Читать книгу Wenn du die wahre Liebe suchst: Sammelband 5 Bergromane - Alfred Bekker - Страница 10

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"Bist heute aber recht spät, Max", sagte die Krainacher-Bäuerin, als ihr jüngerer Sohn an diesem Abend heimkehrte. "Draußen ist es doch schon recht dunkel!"

"Ist offenbar viel zu tun, droben im Hochwald!", versetzte der Toni schneidend, noch bevor Max selbst etwas dazu hätte sagen können.

Er saß zusammen mit dem Vater am Tisch. Beide waren mit dem Abendbrot schon fast fertig.

"Genau so ist es!", erwiderte Max, nicht weniger schneidend als sein Bruder.

Indessen stellte die Krainacher-Bäuerin Max einen Teller hin und füllte ihm auf.

"Wirst großen Hunger haben, nehme ich an!"

"Sicher!", nickte Max, tat seine Flinte und seine Jagdtasche bei Seite und setzte sich zu den anderen an den Tisch.

"Was macht dein Wildschütz, Max?", hörte er den Krainacher-Bauern indessen fragen.

"Mei, ich war ihm heut' so nah auf den Fersen wie noch nie! Auf frischer Tat hab ich ihn ertappen können, aber er ist mir dennoch am Ende durch die Lappen gegangen!"

"So ein Pech", meinte der Bauer. "Und dabei bist doch schon so lange hinter ihm her!"

"Eines Tages krieg ich ihn schon noch! Kannst dich drauf verlassen!"

Jetzt mischte sich auch der Toni ein. "Vielleicht liegt's ja auch daran, wo du den Kerl suchst, dass du ihn net findest!", versetzte er spitz.

Max wandte sich zu ihm herum und fragte gereizt: "Was meinst damit, Toni?"

Toni zuckte die Schultern.

"Net mehr, als ich gesagt hab'!"

"Heraus damit! Was unterstellst du mir!", rief der Jäger erregt.

Der Toni hob bedeutungsvoll die Schultern.

"Nun, Max! Auf dem Bernmayer-Hof tät ich den Wildschütz net zuerst suchen!"

Die beiden Brüder funkelten sich böse an, aber der Krainacher-Bauer schritt jetzt ein und schlug mit der geballten Faust ärgerlich auf den Tisch.

"Schluss jetzt!", rief er.

"Es ist doch wahr", erwiderte Toni.

Aber der Krainacher ließ sich nicht beirren. "Mag es sein, wie es will!", meinte er. "Ich will net, dass ihr die Luft in diesem Haus mit eurem unseligen Streit verpestet!"

Kein Wort fiel mehr.

Auch die Bäuerin sagte nichts, aber ihrem Gesicht war deutlich anzusehen, dass sie in dieser Sache haargenau so dachte, wie ihr Mann.

Nach einer gewissen Pause sagte dann der Krainacher-Bauer: "Ihr seid wie Katz und Hund zueinander! Und das net erst seit heute! Und dabei habt ihr euch früher so gut verstanden, wie man es sonst nur suchen konnte!"

Jetzt wurde auch der Toni wütend und ließ die flache Hand auf den Tisch herniedersausen, dass es nur so krachte und die Krainacherin empört den Kopf schütteln musste.

"Ich sag' doch nur, wie's ist!", behauptete der Toni aufgebracht. Dann wandte er den Kopf und sah zu Max hinüber.

Sein Blick war dabei ganz grimmig geworden. "Es ist doch wahr, oder etwa net? Frag ihn doch mal, Vater, warum er wirklich so spät heimkommt! Ich wette, er war noch auf einem Umweg zum Bernmayer-Hof!"

"Und wenn's so wär!", erwiderte Max schroff.

Indessen ballte Toni die Hände zu Fäusten, stand auf und ging dann wutschnaubend zur Tür, die er nur einen Augenblick später wuchtig hinter sich zuschlug. Draußen hörte man ihn lauthals fluchen.

Max atmete tief durch und der Krainacher-Bauer tauschte inzwischen einen etwas längeren Blick mit seiner Frau, die ihm wohl bedeutet hatte, noch etwas energischer einzuschreiten.

