Читать книгу Der Fall mit dem Catcher: Kommissar Jörgensen Hamburg Krimi - Alfred Bekker - Страница 7

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Mario Amato hatte zuletzt in einer Villa in Hamburg-Harburg in der Nähe des Neuländer Sees gewohnt. Erst vor einem halben Jahr war er dort eingezogen. Das äußere Zeichen dafür, dass er es geschafft hatte. Jetzt empfing uns dort seine junge Frau Isabella. Sie war dunkelhaarig und zierlich. Neben ihrem Mann musste sie geradezu winzig gewirkt haben.

Isabella Amato trug ein schwarzes Kleid, als sie uns empfing. Verwundert nahm sie unsere Ausweise zur Kenntnis.

»Moin«, sagte ich.

»Ich habe doch schon alles, was ich wusste, der Polizei gesagt«, erklärte sie. »Und jetzt noch einmal mit Ihnen ...«

»Tut uns leid, Frau Amato, aber ...«, begann ich.

»Sie können ja nichts dafür, Herr ...«

»Jörgensen, Kripo Hamburg. Und dies ist mein Kollege Roy Müller.«

Sie führte uns in ein luxuriös ausgestattetes Wohnzimmer.

In einer Glasvitrine waren die Pokale und Medaillen aufgereiht, die Amato gewonnen hatte. Es sah aus wie ein Schrein.

»Vorgestern Abend wurde dieses schreckliche Attentat verübt«, sagte sie mit vor der Brust verschränkten Armen. »Und seitdem habe ich Stunden damit zugebracht, Polizisten Rede und Antwort zu stehen.« Sie schluckte. Der Schmerz war ihr deutlich anzusehen. »Sie haben ja keine Ahnung von dem, was jetzt alles auf mich einstürzt.«

»Wir werden Sie bestimmt nicht länger belästigen, als unbedingt nötig, Frau Amato«, sagte ich.

Und Roy fragte: »Seit wann waren Sie verheiratet?«

»Seit einem Jahr.«

»Was haben Sie gemacht, bevor Sie Herrn Amatos Frau wurden?«

»Ich habe in einer Bar namens ‘Herzblut‘ gearbeitet - auf der Reeperbahn. Dort habe ich Mario kennengelernt. Es war Liebe auf den ersten Blick, wie man so schön sagt.« Sie atmete tief durch und rieb nervös die Handinnenflächen gegeneinander. ‘Herzblut‘ gehörte zu den Läden, die unter Kontrolle von Claas Jordan standen.

»Möchten Sie etwas trinken?«, fragte Isabella. Wir schüttelten beide den Kopf. »Dann nehmen Sie doch wenigstens Platz.«

Wir ließen uns in den gewaltigen Ledersesseln nieder.

Ich beugte mich etwas vor und fragte: »Ihr Mann hatte ziemlich engen Kontakt zu Claas Jordan.«

»Aus Marios Geschäften habe ich mich immer herausgehalten. Er hätte es auch gar nicht geduldet, wenn ich mich da eingemischt hätte ...» Sie sah mich nicht an, als sie das sagte.

»Ihr Mann soll sich mit Claas Jordan überworfen haben«, sagte ich.

»Wer sagt das?«

»Es wird so herumerzählt.«

»Ich kann nichts Negatives über Herrn Jordan sagen«, erklärte sie schließlich. »Ich kannte ihn noch aus der Zeit, als ich im ‘Herzblut‘ gearbeitet habe. Er war immer sehr nett.«

»Haben Sie mal erlebt, wie Ihr Mann sich mit Jordan gestritten hat?«

»Ja, letzte Woche am Telefon. Ich weiß allerdings nicht mit Sicherheit, dass Jordan am anderen Ende der Leitung war.«

»Worum ging es?«, fragte ich.

»Keine Ahnung. Ich habe Mario hinterher danach gefragt, ob es Ärger gäbe.«

»Und? Was hat er geantwortet?«

»Er hat gesagt, ich solle mir keine Sorgen machen. Es sei nichts Ernstes. Allerdings habe ich ihm das nicht geglaubt.«

»Warum nicht?«

»Weil er wie ein Verrückter hinter seinem Manager her telefoniert hat.«

»Hat er ihn erreicht?«

Sie zuckte mit den Schultern.

