Читать книгу Die besten 8 Urlaubskrimis im Januar 2022: Krimi Paket - Alfred Bekker - Страница 9
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Wenig später befanden sie sich in Bounts Residenz, die gleichzeitig als Wohnung und Office fungierte und sich in einer Traumetage am nördlichen Ende der 7th Avenue befand.
"Nanu", wurde der bekannte Privatdetektiv von seiner attraktiven Assistentin June March begrüßt. "Bringst du deine Klienten jetzt schon vom Joggen mit?"
Bount grinste der blonden June schelmisch ins Gesicht.
"Was glaubst du, wen ich morgens alles im Central Park treffe! Wenn ich Kaufmann wäre, würde ich dort meine Kontakte pflegen! Da hat man das ganze Business auf einem Haufen!"
June lachte.
"Und alle im Jogging-Anzug..."
"...und ohne Vorzimmerdrachen, die einen mit Terminen nach der Jahrtausendwende vertrösten!"
Sie wandten sich zu der jungen Frau um, die den Raum eingehend musterte.
"Könnte ich mich erst ein bisschen bei Ihnen frischmachen?"
Bount nickte.
"Natürlich." Er wies ihr den Weg zum Bad und als er zurückkam, fragte June: "Wer ist die Kleine?"
"Sie hat es mir noch nicht gesagt."
"Ihre Frisur hat ja wirklich etwas gelitten. Was ist passiert?"
"Ein paar Kerle waren hinter ihr her und ich bin dazwischen gegangen!" Er legte die Beretta auf den Tisch.
"Die scheinen ja gut ausgerüstet gewesen zu sein", meinte June beim Anblick der Waffe und Bount nickte.
"Kann man wohl sagen! Mit wem auch immer sich diese junge Frau angelegt hat - einfache Straßenräuber waren das nicht!"
"Steht sie unter Schock?"
"Glaube ich nicht. Sie wirkt auf mich außerordentlich cool, wenn man bedenkt, in welcher Lage sie gerade noch gewesen ist."
Als die Fremde wenig später aus dem Bad kam, saßen Bount und June schon beim Frühstück. Sie setzte sich dazu. Im Gesicht hatte sie eine kleine Schramme und ihre Kleider wiesen ein paar Flecken auf. Aber sonst schien alles in Ordnung mit ihr zu sein.
"Wollen Sie uns nicht Ihren Namen sagen?", hakte June nach, die vor Neugier platzte. Die junge Frau hob den Kopf, als müsse sie überlegen und sagte dann: "Es ist besser für Sie und besser für mich, wenn Sie ihn nicht wissen."
June runzelte verwundert die Stirn. Sie schien mit dieser Antwort kaum etwas anfangen zu können. Indessen wandte sich die junge Frau an Reiniger und versuchte so schnell wie möglich das Gespräch auf irgendein unverfängliches Terrain zu lenken. Sie musste große Angst haben und dazu ein schier grenzenloses Misstrauen.
"Sie sind also Privatdetektiv", murmelte sie gedehnt und schien dabei über irgendetwas nachzudenken.
"Ja", nickte Bount.
"Ihr Geschäft scheint ja nicht schlecht zu gehen! Wenn ich mir Ihre Residenz hier so ansehe..."
"Ich kann nicht klagen."
"Was sind das so für Leute, die Sie hier aufsuchen?"
"Leute wie Sie."
"Nehmen Sie mich nicht auf den Arm!"
"Es ist so, wie ich sage. Es sind Leute mit Problemen, Leute, die kein Vertrauen zur Polizei haben und solche, denen die Polizei nicht helfen kann..."
"Einer wie Sie arbeitet doch sicher nur für Millionäre und große Versicherungskonzerne!"
"Ich habe nichts gegen Geld", erwiderte Bount. "Aber ich habe auch schon für kleine Leute gearbeitet. Ich bin in der glücklichen Lage, mir meine Aufträge aussuchen zu können."
Sie aß das Frühstück mit großem Appetit. Vor allem vom Kaffee konnte sie kaum genug bekommen. Sie war übernächtigt, schien sich aber unbedingt wach halten zu wollen.
"Ich fahre gleich zu Captain Rogers von der City Police", meinte der Privatdetektiv wie beiläufig. "Rogers ist mein Freund. Ich könnte Sie mitnehmen. Das wäre kein Problem..."
"Was soll ich dort?"
"Sie schauen sich paar Fotos an. Vielleicht sind die Kerle ja schon einmal aufgefallen. Dann könnten Sie sie identifizieren... Das kostet Sie nicht mehr als ein bisschen Zeit, Miss."
"Ich sagte schon einmal nein, Mister Reiniger."
"Nennen Sie mich Bount."
"Bount."
Sie wollte keine Polizei und ihr 'Nein' klang ziemlich endgültig. Wahrscheinlich hatte sie ihre Gründe dafür.
"Haben Sie Angst, dass sich jemand an Ihnen rächen könnte, wenn Sie die zwei in die Pfanne hauen?"
Sie seufzte und strich sich dabei das blauschwarze Haar zurück. Eine schöne Frau, dachte Bount. Eine sehr schöne Frau sogar. Und dann ertappte er sich dabei, dass sein Blick wie magnetisch von ihr angezogen wurde.
"Ich habe es Ihnen doch schon einmal klarzumachen versucht, Bount..." sagte sie jetzt in einem etwas milderen Tonfall.
"Versuchen Sie es ruhig noch einmal", lächelte Bount.
Sie hob beschwörend die Arme. "Ich bin Ihnen sehr dankbar für das, was Sie für mich getan haben, aber der Rest ist meine Sache. Ganz allein meine Sache, verstehen Sie?"
"Um ehrlich zu sein: nein. Denn mir scheint, dass Ihnen da etwas über den Kopf gewachsen ist. Die Kerle, die ihnen aufgelauert haben, sind sicher keine Idioten. Die werden Sie überall wieder auftreiben. Glauben Sie mir!"
Bount merkte, dass er gegen eine Wand rannte. Je mehr er in sie zu dringen versuchte, desto mehr verschloss sie sich - aus welchem Grund auch immer.
Plötzlich sagte sie: "Ich glaube, ich muss jetzt los. Vielen Dank für alles. Ich werde es irgendwann wieder gutmachen, wenn ich kann."
"Warum ein so plötzlicher Aufbruch?", fragte June.
Die junge Frau versuchte ein Lächeln. "Es ist nicht plötzlich", erklärte sie wenig überzeugend. "Ich muss jetzt einfach los, das ist alles." Sie erhob sich und Bount folgte ihrem Beispiel.
"Soll ich Sie nach Hause bringen?", fragte der Privatdetektiv.
"Nein, danke."
"Wie gesagt, ich bin gleich sowieso unterwegs!"
"Dann nehmen Sie mich ein Stückchen mit!"
"Okay", nickte Bount. Sein Blick versank in ihren dunklen Augen und er dachte: Was mag in diesem hübschen Kopf wohl vor sich gehen? Man konnte es drehen und wenden, wie man wollte: Er wurde aus dieser Frau einfach nicht schlau. Sie machte es einem aber auch nicht gerade leicht!