Читать книгу Der Fall aus der Ferne: Kommissar Jörgensen Hamburg Krimi - Alfred Bekker - Страница 8

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Heribert Nördlinger ging auf und ab. Die für Hamburg enorm große zweihundert Quadratmeter Wohnung, die Nördlinger in einem Altbau bewohnte, bot genug Platz dafür. Nördlinger brauchte diesen Platz.

Er war Galerist und Kunst bedeutete ihm in mehrfacher Hinsicht alles. Beruflich und privat. Beruflich war er Galerist und privat mit einer Künstlerin liiert. Vor einem Jahr war Jarmila Mohnheim bei ihm eingezogen.

Die hohen Wände waren seitdem mit ihren großformatigen Bildern vollgehängt, die ein fröhliches Durcheinander von Formen und Farben darboten.

Nur war sie damit bislang nicht besonders erfolgreich gewesen - und das, obwohl sie nun einen der erfolgreichsten Galeristen der Hamburger Kunstszene in mehrfacher Hinsicht an ihrer Seite hatte.

Sie hatte ihren Vornamen geändert und nannte sich nun Jarmila anstatt einfach und schlicht Jana Mohnheim. Und außerdem benutzte sie seit einiger Zeit vorwiegend Tierblut anstatt Ölfarbe und anstatt eines Pinsels ihren eigenen Körper, mit dem sie sich auf der Leinwand wälzte.

Das alles hatte ihr allerdings nur in den Boulevard-Medien einige Aufmerksamkeit eingebracht. Ihrer Wertschätzung in der Kunstszene waren diese Aktionen eher abträglich gewesen und der Wert ihrer Bilder hatte sich nicht gesteigert. Die meisten erwiesen sich schon auf Grund ihrer außerordentlich großen Formate als unverkäuflich und so hingen sie nun im Dutzend in Nördlingers Wohnung. Wenigstens waren hier die Räume hoch genug, um Gemälde, die derartig aus dem Rahmen fielen, aufzuhängen.

In Zürich standen ihnen nun wichtige Gespräche mit Galeristen aus Europa bevor und außerdem hatten sie einen Termin mit einem Event-Manager aus Basel, der Jarmilas Karriere etwas auf die Sprünge helfen sollte.

Dass sie wirklich die künstlerische Potenz hatte, um ganz groß herauszukommen, daran glaubte nicht einmal Nördlinger.

Er musste es schließlich wissen.

Er hatte zahllose Künstler aufsteigen und fallen sehen. Von den meisten sprach schon nach wenigen Jahren niemand mehr. Eine kleiner Hype, damit hatte es sich für das Gros. Über längere Zeit oben zu bleiben, das schafften nur die wenigsten. Und eigentlich gab es keine Indizien dafür, dass ausgerechnet Jarmila dazugehören sollte.

Bei einem anderem Künstler hätte Nördlinger vielleicht argumentiert, dass sich der ganze Aufwand nicht lohnte.

Aber bei Jarmila galten andere Regeln. Sie war einfach besserer Laune, wenn sie zumindest die Illusion hatte, dass es aufwärts ging. Also machte Nördlinger auch diese Aktion mit.

Und davon abgesehen, war Zürich ohnehin immer eine Reise wert.

Aber jetzt hatte sich alles geändert.

Heribert Nördlinger griff zum Telefon.

»Wen rufst du an?«, fragte Jarmila.

»Das Büro.«

»Jetzt? Wieso das denn?«

»Wir werden unseren Flug etwas verschieben müssen.«

»Was?«

»Ja, du hast richtig gehört.«

*


Der Albaner ging zu dem Fischbrötchen-Mann an die Bude.

»Matjesbrötchen? Der Matjes ist frisch!«

»Nein, danke«, sagte der Albaner.

»Oder vielleicht ein Krabbenbrötchen.«

»Aber mit wenig Remoulade.«

»Wie Sie wollen!«

»Sagen Sie, kennen Sie zufällig einen Herrn Jörgensen?«

»Den Kommissar?«

»Ja.«

»Der kommt ab und zu hierher. Was wollen Sie denn von ihm?«

»Wir sind gute Bekannte...«

»Soll ich ihn von Ihnen grüßen?«

»Nein, das ist nicht nötig.«

Der Albaner nahm einen Bissen von dem Krabbenbrötchen. Dann warf er es in den Müll. »Ist mir zu fett«, sagte er.

Der Fischbrötchen-Mann war sprachlos.

Noch sprachloser war er, als er den Schein sah, den sein Gegenüber ihm auf den Tresen legte.

Der Fall aus der Ferne: Kommissar Jörgensen Hamburg Krimi

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