„Ich auch nicht. Nicht in dem Maß jedenfalls, das mit Lin-Tais Fähigkeiten vergleichbar wäre. Aber mein Instinkt sagt mir, dass man mit der Asservatenverwaltung beginnen sollte. Dass dort jemand das Heroin verschwinden ließ, wäre nämlich schlicht die einfachste Möglichkeit.”
„Sie nehmen jetzt aber das Ergebnis Ihrer Untersuchungen vorweg”, wandte ich ein.
„Und Sie argumentieren wie Lin-Tai! Ich dachte Sie würden auch ab und zu mal auf Ihre Instinkt vertrauen, Harry - und mir helfen, Lin-Tai zu überzeugen, wenn Sie das nächste Mal mit ihr reden. Sonst verlieren wir vielleicht wertvolle Zeit.”
„Ich rede mit ihr”, versprach ich. „Aber Sie wissen ja, wie sie ist. Versprechen…”
„...können Sie nichts und beeinflussen lässt sich dieser Roboter in Menschengestalt nur schwer, das ist mir wohl bewusst, Harry”, fiel mir Förnheim ins Wort.
Als ich das Gespräch mit dem Wissenschaftler beendet hatte, gingen mir ein paar Dinge durch den Kopf. Ich dachte über Irfan Kerimov nach. Und über Gieselher Omienburg. Hatten beide etwas miteinander zu tun? Diese Frage hatte mich immer wieder beschäftigt und ich hatte keine Antwort darauf gefunden. Ein Drogenhändler und ein Anti-Drogen-Aktivist. Das war wie Feuer und Wasser und doch schien es, als gäbe es bei beiden eine Verbindung zu den Heroin-statt-Kokain-Morden.
Irgendwo musste da noch ein Denkfehler vorliegen. Eine falsche Annahme. Oder vielleicht auch einfach ein Puzzleteil im Gesamtbild, das uns noch fehlte, aber vielleicht alles in einem anderen Zusammenhang erscheinen ließ.
Ich telefonierte kurz mit Lin-Tai. Aber sie war ausnahmsweise nicht sehr gesprächig. Und auf eine Diskussion über ihre Arbeitsweise wollte sie sich schon gar nicht einlassen. „Harry, ich respektiere Ihren Instinkt und auch den von Dr. Förnheim. Aber Sie sollten auch erwägen, dass Sie sich vielleicht nur gegenseitig in einem Irrtum bestärken. Und abgesehen davon, bin ich im Moment mitten in einem hochkonzentrierten Arbeitsprozess und…”
„...möchten nicht gestört werden.”
„Ich wollte es nicht so schroff ausdrücken. Sie wissen ja, ich bin sensibel.”