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II. Zwiespalt

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Als Bernardo ins Alter kam, erhielt er den Befehl, sich zum Militär zu stellen. Die Armini waren keine Soldaten. Sie hatten es immer noch verstanden, sich dem Dienst zu entziehen. Mochten andere sich dazu hergeben. Sie nicht, sie waren dafür zu gut. Bernardo entschloß sich aber, ohne bestimmten Grund, es anders zu halten. Bis dahin hatte er selten der Heimat gedacht. Stiegen in ihm Erinnerungen auf, verscheuchte er sie mit einem Witz. Nun aber, als er das Aufgebot in der Hand hielt und darauf starrte, war es ihm, er schaue in einen Guckkasten und erblicke darin, von Wetterschein ungewiß beleuchtet, die Bargada. Gut denn: das gab Gelegenheit, einmal nach den Alten zu sehen.

Pfeifend und singend packte er seinen Handkorb und nahm Ab­schied. «Für kurze Zeit, für kurze Zeit!» rief er den Kameraden zu, die ihn zur Bahn begleiteten. Solange der Zug durch die Ebene klapperte, sah er, die Füße von sich gestreckt, die Hände in den Taschen, gleich­mütig Felder sich drehen, auf denen der junge Mais schon hoch stand, Bewässerungsrinnen das Land durchziehen, einzelne große Höfe in ihren weiten Anlagen stehen. Es ging ihn nichts an. Er schälte sich eine Orange und warf die Schalen unter die Bank. An der Grenzstation hielt der Zug lange. Über das Dach des Bahnhofgebäudes ragten Berge auf. Schau, Berge! Schnee lag noch auf den höchsten Kuppen. Frühling! ­Bernardo schnupperte die Luft. Sie roch nach Kohle. Er schneuzte sich in sein frisches Taschentuch. Es wurde schwarz. So ein Dreck, dachte er. Endlich setzte sich der Zug in Bewegung und fuhr durch hügeliges Gelände in raschen Kurven dem Gebirge zu. Bernardo stand aufrecht und schaute hinaus. Er reckte den Hals oder zwängte den Kopf durchs halboffene Fenster, um mehr vom Vorüberflirrenden zu fassen. Es ging dem Seeufer entlang, an Dörfern vorbei, die sich immer rascher folgten, durch Tunnels und Schluchten, auf die Höhe, von der aus über üppige Kastanienwälder hin die Mauern und Türme der Hauptstadt zu sehen waren. Sie lag da auf niedrigen Hügeln, vor dem Eingang des Tales, abwehrend, finster und stolz. Da wären wir denn. Er fühlte sich halb schmerzlich, halb freudig bewegt. Der Zug rasselte in Hast den Hang hinunter, als könne er nicht mehr warten, anzukommen. Die Lokomotive pfiff schrill bei jeder Brücke, jedem Übergang, daß es Bernardo in den Ohren gellte. Er nahm seinen Korb, riß die Türe auf und fuhr das letzte Stück auf der Treppe, über das Getrommel und Gehämmer der Räder lachend, barhäuptig im starken Wind.

Statt auf die Post zu warten, machte er sich zu Fuß auf den Weg in sein Tal hinauf. Je höher er stieg, desto schöner erschien es ihm. Hatte er das alles früher nicht gesehen? Angebaute Felder, Wiesen und Matten, hohes Gras und Blumen, Hügel an Hügel, Gehölz, wilde Kirschbäume in Blust, Tannenwälder, Wasserfälle, die schäumend über Felsen stürzten, Flühe, Gräte, Spitzen hinter Spitzen, darüber ein seidiger Himmel, in dem ein dünnes Mondschiffchen dahinfuhr, und ganz weit oben, inmitten der Herrlichkeit, der grüne Buckel der Bargada. Wo hatte er seine Augen gehabt? Begeistert zog er bergan und gönnte sich vor Ungeduld kaum eine Rast.

Doch kurz bevor die Straße in die Bocca delle Torre einbog, setzte er sich an den Wegrand. Er überlegte. Sie ahnten zu Hause nicht, daß er komme. Er würde sie überraschen. Auch er würde vielleicht überrascht sein von der Bargada, wie ihn das Tal überraschte, dieses Tal, von dem er erst heute begriff, wieso der Vater in ernstem Tone sagen konnte, es sei das schönste Tal der Welt. Er suchte sich seine Leute vorzustellen, den Vater, die Mutter, die Alte, die Schwester. Er konnte sich kein Bild von ihnen machen, er wußte nicht mehr, wie sie aussahen. Darüber nachsinnend, folgte er mit dem Blick dem Berggrat im Norden. Schau, über dem Kirchturm des Dorfes, der von unten her darauf wies, lag die Frau. Mit gespreizten Beinen und hochaufgewölbtem Leibe, nicht anders als früher, wenn er sie auf dem Schulweg betrachtete und sich über ihr Benehmen schämte. Ein weißer, sehr dünner Schleier deckte sie halb zu. Trotzdem erkannte Bernardo jede Einzelheit: die gewölbte Stirne, den langen Rücken der Nase, die wulstigen Lippen, Kinn und Hals, die schweren Brüste, den kugeligen Leib, von wo aus die Beine sich öffneten – genau so lag sie, wie er sie zum ersten Male sah. Nicht einmal das einzelne Haar, das ihr unter der Nase stand, hatte sich verändert. Bernardo spürte es sauer im Munde aufsteigen, aber das kam vom Sauerampfer, den er gekaut.

Beim Hause angekommen, trat er ein und stieß die Türe zur Küche auf. Drei Frauen hockten um den Tisch und rührten stumm in ihren Kaffeetassen. Er erkannte nicht sogleich, welche von ihnen die Mutter war, so ähnelten sie einander, so gleich alt sahen sie aus. Alle verrunzelt und grau, mit tiefen Furchen neben der Nase und Säcken unter den Augen, das strähnige Haar wirr um den Kopf. Aus der Herdasche erhob sich eine Katze und machte gähnend einen Buckel. Die Türe zum Keller stand halb offen. Dort hinten tropfte Wasser. Es roch nach Moder und Rauch.

Die Frauen hielten im Rühren inne und schauten Bernardo an, als wäre er ein zudringlicher Fremder. Endlich rief die Mutter aus: «Nein, er ist es!» Bernardo trat herzu und küßte Detta, die vor Freude schluchzte, auf beide Wangen, reichte der Schwester die Hand – er fand, die ihre fühle sich an wie ein Lappen – und nickte der Alten zu. «Setz dich und trink mit!» forderte Orsanna ihn auf, «und berichte, was dich herführt!»

«Wo ist der Vater?» fragte Bernardo dagegen. «Im Garten», meckerte die Tante und wackelte mit dem Kopf.

Bernardo stellte seinen Korb zur Seite und eilte davon, die kleine Treppe zum Garten hinauf. Der Duft der Pfingstrosen stieg ihm in die Nase, so süß, fast widerlich, daß er die Hand aufs Herz drückte. Er ging der Mauer entlang. Die Steine waren warm. Eine Eidechse sonnte sich darauf. Sie guckte ihn pfiffig an und verschwand dann in einer Spalte. Beim Gartenhaus sah er den Vater stehen. Er sprang ihm entgegen.

