Читать книгу Wenn du die wahre Liebe suchst: Sammelband 5 Bergromane - Alfred Bekker - Страница 22
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ОглавлениеMax ging den Weg zurück, den er gekommen war.
Mit schnellen, geschickten Bewegungen ging es über die schmalen Steige und die steilen Hänge hinab. Schließlich hatte er endlich die Stelle erreicht, an der er Gewehr und Jagdtasche zurückgelassen hatte. Er nahm die Sachen schnell an sich und blickte hinauf zum Himmel.
Täuschte er sich oder war das bereits ein fernes Grummeln, was da an sein Ohr drang?
Max hatte keine Zeit zu verlieren.
Er stieg also weiter hinab, bis er die ersten Bäume erreichte.
Aber als er das geschafft hatte, kamen bereits die ersten Tropfen vom Himmel, die nichts weiter als Vorboten des eigentlichen Unwetters waren. Erneut grollte es hinter den Wolken.
Bald würden Blitze über den Himmel zucken und wenn die düsteren Wolken erst einmal ihre Schleusen öffneten, dann wurde es oben bei den Felsen nass und schlüpfrig.
Max holte das lange Jagdmesser hervor und schnitzte damit von einen Ast zurecht, von dem er glaubte, dass er geeignet war, Tonis Bein zu schienen. Dann schnitzte er noch einen, der lang genug war, um als Krücke zu dienen.
Damit machte er sich auf den Rückweg zu seinem Bruder.
Indessen begann es am Horizont zu blitzen. Der Regen wurde stärker und der junge Jäger hatte alle Mühe, die glatten Hänge hinaufzukommen.
Immer weiter öffneten sich die Schleusen des Himmels und es dauerte nicht lang, da war der Krainacher-Max bereits völlig durchnässt.
Blitz und Donner wechselten sich in immer kürzer werdenden Abständen ab. Das Unwetter kam bedrohlich näher. Einmal rutschte Max um ein Haar ab, aber es gelang ihm im letzten Moment, sich an einem Strauch festzuhalten.
Dann erreichte er seinen Bruder, der inzwischen mühsam bis auf das Felsplateau gekrochen war.
"Mei, ich dacht' schon, du hast es dir anders überlegt und kommst gar net mehr!", meinte er. Aber seinem Gesicht stand ein verhaltenes Lächeln.
"Schmarrn!", meinte Max und machte sich gleich daran, das Bein seines Bruders zu versorgen.
"Das Wetter scheint sich geradezu gegen uns verschworen zu haben!", sagte Toni, während ihm der Bruder am Bein herumhantierte.
Beide waren sie schon bis auf die Haut nass.
Aber das war noch geringste Problem, mit dem sie zu kämpfen hatten.
"Ich muss dir jetzt leider etwas wehtun!", kündigte Max unterdessen an. "Lässt sich net vermeiden!"
Der Toni nickte entschieden.
"Mach nur!", meinte er. "Du weißt schon, was du tust - und ich werd's schon aushalten!"
Wenig später war Max mit dem verletzten Bein fertig. Er gab seinem Bruder die Krücke in die Rechte und dann versuchte er, ihm aufzuhelfen.
Es war nicht leicht, aber schließlich stand er, auf der einen Seite auf die Krücke, auf der anderen Seite auf den Max gestützt.
Der Abstieg war mühsam.
Schritt um Schritt ging es vorwärts und einmal rutschten sie an einem der steilen Hänge ein Stück hinab. Aber keiner von beiden verletzte sich dabei.
Wind kam auf und pfiff ihnen um die Ohren.
Sie erreichten gerade den Hochwald, als das Unwetter sie eingeholt hatte. Der Donner folgte jetzt unmittelbar auf die Blitze.
Immer wieder mussten sie anhalten und eine kurze Verschnaufpause einlegen, weil der Toni mit seinem schlimmen Bein nicht mehr weiter konnte.
"Es geht net mehr!", seufzte Toni. "Lass uns irgendwo einen Unterschlupf suchen, bis dieses Wetter vorbei ist, Max!"
"Einen Unterschlupf? Mei, ich wüsst net wohin, Toni!"
"Du kannst mich ja ier oben zurücklassen und dann ins Tal gehen, um Hilfe zu holen!"
"Net bei diesem Wetter! Dann ist es nämlich ganz und gar net ungefährlich hier oben! Du erinnerst dich sicher noch an den gewaltigen Erdrutsch, den wir im vorigen Jahr hatten, und der den Siedler-Luis das Leben gekostet hat!"
Der Toni rang verzweifelt mit den Armen.
"Ja, freilich erinnere ich mich! Aber was sollen wir denn tun?"
Max überlegte einen Moment.
Im nächsten Moment blitzte es und dann gab einen furchtbaren Donner. Die beiden Männer fuhren zusammen, als sie das Geräusch von splitterndem, berstendem Holz vernahmen.
"Mein Gott! Der Blitz muss in einen Baum hineingefahren sein", murmelte der Toni. "Und zwar ganz in der Nähe!" Er wandte sich an seinen Bruder. "Ich schaffe es nicht mehr, Max!"
"Hier oben ist doch auch die Hütte vom alten Greindl", murmelte Max. "Seit er tot ist, ist sie unbewohnt. "Glaubst du, du schaffst es bis dorthin?"
Toni zuckte die Schultern.
"Versuchen wir's."