Читать книгу Unter Vertrag - Forbidden Love - Melanie Weber-Tilse, Alisha Mc Shaw - Страница 11

Shane

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Es tat gut, mit Cameron zu reden. Trotz unserer Startschwierigkeiten, die mich an einen bockigen Mustang erinnerten, der erst nach dem dritten Versuch ansprang, hatte ich dennoch das Gefühl, ihr vertrauen zu können. Vielleicht war sie jemand, mit dem ich reden konnte. Jemand, der meine Geheimnisse für sich behielt und sie nicht für viel Geld an die Presse verschacherte.

Es war die ständige Angst, die mich davon abhielt, Freundschaften zu schließen oder gar jemandem mein Vertrauen zu schenken. Wenn man die Wahrheit entdeckte, wäre meine Karriere vorüber. Bislang war Mitchell der Einzige gewesen, der über mich Bescheid wusste. Doch dies änderte sich jetzt. Ich hoffte darauf, etwas an Cameron zu entdecken, das mir die Gewissheit gab, ihr wirklich alles erzählen zu können.

Vor Cameron symbolisch die Kleider fallen zu lassen, ihr einen Teil meiner Vergangenheit auf dem Silbertablett zu servieren … ein großer Schritt für mich. Mein Herz hatte wie ein Vorschlaghammer in der Brust geschlagen, während sie durch die Unterlagen blätterte.

Je länger Cameron mich nun ansah, umso unwohler fühlte ich mich. Denn sie hatte dieses gewisse Etwas in ihrem Blick. Etwas, das ich nicht wollte und noch viel weniger brauchte. Mitleid.

Ich wollte nicht bemitleidet werden. Dinge geschahen. Man konnte sie nicht rückgängig machen. Und das, was sie gelesen hatte, war nur die Spitze des Eisbergs. Ich wandte mich in Gedanken versunken von Cameron ab und meine Erinnerungen schweiften in eine Zeit, die ich lange verdrängt hatte. Wut und Enttäuschung kamen in mir auf. Emotionen, die ich sonst versteckt hielt, doch sie bahnten sich unaufhaltsam einen Weg an die Oberfläche. Was hätte ich damals tun sollen? Bei meinen Eltern petzen? Man musste kein Genie sein, um zu wissen, dass das in noch schlimmerer Prügel geendet hätte. Außerdem war ich kein Feigling. Damals nicht und heute auch nicht. Ich hatte ertragen und das ziemlich lange. Zu lange.

»Shane?« Cam legte ihre Finger sanft auf meinen Arm. Dort, wo eben noch eisige Kälte durch meine Venen geflossen war, machte sich Wärme breit.

»Ich hab ein Händchen dafür, Scheiße anzuziehen. Vielleicht erzähle ich dir irgendwann mal meine Geschichte.« Sicherlich würde sie aus allen Wolken fallen, wenn sie wüsste, dass ich eben nicht nur auf Männer stand.


Gleich mit Cameron auszusteigen und sie den Fotografen als meine Partnerin zu präsentieren, fühlte sich gut an. Das mulmige Gefühl, das ich sonst hatte, wenn ich mit einer von Mitchells auserwählten Frauen zu einer Veranstaltung gehen musste, blieb heute glücklicherweise aus.

Während Cameron mir gegenübersaß und nervös an ihrem Kleid fummelte, konnte ich sie einen Augenblick unbemerkt anschauen. Das braune Haar war an der Seite hochgesteckt und fiel in gleichmäßigen Locken über ihre Schulter. In Kombination mit dem tiefen Ausschnitt ließ sie auf vieles blicken und doch stachelte es die Phantasie an. Es war auffallend und dennoch dezent genug für eine Charity-Gala. Sie trug schicke Ohrringe und ihr Gesamterscheinungsbild war stimmig. Ich zog den Hut vor Samanthas Modegeschmack.

