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Dorfliebe

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Trubel, Hektik, Chaos, viel Verkehr, viele Geschäfte, Businessleben: Stadtleben.

Ruhe, weite Felder, kleine Tante-Emma-Lädchen, Tiere, Landwirtschaft: Dorfleben.

In einer Stadt ist viel los. Gestresste Menschen hechten durch die Geschäfte, kaufen sich jeden Morgen den gleichen Kaffee im gleichen Café, um ihn dann mit ins Büro zu nehmen. Wenn die Stadtmenschen ihre U-Bahn verpassen, schimpfen sie durch die Gegend: »So ein Mist, in zwei Minuten kommt erst die nächste.«

Man könnte meinen, in einem Dorf ginge es gediegener zu. Es gibt nicht so viele Einkaufsgeschäfte, also auch nicht ganz so viele hek­tische Menschen. Falsch gedacht. Montag­morgens um halb acht tauchen die ganzen Menschen mit ihren Autos auf der Straße auf. Menschen, die am Wochenende versteckt schienen. Wo kommen diese Menschen bloß her? Deshalb komme ich fast jeden Montag zu spät zur Schule. Weil es auf einmal Chaos gibt. Aber Busse verursachen immer Chaos. Manchmal wünschte ich, die Zuglinie würde noch existieren, aber das ist zu städtisch. Wenn wir einen Bus verpassen, heißt es: »Mist, der nächste fährt erst in einer Dreiviertelstunde.«

Stadtmenschen sind manchmal ganz schön verwöhnt. Die meisten arbeiten in der Stadt, können dort shoppen gehen und all die Sachen.

Auf dem Land muss man früher aufstehen, um in die Schule und zur Arbeit zu kommen. Zum Shoppen bleibt nicht ganz so viel Zeit wie in der Stadt, weil man eine halbe Stunde hin- und eine halbe Stunde zurückfährt. Aber dafür haben Dorfmenschen so viel, was Stadtmenschen nicht haben.

Dorfmenschen grüßen sich, weil man sich kennt. Dorfmenschen gehen jeden Morgen ins gleiche Café und holen sich einen Kaffee, aber die Bedienung kennt schon den Wunsch des Käufers. Wir Dorfmenschen kennen richtigen Schnee. Dieses Knirschen unter den Sohlen, das Schlittenfahren, die Schneespaziergänge und die Frühlingsluft, den Duft der Blumen. Nicht so viele Abgase und nicht so viel stauende Hitze zwischen den Häusern im Sommer.

Doch auf dem Dorf gibt es auch Chaos. Wenn es schneit, kann es passieren, dass man in höher gelegeneren Dörfern festsitzt und gezwungenermaßen eine Nacht woanders schlafen muss. Aber das ist mir egal, ich werde von der Sonne geweckt, höre die Vögel zwitschern. Und ich kenne ein Gefühl, dass Stadtmenschen nicht haben: die Angst vor Wildschweinen.

Stadtmenschen ärgern gerne Dorfmen­schen, indem sie sagen, man lebe in einem Kuhkaff. Manchmal stimmt es, und ich würde gerne dem Duft des Kuhmistes ausweichen, aber alles hat seine guten und schlechten Seiten. Aber das Dorf hat mehr gute als schlechte. Auch wenn ich in Erdkunde manchmal das Gefühl habe, dass die Theorie der zentralen Orte knapp verfehlt wurde, ist es doch ganz schön, auf dem Dorf zu leben.

Ich glaube, bei Stadt- und Dorfmenschen handelt es sich um zwei unterschiedliche Gruppen. Die Stadtmenschen sind ja bloß neidisch auf die Natur. Und wir Dorfmenschen vielleicht auf die Zentralität?

Aber in einem stehen sich die beiden in nichts nach: beim Feiern. Bekannte aus Städten sagen immer, dass Dorfkinder wüssten, wie richtig gefeiert wird. Und ich feier es, dass ich ein Dorfkind bin. Auch wenn ich mein Dorf irgendwann vielleicht mal verlassen muss, um neue Eindrücke zu bekommen oder um zu studieren, und ein Stadtmensch werde, werde ich doch immer wissen, wo meine Heimat ist: auf dem Dorf. Denn ich bin stolz darauf, sagen zu können: »Ich bin ein Dorfkind!«

Himmel trifft Erde

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