Читать книгу Drei sehr spezielle Privatdetektive: Krimi Paket 3 Romane - Alfred Bekker - Страница 11
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Karen Tierney hatte feuerrotes Haar und dunkle Augen, die im Augenblick sehr traurig wirkten. Sie war eine hübsche, zierlich gebaute Frau, die sich aber im Augenblick etwas vernachlässigt zu haben schien.
Jedenfalls begrüßte sie Bount im Morgenmantel, als er vor ihrer Wohnungstür auftauchte. Die Tierneys wohnten zur Miete im Parterre eines mehrstöckigen Reihenhauses.
"Ich kaufe nichts und ich lasse mich auch zu nichts bekehren", murmelte sie müde und wollte Bount schon die Tür vor der Nase zuschlagen.
"Warten Sie einen Moment, Mrs. Tierney. Ich muss unbedingt mit Ihnen sprechen..."
Sie strich sich die rote Mähne zurück und machte: "Ach, ja? Machen Sie' es kurz. Es geht mir nicht besonders gut!"
"Mein Name ist Bount Reiniger, ich bin Privatdetektiv."
"Was wollen Sie?"
"Es geht um Ihren ermordeten Mann! Darf ich hereinkommen?"
Sie war noch immer misstrauisch und so zeigte Bount ihr seine Lizenz.
"Was soll ich mit dem Wisch?"
"Wenn nach meinem Besuch das Familiensilber fehlt, wissen Sie jedenfalls, wer es hat." Er sah sie offen an. Vor ihm stand eine gebrochene Frau, die wirkte, als wäre sie ziemlich aus der Bahn geworfen worden. Und Bounts Bemerkung heiterte sie auch nicht im Geringsten auf. Sie reagierte nur mit einem Schulterzucken, das nicht weniger auszusagen schien, als dass ihr im Moment ohnehin alles ziemlich egal war.
"Wer schickt Sie?", fragte sie.
"Ihr Mann hatte einen Notar beauftragt, mich im Falle seines Todes zu engagieren, um seinen Mörder zu finden!"
Sie sah Bount erstaunt an. "Davon wusste ich nichts", meinte sie.
"Die Polizei war sicher schon bei Ihnen, nehme ich an..."
"Ja", nickte sie. "Ein gewisser Lieutenant Browne."
"Ein langer Kerl mit lockigen Haaren, nicht wahr?"
"Kennen Sie ihn?"
"Er arbeitet in der Mordkommission von Captain Rogers und das ist ein alter Freund von mir!"
Sie musterte Bount eingehend von oben bis unten und auf einmal schien ihr aufzufallen, dass ihr eigenes Outfit an diesem Tag nicht dem letzten Schrei entsprach. Eine leichte Röte überzog ihr Gesicht. Es war ihr peinlich. Dafür schien das Misstrauen nicht mehr ganz so stark zu sein.
"Kommen Sie", murmelte sie. Bount wurde in ein Wohnzimmer geführt und bekam einen Platz in einem klobig wirkenden Ledersessel.
Sie setzte sich ebenfalls.
"Ich sehe heute nicht besonders gut aus", meinte sie. "Aber wissen Sie, Steves Tod war ein schwerer Schlag für mich. Ich stehe jetzt vor dem Nichts. Und ich wüsste übrigens auch nicht, wie ich Sie bezahlen sollte!"
"Das hat Ihr Mann schon erledigt!"
"Was?"
"Ja, ein Scheck. Hier ist die Quittung der Bank. Ich habe ihn vor einer halben Stunde eingelöst." Bount holte die Quittung aus seiner Brieftasche und zeigte sie ihr.
Sie runzelte die Stirn. "Ich wusste gar nicht, dass Steve bei dieser Bank auch ein Konto besitzt", murmelte sie. "Und dann die Summe!" Sie gab Bount die Quittung zurück. "Ich kann für Sie nur hoffen, dass der Scheck gedeckt war, Mister Reiniger!"
"Hat Ihr Mann mit Ihnen über seine Arbeit gesprochen?"
"Nein, nie. Er wollte seinen Ermittler-Job und das Privatleben strikt auseinanderhalten. Deshalb liegt sein Büro auch am anderen Ende der Stadt." Sie zuckte die Achseln "Er hatte sicher dafür seine Gründe, denn die Sachen, die er gemacht hat, waren wohl nicht immer ganz ungefährlich. Er wollte uns - mich und unseren kleinen Michael - nicht in diese Dinge hineinziehen."
"Dann wissen Sie auch nicht zufällig, woran er in letzter Zeit gearbeitet hat?"