Alles in allem konnte ich dankbar sein, dass ihr Wagen Mitchells Karre geschrottet hatte, denn Cam war nicht nur äußerlich jemand, mit dem ich mich gerne in der Öffentlichkeit zeigte. Sie schien Köpfchen zu haben und das gefiel mir. Ich musste zugeben, dass Cameron überaus attraktiv war. Kein Wunder, dass Mitchell ihr nur die halbe Wahrheit erzählt hatte. Vermutlich war ihm zu Beginn nicht bewusst gewesen, dass sie nicht zu der Sorte Frauen gehörte, die er sonst für die öffentlichen Auftritte aussuchte.

»Eines muss ich Samantha lassen. Sie hat einen ausgezeichneten Geschmack«, stellte ich fest und hoffte, sie von ihrer sichtlichen Nervosität abzulenken.

Sie sah an sich herab und ich vernahm das abfällige Schnauben. »Laufe ich sonst in Lumpen rum?«, murmelte sie vor sich hin und schürzte die Lippen, was mich schmunzeln ließ. Ich war froh, dass wir eine freundschaftliche Umgangsform gefunden hatten, mit der wir uns beide wohl fühlten … wobei ich gerade den Eindruck hatte, dass mir die Situation angenehmer war als ihr.

»Bist du nervös?« Mit hochgezogenen Augenbrauen sah ich zu Cameron, die aufgeregt die Finger im Schoß knetete und sich auf die Unterlippe biss.

»Nein … ich mache so was jeden Tag.« Sie lächelte gezwungen.

»Willst du nicht doch einen Schluck Champagner haben?«, fragte ich und hoffte, dass der Schampus ihre Nerven etwas beruhigen würde, doch sie lehnte das Angebot ab.

Ich hingegen nutzte die Großzügigkeit von Mitchell schamlos aus. Er fühlte sich noch immer miserabel wegen seines Verhaltens und ich würde ihn noch eine Weile zappeln lassen, bevor ich mit ihm über sein unangemessenes Benehmen sprach. Ich bot Cameron mein Glas an, aber sie schüttelte den Kopf.

»Ich will mich nicht betrinken.« Seufzend ließ sie sich in den Sitz sinken und atmete tief durch. Wäre ich nicht geübt in diesen Auftritten, würde ich mir jetzt auch in die Hose pinkeln. Ihr Anblick ließ mich lachen.

»Was?«, fauchte Cam etwas gereizt in meine Richtung und funkelte mich wütend an.

»Ach nix.« Ich leerte das Glas in einem Zug. Schon seit Minuten bewegte sich der Wagen nur meterweise vorwärts. Wir standen in der Schlange zum roten Teppich und der Fahrer würde jeden Augenblick anhalten, die Limousine umrunden und die Tür öffnen.

Just in diesem Moment erblickte ich das Blitzlichtgewitter und die unzähligen Kameras, die bereits auf den Ausstiegsbereich gerichtet waren.

»Let the show begin«, flüsterte ich und setzte ein Lächeln auf, während ich auf meiner Seite ausstieg. Ich umrundete den Wagen und gab dem Fahrer ein Zeichen, dass ich ihr selbst die Tür aufmachen würde.

Ich blieb direkt vor Cam stehen und versuchte, ihr noch einige Sekunden Pause zu verschaffen, bevor sie ihre Gesichtsmuskulatur gleich dermaßen anstrengen würde, dass sie morgen sicherlich Muskelkater haben würde.

Cameron saß auf der Kante der Rückbank, die Füße bereits auf dem Asphalt. Ich sah zu ihr herab. »Bist du soweit?«

Mit ihren blauen Augen blickte sie mich an und schluckte sichtlich schwer, nickte aber.

»Halt dich einfach an mir fest.«

Sie lächelte dankend und ergriff meine Hand.

Ich zog sie sanft zu mir herauf und ließ sie nicht aus den Augen. »Du schaffst das«, redete ich Cameron Mut zu, legte meinen andern Arm um ihre Taille und drehte sie in Richtung der Blitzlichter. Sofort brachen die Reporter in ein Stimmengewirr aus und jeder wollte der Erste sein, der den Namen meiner bezaubernden Begleitung auf seiner Internetklatschpressenseite preisgeben konnte.

