Читать книгу Killer kommen nicht so leicht davon: 7 Strand Krimis - Alfred Bekker - Страница 23

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In der Kneipe nahmen wir noch einen Drink. Dann verließ ich den Laden als erster. Frank blieb zurück, an der Theke. Es waren genügend Typen da, die ihn in Gespräche verwickelten. Sein Job. Die Arbeit an der Basis.

Draußen legte ich keine besondere Eile an den Tag. Übertriebene Hast hätte nicht zu meiner Aufmachung gepasst. Ich blieb vor dem Kneipeneingang stehen, schob mir eine Camel zwischen die Lippen und ließ das Streichholz in den hohlen Händen aufflammen.

Die Typen, die in der Nähe herumhingen, beachteten mich nicht. Niemand redete. Ich schleuderte das Streichholz in den Rinnstein und folgte den Blicken, die zur Ecke achte Avenue gerichtet waren. Die Ursache des Schweigens war nicht zu übersehen.

Ein blau-weißer Streifenwagen der City Police stand mit laufendem Motor schräg vor der Bordsteinkante. Auf dem Bürgersteig zwei Fußstreifen-Cops und die beiden Beamten aus dem Streifenwagen. Heftiger Wortwechsel mit zwei gestikulierenden Burschen, die das Haar im Afro-Look trugen. Durch die offenen Seitenscheiben des Streifenwagens plärrte das Funkgerät.

Ringsherum stumme Zuschauer. Eine Mauer der Aggressivität. Unsere Cops sind nicht zu beneiden.

Ich blickte eine Weile hinüber, zuckte dann für mich selbst die Achseln und schlurfte mit hängenden Schultern in Richtung Ninth Avenue. Ich erregte keine Aufmerksamkeit. Hatte jedenfalls nicht den Eindruck.

Auf dem Weg zu meinem Wagenwurde die Gegend ruhiger. Zwischen neunter und zwölfter Avenue gibt es keine Kneipen mehr. Statt dessen Wohnhäuser aus der Vorkriegszeit. Graue Fassaden. Müllkübel auf dem Bürgersteig. Defekte Straßenlampen. Zwischen den Wohnhäusern vereinzelt leere Grundstücke, wo baufällige Gebäude abgerissen worden waren. Wo diese freien Flächen nicht als Parkplätze dienten, wucherte das Unkraut, häufte sich der Unrat. Ansonsten war es die Gegend der Autowerkstätten und Lagerhäuser, Tankstellen und Hochgaragen.

Eine von Manhattans Schattenseiten. Keine Gegend für Touristen.

Ich überquerte die Tenth Avenue und fühlte mich einsam zwischen dunklen Häuserfassaden und wenigen Straßenlampen, die nur spärliches Licht abgaben.

Ich schnippte meine Zigarettenkippe weg. Es war wie ein auslösendes Signal.

Motorengeräusch brüllte jäh auf. Hinter mir.

Ich ruckte herum.

Scheinwerferaugen glühten in meine Richtung, fraßen sich mit grellen Lichtfingern auf mich zu, begleitet von kreischenden Reifen, die die Beschleunigungskraft nicht voll auf den Asphalt brachten.

Entfernung vierzig Yard. Nicht mehr.

Ich rannte los. Hätte ich mich als Unbeteiligter gefühlt, wäre ich ein Fantast gewesen. Die Kerle in dem Schlitten hatten garantiert nicht vor, einen privaten Geschwindigkeitstest zu veranstalten.

Das Motorengebrüll folgte mir. Zwischen den düsteren Fassaden fühlte ich mich höllisch eingeengt. Vergitterte Fenster in den Erdgeschossen. Türen, die mit Sicherheit mehrfach verriegelt waren. Jeder Versuch, irgendwo unterzuschlüpfen, konnte deshalb scheitern.

Ich rannte mit langen Sätzen, hoffte auf irgendetwas. Um meine Beine herum wurde es hell. Die Lichtausläufer der Scheinwerfer erreichten mich. Ich rationierte meinen Atem. Das Blut kochte in meinen Adern, und da war dieses unangenehme Kribbeln der Kopfhaut.

Plötzlich gähnte eine finstere Lücke. Rechts von mir. Kein Grund zum Aufatmen. Aber die Chance, auf die ich gehofft hatte.

Ich überbrückte die letzten Yards mit einem Spurt und warf mich zur Seite.

Im gleichen Atemzug brach die Hölle los.

