Читать книгу Extra Western Dreierband 1 - Drei Romane in einem Band! - Alfred Bekker - Страница 13

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Joe Grayson machte sein Pferd vor dem Hauptgebäude der Sundance Ranch fest. Der Vormann der Big B-Ranch klopfte sich den Staub von der schwarzen Lederweste. Sein Gesicht war kantig, die aufmerksamen Augen leuchteten blau. Der ebenfalls schwarze Hut wirkte grau, so viel Staub hatte sich während seines scharfen Rittes von der Big-B-Ranch hier her darauf angesammelt.

Joe Grayson schob sich den Revolvergurt etwas höher, denn in seiner Hose wurde es bereits eng, wenn er an das dachte, was jetzt vor ihm lag...

Ein Besuch bei der unvergleichlichen Dorothy Willard, dem schönsten Girl weit und breit.

Er hatte sich richtig verguckt in die schöne Dorothy, wollte von den anderen Girls auf der Sundance Ranch gar nichts mehr wissen und hatte sie ständig in seinen Gedanken. Drei Tage war er jetzt unterwegs gewesen, um eine kleine Rinderherde nach Roswell zu bringen.

Drei Tage ohne Dorothy!

Ohne die Gelegenheit, ihren herrlichen Körper zu berühren, ihre Brüste, ihre geschwungenen Hüften, das seidige Haar...

Während seines Rittes von der Big B-Ranch hier her hatte er die ganze Zeit über nur einen einzigen Gedanken gehabt. Sich mit Dorothy wild in den Kissen zu wälzen.

Und auch jetzt beherrschte der Gedanke daran ihn vollkommen.

Er trat mit weiten Schritten in die Eingangshalle des Haupthauses der Sundance Ranch. Eine Freitreppe führte von hier aus zu den Geschäftszimmern der Girls. Wer sich dort ausgetobt hatte oder sich etwas Mut antrinken musste, konnte das in der ebenfalls im Haus befindlichen großen Bar machen, in der Butler Cornelius O'Mahoney seine Drinks servierte.

In die Bar ging Grayson zuerst.

Er hoffte Dorothy dort anzutreffen.

Die Schwingtüren flogen auf.

Hinter dem Schanktisch zuckte der grauhaarige Cornelius zusammen. Inzwischen war der gelernte Butler Mitte sechzig.

Seine Lordschaft Sir Graham, dem Cornelius viele Jahre lang treu gedient hatte, war durch seine Abenteuerlust aus dem heimischen Schottland in die Staaten verschlagen worden. In den Armen von Carrie Odell, der ehemaligen Besitzerin der Sundance Ranch, hatte er sich derartig verausgabt, dass er sein Leben damit ausgehauchte.

Ob dieser Vorfall nun eher geschäftsschädigend oder eine Reklame für die Sundance Ranch war, ließ sich schwer beurteilen. Zumindest hatte sich ein Umsatzeinbruch danach nicht feststellen lassen.

Cornelius war daraufhin auf der Sundance Ranch hängengeblieben. Clay Braden hatte den sympathischen, wenn auch manchmal etwas arg steifen und umständlichen Cornelius als eine Art Mädchen für alles eingestellt.

Joe Grayson blieb ziemlich abrupt stehen, blickte sich um.

In letzter Zeit war er Stammgast hier und daher wusste Cornelius genau, was Grayson wollte.

Er schenkte ihm einen Whisky ein und stellte das Glas vorsichtig auf den Schanktisch.

Auf Hockern saßen dort Kendra Lamont und Claire-Jo Jenkins, zwei der anderen Sundance-Girls. Kendra war rothaarig, hatte katzenhafte grüne Augen und galt als die Sünde pur.

Während Kendras Mutter bereits als Edelhure in Frankreich Furore gemacht hatte, kam Claire-Jo ursprünglich aus einem Quäker-Haushalt. Das dunkle Haar fiel ihr über die Schultern und in ihren dunklen Augen brannte ein wildes Feuer. Es ließ vage erahnen, was dem bevorstand, der sich mit ihr durch die Kissen wälzte.

"Wo ist Dorothy?", fragte Joe Grayson.

"Nimm erstmal deinen Whisky!", riet Kendra und deutete auf das Glas. Sie hatte natürlich mitgekriegt, wie sehr der Vormann der Big B-Ranch hinter Dorothy her war. Zur Zeit hatte es wohl nicht den geringsten Sinn für das Girl, sich selbst an Grayson heranzumachen.

Im übrigen bevorzugte sie auch deutlich elegantere Kundschaft, als diesen ungehobelten Cowboy, der ihren Einfallsreichtum beim Sex wahrscheinlich gar nicht zu schätzen wusste.