«Da bist du ja», sagte Tomaso, ohne die Augen von der Rebe zu heben, die er eben aufband. «Siehst du, sie schlägt aus.»

Die Männer setzten sich nach der Begrüßung auf die Mauer, den Rücken der Sonne zugekehrt, und schauten schweigend zu den steilen Hängen hinauf. Die Wiesen davor standen voller Blumen, und dort, wo das Gestrüpp begann, loderte gelber Ginster. Der Vater streifte Bernardo mit einem Blick und sagte, stolz und ergeben in einem: «Schöner Tag!» Bernardo nickte. Schöne Bargada, schönste Bargada! Wie lange war er fort gewesen und hatte das alles vergessen! «Bald könnt ihr heuen», gab er zurück.

«Ja, Arbeit ist genug, es ist nicht das, was hier fehlt», sagte Tomaso mit Bedeutung. Bernardo verstand. Sollte er nun ausrufen, er, er werde mähen? Einen Herzschlag lang glaubte er, es sei getan, er sei wieder zu Hause und fange gleich morgen mit Heuen an. Da rief Orsanna mit schriller Stimme nach den Männern. Die drei Frauen in der Küche fielen ihm ein, gleich alt, gleich häßlich; sie rührten in ihren Tassen, als hätten sie all die Jahre hindurch nichts anderes getan; die gähnende Katze, das Glucksen des Wassers tief im Keller, der Modergeruch … Im Zwiespalt seiner Gefühle würgte er hinunter, was er eben hatte herausschreien wollen. «Wir kommen», rief der Vater. Doch blieb er sitzen und wartete, als könne er damit den eben verflossenen günstigen Augenblick zurück­rufen. Er fand Bernardo verändert, jetzt, da er ihn aufmerksam betrachtete. Aus dem Buben war ein Mann geworden. Noch hatten seine Augen den frühern weichen Glanz, doch verrieten sie mancherlei Erfahrung, die der Vater mehr ahnte, als daß er sie hätte benennen können. Das Haar trug er seitlich kurz geschnitten, auf dem Kopf zu einer welligen Mähne aufgebauscht. Die Nase war die Armininase, groß und kühn. Der Mund aber war fremd. Niemand in der Sippe hatte diese aufgeworfenen breiten Lippen. Die mußte er sich von Mutters Seite her geholt haben. Sonst war er ein ganzer Armini, schloß der Vater stolz die Prüfung, gleich­zeitig bedrückt, daß dieser Armini die angestammte Pflicht nicht übernehmen wollte.

Im Laufe des Abends ging er mit dem Sohn über die Felder und Matten, in den Stall, durch das Gehölz, zeigte ihm alles und schaute verstohlen, ob nicht der freudige Ausdruck auf das junge Gesicht wiederkehre, den er diesen Morgen aufgefangen. Nein, das Gesicht blieb unbewegt. Enttäuscht dachte der Alte, die Zeit sei noch nicht da.

Es war mitten in der Rekrutenschule. Bernardo und ein paar seiner Kameraden benützten einen Urlaub, um die alte Burg zu besuchen, die auf einer Anhöhe, nahe dem Städtchen, wo er Dienst tat, übers Land schaute. Der Ruf, die Burgwartsfrau, die eine kleine Wirtschaft führte, schenke einen guten Wein aus und habe eine hübsche Tochter, lockte die Soldaten mehr als die schöne Aussicht. Sie zogen singend durch den lichten Wald bergan und trieben Schabernack und Unfug.

Wo der Wald aufhörte und in Matten überging, kniete an einem flachen Brunnentrog ein Mädchen. Sie wrang Wäsche aus und legte sie, Stück für Stück, in die danebenstehende Hotte. Etwas ängstlich schaute sie auf die jungen Kerle, die, kaum hatten sie die Wäscherin bemerkt, im Wettrennen auf sie zustürzten, als kämen sie vor Durst um und suchten bei ihr Erquickung. Sie erwiderte knapp die überschwenglichen Begrüßungen und beeilte sich, mit ihrer Arbeit fertig zu werden. Da erlaubte sich der eine eine anzügliche Bemerkung. Das Mädchen wurde rot. Die Burschen brachen in wieherndes Gelächter aus. Es war der pure Übermut, weiter nichts. Aber Bernardo faßte eine plötzliche Wut. Er packte den Frechen und warf ihn vor dem Mädchen zu Boden. Dieser ließ sich die Demütigung nicht gefallen. Er erhob sich flink und stürzte sich mit Wucht auf Bernardo. Die andern mischten sich in den Streit. Es entstand eine Prügelei, und ehe man sichʼs versah, floß Blut. Bernardo trug einen Schnitt im Arm davon. Die Gesellschaft war ernüchtert. Das Mädchen, das entsetzt dem Tumult zusah, bot ein Wäschestück an, das Blut zu stillen. Sie legte es Bernardo geschickt um den Arm. Er lächelte sie an und sie senkte die Augen.

Der Streit hatte Folgen. Die Verletzung war nicht zu verheimlichen gewesen. Die Burschen mußten mit der Wahrheit herausrücken. Sie wurden bestraft. Bernardo kam ins Krankenhaus, dann in Arrest. Es ließ ihn gleichgültig. Seit der Begegnung mit der Wäscherin war er in einem sonderbaren Zustand. Er hielt ihn nicht für Verliebtheit. Er wünschte nicht einmal sehr, das Mädchen wiederzusehen. Er staunte nur in sich hinein, in ungewohnter, heißer Schläfrigkeit, ganz innern Bildern hin­gegeben, die sich mit Erinnerungen aus der Kinderzeit mischten. Die schöne Traummutter, Teresina in Mailand, die weiße Frau aus dem Kinderbuch, die ihn ansah, die buntlackierten Damenbildnisse der Marzi­panschnitten, Alda, das blonde Mädchen vom Dorf, die Diven in rosa Trikots, deren verfängliche Photographien er gelegentlich im Guckka­sten bewundert hatte, die Kellnerinnen Carmen und Rosita und wie die Zufallsbekanntschaften heißen mochten, er konnte sie nicht mehr auseinanderhalten. Sie verwuchsen zu einer einzigen, in voller Schönheit ihm vorschwebenden Figur, die ihn durch ihre Nähe bedrängte. Er konnte ihr keinen Namen geben, aber er glaubte, der Name der unbekannten Wäscherin würde ihr am besten passen. Sein erster Ausgang führte ihn dann zum Brunnen am Waldrand, und er war enttäuscht, das Mädchen dort nicht zu finden. Sie hatte ja nichts anderes zu tun, als auf ihn zu passen, spottete er über sich, und stieg weiter, bis zur Burg, die er damals wegen des Streites nicht erreicht hatte. Durch ein breites, offenes Tor trat er in den Hof. Er war leer. Nur ein Huhn gackerte herum. Vor dem Hauptgebäude standen Granittische und grün gestrichene Bänke. Er setzte sich. Wie still es hier war. Fast wie auf der Bargada.

