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Die Alten

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Sie haben mich schon immer überrascht, die Alten in Taiwan. Wie in China. Morgens treffen sie sich im Park, schlenkern mit den Armen, drehen die Hüfte, beugen sich ein wenig nach vorn, ein wenig nach hinten, so weit es die Wirbelsäule eben noch zulässt. Das Schwingen von Armen und Beinen gehört zu den bevorzugten Bewegungen. Manche tun so, als rennen sie, gehen, die Arme angewinkelt, eng am Oberkörper angelegt, diesen wiederum leicht nach vorn gebeugt, sodass mit Schritten die maximale Gehgeschwindigkeit erreicht wird. Und abends tanzen die Fitteren im Straßenlampenlicht, das kümmerlich die kreisrunden Plätze in den Parkanlagen beleuchtet.

Nicht wusste ich, dass man zu einer Popvariante von Beethovens »Freude, schöner Götterfunken« in die Hände klatschen, Ellbogen auf Brusthöhe aneinanderdrücken und Arme nach vorn strecken kann – nicht unbedingt im Takt zwar, aber mit viel Elan. Sogar der Parkgärtner, der mit seinem Besen die Blätter, die über Nacht gefallen sind, zusammenfegt, schmettert die Freudenhymne mit.

In den Straßen fallen all jene auf, die nicht mehr gehen können und einen dreifüßigen Gehstock spazieren führen oder im Rollstuhl sitzen. Die im Rollstuhl werden von jungen Frauen geschoben, die dem Aussehen nach aus Indonesien oder von den Philippinen stammen und fröhlich in ihre Smartphones plappern.

Doch was ist schon alt? Mein Drachenbootteam, das fand ich allerdings erst später heraus, war das Ü60-Team, nur dass die zähen Männer und Frauen aussehen wie um die Vierzig. Man tut viel, um gesund alt zu werden. Dafür sorgt auch die Bulao-Bewegung. 2007 fuhren greise Motorradfahrer einmal um die ganze Insel und erfüllten sich damit einen alten Traum.7 Die Alten genießen das Leben in bescheidener Dankbarkeit.

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