"Nein. Keine Ahnung."
"Wurde er vielleicht von irgendjemandem bedroht?"
"Nicht, dass ich wüsste, Mister Reiniger." Sie zuckte die Achseln und rieb die Handflächen aneinander. "Ich fürchte, ich bin Ihnen keine große Hilfe, was?"
Bount studierte eingehend ihr Gesicht. Die Augen wirkten unruhig und sie rutschte auf ihrem Platz hin und her. Der Privatdetektiv hatte das Gefühl, dass sie ihm nicht hundertprozentig die Wahrheit sagte oder zumindest etwas verschwieg. Zum Beispiel die Sache mit dem Bankschließfach, aber Bount wollte erst noch abwarten, bevor er damit herauskam.
Plötzlich sagte Sie: "Ich sehe keinen großen Sinn darin, wenn Sie auch noch in dieser Sache herumrühren, Mister Reiniger."
Bount hob die Augenbrauen. "Es wundert mich, dass Sie das sagen!"
"Was könnten Sie schon herausfinden, was die Polizei nicht auch früher oder später herausbekommt?", erwiderte Karen Tierney.
"Nun, Ihr Mann hat das offenbar anders beurteilt."
"Lassen Sie es gut sein und überlassen Sie die Sache der Polizei!"
"Merkwürdig, dass Sie so denken, Mrs. Tierney."
"Warum?"
"Weil es meiner Erfahrung nach so ist, dass Angehörige um jeden Preis diejenigen bestraft wissen wollen, die für die Tat verantwortlich sind..."
"Das ist bei mir nicht anders!", erwiderte sie mit belegter Stimme. "Aber ich bin realistisch. Außerdem können weder Sie noch die Polizei mir meinen Mann wieder holen..."
Damit hatte sie natürlich recht.
Bount erhob sich, um zu gehen. "Haben Sie ein Bild von ihm?"
"Ja, aber..."
"Dann geben Sie es mir bitte."
Sie zögerte. "Sie wollen nicht lockerlassen, oder?"
"Ich habe einen Auftrag."
"Und wenn ich Ihnen diesen Auftrag wieder entziehe?"
"Darauf würde ich mich nie einlassen, Mrs. Tierney. Der Auftrag war der letzte Wille Ihres Mannes. Und den werde ich respektieren."
Sie nickte. Eine seltsame Anspannung hatte sie erfasst, die Bount sich nicht ganz erklären konnte.
"Ich hole Ihnen ein Foto", sagte sie.
Als sie zurück war und Bount ein Foto von Tierney gegeben hatte, fragte dieser: "Liegt es vielleicht am Geld, dass Sie mir den Auftrag entziehen wollten? Darüber könnten wir reden. Ich muss nicht gleich mein Auto verkaufen, wenn ich auf den Scheck verzichte."
Sie schüttelte den Kopf und vermied es dabei, Bount in die Augen zu sehen. "Nein", meinte sie. "Darum geht es nicht."
"Haben Sie einen Job?"
"Nein. Ich werde mir etwas suchen müssen."
"Und eine Lebensversicherung?"
"Alles futsch. Steve hat eine Hypothek darauf aufgenommen, als wir uns die neue Wohnungseinrichtung gekauft haben. Außerdem war ich letztes Jahr ein paar Wochen im Krankenhaus, das ging auch ganz schön ins Geld. Deshalb wundert es mich ja auch so, dass Steve Ihnen ein solches Honorar zahlen konnte!"
"Wie gesagt, wir können darüber reden."
"Ich bin keine Bettlerin!", erklärte sie empört.
"So war es auch nicht gemeint!"
"Schon gut."
Sie gingen zur Tür.
"Wir werden uns sicher bald wiedersehen", meinte Bount. "Tut mir leid, dass ich Ihnen das nicht ersparen kann.“
"Das braucht Ihnen nicht leid zu tun."
Als Bount die Wohnung verließ, kam ein etwa zehnjähriger Junge das halbe Dutzend Stufen bis zur Haustür hinaufgerannt. Das musste Michael sein.
Karen Tierney nahm ihren Sohn voller Erleichterung in die Arme. "Ich bin froh, dass du da bist", sagte sie.
Michael schaute zu Reiniger hinüber und unterzog ihn einer kritischen Musterung. "Wer ist der Mann?"
"Ein Privatdetektiv", erklärte seine Mutter.
"Wie Dad?"
"Ja, wie Dad."
Der Junge musterte Bount ein paar Sekunden lang und ging dann ins Haus.