Aus der Haustüre trat eine Frauengestalt. Bernardo, geblendet von der Sonne, legte die Hand über die Augen, um besser zu sehen. Sein Herz klopfte. Es war das Mädchen vom Brunnen. Sie machte eine Bewegung auf ihn zu, hielt sich dann zurück und fragte schüchtern nach seinem Begehr. Bernardo schwieg. Er nahm aus der Brusttasche ein weißes Tuch, sorgsam gefaltet, und hielt es ihr hin. Es war das Wäschestück, das sie ihm um den Arm gewickelt hatte. Sie nahm es und dankte. Dann lachten beide auf. Das Mädchen wollte die Narbe sehen. Er schob den Ärmel hoch, daß am braunen Arm der hellrote Strich sichtbar wurde. «Es hätte dumm gehen können», meinte das Mädchen. «Es ist aber gut gegangen», fand Bernardo und zog sie neben sich auf die Bank.

Nun erst konnte er sie richtig betrachten. Sie sah anders aus, als er gemeint hatte. Kein blondes Lockengewirr, nur schlichte, dunkelbraune Zöpfe, ordentlich um den Kopf geschlungen, und statt der honigbraunen Augen mit den Funken darin ein sehr dunkler, ernster Blick. Sie war ganz anders, ach, aber sie war hübsch, und sie gefiel ihm. Auch ihr Wesen, vorsichtig und doch zutraulich, fand er reizend. Bald plauderten sie wie alte Bekannte. Um ein weniges und er hätte ihr von der Bargada erzählt. Wie kam er dazu? Die lag doch hinter ihm!

Als die Mutter des Mädchens, die Wirtin, aus dem Hause kam, um nachzusehen, warum die Bestellung so lange daure, hielt Bernardo das Mädchen mit einem Arm umschlungen. Die jungen Leute schauten einträchtig und versunken ins Land hinaus. Über ihnen schwirrten und zwitscherten die Schwalben. Die Wirtin traute ihren Augen nicht. Was fiel Bellinda ein? Sonst brachte sie die Tochter kaum dazu, einen Gast zu bedienen, und nun setzte sie sich mit dem ersten besten an den Tisch und tat schön mit ihm. Zornig segelte sie heran, daß die Falten ihres weiten Rockes wedelten, und schlug mit der Hand auf den Tisch. Bellinda schien nicht zu wissen, wie ungewöhnlich ihr Benehmen war. Sie stand auf und sagte freudig zu der Mutter: «Das ist der Soldat, der sich für mich einsetzte.» Die Mutter, etwas besänftigt, hatte nicht im Sinn, schon ein­zulenken. Unwirsch murrte sie: «Ein feiner Soldat, der mit Messerhelden geht!» Bernardo wehrte sich für den Freund, er sei sonst recht, sie seien eben hitzig geworden, und so geschehe schnell ein Unheil. Es lohne sich übrigens nicht, davon zu sprechen. «So, so, es lohnt sich nicht», sagte spitzig die Frau, «aber es lohnt sich, wie ich sehe, meiner Tochter nachzu­stellen!» Zu Bellinda gewendet, befahl sie: «Geh ins Haus!» Dann kehrte sie sich mit gemachter Freundlichkeit zu Bernardo: «Und was wünscht der Herr?» Bellinda stand beschämt auf und verschwand in der Haustüre. Bernardo aber sagte: «Wenn Ihrʼs so nehmt, dann könnt Ihr auch Euren Wein behalten. Es gibt Orte, wo man freundlicher ist», schnallte seinen Gurt um, den er abgelegt hatte, schob sich die Mütze auf dem Kopf zurecht und ging mit lauten Schritten zum offenen Tor hinaus.

Doch wo und wann hat eine strenge Mutter ihre Tochter verhindern können, Mittel und Wege zu finden, sich mit ihrem Liebsten zu treffen! Bellinda und Bernardo kamen zusammen, zufällig zuerst, dann auf Verabredung hin immer häufiger und immer länger. Oft kehrte das Mädchen erst spät und zerzaust nach Hause zurück. Die Mutter wußte ziemlich genau, was die Tochter trieb, doch schwieg sie dazu. Der Militärdienst würde ein Ende nehmen und Bernardo fortziehen, wie das so geht mit Soldaten, Bellinda den Kopf hängen lassen und den Burschen ­vergessen. Kindereien!

Sie irrte sich. Die Liebe zwischen den beiden war nicht leichter Art. Weder Bellinda noch Bernardo wollten einander lassen. Es war beiden klar, daß Bernardo einen neuen Arbeitsplatz im Städtchen suchen müsse, damit sie bald heiraten könnten. Freilich, der Verdienst würde gering sein. Große Sprünge konnten sie nicht machen, denn Bellindas Mutter, das war sicher, würde ihnen nichts beisteuern, und den Vater um Hilfe angehen, das kam nicht in Frage. Nun, sie waren beide jung und gesund, es mußte gehen. Lebten nicht genug andere ebenso bescheiden, wie es ihnen vorgeschrieben war! Und Bernardo konnte sich hinaufarbeiten. Auch der Vetter in Mailand hatte als Arbeiter begonnen. Nur vorwärts!

Es gab zwei Malermeister am Ort, Nerina erede di Nerina und Rossi, beide alt und als schwierig bekannt. Sie lagen in ständigem Krieg miteinander, denn, war der eine eine Hauptstütze der Kirche, so feierte der andere Triumphe als Redner an Arbeiterversammlungen. Ihre Kundschaft bestand aus den Anhängern der beiden Parteien, die sie zierten, und eher wäre im Sommer Schnee gefallen, als daß je ein Gartenzaun der einen vom alten Nerina gestrichen oder eine Schlafkammer der andern von seinem Rivalen Rossi geweißelt worden wäre. Man hielt im Städtchen auf Ordnung. Bernardo mußte sich also entscheiden, zu welchen er gehören wollte. Nicht leicht für ihn, denn weder waren ihm die Grundsätze des Nerina teuer, noch traute er den Ansichten des Rossi. Ohne Wahl ging es aber nicht. Und so traf er sie, lieber mit den Wölfen heulend als mit den Schafen blökend, wie er Bellinda erklärte, und stellte sich bei Rossi vor. Er hatte Glück. Dem alten Plagegeist war ein Arbeiter entlaufen, und Bernardo bekam seine Stelle.

So waren die Liebenden nach einem Jahr verheiratet. Mutter Bice hatte eingesehen, daß sie mit der Tochter nicht fertig wurde. Sie mußte ihr den Willen lassen. Doch wünschte sie, das Paar solle bei ihr wohnen. Bellinda sei zu unerfahren, einen eigenen Haushalt zu führen, und zudem begehre sie, die Mutter, nicht allein zu bleiben. Es wurde eine Kammer im Turm für die Jungen eingerichtet. Als der Raum frisch gereinigt war, zeigte Bernardo seine Kunst. Er malte nach der schönsten Vorlage, die er auftreiben konnte, auf die gewölbte Decke eine reiche Dekoration: Sträuße und Gewinde von Farnkraut und Schlingpflanzen, Blumenkränze, Rebenranken mit vollen, blauen Trauben, und in der Mitte, in einem rosigen Himmelsgrund, Vögel, Schmetterlinge und zwei schöne nackte Engel, die Vergißmeinnicht streuten und freundlich winkten, alles so deutlich, als könne man es greifen.