Wahrscheinlich nimmt der noch nichtmal den Revolvergurt ab, ungeduldig wie der aussieht!, dachte Kendra still für sich.

"Ich will zu Dorothy!", sagte Grayson, trat einen Schritt vor und kippte den Whisky in einem Zug hinunter. "Wo ist sie? Oben in ihrem Zimmer?"

Er wandte sich zum gehen.

Kendra und Claire-Jo wechselten einen erschrockenen Blick. Cornelius zuckte nur mit den Schultern.

Dann stürzten die beiden Girls beinahe gleichzeitig los und hakten sich bei dem Vormann der Big B-Ranch unter.

"Warte, Joe!", riefen sie.

Grayson runzelte die Stirn.

"Hört mal, ihr seid ja auch ganz süß, aber eigentlich..."

"...eigentlich hast du im Moment nur Augen für Dorothy!", vollendete Kendra seinen Satz. "Das ist uns klar..."

"Dann lasst mich jetzt los! Ich will keine Minute mehr verlieren..."

"Setz dich doch erst zu einem Drink zu uns..."

"Ein andernmal, Ladies! Wenn ihr mich jetzt entschuldigt..."

Jetzt stellte sich Kendra ihm entschlossen in den Weg.

"Joe, du kannst da jetzt nicht raufgehen."

Joe Graysons Augen wurden schmal.

"Wieso kann ich das nicht?"

"Weil Dorothy jetzt keine Zeit für dich hat!"

Das Gesicht des Vormanns verfinsterte sich. "Das werden wir ja sehen!", knurrte er. Er schob Kendra einfach zur Seite und ging mit weiten Schritten hinaus. Mary Jane wandte sich hilfesuchend an Cornelius.

"Tu doch was, mein Gott!"

Joe Grayson stürmte aus der Bar. Natürlich konnte er nicht erwarten, dass ein Mädchen wie Dorothy exklusiv nur ihm zur Verfügung stand. Aber wenn er hier auf der Sundance Ranch war, dann stand sie ihm zu. So sah er das jedenfalls. Sollte sich der Kerl, der jetzt bei ihr lag und sich von ihr verwöhnen ließ, mit einem der anderen Girls vorlieb nehmen!

Grayson lief die Freitreppe hinauf. Immer drei bis vier Stufen nahm er mit einem Schritt. Wenig später hatte er Dorothys Tür erreicht.

"Dorothy!", rief er.

Von drinnen hörte er lautes Stöhnen und Lachen.

Grayson wurde zornesrot.

Dafür hatte er nicht den Ritt von der Big-B hier her gemacht!

Ein Tritt und die Tür flog auf. Das Schloss war ohnehin nur notdürftig repariert gewesen.

Breitbeinig trat Grayson in das Zimmer.

Auf dem Bett sah er die vollkommen nackte Dorothy Willard. Sie kniete auf allen Vieren. Der Mann, der sie von hinten wie eine Stute nahm, hatte lediglich Revolvergurt und Hut abgelegt sowie die Hose ein Stück hinuntergezogen.

Bei jedem der kräftigen Stöße, mit denen er in Dorothy eindrang, wippten ihre Brüste hin und her.

Joe Grayson kannte den Kerl.

Chuck Summers von der LD-Ranch. Vor drei Jahren hatten die Beiden sich in Eddie Camerons HAPPY SINNER-Saloon halbtot geprügelt, nachdem sie bei einem Poker-Spiel in Streit geraten waren.

Für sechs Monate hatte der damalige Sheriff ihnen daraufhin verboten, die Stadt zu betreten.

Von da an waren sich die Beiden aus dem Weg gegangen.

Lange war es her - aber es war nicht vergessen.

Joe Graysons Züge verzerrten sich zu einer grimmigen Maske.

Die Hand wanderte reflexartig an die Hüfte, wo der Peacemaker aus dem Holster ragte.

Dorothy stieß einen heiseren Schrei aus - halb vor Lust, weil Chuck Summers sich gerade in diesem Augenblick in ihr ergoss, halb vor Entsetzen.

Natürlich kannte sie Joe Grayson gut genug, um zu ahnen, dass der Spaß jetzt vorbei war.

Grayson bückte sich, hob den Revolvergurt auf, den Chuck Summers dort achtlos hatte fallen lassen.

Er warf ihn Chuck hin.

"Wehr dich, du Bastard!", zischte er.

Dorothy atmete schwer. Chuck löste sich von ihr, taumelte aus dem Bett und zog sich die Hose hoch.

Dann nahm er den Revolvergurt.

"Hey, ihr werdet doch hier kein Revolverduell in meinem Zimmer veranstalten!"

"Aus dem Weg, Schätzchen!", knurrte Grayson.

Inzwischen waren auch Kendra und Claire-Jo eingetroffen.

