Читать книгу Unmögliche Aufträge: Zwei Thriller - Alfred Bekker, Frank Rehfeld, Karl Plepelits - Страница 12

III

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Es war voll gewesen mit den Fotos seiner Mitschüler und Lehrer, seiner Freunde und Freundinnen seiner Sportkameraden Er hatte zu fotografieren begonnen, als er in die Untertertia kam. Ein Jahr später hatte er sich von dem Lohn eines Ferienjobs eine Vergrößerungsanlage gekauft. Er hatte sogar während des Unterrichts Fotos gemacht. Schnappschüsse von den Lehrern in den für sie typischen Haltungen.

Und natürlich immer wieder Jochen, Jutta und Rainer. Jochen auf dem Schulhof, Jochen und Jutta mit dem kleinen Paddelboot auf dem Mittellandkanal. Eine Radtour mit Jochen und Jutta, bei einem Sportfest, Jochen und Rainer, Jochen nach der Beerdigung seiner Mutter...

»Volker! Hörst du nicht?«

Heikes Stimme klang scharf. Er fuhr herum.

»Verzeih, ich habe gerade an etwas gedacht.«

»Dein Essen ist fertig.«

Er war nicht bei der Sache. Er musste den ganzen Schrank absuchen. Irgendwo musste das Album ja sein.

»Hast du mal das grüne Album in der Hand gehabt?«, fragte er, als sie nach dem Essen einen Kaffee tranken.

»Das grüne? Ist es das mit den Schulfotos?«

»Ja.«

»Nein. Ich nehme überhaupt keins von den Alben in die Hand. Ich gehe nicht an den Schrank, weil ich weiß, wie du dich immer anstellst.«

Das kalte Gefühl stellte sich wieder ein. Fragen drängten sich auf, die er zurückhalten musste, wenn er Heike nicht beunruhigen wollte Gerd kam hereingestürmt, um gute Nacht zu sagen. Seine Kaffeetasse kippte um, und Heike schimpfte laut.

»So, du Ungeheuer, jetzt ins Bett! Los, ab!«

»Bringst du mich morgen zur Schule, Papa?« Gerd klammerte sich an Schaakes Hals fest.

Schaake drückte seinen Sohn an sich. »Klar tue ich das«, sagte er weich.

Gerd besuchte die Realschule in Haar. Weil es sich kaum lohnte, den Bus zu benutzen, fuhr Gerd zum Leidwesen seiner Mutter am liebsten mit dem Fahrrad. Heike hatte sich jetzt daran gewöhnt, aber wenn sie die Zeit irgendwie aufbringen konnte, brachte sie Gerd immer noch mit ihrem Wagen zur Schule und holte ihn mittags wieder ab. Jetzt lächelte sie.

»Dann darf ich ihn wohl abholen, weil du zum Flughafen weiterfährst?«

Gerd stürmte hinaus und polterte nach oben. Udo schlenderte herein und setzte sich aufs Sofa.

»Kann ich den Rockerfilm sehen?«, fragte er.

»Du bist wohl übergeschnappt! Rockerfilm!«

Udo hob die Schultern, warf die Fernsehzeitschrift weg und zog wieder ab.

»Erlaubst du ihm solche Filme?«, fragte Schaake

»Natürlich nicht. Aber manchmal, wenn du weg bist, ist es eben nicht so einfach, ihm alles abzuschlagen.«

»Ach komm, setzen wir uns.« Er zog sie auf seinen Schoß und fasste ihre Brüste an. Sie stieß seine Hand zurück.

»Nicht! Udo kommt doch gleich wieder. Und außerdem muss ich das Gulasch noch umfüllen.«

Er seufzte. »Hattest du in der letzten Zeit Besuch?«

»Ich? Besuch? Wen denn?«

»Das frage ich dich ja.«

»Außer Uschi und Irmgard kommt nur Frau Teschner manchmal nach dem Tennis auf ein zweites Frühstück mit. Ich bin die klassische Grüne Witwe. Wenn der Richtige anklopft...«

»Und sonst? Ich meine, waren schon mal Handwerker hier? War etwas kaputt?«

»Das hätte ich dir doch gesagt. Warum fragst du?«

»Ach, nur so.«

»Etwa wegen des Albums? Meinst du, das hätte einer geklaut?« Heike lachte laut. »Volker, Volker, so schön wart ihr auch wieder nicht!«

Etwas unwillig stand er auf und ging in sein Arbeitszimmer zurück. Er durchsuchte den ganzen Schrank und alle Fächer seines Schreibtisches.

Nichts.

Er sah in dem alten Küchenschrank im Keller nach, in den sie alles stopften, was sie oben nicht mehr haben wollten.

Nichts.

Er fragte die Kinder, sah in ihre Bücherregale.

Nichts.

Als er Heike in der Küche rumoren hörte, untersuchte er die Schlösser an der Haustür, die Sicherung an der Terrassentür und die Kellertür, die in den Garten führte.

Er konnte keine Spuren entdecken, die auf ein gewaltsames Eindringen hätten schließen lassen.

Doch ein kaltes Gefühl der Unsicherheit ließ sich nicht mehr vertreiben.

»Ach ja, wir haben eine neue Wasseruhr bekommen!«, rief Heike, als er gerade aus dem Keller kam. »Angeblich ist das so üblich. Alle sieben oder acht Jahre bekommt man eine neue Wasseruhr, auch wenn es die alte noch tut.«

Schaake sah nach. Es stimmte Die Wasseruhr war ausgewechselt worden.

Heike stand oben an der Treppe, als er heraufkam. »Was suchst du da unten? Etwa immer noch das Album? Hast du einen alten Schulfreund wiedergetroffen? Oder eine Freundin?«

»Wir waren keine gemischte Schule«, antwortete er.

Sie setzten sich ins Wohnzimmer. Der Fernsehapparat lief, und Udo hockte mit angezogenen Beinen in einem Sessel. Heike hörte, wie er zornig Luft holte, und schnell drückte sie seinen Arm.

»Lass ihn«, flüsterte sie.

Sie setzten sich in verschiedene Sessel, und schweigend starrten sie auf die Mattscheibe

Schaake nahm nicht wahr, was sich dort abspielte. Ihm war es recht, weil er nachdenken konnte. Heike spielte drei Mal in der Woche morgens von neun bis zehn Tennis. Darauf konnte man sich verlassen. Um die Zeit waren die Kinder in der Schule. Die Hecke vorn war so hoch, dass sie die Eingangstür den Blicken der Nachbarn entzog. Tagsüber schloss Heike die Tür nicht ab, und das Zusatzschloss sperrte sie erst recht nicht; es war ihr zu umständlich, von außen die Kette einzuhaken und sie bei ihrer Rückkehr wieder zu entriegeln.

Einmal, es war drei oder vier Monate her, hatte er sich selbst ausgesperrt. Da hatte ihm der kleine Günter Dahmen aus dem Nachbarhaus gezeigt, wie man trotzdem hereinkam. Er hatte einen kurzen Holzstock genommen, den Arm durch den Briefkastenschlitz geschoben und mit dem Holz von innen die Klinke herabgedrückt...

Unmögliche Aufträge: Zwei Thriller

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