Читать книгу Extra Western Dreierband 1 - Drei Romane in einem Band! - Alfred Bekker - Страница 22
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Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht von der großen Keilerei, die vor der Sundance Ranch stattgefunden hatte.
Einige der Beteiligten waren mit ernsthaften Verletzungen zu Doc Walsh gebracht worden, dem Arzt der Stadt. Und der Doc war schon immer eine der wichtigsten Neuigkeitenbörsen von Lincoln gewesen.
Als sich Dunkelheit endlich über die Stadt senkte, wusste jedes Kind über die Angelegenheit Bescheid. Hier und da hatte natürlich so mancher noch etwas dazu erfunden, um sich wichtig zu machen. So ging bald das Gerücht um, es hätte mehrere Tote bei der Auseinandersetzung gegeben.
Clay Braden wollte gerade zu seiner abendlichen Runde durch die Stadt aufbrechen, als ohne anzuklopfen ein dicker, schnauzbärtiger Mann in das Marshal Office hereinstürmte.
Clay wirbelte herum.
Die Hand schnellte instinktiv zum Colt.
Eine Sekunde später wirkte der Marshal jedoch schon entspannter. Bei dem Schnauzbärtigen handelte es sich um niemand anderen als Franklin J. Coldwater, den Bürgermeister von Lincoln. Er war mit seinen etwa ein Meter sechzig alles andere als ein Riese und die dunkle Melone auf seinem Kopf machte ihn auch nicht viel größer.
Clay verdrehte die Augen. Das hätte ich mir ja denken können!, ging es ihm durch den Kopf. So war die Story von der 'Schlacht auf der Sundance Ranch' inzwischen auch an Coldwaters Ohren gelangt.
"Marshal Braden, wir müssen ein paar ernste Worte miteinander reden!", verlangte Coldwater.
"Ich bin ganz Ohr", erklärte Clay.
"Es machen da ein paar schlimme Berichte die Runde! Auf Ihrer Sundance Ranch muss ja vor kurzem buchstäblich der Teufel los gewesen sein!"
"Hören Sie, Bürgermeister..."
"Nein, Sie hören mir zu!", unterbrach Coldwater den Marshal ziemlich barsch. Der Zeigefinger des Bürgermeisters war auf Clay gerichtet wie eine Waffe. Es war Coldwater unschwer anzusehen, wie sehr ihn die Angelegenheit aufregte.
Allerdings hatte er schon von Anfang an Vorbehalte dagegen gehabt, dass ein Bordellbesitzer wie Clay Braden gleichzeitig die Funktion des Town Marhals ausfüllte. In dem Punkt war er sich mit der wunderlichen Miss Willis einig. Coldwaters Nasenflügel bebten. "Wie denken Sie sich eigentlich, dass das weitergehen soll? Wollen Sie aus der Sundance Ranch ein Schlachtfeld für das Gesindel aus der Umgebung machen? Wenn sich das rumspricht, dann sammeln sich bald die Schurken des gesamten New Mexico Territoriums, um hier ihre Auseinandersetzungen auszutragen. Erst ein paar schöne Stunden mit Ihren - zugegebenermaßen entzückenden - Girls, dann eine ausgewachsene Schießerei..."
"Sie übertreiben, Mr. Coldwater!"
"Wenn nur die Hälfte von dem wahr ist, was die Leute erzählen, dann ist das schon zuviel. Aber vielleicht geraten Sie auch in einen gewissen Interessenkonflikt zwischen Ihrer Funktion als Town Marshal und Ihrer Eigenschaft als Besitzer der Sundance Ranch."
"Es gibt keinen Interessenkonflikt", stellte Clay klar. "Und ich habe vorhin zwei Dutzend wütende, zu allem bereite Schießer entwaffnet! Das soll mir erstmal einer nachmachen. Wenn Sie also einen besseren für meinen Marshal-Job haben, dann stellen Sie ihn doch den Bürgern vor und lassen sie entscheiden! Bis jetzt hatte ich eigentlich den Eindruck, dass die Leute von Lincoln mit meiner Amtsführung ganz zufrieden sind!"
Coldwater nahm jetzt die Melone ab, strich sich das schüttere Haar zurück. Er hob die Augenbrauen, druckste erst etwas herum und meinte dann: "Auf die Dauer wird das nicht gehen."
"Was?"
"Bordellbesitzer und Marshal zu sein. Ich für mein Teil werde jedenfalls alles tun, damit sich das ändert!"
"Dann versuchen Sie Ihr Glück, Mr. Coldwater! Ich tue derweil meinen Job."
"Sie sind ein verdammter Sturkopf, Braden!"
"Ich bin ein paar Jahre zu alt, um daran noch viel zu ändern", gab Clay zurück.
"Seien Sie doch vernünftig!", ließ sich Coldwater nun in etwas gedämpfterem Tonfall vernehmen.
Clay horchte auf.
"Vernünftig? Was soll das heißen, dass ich die Sundance Ranch einem Verbrecher wie Eddie Cameron überlasse?" Clay schüttelte den Kopf. "Wenn Sie das mit vernünftig meinen, dann beißen Sie bei mir auf Granit."
Coldwater schluckte.
"Wie reden Sie von einem der angesehensten Bürger dieser Stadt!"
"Was ich sage pfeifen doch die Spatzen von den Dächern. Und Sie können mir nicht erzählen, dass Sie von diesem Konzert noch nichts gehört haben!"
"Sie haben keine Beweise gegen Cameron!"
"Nein, das stimmt..."
"Also seien Sie vorsichtig!"
"Zerbrechen Sie sich mal nicht meinen Kopf, Coldwater."
Clay nahm seinen Hut vom Haken und wandte sich der Tür zu.
Nachdem er sie halb geöffnet hatte, drehte er sich noch einmal kurz herum. "Ich werde jetzt genau das machen, wofür die Bürger dieser Stadt mich gewählt haben!", kündigte er an. "Nämlich für Sicherheit und Ordnung zu sorgen..." Er deutete auf die Blechkanne, die auf dem groben Holzstisch stand, der sich mitten im Office befand. "Vielleicht hat Archie ja noch einen Kaffee für Sie!"
"Ich hole ihn mir immer aus Paco's Bodega!", ergänzte Archie.
Clay nickte seinem Deputy zu und verließ dann das Office.
Geräuschvoll fiel die Tür hinter ihm ins Schloss.
Franklin J. Coldwater ballte grimmig die Fäuste.
"Verdammt!", schimpfte er. Dann wandte er sich an Archie Wayne. "Sehen Sie zu, dass Sie Ihren Marshal zur Vernunft bringen, Wayne! Sie haben doch einen gewissen Einfluss auf ihn."
"Ich fürchte da überschätzen Sie mich - zumindest, was diese Angelegenheit angeht!"
"Ein Vorfall wie der, der heute auf der Sundance Ranch stattgefunden hat, möchte ich nie wieder in Lincoln sehen!"
"In dem Punkt sind wir ganz einer Meinung", nickte Archie.
"Allerdings können Sie Clay nicht die Schuld dafür geben...
Ich kannte da übrigens mal einen Marshal in Abilene, der hatte das Problem, dass..."
"Vielleicht schütten Sie mir doch erst eine Tasse Kaffee ein, bevor Sie mit Ihrer Story anfangen!", unterbrach der Bürgermeister ziemlich genervt die Erzählung des Deputy.