Die Mutter schalt wegen des überflüssigen und anstößigen Bildes, wie sie überhaupt an allem, was Bernardo unternahm, gerne etwas aussetzte. Es war aber mehr aus Gewohnheit, und weil sie den Übergang zu einem andern Ton nicht fand. Im Grund war sie froh, die Tochter verheiratet und einen Mann im Haus zu haben, der, so jung er war, doch zum Rechten sah.

Die Heirat des Sohnes wurde auf der Bargada lang und breit erörtert. Detta wollte darin eine Annäherung Bernardos an die Heimat sehen, Tomaso eher den Beweis, er gebe sie auf, da er, entgegen jedem Brauch, ins Haus der Frau einziehe. Sie führten eifrige Wortgefechte darüber.

Orsanna hörte stumm zu. Sie hätte allen Grund gehabt, sich zu freuen. War nicht der sehnlich erwartete Augenblick gekommen, den Eltern Giovanni als Schwiegersohn und Ersatz für Bernardo vorzuschlagen? Das Schwätzen der Alten verdroß sie jedoch nur, denn zwischen ihr und dem Jungen stand es nicht zum Besten. Es war gar nicht an der Zeit, den Eltern von ihren Plänen zu sprechen.

Die zänkische Freundschaft, in die ihre verliebte Lust sich gewandelt hatte, war daran, langsam in Feindschaft überzugehen. Sie glaubte, dahinterzukommen, warum Giovanni sich wehrte, auf den Hof einzuheiraten. Er fürchtete sich, das war es; er fürchtete sich vor dem Unerklärlichen, das sich dem Gerede der Leute nach auf der Bargada begeben sollte. Es entfielen ihm Äußerungen, die verrieten, woher er seine Weisheit bezog: aus der Wirtschaft «Zur Post». Und daß die alte Paulina aus früherer Enttäuschung gegen die Armini hetzte, war nichts Neues. Giovanni, der Dummkopf und Hasenfuß, fürchtete aber auch sie, Orsanna. Seit langem schon bemerkte sie sein wachsendes Mißtrauen. Wollte sie ihn deswegen zur Rede stellen und auslachen, tat er großartig, für wen sie ihn halte, er sei kein altes Weib, dem man Märchen anhängen könne. Wenn auch die Heftigkeit solcher Beteuerungen verdächtig genug war und eher auf das Gegenteil schließen ließ, Orsanna war bereit, zu glauben. Dann fand sich aber ein weiterer Grund, Giovanni gram zu sein. Alda. Ahnung und Verdacht wurden ihr zum Wissen. War der Junge nicht feige, so war er falsch. Ihre Spürnase sagte ihr, daß Giovanni immer öfter in der Wirtschaft «Zur Post» sitze und bald nicht mehr herausfinde, ob es sei, um Alda über die Bargada auszufragen, oder ob er seine Neugierde vorschiebe, um in Aldas Nähe zu bleiben.

Trotz alledem gab sie die Hoffnung nicht auf, den Widerspenstigen einmal auf den Hof zu zwingen. Vorausschauend veranlaßte sie ihn, ihr in besondern Fällen beizustehen, einen Brief zu schreiben, den der Vater nicht mehr schreiben mochte, eine Angelegenheit zu ordnen, eine Auskunft einzuziehen, so daß er mit allem, was die Bargada anging, vertraut war. Er hatte einst nur hineinzuspringen. Die geheime Sorge, der Bruder könnte auf den Hof zurückkehren wollen, war sie los. An seiner Hochzeit, die sie als Abgesandte der Eltern mitfeierte, konnte sie sich davon überzeugen, daß Bellinda, ein verwöhntes Stadtmädchen, wie es ihr vorkam, nie daran denken würde, Bäuerin zu werden, gar in dem für seine Rauheit berüchtigten Tal. Der Bruder war dem Hof verloren.

Das Weitere mußte man abwarten. Seit seinem kurzen Besuch zu Hause hatte Bernardo alle Gedanken an die Bargada begraben. Er war mit Bellinda glücklich. Darüber hinaus zählte nichts. Nun war es aber gerade Bellinda, die ihn an einen neuen Besuch zu Hause denken hieß. Schließlich hatten die Eltern das Recht, seine Frau kennenzulernen. Sie würden sich wundern. Und auch Bellinda mußte die Bargada sehen, erfahren, woher er stamme, und auch sie würde sich wohl wundern. Nicht ohne Gewissensbisse dachte er daran, daß er der Frau nie etwas davon erwähnt hatte, was ihn vom Elternhaus wegtrieb und fern hielt. Sie hätte es wissen müssen, nicht? Oder war es überflüssig, sie von Unerfreulichem zu unterrichten, mit dem sie kaum in Berührung kommen sollte? Es war schließlich eine ausgemachte Sache, daß er nie ins Tal zurückkehren würde, um dort zu leben. Und nur wegen des Besuches bei den Alten sie in seine Kindernöte blicken lassen? Besser, weiter schweigen. Er entschloß sich aber, im ersten Frühling ihrer Ehe Bellinda den Eltern vorzustellen.

Die junge Frau fürchtete sich vor dem Besuch. Es war ihr unmöglich, sich ein Bild von Bernardos Heimat und Leuten zu machen. Er sprach selten von der Bargada und stets in einer abgemessenen Art, die sie einschüchterte. Sie hätte die Reise lieber noch hinausgeschoben, doch Mutter Bice drang darauf, es gehöre sich, endlich die Schwiegereltern zu begrüßen. Im stillen wunderte sie sich schon längst, wie wenig Eile Bernardo habe, seine Frau den Eltern zu zeigen, und fragte sich, wessen er sich schäme, ob Bellindas vor den Eltern oder der Eltern vor Bellinda. Es war Zeit, ins reine zu kommen, und so trieb sie zur Reise.

Der Tag, an dem das Paar die Fahrt im Postwagen durchs Tal hinauf unternahm, war so schön, die Bargada glänzte schon von weitem so grün und verheißungsvoll, daß die jungen Leute ihre unausgesprochenen Besorgnisse vergaßen und sich der Freude des ungewohnten Reisevergnügens hingaben. Sie hatten sich angemeldet. Vater und Mutter standen vor dem Haus, Orsanna sprang, den Wagenschlag zu öffnen. Bernardo überblickte rasch die Gesellschaft. Er war erleichtert, die alte Giulia nicht zu sehen, als wäre mit ihr alle Bedrohung ferngehalten. Sie tauchte später erst auf, sich zu den Frauen zu gesellen, die entzückt um Bellinda herumstanden und sie bewunderten. Die Stimmung war aber so heiter, daß das befremdliche Aussehen und Gehaben der alten Frau nicht mehr störten. Bellinda fand auch ihr gegenüber den rechten Ton. Von da an nahm die Lustigkeit überhand. Bernardo fragte sich, ob er verzaubert sei oder früher alles falsch gesehen habe. Wo war da unheimlich Düsteres? Seiner überflüssigen Bedenken wegen schalt er sich einen Toren.

