Читать книгу Der explosive Fall: Kommissar Jörgensen Hamburg Krimi - Alfred Bekker - Страница 7

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Wir verbrachten mehr oder weniger den Rest des Tages am Stadtpark. Die Bergungsarbeiten zogen sich über Stunden hin. Dutzende von Bewohnern des Gebäudes und mehrere verletzte Feuerwehrleute mussten in Kliniken eingeliefert werden. Bei den geretteten Hausbewohnern handelte es sich vornehmlich um Leute, die in den im Erdgeschoss befindlichen Geschäften angestellt gewesen waren.

Für die Bewohner der höher gelegenen Mietwohnungen standen die Chancen schlechter.

Bei den Wohnungsinhabern bis Etage vier hatte die Chance auf eine rechtzeitige Flucht bestanden.

Einige wenige waren mit Rauchvergiftungen davon gekommen.

Sie konnten sich glücklich schätzen.

Denn für diejenigen, die sich im oberen Bereich des Gebäudes aufgehalten hatten, gab es keine Hoffnung.

Im Laufe des Tages stellte sich nach und nach heraus, welche der Bewohner zum Zeitpunkt der Explosion gar nicht im Haus gewesen waren. Es waren erfreulich viele.

Aber mit etwa dreißig Toten mussten wir rechnen.

Angesichts der Tatsache, dass sich im Gebäude über hundert Wohnungen befanden, war das eine geringe Zahl.

Trotzdem, jedes dieser Opfer war eines zuviel.

Ein Mordopfer, dessen stummer Schrei nach Gerechtigkeit von uns nicht ungehört bleiben würde.

Als wir am nächsten Morgen im Besprechungszimmer unseres Chefs saßen, war von dem lockeren Umgang, die ansonsten unter uns Kollegen durchaus üblich ist, nichts zu spüren.

Ich hatte nicht viel geschlafen.

Und die Ringe unter Roys Augen zeugten davon, dass es ihm genauso ergangen war.

Nicht einmal Mandys vorzüglicher Kaffee wollte mir richtig schmecken.

Nur Herr Bock, dem Chef der Kriminalpolizei Hamburg, konnte man nicht ansehen, dass er vermutlich die halbe Nacht im Büro verbracht hatte.

Außer meinem Freund und Partner Roy Müller waren noch die Kollegen Stefan Carnavaro, Ollie Medina und Fred LaRocca anwesend. Dazu unsere Erkennungsdienstler Thorsten Busche und Stefan Zeiler sowie Max Bacher vom Innendienst. Außerdem war der Terrorismus-Experte Roger E. Hennemann eingeflogen worden.

»Ich möchte Ihnen ein Amateur-Video vorführen, das bereits gestern von mehreren Sendern in den Nachrichten gezeigt wurde«, erläuterte Roger E. Hennemann. Im Stadtpark hat ein Mann aufgenommen, wie sein fünfjähriger Sohn auf ein Klettergerüst stieg. Im Hintergrund war die Explosion zu sehen.

»Alle Indizien sprechen bis jetzt dafür, dass es sich tatsächlich um einen Anschlag von Terroristen handelt und nicht etwa um einen Unfall«, erläuterte Hennemann. »Allerdings will ich gerne zugestehen, dass die Spurenlage bis jetzt noch sehr dünn ist. Das liegt an den großen Zerstörungen. Wie Ihnen Ihre Kollegen Busche und Zeiler ja vorhin erläutert haben, werden Dutzende von Erkennungsdienstlern noch wochenlang damit zu tun haben, die wenigen Spuren zu sichern und anschließend zu einem Puzzle zusammenzusetzen.«

»So viel Zeit möchte ich dem oder den Tätern nicht lassen«, verkündete Herr Bock im Brustton der Entschlossenheit.

Hennemann nickte zustimmend.

Er fuhr fort: »Ich habe mich mit verschiedenen Spezialisten Ihrer Abteilung unterhalten. Das Gebäude war zwar nicht mehr das jüngste, aber es existierten sehr detaillierte Baupläne. Man kann eigentlich nur zu dem Schluss kommen, dass diese Wohnung ganz bewusst für die Sprengladung ausgesucht wurde, um einen möglichst großen Schaden anzurichten...«

»...was den Tätern ja auch leider gelungen ist«, vollendete Stefan Carnavaro.

»Seit Monaten gibt es Hinweise von den Geheimdiensten, dass in unter Anhängern extremer islamistischer Gruppen daran gedacht wird, Wohnungen in Serie anzumieten, mit Sprengstoff zu bestücken und als Zeitbomben jederzeit verwendbar zu haben.«

»An die Konsequenzen mag man gar nicht denken«, warf Ollie ein. »Diese Leute brauchen nur mit dem Finger zu schnipsen und in einer Stadt wie Hamburg fallen einige Dutzend Gebäude in Schutt und Asche!«

»Falls dieses Szenario zutrifft - ja«, bestätigte Hennemann. »Und das Schlimme ist: Wir können es kaum verhindern.«

»Aber eine Sache verstehe ich nicht«, sagte Herr Bock. »Wenn diese Terroristen wirklich in einer konzertierten Aktion mehrere Gebäude in Ruinen verwandelt hätten, wäre das Chaos in der Stadt doch perfekt gewesen. Die Leute haben alle noch die Bilder vom 11. September 2001 in Erinnerung und wir hätten wahrscheinlich eine Massenpanik erlebt. Wenn die Anhänger von Osama bin Laden einen Krieg führen wollen, dann verstehe ich nicht, wieso sie diese Gelegenheit nicht genutzt haben, uns wie ohnmächtige Deppen dastehen zu lassen!«

Hennemann hob die Augenbrauen.

»Vielleicht verfolgen unsere Gegner eine andere Strategie!«

»Und die wäre?«

»Man könnte Sie als Nadelstich-Strategie bezeichnen, Herr Bock. Auf die von Ihnen beschriebene Weise ließe sich eine Art Knalleffekt erzielen. Weltweites Aufsehen, dass sich jedoch schnell wieder verflüchtigt hätte. Anscheinend geht es den Tätern aber darum, für langanhaltende Verunsicherung zu sorgen. Niemand weiß, wann und wo die nächste Bombe hochgeht. Auf die Dauer wird das diese Stadt lähmen...«

Herr Bock vergrub die Hände in den Hosentaschen.

»Ich hoffe wirklich, dass Ihre Theorie sich nicht bestätigt, Herr Hennemann!«

Der explosive Fall: Kommissar Jörgensen Hamburg Krimi

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