Читать книгу Wolken über Taiwan - Alice Grünfelder - Страница 21

Blassgelb, ein wenig fad, wachsen sie häufig auf europäischen Friedhöfen, während sie in Ostasien dem langen Leben und in Japan dem Kaiser vorbehalten sind. Aber wieso sollten sie in meinen Notizen vorkommen?

Als meine Qigong-Lehrerin an einem besonders schwülen Tag empfiehlt, Blüten der Chrysantheme aufzukochen, einmal, mehrmals, um mit dem Tee die innere und äußere Feuchtigkeit einzudämmen, möchte ich sie mir besorgen. Die gebe es überall, sagt sie. Aber es ist gar nicht so einfach. In keinem Kaufhaus, keinem Supermarkt, keinem Drogeriemarkt finde ich sie. Schließlich bekomme ich sie im kleinen Lebensmittelladen unten im Haus, der vollgestellt ist mit Eierschachteln, Kisten mit Fertignudeln, Reis, getrockneten Pilzen. Auf meine Frage nach júhuāú quert die Besitzerin ihren kleinen Laden und greift nach einer handgroßen Plastikdose mit getrockneten Blüten.

Feucht und kalt ist mir zwar noch immer, aber die Tage werden von nun an ein wenig leichter in den regenschweren Monaten April und Mai.