Oder war es bloß Bellindas Frohsinn, der alle Schatten vertrieb, war es ihre rasch entzündete töchterliche Liebe zu Detta, ihr liebliches Staunen über den Familienbesitz, der ihre gewagtesten Erwartungen übertraf? Oder nahmen sich vielleicht bloß alle vor dem Besuch zusammen, um die junge Frau über das wahre Gesicht der Bargada zu täuschen? Er fand die Antwort nicht, aber er freute sich an den ungewöhnlichen Anstalten, die getroffen worden waren, Bellinda zu ehren: Lammbraten, Eierspeisen, Kuchen und Süßigkeiten. Er lauschte belustigt dem eifrigen Ge­spräch der Frauen über Einrichtung und Hauswäsche und genoß stolz die sich immer wieder lärmend äußernde Freude an Bellindas schöner Jugend. Ein Vergnügen, das er sich wahrlich eher hätte leisten können.

In freien Stunden wanderte er auf dem Hof herum, schaute hier und dort hinein, stieg über die Matten, sie waren mager, besichtigte den Stall, es stand nur noch eine Kuh darin, prüfte und untersuchte. Im Garten wuchs mehr Unkraut als Kraut, hinter dem Haus lagen Abfälle aller Art, verlechte Zuber, Faßreifen, Leitern ohne Sprossen, am Zaun hingen vergessene Wäschestücke, die an der Sonne vergilbten. Vieles war nicht in Ordnung, und er nahm sich vor, Orsanna darüber zur Rechenschaft zu ziehen. So konnte die Wirtschaft nicht weitergehen. Vater und Mutter waren zu alt, sie leisteten nicht mehr viel. Ein Knecht mußte eingestellt werden.

Als er die Schwester zufällig im Heustock traf, fing er gleich von dem zu reden an, was ihn beschäftigte.

«Was kümmertʼs dich?» fragte Orsanna scharf. «Schau du zu deiner Sache!»

«Eben, ich schaue dazu», gab er deutlich zurück.

«Ich glaubte, zu wissen, deine Sache sei das Anstreichen», sagte sie spöttisch, «das Anschmieren!»

«Was nicht hindert, daß das da alles doch meine Sache ist!» Sein Ton klang herausfordernd, und Orsanna schwieg. «Also wird ein Knecht eingestellt?»

«Der Knecht will Lohn, Essen, Kleider. Es schaut heute knapp genug heraus für uns … Nicht ein Knecht fehlt hier, ein Meister», sagte sie frech. «Soll ich für einen Meister sorgen?»

Bernardo wußte nicht, was aus dieser Antwort schließen. Er war betroffen. Gewiß, ein Meister wäre nötig, und er hätte Meister zu sein. Aber er, er wollte hier nicht Meister sein. Er zog es vor, unter fremden Leuten ein fremdes Handwerk zu betreiben. Als ertappe er sich auf einer Schuld, war er betreten, und von Kind her gewohnt, Orsannas stichligen Reden auszuweichen, ging er ohne ein weiteres Wort davon. Seine gute Stimmung war dahin.

Er mochte jetzt niemandem begegnen und wanderte langsam, wie früher als Bub, wenn ihn etwas bedrückte, zur Fuchsenbrücke, um sich dort ans Geländer zu lehnen und zu überlegen. Was hatte vorhin Orsanna damit sagen wollen: ob sie einen Meister stellen solle? Es war ihm zu Ohren gekommen, daß sie mit dem Wegknecht Giovanni eine Liebesbeziehung unterhalte. Man lachte genug darüber, man munkelte und prophezeite allerlei. Sicher war es Giovanni, den sie vorhin meinte. Giovanni als Meister auf der Bargada. Giovanni an seiner Stelle? Ein Fremder, ein armer Bursch? Es wäre vielleicht eine Lösung; er sei fleißig und tüchtig, hieß es. Aber der Gedanke war befremdlich und quälend, er verwarf ihn. Ratlos wollte er sich peinigender Grübelei hingeben, als er auf dem grünen Plan vor der Felsenspalte Bellinda sitzen sah. Sie lachte ihm fröhlich zu und winkte mit einem Strauß, den sie dort pflückte. Der Anblick seiner jungen Frau an diesem düsteren Ort lenkte ihn von den schweren Gedanken ab, doch nicht in freundlicher Art. Er brachte ihm neuen Ärger, den zu klären er sich die Mühe nicht nahm, aber er rief Bellinda unwirsch herbei. Sie erschrak über seinen Ton und sein finsteres Gesicht. Rasch sprang sie ihm entgegen. Schon besänftigt, legte er seinen Arm um ihre Schulter, sagte aber belehrend: «Nicht dort sitzen, es zieht dort.» Bellinda spürte, daß nicht Sorge um ihre Gesundheit es war, was ihn so barsch sein ließ. Es mußte etwas anderes sein, das ihn verdroß. Ihr Kopf erriet es nicht, aber ihr Herz.

Sie schmiegte sich an ihn, innig und ohne Versuch, ihn durch Schelmereien umzustimmen, bereit, mit ihm zu tragen, was es sein mochte. In dankbarer Zärtlichkeit für ihr stilles Verstehen fand Bernardo sein Gleichgewicht wieder, und die letzten Stunden auf der Bargada verliefen ohne weitere Störung.

So war es immer: Bellindas Fähigkeit, in jedem Augenblick so zu empfinden wie er, beruhigte ihn. Sie spürte rasch, wie ihm zumute war, und stimmte sich danach. Nie, daß sie etwas anderes wünschte als er, zu Spaß und Lachen aufgelegt war, wenn er ernst sein mochte, oder den Kopf hängen ließ, statt bei jungem Unfug mitzuhalten, wenn ihn danach gelüstete. Sie war sein reiner Wiederklang. Bei ihr durfte er jede Vorsicht vergessen, denn eher hätte sie sich selbst verletzt, als ihm weh zu tun.

Oft reizte es ihn, diesen sanften, eifrigen Gehorsam zu prüfen, abzutasten, wo er sich in Widerspruch wenden mußte. Er fand den Punkt nicht. Weder ihr Glaube an ihn noch ihre Heiterkeit waren zu erschüttern. Sie scherzte noch wie ein kleines Mädchen, kicherte und lachte, bis ihr der Atem ausging, und über nichts, nur weil sie glücklich, weil sie verliebt war.

Über ihre Ergebenheit und ihren frohen Sinn hinaus war diese Verliebtheit, in der sie sich ganz verlor, der tiefe Grund von Bernardos Glück. Er dachte oft und nie ohne Erbeben daran. Wenn er von der Arbeit heimkehrte, wartete Bellinda beim Waldbrunnen auf ihn. Sie hängte sich an seinen Hals, als hätten sie sich ein Jahr lang nicht gesehen. Daß sie, die Sanfte, so ungestüm sein konnte! Nach dem Essen, wenn alles in Ordnung gebracht war und Mutter Bice schlafen ging, stiegen sie in ihre Kammer hinauf. Das Kerzenlicht flackerte über die schön bemalte Decke und beleuchtete die Himmelskinder, die ihnen zulächelten. Am Morgen kam Bernardo oft zu spät, weil ihnen die Nacht nicht lang genug war. Ohne zu frühstücken, schwang er sich in Eile auf sein Rad und sauste den Rain hinunter. Mutter Bice schüttelte mißbilligend den Kopf. «Alles zu seiner Zeit, auch beten und frühstücken.» Sie fand die beiden wenig ernst für Eheleute. «Soll denn die Ehe ein Vergnügen sein, tagein, tagaus?» schalt sie. «Soll man nichts als sich küssen, wenn man zusammen ist? Ist das der Sinn des Ehestandes?» Als sie sich einst vor Bernardo solche Sprüche erlaubte, erwiderte er belustigt, ob sie denn der Meinung sei, der Ehestand habe ein Kreuz zu sein. «Vielleicht nicht gerade das», brummte sie, «aber wie ihr es auffaßt, kann nichts werden. Die Liebe allein tut es nicht.» Bellinda, vor Vergnügen kichernd, suchte die erboste Mutter zu besänftigen. «Wir sind jung, wir haben noch alle Zeit, ernst zu werden», spaßte sie, «und wie hast du es mit deinem Mann gehalten, als du in meinem Alter warst?»

