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Hilfe

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Ich sitze hier und du sitzt da. Du sitzt da und ich sitze hier. Zwischen uns ist Platz. Zwischen uns eine Kluft, die größer nicht sein könnte. Eine Kluft voll mit Vorurteilen, Unterschiedlichkeiten und Gegensätzen. Die Kluft sorgt für Distanz.

Ich würde so gerne sagen, ich verstehe dich. Doch, es tut mir leid, das kann ich nicht. Ich kann zwar mitfühlen, aber ich werde es nie verstehen. Flucht, Angst, Panik, Lebensangst. Krieg, Zerstörung, Leid.

Mir geht es auch nicht immer gut, aber das, was du erlebt hast, kann ich einfach nicht verstehen. Und dennoch tust du mir leid. Sehr sogar.

Ja, ich höre von Menschen, die ihr Land verlassen müssen, ihr Leben riskieren und dann noch ihre Familie verlieren. Sie kommen an, geschwächt, schockiert und manchmal sogar krank, innerlich wie äußerlich.

Und ich bekomme so wenig davon mit. Lebe so oft in meiner heilen Welt. Doch du tust mir leid.

Aber Mitleid ist nicht das, was du brauchst, nicht noch mehr Leid. Du brauchst Hilfe. Aber das Annehmen ist schwer. Und das versteh ich wirklich. Doch hey, du brauchst dich für Hilfe nicht zu schämen. Die Menschen meinen es gut mit dir. Und ja, es gibt Menschen, die meinen es nicht gut mit dir, aber nicht jeder ist gleich. Gib ihnen eine Chance. Du brauchst Hilfe, und das meine ich nicht böse, sondern lieb.

Ich sitze hier und du sitzt da. Du sitzt da und ich sitze hier. Zwischen uns ist Platz. Zwischen uns schwimmen Tränen und Angstschweiß. Du bist zerbrochen, ich sehe das. Nimm Hilfe an, bitte.

Es ist nichts Schlechtes und nichts Verwerfliches. Es gibt Menschen, die dir helfen wollen. Es wird Zeit für einen Neuanfang. Lass den Krieg in deinem Kopf und in deinem Herzen zu Frieden werden. Komm zur Ruhe, komme an. Und ich weiß, dass es leichter gesagt als getan ist; ich hab gut reden, denn eigentlich weiß ich nichts. Nichts von dir und deinem vorherigen Leben. Aber ich will dir helfen. Lass dir helfen.

Ich will dir helfen, doch oft weiß ich nicht wie und oft bin ich damit überfordert. Kann ich das denn? Dir helfen? Aber du hast mich getroffen, und ich bin dir begegnet, jetzt lass ich dich nicht allein. Lass dir helfen.

Du sitzt da und ich sitze hier. Ich sitze hier und du sitzt da. Zwischen uns ist Platz. Ich nehme meinen Stuhl und rücke näher zu dir. Jetzt sitze ich hier und du sitzt hier, gleich neben mir. Ich räume die Vorurteile aus, schaue auf die Gemeinsamkeiten, ich geb mir zumindest Mühe, nicht immer klappt es, aber wir sitzen hier. Und ich weiß, du brauchst Hilfe. Meine oder die eines anderen. Du bist wie ich, Menschen brauchen Frieden. Den sollst du haben. Und ich kann dir jetzt ins Ohr flüstern: »Bitte, lass dir helfen, ich bleibe auch da.«

Und jetzt endlich stehst du auf und lässt dir helfen.

Du kommst wieder und ich sitze immer noch da. Wie versprochen. Jetzt sitz ich hier und du sitzt hier, gleich neben mir. Wir beide nebeneinander. Kein Platz dazwischen. Keine Kluft, keine Tränen.

Hilfe? Angenommen!

Himmel trifft Erde

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