»Shane! Shane! Sag uns doch, wer die hübsche Frau an deiner Seite ist!«

»Miss, wer sind Sie? Eine neue Eroberung? Eine weitere seiner Spielgefährtinnen?«

Warum auch immer, aber mich überkam das Bedürfnis, den Reportern eine Show zu liefern, die morgen jede einzelne Schlagzeile zierte. Mit dem Arm um Camerons Taille zog ich sie dichter zu mir und drehte uns leicht in Richtung der Journalisten, bevor ich mich über sie beugte und Cam ohne Vorwarnung küsste. Mit der freien Hand fasste ich ihr ins Haar und zog sie an mich.

Ich legte so viel Leidenschaft in den Kuss, wie ich konnte und spürte, dass Cameron sich in meinen Armen versteifte. Lange würde sie mich nicht ohne eine Ohrfeige davonkommen lassen. Ich mochte, dass sie Feuer hatte, und wagte mich, einen Schritt weiter zu gehen. Vorsichtig ließ ich meine Zunge über ihre Unterlippe gleiten. Anstatt mich von sich zu weisen … ich rechnete damit, dass Cameron mir jeden Augenblick auf die Zunge biss, ließ sie mich gewähren und der Widerstand ihrerseits fiel in der Sekunde, in der unsere Zungen aufeinandertrafen.

Seufzend hing sie an meinen Lippen. Vergessen war das Blitzlicht. Vergessen die vielen Zuschauer, die gerade bei unserem ersten Kuss live dabei waren. Vergessen war auch die Tatsache, dass ich mit diesem Kuss dafür sorgte, dass auch Cameron morgen in die Schlagzeilen geraten würde.

Ich spürte ein Prickeln, das durch meinen Körper jagte, als Cameron ihre Finger an meinem Arm empor tänzeln ließ und ihre Hände schließlich um meinen Hals schlang.

»Hey Starquarterback, andere wollen auch!« Es war eine mir bekannte Stimme, die mich zurück in die Realität katapultierte. Plötzlich wurde mir eines bewusst: Ich hatte keines meiner bisherigen „Betthäschen“ je vor den Kameras geküsst.

Ich sah zu dem bekannten Drehbuchautor Tony Kushner, der mich angrinste und mir dann den erhobenen Daumen entgegenstreckte. Scheinbar hatten wir nicht nur den Medien eine Show vom allerfeinsten geliefert.

Es dauerte einen Moment, bis wir beide wieder ansprechbar waren. Wir lächelten um die Wette, posierten in der Mitte des Red Carpets, bis ich der Meinung war, dass die Journalisten genügend gute Fotos im Kasten hatten und führte Cameron schließlich ins Innere des Gebäudes. Ich bemerkte, dass sie unkontrolliert zitterte und drückte sie enger an mich.

Mit zusammengepressten Lippen zog Cam mich in eine ruhige Ecke und schlug mir dann auf die Brust.

»Bist du von allen guten Geistern verlassen?«, schimpfte sie.

Ich konnte nicht anders, als zu lachen. »Süße … da draußen hat sich das aber ganz anders angefühlt.« In Gedanken fasste ich mir an die Lippen und spürte noch immer den Nachhall des intensiven Verlangens.

»Das war Show, du Arsch! Ich hätte dich ja wohl schlecht vor versammelter Mannschaft abweisen können, oder?«

Ich grinste. Natürlich hätte sie, aber dann wäre ihr Deal mit Mitchell Schnee von gestern gewesen. Mit erhobenem Zeigefinger kam Cameron auf mich zu und blieb dicht vor mir stehen.

»Mach das nie wieder«, zischte sie und besah mich mit einem mehr als wütenden Blick. Anstatt mich für mein überrumpelndes Verhalten zu entschuldigen, hätte ich Cameron am liebsten noch einmal gepackt und auf der Stelle geküsst.