«Anders, ganz anders», eiferte rühmend Mutter Bice. «Dein Vater, doppelt so alt wie ich, war ein gesetzter Mann, als er mich zur Frau nahm. Keine Kindereien, keine Faxen! Nach seinem Willen und Gutdünken trug er mich über die Schwelle der Kammer, wie ein Kind. Ich fürchtete ihn … und so soll es sein.»

«Über die Schwelle trug er dich?» fragte neugierig Bellinda.

«Ja», betonte Mutter Bice, «über die hohe Schwelle, an welcher du später das Gehen lerntest. Du wolltest es alleine tun, wehrtest meine Hand ab, bis du hinfielst, eine Schramme im Kopf.»

«Da war der Vater auch schon tot», schloß Bellinda mit Grabesstimme.

Mutter Bice spürte den Spott heraus. Obschon ihr Unglück weit zurücklag, tat es ihr weh, so respektlos von der Tochter daran erinnert zu werden: «Sterben kann man, wannʼs ist. Dazu braucht man nicht alt zu sein.»

Bellinda war es nicht recht, die Mutter im Übermut verletzt zu haben. Um sie aufzuheitern, griff sie nach ihrem oft erprobten Mittel: sie bat, ihr mehr aus ihrer Kindheit zu erzählen.

«Was ist da zu erzählen?» lenkte die Alte ein. «Warst ein Kind wie alle andern, nur eigensinniger … Die Sache mit dem Luftballon … Ein Händler kam bis vor unsere Türe. Dutzende von Luftballons wallten wie eine bunte Wolke an seinem langen Stab. Du warst darüber närrisch vor Freude; wolltest einen Ballon haben. Ich mußte sparen und schlug dir den Wunsch ab. Du betteltest aber so lange und so schön, bis der Mann, ein alter bärtiger Kauz, einen loslöste und ihn dir gab, einen roten, ich weiß es noch. Ich schämte mich, das Geschenk von dem Unbekannten anzunehmen, und wollte ihn bezahlen. Er aber weigerte sich, die Batzen, die ich hervorklaubte, anzunehmen. Geschenkt sei geschenkt. Während wir noch zusammen stritten, was meinst du, was du tatest? Du öffnetest deine kleine Hand und ließest den Ballon fliegen, nicht aus Ungeschick, mit Fleiß, weil es dir gefiel, ihn in den Himmel steigen zu sehen. Du jauchztest, aber der gute Mann war böse, man sah es ihm an. Und ich schämte mich nun erst recht. Was blieb mir übrig, als das Geld wieder hervorzuziehen und es dem Manne, der es nun nahm, in die Hand zu drücken.» Bellinda kannte die Geschichte auswendig, sie hörte nur halb zu, bis Mutter Bice mit dem Satz endete: «Ja, du wirst sehen, was es heißt, ein Kind zu erziehen!»

Nun, darauf freute sich Bellinda. Es dauerte ihr nur zu lange. Sie waren schon ein Jahr und mehr verheiratet, und nichts wollte werden. Sie stahl sich in die Kirche vor das Bild der Mutter Gottes, ihr Vorwürfe zu machen, die schönen Kinder, die Bernardo in die Mitte der Zimmerdecke gemalt hatte, winkten ihr vergebens. Sie wich ihren Freundinnen aus, die sie mit neugierigen Fragen in Verlegenheit brachten. Gerne hätte sie der Mutter ihre Besorgnis anvertraut, aber Trotz oder Scheu verschlugen ihr das richtige Wort. Wenn sie, in Zärtlichkeiten, Bernardo ihre Ungeduld verriet, lachte er sie aus, ein wenig Zeit sei ihnen zu gönnen, das Leben zu genießen, bevor ihnen die Last einer Familie auferlegt werde.

Aber auch er war glücklich, als Zoe geboren wurde. Kaum war das Kind groß genug, drängte er, man möge mit ihm die Reise auf die Bargada unternehmen, es den Eltern zu zeigen, damit auch sie sich daran freuen könnten.

Zoe war auf der Reise brav. «Ein Engel!» behaupteten mitreisende Frauen, die das niedliche Ding nicht genug bewundern konnten, «ein Schatz, ein Stern! Die Rosenwänglein, die Grübchen darin, die zwei weißen Zähnchen, die Ringellöckchen und die Augen, hast du die Augen gesehen? Goldbraun mit helleren Funken darin. Ein Wunder!» Das Kind lächelte freigebig im Kreise herum und verstand es, auch die Männer für seine kleine Person zu gewinnen, sogar einen mürrischen Alten, der abweisend in seiner Ecke saß, bis Zoe mit zierlichen Fingerchen ihm in den Bart fuhr und ihn ankrähte, daß er lachte. Ein Engel, ein Schatz, ein Stern! Bellinda strahlte, und Bernardo hatte alle Mühe, unter einer würdigen Miene sein Schmunzeln zu verstecken.

Doch als er Zoe über die Schwelle der Bargada trug, fing sie an zu schreien, und je mehr Gesichter sich über sie beugten, desto wilder sträubte sie sich. Sie verlor den Atem vor Zorn, wurde blau im Gesicht und machte so zuckende Bewegungen – wie ein Fisch, fand Orsanna mißbilligend –, daß Bellinda sich mit dem Kind in eine Kammer einschließen und warten mußte, bis es schlief.

«Das kleine Ding hat Kraft, sich zu wehren», bemerkte der Vater.

«Es braucht sich doch gegen uns nicht zu wehren», ereiferte sich Or­sanna.

«Wer weiß», warf Tomaso leicht hin und sah Bernardo mit einem halben Lächeln an.

Bei jenem Besuch klagte der Vater zum ersten Male, er und die Mutter seien müde. Orsanna könne nichts Weiteres auf sich nehmen, sie trage schon genug, und die alte Giulia sei nicht mehr bei Sinnen, sie zähle nicht. Taglöhner seien teuer und schwer zu finden, zu einem Knecht lange es nicht. Er erwähnte sein und der Mutter hohes Alter und meinte, eigentlich hätten sie es verdient, auszuruhen. Bernardo hörte zu. Daß die Alten schon so betagt waren, kam ihm überraschend. Er hatte sie nie anders als runzlig und zerfurcht gesehen, nun waren sie also so alt, so nah dem Tode …, wenn man es recht bedachte. Und dann, was sollte aus dem Hof werden? Schon jetzt wurde zurückgewirtschaftet. Was sollte erst später sein? Ein Mann fehlte, ein junger Mann, der arbeiten konnte und Augen im Kopf hatte, alles zu sehen. Dieser Mann war er. Er wußte es. Wer sollte den Hof übernehmen, wenn nicht er? So verstand es auch der Vater. Es klang deutlich aus seinen vorsichtigen Reden.

