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Ich stellte meinen Sportwagen auf dem Hof der Fahrbereitschaft ab, betrat das Distriktgebäude durch den rückwärtigen Eingang und durchquerte die Halle im Eilschritt.

Wilm Hilesch, der diensthabende Kollege von der Nachtbereitschaft, betrachtete mich ausgiebig. Dann deutete er auf das Bild, das hinter ihm an der Wand hing.

»Siehst du, wie er mit den Augen rollt?«

Ich grinste. In FBI-internen Kreisen kursieren eine Menge Geschichten aus Hoovers Zeiten. Es soll Kollegen geben, die mit dem obligaten Porträt unseres verstorbenen Direktors, das in jedem District Office hängt, wundersame Dinge erlebt haben. So zum Beispiel, dass sich Edgar-J’s Augen auf dem Bild bewegt haben sollen, wenn ein G-man in nicht hundertprozentiger Anzugsordnung vorbeistiefelte.

Mein Gammel-Look wäre zu Hoovers Zeiten, als weißes Hemd und Krawatte Vorschrift waren, Anlass für einen Disziplinarverweis gewesen. Innerhalb FBI-eigener Räume hatte ein Spezialagent damals immer korrekt auszusehen. Und auch außerhalb, nach Möglichkeit. Ausnahmen gab es nur, wenn es der spezielle Einsatz erforderte.

Ich blieb einen Moment stehen, deutete auf das kitschig gerahmte Bild.

»Hast du gesehen, wie er reagiert, wenn unsere weiblichen Kollegen vorbeikommen?«

Wilm Hilesch lachte.

»Da fällt ihm glatt die Kinnlade aus dem Gesicht!«

Frauen wurden für den Außendienst als FBI-Agentinnen erst nach Hoovers Tod zugelassen. Vorher hatte es weibliche Mitarbeiter bestenfalls hinter Telefonpults, Labortischen oder Schreibmaschinen gegeben.

Ich enterte den Lift und ließ mich in die oberen Regionen des Distriktgebäudes katapultieren.

Per Funk hatte ich Jonathan D. McKee und Milo Tucker bereits von der 38. Straße aus verständigt.

Die beiden erwarteten mich im Büro des Chefs. Trotz der späten Stunde. Für Jonathan D. McKee gibt es keine passenden oder unpassenden Zeitpunkte. Nur die Frage nach der Dringlichkeit. Und deshalb braucht sich niemand von uns zurückzuhalten, wenn es gilt, ihn mitten in der Nacht wegen eines brandheißen Falles zu alarmieren.

Auf dem Schreibtisch des Chefs dampften zwei Becher mit Automatenkaffee. Als er mich eintreten sah, vergaß Jonathan D. McKee das Fernschreiben, das er in der Hand hielt. Milo wandte den Kopf in meine Richtung und bekam kreisrunde Augen.

Ich blickte an mir hinab und tat, als bemerkte ich selbst erst jetzt, wie ich aussah. Der Dreck, durch den ich mich auf dem Grundstück an der Achtunddreißigsten gewälzt hatte, hatte mein äußeres Erscheinungsbild nicht gerade verbessert. Ich zog die Schultern hoch und ließ sie mit einem Lächeln, wieder sinken.

»Die Klamotten waren vorgeschrieben«, sagte ich und setzte mich auf den noch freien Stuhl neben Milo. »Ich komme sofort zur Sache.« Per Funk hatte ich lediglich durchgegeben, dass ich Benito Scalzone krankenhausreif geschossen hatte.

»Eine Information vorweg«, sagte Jonathan D. McKee und hob sein Fernschreiben ein Stück höher. »Vielleicht ist es für den Bericht, den Sie auf Lager haben, von Bedeutung. Es handelt sich um eine Meldung der Nassau County Police. Klingelt es bei Ihnen, wenn ich den Namen Tony Miragli erwähne?«

Ich zog die Augenbrauen hoch. »Allerdings«, antwortete ich gespannt.