Nach einer längeren Pause sagte der Krainacher-Bauer schließlich zu seinem Sohn: "Hör zu, Bub. Wir müssen miteinander reden. So geht das mit euch Zweien net weiter!"

Max versuchte, sich zu rechtfertigen. "Ich hab versucht, Frieden zu halten, aber..."

"Nun red ich, Max!", fuhr der Bauer dazwischen. "Ich weiß genau, wann der Händel zwischen euch beiden angefangen hat und du weißt es auch!"

"Ich?" Max schüttelte den Kopf. "Ich weiß net, was du meinst, Vater!"

"Es hat angefangen, seit du versuchst, dem Toni sein Madel auszuspannen?"

Jetzt war der Max wie vor den Kopf gestoßen und schaute ziemlich ungläubig drein.

"Was tu ich? Dem Toni sein Madel abspenstig machen?"

Der Krainacher-Bauer sah ziemlich ernst drein.

"So ist es!", erklärte er.

"Sprichst vielleicht von der Bernmayer-Marianne?"

Der Bauer nickte.

"Ganz recht, das tu ich! Der Toni bemüht sich schon lange um das Madel, falls du das net gewusst haben solltest - was ich kaum glauben kann! Und nun versuchst du ihm dazwischenzufunken. Geht man so um zwischen Brüdern?"

Max schüttelte entschieden den Kopf.

"Vater, die Sach' ist ganz anders!"

"Ach!", machte der Vater.

"Die Marianne ist keinesfalls das Madel vom Toni!", erklärte Max aufgebracht. "Sie will von ihm gar nix wissen, nur der Toni glaubt ihr das net!"

"Weil du ihr den Kopf verdreht hast, vielleicht!"

Max schon den Teller von sich. Ihm war nun gründlich der Appetit vergangen.

Er hob verzweifelt die Schultern und erwiderte: "Glaubst du vielleicht, die Marianne ist so leicht zu beeinflussen, dass sie durch ein Augenzwinkern gleich zu einem willenlosen Geschöpf wird?"

"Bloß durch ein Augenzwinkern vielleicht net..."

"Verlass dich drauf, Vater! Die Marianne weiß schon recht genau, was sie will - und natürlich auch, was sie net will, hörst du?"

Max war schon drauf und dran, ebenso wie sein Bruder einfach aufzustehen und hinauszulaufen, aber der Krainacher-Bauer hielt seinen Sohn am Arm.

"Wart noch einen Moment, Max!", forderte er in versöhnlicherem Tonfall.

"Was gibt's noch?", murrte der Max.

"Ich will dir doch nix Böses, Max! Das musst du mir schon abnehmen!"

"Aber du glaubst mir net!", versetzte der junge Grünrock etwas schroffer, als er es eigentlich gewollt hatte. Er schüttelte leicht den Kopf dabei.

Doch der Vater widersprach.

"Nein, so ist das net, Max", erklärte er. "Mag ja sein, das es stimmt, was du gesagt hast, und die Marianne im Moment nix vom Toni wissen will, weil du ihr im Kopf herumspukst! Aber man muss doch auch mit den Füßen auf der Erde bleiben, oder net?"

Max runzelte die Stirn.

"Was meinst du damit, Vater?"

"Na, überleg' halt einmal! Die Marianne ist die Erbin des Bernmayer-Hofs!"

Max nickte schwer und seufzte hörbar dabei.

"Das ist mir nur allzu sehr bewusst", erklärte er und setzte dann hinzu: "Leider! Denn wenn die Marianne keinen Hof erben tät, wäre vieles einfacher! Dann hätten ihre Eltern nix dagegen, dass sie einen Grünen zum Mann nimmt - und du hättest wahrscheinlich auch nix an der Sach auszusetzen!"

Der Krainacher atmete tief durch.

"So, heiraten wollt Ihr also", murmelte er gedehnt.

"Ja", bestätigte Max entschieden."Nächstes Jahr im Frühjahr."

"Und? Willst dann dein Grünröckl an den Nagel hängen und Bauer auf dem Bernmayer-Hof werden? Haben wir dich dafür vielleicht auf die Schule geschickt? Außerdem war's doch immer dein Herzenswunsch, einmal als Grüner im Hochwald herumzustreifen! Das willst du einfach so aufgeben? Oder soll die Marianne vielleicht auf ihren Hof verzichten deinetwegen! Du weißt, der Bernmayer-Hof hat außer ihr keinen Erben, der ihn zusammenhalten würde!"

