Читать книгу Wenn du die wahre Liebe suchst: Sammelband 5 Bergromane - Alfred Bekker - Страница 24
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ОглавлениеMax blickte kurz aus dem Fenster, aber da war nichts zu sehen.
Jetzt waren die Schritte deutlicher zu hören. Die beiden Brüder waren wie erstarrt und warteten ab. Jemand machte sich nun an der Tür zu schaffen und einen Moment später wurde sie aufgestoßen.
Ein hochgewachsener Mann stand zwischen den Pfosten. Auf dem Kopf trug er einen völlig durchnässten, dunkelroten Hut, von dem das Wasser tropfte.
Über der Schulter hingen ein Jagdgewehr und eine Jagdtasche.
Nein, da konnte es keinerlei Zweifel mehr über den Grund geben, aus dem dieser Mann hier oben im Hochwald unterwegs war!
Der Mann blickte auf und erstarrte dann mitten in der Bewegung.
"Mei...", murmelte er nur und blickte die beiden Krainacher-Brüder an, als hätte er zwei leibhaftige Berggeister vor sich.
"Sepp!", entfuhr es Max, wobei er fassungslos den Kopf schüttelte.
So hatte sein Bruder also recht gehabt und er hatte ihm mit seinem Verdacht Unrecht getan.
Sepp ließ die Schultern hängen.
"Komm rein", wies Max ihn an und so trat der Großknecht ein und schloss die Tür hinter sich.
Sepp ließ Flinte und Jagdtasche zu Boden gleiten und nahm dann den nassen Hut vom Kopf.
Er zuckte mit den Schultern.
"Ich glaub', ich brauch da nix mehr zu sagen", murmelte er und machte ein Gesicht, als wollte er am liebsten im Boden versinken.
"Nein", murmelte der junge Jäger. "Das brauchst wirklich net mehr! Jetzt ist mir alles klar." Er wandte sich an seinen Bruder. "Tut mir leid, dass ich dich in Verdacht hatte, aber..."
"Ist schon gut, Max! Ich hätte an deiner Stelle net anders gedacht!"
Der Sepp machte eine ärgerliche Geste und warf wütend den dunkelroten Hut in die Ecke.
"So hast du mich also erwischt, Max!", murmelte er. "Zu dumm! Ich hätt' hier in der Hütte vom alten Greindl keinen Unterschlupf suchen sollen!"
Max hatte noch immer nicht so recht verdaut, dass es sein Jugendfreund war, hinter dem, er die ganze Zeit über vergeblich hergejagt war.
"Der Toni hat mir gesagt, dass er dich verdächtigt", murmelte er kleinlaut. "Aber ich hab's einfach net glauben wollen!"
Der Großknecht vom Bernmayer-Hof sah ziemlich geknickt aus.
"Du musst net zu schlecht von mir denken, Max!", versuchte Sepp seine Handlungsweise zu erklären. "Ich weiß, das ich im Unrecht bin, aber..."
Er schluckte.
"Ja?", fragte Max.
"Du kennst doch sicher die Vroni, die Tochter vom Riedlinger..."
"Freilich kenne ich die!", bestätigte Max. "Wir wollen heiraten und für den Anfang, da braucht man schon etwas Geld. Verstehst mich?"
Max nickte.
"Aber doch net auf die Art!"
"Das ist mir jetzt auch klar. Aber wenn man einmal angefangen hat und es dann immer wieder glatt über die Bühne geht, ohne dass man erwischt wird... Vielleicht verstehst mich wenigstens ein bisserl, Max!"
Max brummte etwas Unverständliches vor sich hin, dann tat er die Flinte zur Seite und drehte sich wieder um Fenster. Er schien nachzudenken.
Als er sich dann wieder halb herumdrehte, fragte er: "Was glaubst du, wie es jetzt weitergehen soll, Sepp?"
Der Sepp zuckte die Schultern, kam etwas näher und setzte sich dann auf den Stuhl.
Er seufzte schwer und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht.
"Wir sind Freunde, Max. Seit frühester Jugend. Und deshalb kann ich net von dir verlangen, dass du einfach die Augen zumachst und so tust, als wär' nix gewesen! Wenn das dann herauskommen sollte, bist du dran! Wahrscheinlich müsstest du sogar deinen geliebten Beruf aufgeben - und das wär' die Sach' nun wirklich net wert." Einen Moment noch schien der Großknecht vom Bernmayer-Hof mit sich zu ringen, bevor er seinen Entschluss schließlich herausbrachte: "Ich werd' mich selber stellen", erklärte er. "Du kannst dich da auf mich verlassen, Grünrock!"
Max nickte.
"Gut, dann tu das", sagte er.
"Was wird mich erwarten?", fragte der Sepp.
"Ein Verfahren wegen Wilderei wird man dir net ersparen können. Aber wenn du dich selber stellst, wirst wohl glimpflich davonkommen", erwiderte der Jäger.
"Wirst ein Wörtl für mich einlegen, Max?"
"Sicher doch!", nickte der Max. "Aber jetzt musst mir erst noch helfen! Der Toni ist schwer verletzt und mit deiner Hilfe wird's sicher leichter, ihn ins Tal zu schaffen!"
Ein mattes Lächeln ging über das Gesicht des Großknechts.
"Gewiss", murmelte er.
"Was habt ihr vor?", fragte indessen der Toni vom Bett aus.
"Wir werden uns in der Hütte ein wenig umsehen. Vielleicht finden wir ja etwas, woraus wir eine Art Trage machen können!"