Sie erstarrten, als sie sahen, was los war.

Natürlich hatte keines der Girls Lust, sich in einen Kugelhagel hineinzuwerfen.

Chuck schnallte sich den Gurt um. Er wankte dabei.

Dorothy stieg aus dem Bett. Sie trat zwischen die beiden Kontrahenten, die sich wie wütende Stiere gegenüberstanden.

Die Tatsache, dass sie nackt war, lenkte Grayson etwas ab.

Selbst jetzt fiel es ihm schwer, den Blick von ihrem herrlichen Körper zu lassen.

"Er ist betrunken", sagte Dorothy an Grayson gewandt. "Das wäre kein Duell! Chuck könnte jetzt wahrscheinlich nicht einmal einen Elefanten treffen!"

Grayson verzog spöttisch den Mund.

"Ach! Er ist zu besoffen, um sich mir zu stellen wie ein echter Kerl, aber um es dir zu besorgen war er nicht betrunken genug! Das ich nicht lache!" Grayson spuckte verächtlich aus. "Verschwinde, du Schwächling!"

Chuck Summers Augen blitzten.

"Wer von uns beiden der Schwächling ist, hat sich doch damals im HAPPY SINNER Saloon eindeutig herausgestellt!", erwiderte Chuck Summers großspurig.

Dorothy stemmte die Arme in die geschwungenen Hüften.

"Genug jetzt!", rief sie. "Ich dulde so etwas hier nicht!"

Dorothy war sich sehr wohl bewusst, dass einzig und allein ihre Anwesenheit die Beiden davon abhielt, zu den Revolvern zu greifen und aufeinander zu schießen.

Schließlich wollte keiner der beiden Wölfe aus Versehen jene Frau treffen, derentwegen der ganze Streit entbrannt war.

So viel Vernunft immerhin besaßen sie im Moment noch.

Aber Dorothy Willard war erfahren genug, um zu wissen, dass auch das sich im Handumdrehen ändern konnte.

Cornelius, der Butler drängte sich jetzt in den Raum.

Er hielt eine Winchester in den Händen, lud sie durch. Es war ihm anzusehen, dass er das noch nicht allzu oft gemacht hatte. Der Lauf der Waffe war auf Joe Graysons Rücken gerichtet.

"Ich möchte, dass Sie dieses Haus auf der Stelle verlassen!", sagte der Butler auf seine steife Art.

Grayson grinste. "Du hast es gehört! Verschwinde!", zischte er seinem Kontrahenten entgegen.

"Sie sind auch gemeint!", korrigierte ihn Cornelius.

Grayson stieß einen dumpfen Knurrlaut aus. Chuck ging indessen in Richtung Tür. Sein Weg führte nahe an Chuck vorbei.

"So ein Hund!", bemerkte Grayson. "Nicht einmal die Stiefel hat er ausgezogen! Nennt sich so etwas ein Gentleman?"

Das war der Tropfen, der das Fass zum überlaufen brachte.

Chucks Faust schnellte vor, doch Grayson war schneller.

Er wich aus und konterte mit einer Geraden.

Der Schlag war dermaßen schnell, dass Chuck nicht mehr reagieren konnte. Die volle Wucht traf ihn. Er taumelte benommen zurück, blieb am Boden liegen.

Dorothy wollte sich über ihn beugen.

Joe fasste sie am Handgelenk.

"Du tust mir weh, verdammt nochmal!"

"Gib dich mit diesem Hund nicht ab, Baby!"

"Lass mich los!"

Cornelius hielt ihm die Winchester unter die Nase. "Besser, Sie verschwinden jetzt!"

Joe atmete schwer, dann schob er den Winchester-Lauf des Butlers zur Seite und stampfte hinaus. Sein Kopf war hochrot. "Wir sehen uns noch, Summers!", schrie, als er die Freitreppe schon hinter sich gelassen hatte und auf die Außentür zuging. "Und dann wird abgerechnet!"

Chuck Summers rührte sich jetzt wieder, stöhnte auf und hielt sich das Kinn. Er spuckte Blut.

"Ich kümmere mich schon um ihn", meinte Dorothy an Cornelius und die beiden Girls gewandt.

"Meinst du, du hältst ihn im Zaum?", vergewisserte sich Kendra.

"Keine Sorge. Ich habe da meine todsichere Methode!"

"Na, wenn du meinst!"

Dorothy wandte sich kurz an Cornelius und deutete auf das jetzt völlig herausgebrochene Türschloss. "Dafür könnten Sie sich mal eine dauerhaftere Lösung überlegen, Cornelius!"

Cornelius O'Mahanney hob die Augenbrauen und neigte leicht den Kopf. "Sehr wohl, Madam."


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