Bremsen wimmerten, wurden übertönt vom ohrenbetäubenden Hämmern einer Maschinenpistole.

Im Sprung spürte ich den tödlichen Gluthauch der Projektile. Bedrohlich nahe fauchte der Bleihagel über mich hinweg, klatschte irgendwo weiter hinten in eine Mauer.

Ausgedörrtes Unkrautgestrüpp schlug über mir zusammen. Hart prallte ich auf den Boden, der mit Gesteinsbrocken und leeren Konservendosen übersät war. Etwas Spitzes grub sich in meinen linken Oberarm. Ich war versucht aufzuschreien. Rollte mich ab, verkniff mir den Schmerz. Schnellte halb hoch, hastete weiter durch das Gestrüpp, tiefer hinein in das Abbruchgrundstück.

Erneut ratterte die MPi. Diesmal fetzte der Kugelhagel durch das Unkraut, zerriss trockene Zweige und prasselte in den harten Boden — präzise an der Stelle, wo ich untergetaucht war.

Ich konnte die Hand nicht vor Augen sehen. Etwas wuchs vor mir empor. Mehr instinktiv nahm ich es wahr. Ich streckte die Hände aus, ertastete rostiges Stahlblech, rannte daran entlang, immer noch tief geduckt.

Der Feuerstoß der Maschinenpistole brach ab. Vorn auf der Straße war das Scheinwerferlicht zur Ruhe gekommen. Ich sah es aus den Augenwinkeln heraus.

Die Wand aus Stahlblech endete, wich rechtwinklig zurück. Keuchend hastete ich nach rechts, hatte wieder dieses Rostblech vor mir. Ich verharrte. Meine Augen gewöhnten sich an die Dunkelheit. Penetranter Gestank drang in meine Nase, aus unmittelbarer Nähe.

Ein Müllcontainer, für sperrige Abfälle. Als Deckung ausreichend.

Ich zog die Dienstwaffe, schob mich lautlos an die Kante des Containers heran. Wie ich jetzt feststellte, befand ich mich an der hinteren Stirnseite des länglichen Behälters.

Mein Magen krampfte sich zusammen, als ich zur Straße spähte.

Sie wollten es wissen, dachten nicht daran, schon aufzugeben.

Drei Silhouetten schnellten aus dem Wagen heraus, der mit laufendem Motor wartete. Ich vermutete, dass der Fahrer am Steuer sitzen geblieben war.

Die drei Männer verteilten sich, schwärmten nach Infanteristenmanier aus. Im schwachen Licht, das von einer fernen Peitschenmastlampe herüberfiel, sah ich den Waffenstahl in ihren Fäusten. Der in der Mitte trug die MPi. Eine Thompson, wie ich aus den Konturen erkennen konnte. Die beiden anderen waren offenbar nur mit Pistolen oder Revolvern bewaffnet.

Ich verharrte regungslos, gab mich keinen Illusionen hin. Ich steckte in einer verdammten Klemme. Und die Schießer legten keine übermäßige Eile an den Tag. Dass jemand aus der Nachbarschaft die Polizei alarmierte, brauchten sie nicht zu befürchten. Nächtliche Feuergefechte sind nichts Ungewöhnliches in New York, und die Bürger dieser Stadt haben es gelernt, sich aus allen Schwierigkeiten herauszuhalten. Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen — eine gesundheitsfördernde Devise.

Der Fahrer, der vermutlich noch im Wagen saß, würde rechtzeitig Alarm geben, wenn per Zufall ein Streifenwagen der City Police die Straße heraufkam.

Lauernd und wachsam drangen sie in das hüfthohe Unkraut vor. Noch zehn, fünfzehn Yard, dann würden sie, den Müllcontainer erreichen.

Ich sah mich um, versuchte, die Dunkelheit hinter mir mit Blicken zu durchdringen. Aber ich konnte nichts erkennen. Nichts, was mir bessere Deckung geboten hätte als dieser Kasten aus rostigem Stahlblech.

Plötzlich geschah etwas, womit ich nicht im Entferntesten gerechnet hatte.

Ein knapper Befehl erscholl.

Wieder brüllte der Motor der Limousine auf. Die Scheinwerfer schwenkten herum, wippten auf und ab, als die Räder über die Bordsteinkante rumpelten. Quer auf dem Bürgersteig blieb der Wagen stehen.

Das Grundstück war in gleißende Helligkeit getaucht.

Die drei Schießer duckten sich, bewegten sich vorsichtiger, jeden Moment bereit, sich flach zu machen.