Darüber geriet Bernardo in tiefste Mißstimmung. Was tun? Aber was tun? Mit Freuden hätte er nun Giovanni als Meister auf die Bargada ziehen sehen; er hätte ihn darum bitten mögen, mit erhobenen Händen. Aber es war zu spät. Es hieß, Giovanni heirate die blonde Alda, die ein Kind von ihm habe, einen Knaben. So war es mit dieser Lösung nichts. Eine andere fand er nicht. Es gab keinen Meister als ihn selbst, das war wohl klar. Und doch konnte er sich nicht entschließen, dem Vater zuzusagen, ihm zu versprechen, er trete an seine Stelle. Er wollte nicht, er wollte nicht! Und schließlich: Hatte er das Recht, Bellinda hierher zu versetzen? Was wußte sie vom Leben auf der Bargada? Sie fand es schön und gut, weil alle um sie herumtanzten, wenn sie zu Besuch kam, und es ihr schmeichelte, auf eigenem Grund und Boden zu stehen, sie, die immer nur zur Miete gewohnt hatte. Auch genoß sie es, den Augen der Mutter Bice, die nichts durchgehen ließ, entrückt zu sein. Sie ahnte nicht, und er hatte ihr nie angedeutet, daß das Leben hier schwierig war, und weshalb. Oft drängte es ihn, mit ihr darüber zu sprechen, doch wartete er wohl zu lange damit, das Wort gab sich nicht, es verdrehte sich ihm im Munde, und er sagte etwas anderes, als das, wozu er angesetzt hatte.

Aus diesen trüben Betrachtungen riß ihn bald ein Streit mit seinem Meister. Rossi war zwar mit seinem jungen Arbeiter sehr zufrieden. Er überließ ihm auch schwierige Aufträge zu selbständiger Ausführung, und es schmeichelte ihm, daß es im Städtchen hieß, wer eine heikle Maler­arbeit zu vergeben habe, müsse sich an ihn wenden. Mochte Nerina sich nur ärgern! Doch ertrug er schlecht Bernardos mangelndes Interesse für Politik. Er zwang ihn gelegentlich, mit ihm eine Versammlung zu be­suchen, schon damit ihm seine Genossen nicht vorhalten konnten, er stelle einen Flauen ein, dann, weil es ihm nicht in den Kopf wollte, jemand könne gleichgültig bleiben in einer Sache, die ihm selbst wichtig war und für die er so hinreißend zu sprechen wußte. Daß Bernardo unberührt blieb, enttäuschte ihn, regte ihn auf. Wäre er offen im gegnerischen Lager gestanden, dann hätte man wenigstens gewußt, woran man mit ihm war, aber er ging auch nicht zur Kirche. Weiß Gott, für was er sich erwärmte!

Nun war wirklich sonderbar, was Bernardo trieb, statt am Sonntagmorgen zur Messe zu gehen oder Versammlungen zu besuchen: er malte. Er versuchte richtige Bilder zu malen, auf Holz oder Leinwand, mit dünnen Pinselchen und feinen Farben aus Tuben, wie er es in Mailand Künstlern abgeguckt hatte. Die Tätigkeit fesselte ihn. Er vergaß oft darüber alles andere, so daß Bellinda sich deswegen beklagen mußte. Sie schmollte, wenn er es vorzog, mit seinen Malsachen auszuziehen, anstatt bei ihr zu bleiben und den Sonntag zu genießen.

Er hatte damit begonnen, den Brunnen am Waldrand zu malen, eine Wäscherin daneben. Es gelang nicht übel. So fuhr er fort, malte den alten Turm, den Hof, die umliegenden Matten, Bäume, Berge. Solange er an der Arbeit saß, fühlte er sich beseligt. Er tiftelte, bis jedes Blättchen, jedes Gras so aussah, wie es sich gehörte. War das Bild fertig, befriedigte es ihn nicht. Es stimmte nicht mit der Wirklichkeit überein. Das Dargestellte war auf bedrückende Art leer, hohl, so, als müsse im nächsten Augenblick etwas hineinstürzen, als wäre das Gemalte eine Kulisse, wie sie im Theater auf der Bühne stand, nichts als Rahmen für eine Geschichte, die sich darin abzuspielen hätte. Aus jedem Haus, hinter jedem Baum hervor, vom Himmel herunter konnte es losbrechen. Unzufrieden stellte Bernardo das fertige Bild fort und begann ein neues, mit dem es ihm aber nicht besser erging. Doch zweifelte er nicht daran, mit der Übung geschickter zu werden.

Nun waren Wahlen im Anzug. Der Kampf um die Kandidaten beherrschte schon seit Wochen das Leben der Männer. Rossi hatte seine große Zeit. Er warb im Lande herum mit seinen besten Reden und viel Lärm für den Mann seiner Partei. Es mußte dieses Mal gelingen, ihm genügend Stimmen zu sichern. Jede einzelne war wichtig, um jede einzelne wurde gekämpft. Um sie zu gewinnen, waren viele Mittel gut. Warum auch nicht? Der Zweck heiligte sie im voraus. Daß bei Bernardo keines dieser Mittel verfing, daß er weder auf feurige Worte noch auf Versprechungen aller Art antwortete, war stark, es traf Rossi wie eine persönliche Beleidigung. Er konnte sich das nicht bieten lassen. So nahm er sich Bernardo vor und sprach ihm ins Gewissen. Man könne doch nicht leben wie ein Tier, ohne sich für das Allgemeine zu interessieren; er müsse, wie jedermann, wissen, für wen er stimmen wolle, und da sei es doch klar, dass es für seinen Freund sei.

Bernardo war nicht so gleichgültig, wie er schien und tat. In Mailand war viel unter seinen Kameraden debattiert worden, und er hatte mit feinen Ohren zugehört, wie sie sich über den Gang der Ereignisse und wie er zu lenken wäre, heiß redeten. Selbst trug er nichts zu den Gesprächen bei. Wurde er nach seiner Meinung gefragt, wich er aus, er verstehe nichts davon. Doch ordnete er das Gehörte zu guter Übersicht. Er dachte oft, die vielen großen Worte, die da gemacht wurden, um die Welt zu verbessern, versteckten nur schlecht kleinliche Interessen, es gehe weniger um die hohen Ziele, von denen die Rede sei, als darum, sich gegenseitig zu bekriegen und die Kastanien für sich selbst aus dem Feuer zu holen. Bei Versammlungen nun, in die Rossi ihn mitschleppte, wurde ihm das noch deutlicher. Wenn die einen oder andern sich für ­Menschenrechte einsetzten, meinten sie bloß die eigenen oder die der nächsten Anhänger, und diese Rechte ließen sich, so wollte Bernardo scheinen, rasch in Zahlen ausdrücken. Der ganze Betrieb war ihm wider­wärtig und langweilte ihn.