»Muss wohl. Am Tag darauf hat er sich mit Dirk Lührsen, seinem Manager, getroffen. Es war hier in diesem Zimmer. Die beiden hatten etwas ziemlich Wichtiges zu besprechen, und mein Mann war sehr erregt.«

Ich fragte: »Haben Sie davon etwas davon mitbekommen, worum es ging?«

Sie schüttelte den Kopf.

»Leider nein.«

»Dirk Lührsen war früher für Claas Jordan tätig, oder?«

»Das weiß ich nicht. Schon möglich. Wie gesagt, Herr Jörgensen, mein Mann war der Ansicht, dass Frauen sich nicht ins Geschäft einzumischen hätten.« Sie atmete tief durch und wischte sich mit einer fahrigen Bewegung eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Ich frage mich allerdings, was das alles mit dem Tod meines Mannes zu tun haben soll ...« Sie musterte mich. Ihre Augenbrauen bildeten dabei eine Schlangenlinie. »Sehen Sie lieber zu, dass Sie diesen Verrückten kriegen, der Mario einfach so abgeknallt hat! Wie einen Hund!« Sie schluchzte auf.

»Das versuchen wir, Frau Amato«, sagte ich vorsichtig. »Und ich verspreche Ihnen, dass wir alles tun werden, um den Mörder Ihres Mannes zu finden.«

»Und was soll dann diese ganze Fragerei nach Claas Jordan? Glauben Sie denn, dass er etwas damit zu tun hat?«

»Wir können nicht ausschließen, dass es sich um einen Auftragsmord handelt, Frau Amato«, sagte ich.

Sie erriet meine Gedanken.

»Und Sie glauben, dass Claas Jordan der Auftraggeber des Killers war?«

Ich sah sie an.

»Bis jetzt ist noch alles offen«, sagte ich. »Aber wir müssen jede Möglichkeit in Betracht ziehen ...«

»Da haben Sie natürlich recht.«

»Können wir uns etwas im Haus umsehen? Uns interessieren vor allem Herrn Amatos persönliche Dinge.«

Sie blickte auf. Ihr Gesicht wurde jetzt von einer leichten Röte überzogen.

»Sie wollen sicher wissen, wer sein Vermögen erbt und ob es eine Lebensversicherung gibt«, erklärte sie dann mit galligem Unterton. Sie erhob sich. Dabei sah sie mir direkt in die Augen.

Roy und ich standen ebenfalls auf.

»Es wäre schon wichtig für uns, seine finanziellen Verhältnisse zu kennen.«

»Ich nehme an, dass ich mich gegen Ihre Wünsche wohl kaum wehren kann.«

»Sie haben Ihren Mann geliebt«, sagte ich. Nicht als Frage, sondern als Feststellung.

Sie schluckte. »Ja«, flüsterte sie sichtlich bewegt.

»Das einzige, was Sie jetzt noch für ihn tun können ist, uns zu unterstützen, Frau Amato. Damit wir den Mörder finden, der Mario Amato auf dem Gewissen hat. Auch wenn es für Sie vielleicht schmerzlich ist.«

Sie nickte.

»Gut«, sagte sie. »Sie haben freie Hand. Tun Sie, was immer Sie für notwendig halten! Und damit Sie es sich nicht mühsam aus Marios Unterlagen heraussuchen müssen, sage ich gleich auch noch Folgendes: Ja, es gibt eine Lebensversicherung zu meinen Gunsten. Mario meinte, dass das notwendig sei. Catchen ist ein brutaler Sport - obwohl es nicht halb so viele Verletzungen wie beim Boxen gibt. Aber ein Risiko ist natürlich immer dabei. Mario war sicher vermögender als ein Beamter der Kriminalpolizei. Aber er war nicht so reich, wie viele vermuten. Er befand sich am Anfang einer großen Karriere. Trotz des Erbes und der Lebensversicherung werde ich dieses Haus zum Beispiel nicht halten können.«

»Ich danke Ihnen für Ihre Offenheit«, sagte ich. »Hatten Sie einen Ehevertrag?«

»Ja. Im Fall einer Scheidung wäre ich leer ausgegangen. Sie können mich also ruhig auf die Liste der Verdächtigen setzen. Aber ich habe Mario geliebt. Unsere Ehe war glücklich.«

»So war es nicht gemeint«, sagte ich.

»Doch, Herr Jörgensen, das war es. Auch wenn Sie etwas mehr Charme haben, als Ihre Kollegen von der Mordkommission.«

Der Fall mit dem Catcher: Kommissar Jörgensen Hamburg Krimi

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