Читать книгу Der Fall aus der Ferne: Kommissar Jörgensen Hamburg Krimi - Alfred Bekker - Страница 10
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Heribert Nördlinger betrat das Dienstzimmer von Max Herter, einem Innendienstler aus der Fahndungsabteilung.
»Bitte setzen Sie sich, Herr Nördlinger«, sagte Herter und deutete auf den freien Sessel.
»Danke.«
»Die Kollegin, die Sie an mich verwiesen hat, sagte, Sie hätten im Internet einen Mord beobachtet.«
Nördlinger nicke. »Richtig. Allerdings nicht hier, sondern in der Schweiz, genauer gesagt in Zürich.« Er lächelte.
»Dann erzählen Sie mal!«
Nördlinger holte einen sorgfältig gefalteten Computerausdruck aus der Innentasche seines Jacketts und legte das Blatt auf den Tisch, nachdem er es ausgebreitet und mit der Hand glatt gestrichen hatte.
»Ich hatte leider kein Fotopapier mehr, sonst wäre der Ausdruck noch besser geworden. Aber ich habe die Daten auf eine CD gebrannt, die ich Ihnen überlassen kann.«
»Da wäre sehr nett.«
Er griff in die andere Innentasche, holte den Datenträger hervor und legte ihn neben das Blatt.
Herter nahm sich zunächst den Ausdruck.
»Das ist ein Screenshot.«
»Scheint, als hätten Sie genau im richtigen Augenblick auf den Knopf gedrückt«, sagte Max Herter.
»Das Gesicht des Täters ist gut zu sehen«, bestätigte Nördlinger. »Und was er tut auch.«
»Die ganze Videosequenz haben Sie nicht zufällig gespeichert?«
»Nein, nur den Screenshot. Das ganze stammt von einer Wettercam, die man virtuell schwenken kann. Es ist reiner Zufall, dass ich gerade den passenden Ausschnitt erwischt habe.«
»Und wo ist das Ganze passiert?«
»Am Limmatufer. Die genaue Position der Webcam können Sie auf der Homepage ersehen, über die man an die Wettercams herankommt. Die Netzadresse steht auf der Rückseite des Ausdrucks.«
»Wie lange ist das her?«
»Eine Stunde.« Er zuckte mit den Achseln. »Tut mir leid, aber ich musste erst ein paar Dinge regeln. Eigentlich waren meine Lebensgefährtin und ich auf dem Sprung nach Zürich. Deswegen wolle ich ja auch wissen, wie dort das Wetter ist.«
»Verstehe«, nickte Max.
»Nein, Sie verstehen gar nichts. Ich musste unseren Flug umbuchen und ein paar ziemlich wichtigen Leuten sagen, dass ich erst morgen früh in Zürich sein werde.« Nördlinger hatte jetzt einen hochroten Kopf. Er lehnte sich zurück und strich sein Haar nach hinten. »Aber ich wollte nicht einfach los fliegen, ohne dass hier gemeldet zu haben.«
»Sie sind ein vorbildlicher Staatsbürger, Herr Nördlinger.«
»Danke. Nur wird sich der Staat dafür kaum bedanken und mir höchstens noch mehr von meinem sauer verdienten Geld durch seine Steuern abknöpfen.«
»Trotzdem, Sie waren sehr aufmerksam. Und wir würden uns manchmal wünschen, dass mehr Menschen so reagierten. Wo ist eigentlich Ihre Lebensgefährtin?«
»Die ist mit den Nerven ziemlich am Ende und wollte nicht mitkommen.«
»Es wäre gut, wenn sie noch vor Ihrem Flug nach Zürich hier vorbei schauen und auch noch eine Aussage machen könnte. Manchmal gibt es ja Details, die der eine übersieht, aber an die sich der andere noch gut erinnert.«
»In Ordnung.«
»Und nun schildern Sie mir bitte die gesamte Szene, die Sie gesehen haben. Möglichst von Anfang bis zum Schluss. Jedes Detail kann eventuell wichtig sein.«
»In Ordnung.«
»Sind Sie damit einverstanden, dass ich eine Audioaufzeichnung Ihrer Aussage anfertige? Wir vermeiden dadurch womöglich unnötige Rückfragen an Sie...«
»Meinetwegen.«
»Und ich nehme an, dass Sie auch nichts dagegen haben, wenn wir diese Aufzeichnung möglicherweise an die Schweizer Behörden weiterleiten?«
»Nein. Ich hoffe nur, dass sich der ganze Aufwand lohnt und dieser Killer hinter Schloss und Riegel kommt!«
Nördlinger schilderte wie der Mann im Anzug mit einer Schlinge erwürgt und anschließend in den Fluss geworfen wurde. »Dieser Rothaarige hat die Taschen durchsucht und die Etiketten in der Kleidung entfernt. Deutet das nicht auf einen Profi hin?«
»Ja, das ist gut möglich«, gab Max Herter zu. »Aber für solche Spekulationen ist es im gegenwärtigen Stadium der Ermittlungen wohl noch zu früh.«
Nördlinger beugte sich etwas nach vorn und hob die Augenbrauen. »Was geschieht jetzt?«
»Wir werden die Schweizer Behörden informieren und Ihnen alle Daten zur Verfügung stellen. Viel mehr wird man von hier aus nicht machen können. Ach ja, außerdem werden die Bilddaten Ihres Screenshots abgespeichert und mit unserem Datenverbundsystem verglichen. Erstens, um herauszufinden, ob der Täter vielleicht schon mal straffällig geworden ist...«
»...was ja wohl ein ziemlich unwahrscheinlicher Zufall wäre!«, meinte Nördlinger.
»Sagen Sie das nicht. Die Globalisierung gilt auch für das organisierte Verbrechen. Leider, denn die polizeilichen Befugnisse enden immer noch an Ländergrenzen und so ist uns die andere Seite stets ein Stück voraus. Außerdem könnte es ja auch sein, dass der Täter später mal in der EU herumreisen möchte oder hier durch eine Straftat auffällt, die dazu führt, dass er erkennungsdienstlich behandelt wird.«
Nördlinger telefonierte wenig später mit seiner Lebensgefährtin, die wenig Lust zu haben schien, vor dem BKA eine Aussage zu machen. Aber Nördlinger konnte sie schließlich überzeugen. »Sie ist gleich hier«, meinte er.
»In der Zwischenzeit werde ich mal die Website anwählen, deren Adresse Sie mir gegeben haben...«
Max Herters Finger glitten über die Tastatur seines Rechners. Es dauerte nicht lange und er hatte die Wettercam gefunden, auf der Nördlinger den Mord gesehen hatte. Herter bedeutete dem Galeristen, auf die andere Seite des Schreibtischs zu kommen.
»Da sind Sie richtig«, bestätigte er.
»Stellen Sie mir doch bitte den Bildausschnitt so ein, wie bei ihrem Screenshot gewesen ist, Herr Nördlinger.«
»Kein Problem!«, versprach Nördlinger.