Читать книгу Der Fall mit dem Catcher: Kommissar Jörgensen Hamburg Krimi - Alfred Bekker - Страница 5

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Moin.

Mein Name ist Uwe Jörgensen. Ich bin Kriminalhauptkommissar in einer Spezialabteilung der Kripo Hamburg und teile mir mit meinem Kollegen Roy Müller ein Dienstzimmer.

Genau da saßen wir nun.

Zuvor hatten wir uns ein Krabbenbrötchen an der Fischbude besorgt.

Als ich das essen wollte, setzte sich eine Fliege drauf, die mich schon die ganze Zeit geärgert hatte. Ich verscheuchte sie mit einer wedelnden Handbewegung, worauf sie sich auf meine Stirn setzte.

Ziemlich dreist, oder?

Ich klatschte mir die Hand gegen die Stirn.

Vergeblich.

»Da bist du chancenlos, Uwe«, sagte mein Kollege Roy Müller. »Was auch immer du tust: Die Fliege ist schon weg. Du kannst sie nicht kriegen!«

Nachdem ich nacheinander mit der flachen Hand auf meine Stirn und auf den Schreibtisch gehauen hatte, musste ich zugeben, dass mein Kollege wohl Recht hatte.

Dass mir bald eine andere FLIEGE den letzten Nerv zu rauben drohte, hätte ich in diesem Moment noch nicht für möglich gehalten.

Aber der Reihe nach...

*


In der großen Halle, die sich im Hamburger Eichtalpark befindet, tobte es.

»Kill ihn!«, kam es von den Rängen.

Mario DER HENGST Amato packte den MASKIERTEN RÄCHER an den Ohren. Dann versetzte er ihm einen brutalen Kopfstoß. Der MASKIERTE RÄCHER brüllte. Amato hakte sich mit dem Fuß in die Kniekehle seines Gegners. Gleichzeitig vollführte er einen Doppelschlag. Eine Faust bohrte sich in den Magen des MASKIERTEN RÄCHERS, die andere erwischte ihn am Kinn.

Mit einem dumpfen Geräusch fiel der MASKIERTE RÄCHER auf den Rücken. Er wirkte benommen.

Amato trommelte sich mit den Fäusten wie ein Gorilla auf den gewaltigen Brustkorb. Die Menge wurde dadurch noch mehr angeheizt.

»Soll ich ihn fertigmachen?«, schrie Amato in die Menge.

Zustimmender Jubel antwortete ihm.

Den schmächtigen Schiedsrichter, der um ihn herumwieselte, packte Amato am Kragen und gab ihm einen Stoß, so dass er in die Seile taumelte.

Das Gebrüll der Menge wurde geradezu ohrenbetäubend.

Der MASKIERTE RÄCHER versuchte sich wieder aufzurichten. Aber er kam nicht mehr dazu.

Amato war über ihm.

Er ließ sich mit seinem gesamten Körpergewicht auf den MASKIERTEN RÄCHER fallen und rammte ihm dabei den Ellbogen in den Bauch. Amato sprang auf, die Arme wie ein Sieger ausgebreitet. Er schüttelte sich. Der Schweiß tropfte von seinem Körper.

Der MASKIERTE RÄCHER krümmte sich derweil am Boden. Er sah erbärmlich aus. Sein schmerzerfülltes Stöhnen ging im Geheul der Menge unter.

Dem verdutzten Conférencier riss Amato das Mikrofon aus der Hand.

»Wer ist der Champion?«, krächzte er heiser in das Mikrofon hinein, das übersteuerte. Aber die Fans wussten auch so, was er rief. Es war ein Ritual.

»Ich höre nichts! Wer ist der Champion?«, rief er nochmals.

»DER HENGST!«, kam es zurück.

»Lauter!«, rief Amato.

»DER HENGST!«, kam es ihm wie ein Donnerhall entgegen.

Schiedsrichter und Conférencier liefen etwas irritiert und von wachsender Nervosität erfasst durch den Ring. Die Situation war ihnen entglitten.