Mir blieben höchstens noch Sekunden, dann befand ich mich auf dem schönsten Präsentierteller. Und ich hatte verdammt kein Verlangen, mich noch weiter in die Enge treiben zu lassen.

Deshalb drehte ich den Spieß um. Kurzentschlossen. Tat das, was die Kerle vermutlich selbst am Allerwenigsten erwarteten.

Blitzartig stieß ich die Dienstwaffe hinter der Kante des Containers hervor. Anvisieren und abdrücken gingen ineinander über. Vor den grellen Lichtaugen der Scheinwerfer zeichneten sich Kimme und Korn hervorragend deutlich ab.

Zweimal kurz hintereinander bellte mein Smith &Wesson auf. Glas zersplitterte. Blech knirschte. Das Scheinwerferlicht erlosch.

Ich wich zurück, in Deckung, warf mich lang auf den Boden.

Keine Sekunde zu spät.

Infernalischer Feuerzauber brach los. In das harte Stakkato der Tommygun mischte sich das trockene Bellen der Pistolen.

Die Einschläge der Projektile in den Container klangen wie Glockenschläge, gefolgt von den hässlichen Dissonanzen davonorgelnder Querschläger.

Noch lagen die Schüsse zu hoch. Aber das konnte sich schnell ändern.

Ich blieb in der Waagrechten, kroch ein Stück nach vorn. Durch die Unkrautlandschaft sah ich die Mündungsblitze. Überdeutlich. Blätter wurden angesengt. Bläulichweiße Feuerstrahlen fauchten durch die ausgedörrten Zweige.

Ich durfte keine Zurückhaltung kennen. Nicht in diesen Sekunden, in denen es um mein Leben ging.

Ich schob die Arme nach vorn, packte den Revolvergriff mit beiden Händen, benutzte die Ellenbogen als Stütze und visierte durch das Gestrüpp.

Und ich feuerte in die Mündungsblitze der Tommygun hinein. Dreimal hintereinander zog ich durch.

Sofort danach rollte ich mich ab, zwei, drei Yard weit über die scharfkantigen Unebenheiten des Bodens.

Das Stakkato der MPi verstummte. Kein Schmerzensschrei war zu hören. Aber auch keine Feuerstöße mehr.

Stattdessen schwoll das Bellen der beiden anderen Waffen geradezu wütend an.

An der Stelle, wo ich eben noch gelegen hatte, bohrten sich die Kugeln mit hässlichem Klatschen in den Boden.

Ich zögerte keinen Sekundenbruchteil mehr, fischte den Dade-Speedloader aus der Tasche und lud meine Waffe nach. Abermals visierte ich grelles Mündungsfeuer an, diesmal den Kerl, der rechts von dem Mann mit der Tommygun hockte.

Ich zog durch. Mein Kurzläufiger spie Feuer und Blei.

Ein markerschütternder Schrei übertönte den Höllenlärm der Schüsse.

Ich vollführte einen blitzschnellen Stellungswechsel, brachte den Dienstrevolver erneut in Schussposition.

Stille. Unvermittelt hastige Schritte.

Im schwachen Licht der Straße sah ich einen Schatten, der sich von der Limousine mit den zerschossenen Scheinwerfern löste und davonhetzte.

Kurz darauf ein Rascheln im Gestrüpp.

Ich wollte hochschnellen, die Verfolgung aufnehmen.

Eine schneidende Stimme, die plötzlich erscholl, hinderte mich daran.

Der zweite Schatten, der jetzt aus dem Unkraut auftauchte und in Richtung Straße rannte, konnte nicht mehr zurück.

Noch einmal diese energische Stimme.

Der Fahrer der Gangsterlimousine hatte schon fast das Nachbarhaus zur Rechten erreicht.

In diesem Moment wummerte ein schwerer Revolver los.

Die Pistole des zweiten Mannes peitschte auf. Doch im Laufen schießt es sich schlecht.

Wieder wummerte der Revolver.

Ein Schrei.

Durch die nahegelegenen Straßenschluchten Manhattans gellte Sirenengeheul, das rasch herannahte.

Ich machte nicht den Fehler, mich aufzurichten. New Yorker Cops kennen in offenkundigen Situationen dieser Art kein Erbarmen. Ein Fluchtversuch trotz zweifachen Anrufes ist Grund genug, gezielt zu feuern. Ich hatte es eben mit eigenen Augen erlebt. Und es bestand für mich kein Zweifel, dass da vorn ein Fußstreifen-Cop aufgetaucht war, der die Schießerei gehört hatte. Per Walkie-Talkie hatte er sicherlich die Streifenwagen alarmiert, die jetzt heranjagten.