»Tonio«, sagte Milo gedehnt, »seine Freunde nennen ihn Tonio, obwohl er von Geburt an die US-Staatsbürgerschaft hat.«

»Miragli wurde erschossen«, fuhr der Chef fort. »Auf dem Parkplatz des mexikanischen Restaurants ,La Fonda del Sol‘. Das ist in der Nähe von Franklin Square, am Hempstead Turnpike. Außerdem zwei weitere Tote, die augenscheinlich nur deshalb sterben mussten, weil sie sich gerade in Miraglis Nähe auf hielten. Die Spurensicherung unserer Kollegen im Nassau County hat nichts Brauchbares ergeben. Die gefundenen Patronenhülsen stammen aus einer Automatikpistole vom Kaliber sieben Komma fünfundsechzig Millimeter. Nichts, was uns sehr viel weiterbringt. Wir haben uns offiziell eingeschaltet. Wegen mutmaßlicher Zusammenhänge mit organisiertem Bandenverbrechen. Bei Miragli ist das weiß Gott nicht an den Haaren herbeigezogen.«

Ich schüttelte ungläubig den Kopf. »Jemand erdreistet sich, ausgerechnet Marchianis Rechtsberater umzubringen… Was kann dahinterstecken, wenn nicht eine Kriegserklärung?«

»Haben Sie einen Grund für diese Annahme?«, fragte der Chef.

Ich nickte.

Milo sah mich an.

»Scalzone steht auch auf Marchianis Lohnliste, oder?«

Ich nickte abermals, griff in meine Jackentasche, zündete mir eine Camel an und begann zu reden. Mit Frank Taliferros Anruf begann ich und spulte im Telegrammstil alles ab, was sich daran anschließend ereignet hatte.

Der Mord an Miragli änderte einiges. Erstens das. Zweitens wusste Taliferro, daß ich Milo und den Chef so oder so einweihen musste.

Als ich meinen Bericht beendet hatte, blies Milo fassungslos die Luft durch die Nase.

»Dieser Taliferro wird immer verrückter! Warum bewirbt er sich nicht gleich als Leibwächter bei Marchiani?«

»Auf den Gedanken bin ich nicht gekommen«, gestand ich. »Frank wäre garantiert begeistert davon.«

»Was Lieutenant Taliferro riskiert, ist mehr als Kopf und Kragen«, resümierte Jonathan D. McKee, »aber für uns geht es vordringlich um die Schlussfolgerungen, die aus den Geschehnissen gezogen werden. Was mit Scalzone passiert ist, muss Marchiani zwangsläufig mit Miraglis Tod in Verbindung bringen. Wenn es stimmt, was Taliferro vermutet, werden Marchiani und seine Leute beides zusammen zweifellos als Kriegserklärung der Puerto-Ricaner betrachten.« Ich dachte an Captain Dennisson und seine Vermutung hinsichtlich der Arbeit, die auf ihn zukommen würde.

»Scalzone ist ein Sicherheitsrisiko für Marchiani«, sagte ich, »wenn Scalzone redet, hat die ehrenwerte Familie es nicht nur mit den Puerto-Ricanern zu tun, sondern auch noch mit den Cops. Das kann Marchiani sich nicht leisten. Er wird versuchen, sich ausschließlich auf die Konkurrenz zu konzentrieren.«

»Anzunehmen«, pflichtete Milo mir bei. »Wenn Scalzone nicht von allein das Zeitliche segnet, werden sie ein bisschen nachhelfen.«

»Marchiani ist nicht der Mann, der in einem solchen Fall die Hände in den Schoß legt und abwartet«, erklärte ich.

»Ihr Fall«, sagte der Chef und blickte erst mich und dann Milo an.

»Offiziell?« entgegnete ich überrascht.

Jonathan D. McKee nickte.

»Nach Lage der Dinge sind wir verpflichtet, sofort einzugreifen, Lediglich Lieutenant Taliferros Einsatz bleibt vertraulich.«

»Er hat es nicht anders erwartet«, lächelte ich. »Sind Sie einverstanden, wenn wir uns zuerst um Scalzone kümmern? Beziehungsweise um das, was auf ihn zukommt?«

»Nichts dagegen einzuwenden«, sagte der Chef. »Haben Sie bestimmte Vorstellungen?«

Die hatte ich. Ein Plan, der in meinen Gedanken Form annahm. Von einer Minute zur anderen.

Killer kommen nicht so leicht davon: 7 Strand Krimis

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