Aber das war ein Teil der Show. Die Leute wollten es so.

Regelverstöße waren das Markenzeichen von DER HENGST. Dafür liebten seine Fans ihn.

Amato stieg auf das unterste Seil. Er ballte die Fäuste und streckte sie in die Höhe. Das drahtlose Mikrofon des Conférenciers schleuderte er in die Menge.

Der Schiedsrichter hatte den MASKIERTEN RÄCHER indessen ausgezählt.

Grenzenloser Jubel brandete auf.

Amato stand noch immer auf dem untersten Seil und trommelte nun erneut auf seinem Brustkasten herum.

Arzt und Trainer kümmerten sich indessen um den MASKIERTEN RÄCHER, der wieder zu sich kam. Er brüllte laut auf, fletschte die Zähne. Er riss sich die schwarze Maske vom Gesicht, die Augen und den Großteil der Nase bedeckten. Seine Augen leuchteten wie irre. Er taumelte in Richtung seines Gegners. Der Kampf war für ihn noch nicht vorbei.

Schiedsrichter und Conférencier versuchten sich ihm in den Weg zu stellen, aber sie waren ihm buchstäblich nicht gewachsen. Er fegte sie mit den Armen zur Seite.

Das Publikum schrie schrill auf.

Und Mario DER HENGST Amato schien nichts zu bemerken.

»Wer ist der Champion?«, brüllte er heiser, während der MASKIERTE RÄCHER zu einem gemeinen Angriff von hinten ansetzte.

In dieser Sekunde ging ein Ruck durch Amatos Körper.

Das verzerrte Wolfsgesicht des Champions erstarrte zu einer Fratze.

Blut sickerte durch das schweißnasse Haar an seinem Hinterkopf.

Den Schuss hatte niemand hören können.

Zwei weitere Kugeln fuhren ihm in den Rücken. Die erste riss ein blutendes Loch genau zwischen die Schulterblätter, die zweite traf Amato in die Nieren, als er bereits vornüber fiel.

Wie ein nasser Sack plumpste sein lebloser Körper zu Boden. Die Metallroste, durch die Frischluft hereingeblasen wurde, schepperten.

Ein Raunen ging durch die Menge. Entsetzen breitete sich aus. Hier und da war das schrille Kreischen einer Frauenstimme zu hören. Tausende von Augen waren auf Mario DER HENGST Amato gerichtet.

»Steh auf, HENGST! Gute Show, aber jetzt ist es genug!«, rief ein dicker Mann mit Halbglatze, der in der ersten Reihe saß. Aber dann blickte er auf und sah, dass selbst das Gesicht des MASKIERTEN RÄCHERS bleich wie die Wand geworden war.

Anstatt seinen Gegner anzubrüllen, wie es seiner Rolle entsprochen hätte, ließ der furchteinflößende Catcher den Blick über die Zuschauerränge auf der anderen Seite kreisen.

Und spätestens da begriff auch der Letzte, dass das kein Teil der Show mehr war.

Das war nichts anderes als ein Mord gewesen - begangen vor Tausenden von Zeugen.

Das Raunen in der Menge hörte sich an wie ein drohendes Gewitter.

Der Conférencier ließ sich ein neues Mikro geben. Mit stotternden Worten versuchte er, die drohende Panik unter den Zuschauern zu verhindern. Gleichzeitig begannen sich schwarz uniformierte Männer eines privaten Sicherheitsdienstes an verschiedenen Stellen durch die Menschenmenge zu arbeiten.

Ein Arzt war indessen zu dem am Boden liegenden Amato gestürzt. Mehr als dessen Tod feststellen konnte er aber auch nicht.

»Bitte bewahren Sie Ruhe, meine Damen und Herren ...«, bemühte sich der Conférencier.

Vergeblich.

Das Grauen war stärker.

Kein noch so vernünftiges Argument konnte jetzt noch diese Menschenmenge unter Kontrolle halten. Das blanke Chaos brach aus ...

Der Fall mit dem Catcher: Kommissar Jörgensen Hamburg Krimi

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