»Officer!«, brüllte ich mit Leibeskräften, um das anschwellende Sirenengeheul zu übertönen. »Officer, nicht schießen! Ich komme raus!«

Sehen konnte ich ihn nicht, aber ich vermutete, dass er hinter dem Nachbargebäude zur Linken in Deckung stand.

»In Ordnung!«, scholl die Stimme zurück, die ich eben schon gehört hatte. »Die Hände hoch, Mann! Ohne Waffen! Und dann komm schön langsam!«

Ich schob die Waffe ins Inside-Holster, rappelte mich auf und befolgte die Aufforderung des Beamten.

Als ich den Bürgersteig fast erreicht hatte, fegten von beiden Seiten Streifenwagen heran. Rotlicht geisterte über die Häuserfassaden. Blau-weiße Limousinen stoppten. Türen flogen auf. Beamte sprangen mit schussbereiten Dienstrevolvern heraus.

Von links kam der Fußstreifen-Cop auf mich zu. Ein breitschultriger, rothaariger Hüne. Der Revolver, mit dem er auf mich zielte, war ein .357 Magnum. Absolut mannstoppend. Keine Chance, mit einer solchen Kugel im Leib noch an Gegenwehr zu denken.

Insgesamt vier Streifen rollten mit ersterbendem Sirenengeheul an die Bordsteinkante. Die Cops schwärmten aus. Viele Worte wurden nicht verschwendet. Sie kannten die Lage, hatten bereits per Funk alles erfahren.

Drei Beamte umringten mich. Der Fußstreifen-Cop und ein Kollege hielten mich in Schach, während mich der dritte durchsuchte. Er stieß auf das Inside-Holster mit der Dienstwaffe. Dann fand er die Dienstmarke, die ich an einer Lederschnur unter dem Hemd trug.

Ein forschender Blick traf mich.

»Anti-Crime-Unit?«

Ich schüttelte den Kopf.

»FBI.«

Er zog meine Dienstmarke heraus, vergewisserte sich, ließ den Revolver sinken. Die beiden anderen taten es ihm nach.

»In Ordnung, Sir.«

Ich nahm die Arme herunter, versenkte die Dienstmarke wieder unter das Hemd und sah mich um.

Die Beamten hatten keine drei Minuten gebraucht, um die Lage zu klären.

»Ambulanzwagen!«, rief einer der Cops, die das Grundstück abgesucht hatten.

Der, der mich abgeklopft hatte, lief zu einem der Streifenwagen und setzte einen entsprechenden Funkspruch an das Revier Midtown-South ab. Frank Taliferros Revier.

Zwanzig Yard entfernt, auf dem Bürgersteig, lag der Fahrer der Limousine, die mich aufs Korn genommen hatte. Eine Blutlache breitete sich auf den Betonplatten aus. Kaliber .357 Magnum. Für den Mann kam jede Hilfe zu spät. Nicht anders sah es vermutlich mit dem aus, den der Fußstreifen-Cop noch im Unkraut-Gestrüpp erwischt hatte. Der Beamte hatte absolut korrekt gehandelt. Niemand würde ihm an die Karre fahren. Jeder mündige Bürger der Vereinigten Staaten weiß, dass es auf den Warnruf eines Polizeibeamten nur eine einzig mögliche Reaktion gibt: stehenbleiben, nicht mehr bewegen. Zu viele Cops, die in solchen Situationen Nachsicht gezeigt haben, mussten diese Nachsicht mit dem Leben bezahlen. In einer Stadt wie New York, in der pro Jahr an die tausend Morde passieren, kann kein Polizeibeamter warten, bis der andere den ersten Schuss abfeuert.

Auf dem Grundstück bewegten sich die Lichtkegel der Taschenlampen, mit denen die Cops das Gelände nach Beweisstücken absuchten.

»Kennen Sie die Kerle, Sir?«, fragte der Fußstreifen-Cop, der den Feuerzauber bemerkt und Alarm geschlagen hatte. Ich schüttelte den Kopf.

»Wer ist Ihr dienstältester Kollege?«, erkundigte ich mich.

