Читать книгу Der Fall aus der Ferne: Kommissar Jörgensen Hamburg Krimi - Alfred Bekker - Страница 11

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Schon wenige Minuten nach der Explosion verstopften Dutzende von Einsatzfahrzeugen die Straße und die Kollegen der Schutzpolizei waren damit beschäftigt, den Verkehr umzuleiten. Fahrzeuge der Feuerwehr waren ebenso eingetroffen wie Rettungswagen.

Für unseren Kollegen Lukas Marxheimer kam leider jede Hilfe zu spät.

Er war tot.

Lukas Marxheimer war frisch von der Polizeihochschule gekommen und erst seit gut vier Wochen in unserem Präsidium im Einsatz.

Ins Innere des »Bordsteinschwalbennest« durften bislang weder wir noch die inzwischen angerückten Kollegen der Ermittlungsgruppe Erkennungsdienst des BKA, kurz EED. So nannte sich der zentrale und für alle Hamburger Polizeieinheiten zuständigen Erkennungsdienst.

Aber zunächst mal hatten die Männer der Feuerwehr Vorrang. Es konnte auch nicht ausgeschlossen werden, dass sich giftige Dämpfe gebildet hatten und so lange wir kein grünes Licht der Feuerwehr bekamen, würde keiner unserer Kollegen einen Fuß in das Gebäude setzen.

Dass es in den Räumlichkeiten des »Bordsteinschwalbennest« wohl keinerlei Überlebende gab, hatte man uns bereits über Funk durchgegeben. Inzwischen war man dabei, die Bewohner der oberen Stockwerke zu evakuieren.

Ich wandte mich an die Blondine, mit der Dima Modesta vorgefahren war. Sie lehnte gegen die Motorhaube des Ferrari, der so von Einsatzfahrzeugen eingekeilt war, dass man ihn ohnehin nicht hätte wegfahren können.

»Uwe Jörgensen, Kriminalpolizei«, stellte ich mich vor. »Die ist mein Kollege Roy Müller.«

Sie sah mich vorwurfsvoll an und kaute nervös auf irgendetwas herum.

»Was ist mit Dima?«, fragte sie.

»Sie sollten sich keine Hoffnungen machen. Im Inneren des Clubs lebt niemand mehr.«

»Ich will dort hinein!«

»Das können Sie nicht! Es besteht Vergiftungs- und Einsturzgefahr!«

Sie schluckte. Ihr Make-up war schon ziemlich verlaufen.

»Sie sind Jennifer Petersen, nicht wahr?« Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. Sie blickte mich überrascht an. Ihre Augen wurde schmal und hatten jetzt etwas katzenartiges an sich.

»Sie...«

»Wir haben Dima Modesta schon seit längerem im Visier und dabei sind wir auch auf Sie gestoßen.«

»Jetzt werden Sie mir wahrscheinlich wieder diverse Gerichtsurteile vorhalten...«

»Zwangsprostitution, Scheckbetrug, Drogen...«, mischte sich Roy ein.

»Na großartig! Es wäre ja auch zu schön gewesen, mit Bullen zusammenzutreffen, die einem keinen Ärger machen.« Sie deutete in Richtung des »Bordsteinschwalbennest« und setzte hinzu: »Wer für dieses Verbrechen verantwortlich ist, interessiert Sie wahrscheinlich auch einen Dreck! Vermutlich denken Sie: Klasse, es trifft ja den Richtigen! Aber wenn Sie geglaubt haben, über Dima Bescheid zu wissen, dann kann ich Ihnen nur sagen: Sie wissen gar nichts! Er war ein großartiger Mann und hat es ganz bestimmt nicht verdient, von einer Sprengladung zerrissen zu werden.«

»Da bin ich ganz Ihrer Meinung«, versicherte ich. »Und auch wenn Dima Modesta unseren Ermittlungen nach ein Gangster war, so gibt das tatsächlich niemandem das Recht, ihn zu töten. Wir werden seine Mörder mit derselben Intensität suchen wie jede anderen Straftäter.«

Jennifer Petersen lachte heiser. »Das glaube Sie doch selbst nicht«, meinte sie. »Träumen Sie schön weiter, Herr Jörgensen...«

»Vielleicht können Sie uns etwas helfen, indem Sie uns ein paar Fragen beantworten.«

»Bitte! Es kommt sowieso nichts dabei heraus. Das weiß ich jetzt schon. Am Ende bin ich es nur, die den Ärger bekommt...«

»Dass Sie Ihr Geld als Prostituierte verdienen und wahrscheinlich weder Steuern noch Krankenversicherung zahlen, interessiert uns nicht weiter«, sagte Roy.

»Unterstellungen!«

»Wie auch immer!«

»Miese, miese Unterstellungen!«

»Dafür sind andere zuständig. Uns geht es um denjenigen, der hinter dem Mord an Ihrem Lebensgefährten steckt und außerdem ja auch noch einen unserer Kollegen auf dem Gewissen hat.«

»Habe ich mir schon gedacht, dass Ihr gesteigertes Interesse in Wahrheit daher kommt...« Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. Dann fingerte sie in ihrer Handtasche herum, bis sie einen Blister mit Pillen gefunden hatte. Sie nahm zwei davon. »Ist nur etwas gegen meine Kopfschmerzen«, behauptete sie. »Nichts Illegales.«

»Haben Sie eine Ahnung, wer Dima Modesta das angetan haben könnte?«, fragte ich.

»Nicht die Geringste«, behauptete sie.

»Wo hat er heute Nacht geschlafen?«

»Das wissen Sie nicht?« Sie lachte erneut auf, diesmal schriller. Aber in diesem Lachen klang auch ihr ganzer Schmerz mit. Irgendwie schien sie tatsächlich etwas für Modesta empfunden zu haben. Wie genau die Beziehung zwischen den Beiden nun eigentlich aufzufassen war, davon hatte ich noch kein rechtes Bild. Aber das würde sich noch ergeben. »Jedenfalls nicht bei mir. Er hat mich auf dem Weg zum »Bordsteinschwalbennest« von Zuhause abgeholt.«

»Können Sie uns nicht irgendeinen Ansatzpunkt liefern? Wurde Herr Modesta bedroht? Hatte er vielleicht Streit mit seinem Boss?«

»Mit seinem Boss? Wer soll das gewesen sein? Dima war sein eigener Boss.«

»Ich spreche von Vladi Gruschenko.«

Ihr Gesicht veränderte sich. Für einen kurzen Moment hatte sie ihre Züge nicht unter Kontrolle. Ihr Lächeln wirkte gezwungen und erinnerte an eine Maske.

»Ich habe keine Ahnung, von wem Sie sprechen, Herr Jörgensen.«

»Und ich nehme an, diesen Namen haben Sie auch noch nie gehört?«

»Nie! Beim Leben meiner Mutter.«

»Ein großes Wort.«

»Ist wahr! Ich schwör!«

Der Fall aus der Ferne: Kommissar Jörgensen Hamburg Krimi

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