Er fragte Rossi, wieso es klar sei, daß er für seinen Freund stimmen müsse. Er selbst habe doch mehr als einmal angetönt, der Mann habe Dreck am Stecken … Rossi war verblüfft. Konnte man so naiv sein? Er setzte Bernardo auseinander, daß das private Leben mit dem öffentlichen in keinem Zusammenhang stehe, daß sein Freund in seinem eigenen Hause und in seinem Geschäft tun und lassen könne, was ihm beliebe, daß es einzig darauf ankomme, einen Mann zu wählen, dessen Gesinnung felsenfest sei. Und das nun sei bei seinem Freunde der Fall. Hatte man ihn doch lange genug gestützt und getragen, ihm durch die Finger gesehen, seine Dummheiten gedeckt und was sonst; er war der Partei verpflichtet. Und hatte er einmal seinen Platz in der Behörde, dann …

«Dann wird er die Dienste abzahlen müssen», fiel Bernardo lachend ein.

Rossi wurde böse. Es lohnte sich nicht, mit diesem Esel da lange Sperenzchen zu machen. Er stellte es ihm kurzerhand anheim, so zu wählen, wie er es von ihm verlange, oder sich als entlassen zu betrachten.

Bernardo biß die Lippen aufeinander. Er spürte, wie sie zitterten. Doch wartete er nicht lange und sagte: «Gut, ich lasse mich morgen auszahlen.» Unwillig über die Wendung, die die Sache nahm, flüchtete Rossi sich in Zorn. Er bewarf Bernardo mit Beschuldigungen, seiner Pflicht als Bürger nicht zu genügen, sich zu drücken, zu versagen, und schloß, als dieser schwieg, mit schnöden Verdächtigungen, er halte es eben doch, als Bauernsohn, mit den Reichen, den Gegnern, den Bösewichten. Er gehöre zu ihnen, und man werde es sich merken.

Was nun? Schon längere Zeit spielte Bernardo mit dem Gedanken, sich selbständig zu machen. Er hatte etwas Erspartes. Bellinda war anspruchslos und fleißig. Sie verschwendete keinen Rappen. Mutter Bice selbst, eine Musterhausfrau, gab es zu. Ihre Erziehung trug eben doch Früchte. Bernardo durfte also den Übergang wagen. Nun kam ihm die Gelegenheit entgegen. Er mietete passende Räume im Städtchen, ließ Empfehlungskarten drucken und warf sich in das Unter­nehmen. Der Anfang war nicht leicht. Die beiden Malermeister, ­Nerina und Rossi, sahen es gleich ungern, daß sich ein Dritter niederließ. Wenn sie sich sonst bekämpften, hier begegneten sie sich, ja, sie schlossen sich zusammen, um gegen Bernardo zu hetzen: ein Fremder, ein Irgendwoher aus den Bergen, ein Junger, ein Niemand, der sich erfrechte, durch Konkurrenz ihre Existenz zu erschweren. Er würde es büßen müssen.

Sie täuschten sich aber, wenn sie annahmen, Bernardo erhalte keine Aufträge. Viele waren nur froh, weder zu Nerina noch zu Rossi gehen zu müssen. Doch, entschloß sich einer, Bernardo eine Arbeit zuzuhalten, so weigerte er sich, den üblichen Preis dafür zu bezahlen. Bernardo sei frisch etabliert, er müsse entgegenkommen. Verlange er dasselbe wie die alten Firmen, könne man ebensogut zu ihnen gehen. Andere nahmen den Preis an, doch sah Bernardo von ihnen nie einen Rappen. Sie schoben das ­Zahlen hinaus und hinaus, und Bernardo scheute sich, um nicht in Verruf zu kommen, sie schärfer zu mahnen oder gar zu betreiben. So hieß es, wollte er durchhalten, von früh bis spät und über die gewöhnliche Arbeitszeit hinaus sich tummeln, nicht nur in der Werkstatt und auf dem Arbeitsplatz, auch zu Hause, wohin er seine Rechnungen und Bücher mitbrachte, um sie nach Feierabend zu ordnen. Mit Scherzen und ­Spielen, mit dem Malen von Bildern war es aus. Und das Fleißigsein, das ­Sparen und Sorgen genügten nicht einmal. Er mußte sich drehen und wenden, freundlich tun, wo es ihm nicht drum war, sich Bemerkungen gefallen lassen; er mußte mit Leuten schwatzen, mit ihnen in der Wirtschaft sitzen, ihre Gespräche anhören und seine Meinung äußern, wobei es eben nicht seine Meinung sein sollte, sondern die des andern. Das alles fiel ihm lästig. Doch tröstete er sich damit, daß die Einnahmen, wenn auch langsam, steigen würden und er alles in allem zufrieden sein durfte.

Trotzdem, gerade in Augenblicken innerer Aufmunterung, kam es vor, daß er sich überlegte, ob er nicht ein Narr sei, hier so zu buckeln, wo er doch auf der Bargada, zwar nicht mit weniger Arbeit, niemandem etwas nachzufragen hätte. Nun, alles hatte seine guten und seine schlechten Seiten. Man sah sie nicht sofort. Sie zeigten sich erst nach und nach. Alles hatte zwei Gesichter, wer weiß, sogar das Glück.

Und er hatte Glück. Sein Geschäft kam in Schwung. Kunde um Kunde sprang ihm zu. Man sprach von ihm als von einem tüchtigen Mann, der es weit bringen werde. Er selbst glaubte es. Als drei Jahre nach Zoe Umberto zur Welt kam – man denke, ein Sohn! –, war er seiner Sache sicher. Dem Kleinen zuliebe gelobte er sich, auf dem Platze, den er selbst gewählt hatte, standzuhalten und alles daran zu wenden, um dem Sohn ein gutes Los zu sichern. An der Taufe ging es hoch her. Die nähere und fernere Verwandtschaft war geladen. Bernardo führte mit der Patin, die das schön geschmückte Kind unter dem viermal zusammengelegten Brautschleier Bellindas trug, den Zug an. Während der Zeremonie in der Kirche, der Bernardo gerührt folgte, richteten Mutter Bice und Bellinda zu Hause das Essen. Es gab nach dem Antipasto vier Gänge und viel Wein dazu. Die Gesellschaft war in bester Stimmung. Es wurde gescherzt und gesungen. Bernardo hielt eine Rede, in welche er so viele Späße einflocht, daß die Frauen kreischten und die Männer sich zu allerlei Anzüglichkeiten veranlaßt sahen. Die Hochrufe hörten nicht auf: Es lebe die Freiheit … es lebe die Liebe … es lebe das Leben! Alle fanden, so gut habe man sich seit langem nicht mehr unterhalten.

Den Brief Orsannas, in dem sie um Entschuldigung für ihr Ausbleiben bat, weil der Vater krank sei, nahm er nicht ernst. Er las über die Zeilen hinweg, die berichteten, Tomaso habe einen leichten Schlaganfall erlitten, seine eine Gesichtshälfte sei gelähmt, und er sehe sehr verändert aus. Schlaganfall? Gelähmt? Verändert? Nun, an etwas mußte man schließlich sterben. Daß ihn die Nachricht zutiefst erschüttert hatte, war Bernardo im Hochgefühl des Tages entgangen. Ganz entgangen.

Die Bargada / Dorf an der Grenze

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