Er blickte hinüber zu den Männern, die das Unkraut durchstreiften, und deutete auf einen untersetzten Beamten, dessen blaues Uniformhemd auf dem Rücken durchgeschwitzt war.

»Sergeant Rafferty, Sir.«

Ich bedankte mich mit einem Nicken und setzte mich in Marsch. Rafferty musterte mich mit einem misstrauischen Blick, als ich neben ihm auftauchte. Aus der Tatsache, dass seine Kollegen mich ungehindert herumlaufen ließen, folgerte er vermutlich, dass ich sauber war.

Ich präsentierte meine Dienstmarke.

»Trevellian, FBI«, erklärte ich und deutete auf den toten Tommygun-Schützen. »Bekannte Gesichter, Sergeant?«

Sein Misstrauen war gewichen.

»Nur eines, Sir. Der da drüben.« Er zeigte auf die Stelle, wo der mit der Pistole lag, den ich ebenfalls kampfunfähig geschossen hatte. »Benito Scalzone. Gehört zu denen, die in der Rauschgiftbranche was zu melden haben. Es hat ihn ziemlich schwer erwischt. Wir lassen ihn ins Hospital schaffen. Die drei anderen waren Handlanger. Für die brauchen wir nur noch den Leichenwagen. Alles andere erledigt die Mordkommission. Sie hatten keine Ahnung, dass Scalzone dabei war?«

»Nein.« Mehr sagte ich nicht, und der Sergeant wusste, dass ich über die Hintergründe der Schießerei nicht reden wollte. Ich durfte es nicht, um Frank Taliferros Vorhaben nicht zu gefährden.

Nach der Niederlage am Hudson River musste Scalzone vor Rachsucht durchgedreht sein. Oder er hatte ein Exempel statuieren und seine Macht demonstrieren wollen. Bei seinen Beziehungen hatte es Scalzone wahrscheinlich wenig Mühe gekostet, herauszufinden, in welcher Kneipe Frank und ich uns aufgehalten hatten. Oder aber, wir waren wider Erwarten beschattet worden.

Ich blieb am Schauplatz des Geschehens, bis die Beamten der Mordkommission I, Manhattan West, eintrafen. Chef der zehnköpfigen Truppe war Captain Charles Dennison, den ich aus zahlreichen früheren Einsätzen kannte.

Ich zog ihn beiseite, um ungestört mit ihm reden zu können. Scalzone war inzwischen unter starker Bewachung ins Bellevue Medical Center an der First Avenue abtransportiert worden.

»Charles«, sagte ich, »ich möchte, dass die ganze Sache ein bisschen verschleiert wird. Die Hintergrundgeschichte kann ich Ihnen allerdings nicht erklären. Noch nicht.«

Er betrachtete meine fragwürdige Garderobe.

»Hat es mit Ihrem komischen Aufzug zu tun, Jesse?«

»Indirekt ja.«

»Okay. Wie soll die Verschleierungstaktik aussehen?«

»Vergattern Sie alle Beamten, die an diesem Einsatz beteiligt waren. Es darf auf keinen Fall durchsickern, dass ich mit der Sache zu tun hatte. Präzise gesagt: Kein FBI-Mann war bei der Schießerei dabei. Und wenn die Presseabteilung der City Police eine Verlautbarung abgibt, möchte ich, dass es darin heißt, der oder die Täter seien unerkannt entkommen.«

»Also Nachrichtenverfälschung«, grinste Dennison. »Aber da wir uns gut genug kennen, brauchen wir keine überflüssigen Worte zu verlieren. Was ich tun kann, tue ich. Wegen der Pressegeschichte würde ich empfehlen, dass Sie sich sicherheitshalber selbst noch mit unserem Hauptquartier in Verbindung setzen. Dann haben Sie Gewissheit, dass es hundertprozentig klappt.«

Ich nickte.

»Vielen Dank, Charles.«

Er runzelte die Stirn, sah mich forschend an.

»Ich will Sie nicht mit Fragen belästigen, Jesse. Nur eines können Sie mir vielleicht verraten: Haben Sie vor, die Marchiani-Familie auseinanderzunehmen?«

Ich zog die Schultern hoch.

»Kein klares ,Ja‘ und kein klares ,Nein‘, Charles. Es ist noch alles offen.«

»Okay. Das genügt mir. Ich kann mich darauf einstellen.«

»Worauf?«

»Dass es für die Mordkommission in der nächsten Zeit eine Menge Arbeit gibt.«

Killer kommen nicht so leicht davon: 7 Strand Krimis

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