Max blickte seinen Vater entgeistert an.

"Darüber haben wir noch gar net gesprochen, die Marianne und ich."

Der Krainacher-Bauer nickte leicht und lächelte dabei nachsichtig.

"Das hab ich mir halb gedacht", bekannte er. "Aber so etwas will überlegt sein! Das Herz ist schnell bereit, sich in irgendetwas Hals über Kopf hineinzustürzen, aber der Verstand will ab und zu auch ein bisserl gefragt sein. Lass dir das mal durch den Kopf gehen, Bub!"

Max saß einen Augenblick nachdenklich da, dann zuckte er mit den Schultern und meinte: "Warum sollte ich net der Marianne zu liebe Bauer werden können? Ich glaub, das Opfer würde ich schon bringen!"

"Den geliebten Beruf aufgeben?", vergewisserte sich der Krainacher-Bauer und schüttelte ungläubig den Kopf. Das konnte doch unmöglich wahr sein!

"Ja, freilich!", bestätigte Max.

"Das kann das Madel net von dir verlangen!", empörte sich der Bauer sofort.

Max blieb ruhig und schien sehr genau zu wissen, was er sagte.

"Das verlangt ja auch niemand von mir", berichtigte der Jäger dann seinen Vater. "Aber wenn's nötig wäre, würde ich's tun! Soll ich vielleicht von der Marianne erwarten, den Hof aufzugeben?" Max schüttelte den Kopf und fuhr dann entschlossen fort: "Nein, Vater, das ist für uns zwei, die Marianne und mich, kein Hinderungsgrund!"

Jetzt erhob der Krainacher-Bauer sich und legte seine Hand auf die Schulter seines Jüngeren.

"Bis zum Frühjahr ist es ja noch ein ganzes Stück hin", meinte er. "Und bis dahin seid ihr euch beide vielleicht auch ein bisserl mehr im Klaren, wie es werden soll."

"Du willst es mir mit aller Macht ausreden, net wahr, Vater?"

"Nein, Max", versuchte der Bauer seinen Sohn wieder etwas zu beruhigen.

"Das wird dir auch net gelingen!", erwiderte dieser in einem Tonfall, der deutlich machte, dass er zu allem entschlossen war.

Der Bauer spürte das. Und so gab er dann zur Antwort: "Für's erste reicht es mir, wenn du mit deinem Bruder Frieden hältst, solang ihr beide hier unter einem Dach lebt. Hast mich verstanden?"

Max nickte.

"Ich will mich bemühen. Aber das mit der Marianne lass ich mir net ausreden, selbst wenn alle Welt darauf spekuliert, dass zwei große Höfe zu einem ganz großen zusammengelegt werden!"

"Ich geb ja gerne zu, dass das net schlecht wär, würden wir aus dem Krainacher- und dem Bernmayer-Hof dereinst einen einzigen machen. Und wenn es so käme, hätte weder ich noch die Bäuerin etwas dagegen. Das Wirtschaften ist auch für die Großen net einfacher geworden..."

"Wusst ich's doch!", rief Max.

"Aber es ist net die Hauptsach! Und wenn es sich anders ergibt, dann ist es auch gut und ich tät mich net dagegenstemmen!"

Max erhob sich nun auch und blickte seinem Vater direkt in die Augen.

"Ist das ein Wort?", fragte er dann nach kurzer Pause.

Der Krainacher nickte.

"Das ist mein Wort!"

Nun meldete sich die Bäuerin zu Wort und meinte: "Aber mit deinem Bruder solltest du dich trotzdem net entzweien. Ganz gleich, wie es auch kommt!"

"Wenn die Marianne sich wirklich entschieden hat, muss der Toni das wohl oder übel akzeptieren", meinte der Krainacher dann. "Aber falls sie sich doch noch anders entscheidet, gilt dasselbe für dich, Max! Bis zum Frühjahr ist noch eine lange Zeit. Da kann viel passieren."

Max atmete tief durch.

Ja, da hatte der Vater recht. Bis zum Frühjahr konnte noch alles Mögliche geschehen...

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