Sie strich sich in aller Ruhe das Kleid glatt und als ich auf ihre Finger sah, bemerkte ich das Zittern. Entweder war es noch immer die Aufregung, die sich bei ihr bemerkbar machte oder aber sie hatte den Kuss ebenso genossen wie ich.

Mit einem Grinsen im Gesicht griff ich wortlos nach ihrer Hand und zerrte sie etwas hinter mir her. Cameron war ein stures Biest, das musste ich ihr lassen.

Als wir den Saal betraten, drehten sich die Gäste in unserer näheren Umgebung zu uns herum und einige tuschelten. Auch wenn Cameron sich selbst vielleicht nicht so sah, war sie heute Abend die attraktivste Frau im Raum.

»Wer ist denn die Schnepfe an Shanes Seite?«, vernahm ich das Getuschel von einem Grüppchen aus drei Frauen zu unserer Rechten.

Ich sah zu ihnen und diejenige, die die Frage scheinbar lauter gestellt hatte als beabsichtig, hielt sich die Hand erschrocken vor den Mund.

Wenn die Frauen in unserer Gesellschaftsschicht sich dermaßen abwertend über Cam ausließen, würde Mitchells Plan dieses Mal scheinbar doch aufgehen. Anstatt meine Begleitung weiterhin hinter mir herzuziehen, lief ich nun gleichauf mit Cameron und legte beschützend meinen Arm um ihre Schulter. Es tat mir für sie leid, dass man in ihrer Gegenwart so über sie herzog, doch mir und meinem Image hätte nichts Besseres passieren können.


Das mit der Spende hatte Mitchell übernommen. Wenigstens eine Sache, um die ich mich nicht selbst kümmern musste.

Stattdessen genoss ich die Unterhaltung mit Cameron. Es war so einfach, mit ihr zusammen zu sein. Sie machte keine Anstalten, wenn ich sie anfasste oder etwas enger an mich zog, wenn einer der ach so werten Herren seine gierigen Augen über ihren schlanken Körper gleiten ließ. Ganz im Gegenteil. Bei den letzten Begegnungen dieser Art schmiegte sie sich an mich und streichelte mir mit der Hand über den Arm.

Sie war eine gute Schauspielerin, das musste ich ihr lassen.

»Hast du Lust, zu tanzen?«

Die Musik zu Beginn einer Charity-Gala war gewöhnungsbedürftig, aber je mehr Champagner floss, umso lockerer wurden die steifen Knochen und die Musik ausgelassener. Ein DJ war jetzt an der Reihe und löste das Streichquartett ab.

Cameron sah mich an, legte den Kopf schief und grinste. »Meinst du, du kannst überhaupt mit mir mithalten?«

Ich lachte. »Das stelle ich gerne unter Beweis.« Mit wackelnden Augenbrauen forderte ich sie auf, mir zu folgen. Sie schmunzelte und ließ sich von mir Richtung Tanzfläche führen.

Als Cameron an meiner Hand zog und ich mich zu ihr herumdrehte, blieb mir der Mund offen stehen. Ich sah gerade noch, wie Colin Michaels Cameron an den Arsch grabschte. Es fehlte nicht viel und der Sabber lief an seinem Mund hinab.

Cameron holte aus und gab ihm eine Ohrfeige, die sich gewaschen hatte, doch als er sie am Arm packte und versuchte, sie zu sich zu ziehen, schritt ich ein.

Sofort schob ich Cam beiseite und stellte mich schützend vor sie, während ich mich vor dem Arsch aufbaute. Es war nicht das erste Mal, dass er sich so benahm, sobald ein gewisser Alkoholpegel erreicht war.

Er blickte mich mit glasigen Augen an und streckte die Hand nach ihr aus. Cam versuchte zwar noch, einen Schritt beiseite zu gehen, aber er streifte mit der Hand ihre Brust.

»Geh mir aus dem Weg, Shane. Ich habe sie angefasst, also gehört sie zu mir!«, lallte Colin und versuchte sich an mir vorbei zu drängen, um Cameron erneut anzugrabschen.

Warum auch immer, aber ich sah rot. Geleitet von meinem Instinkt holte ich aus und schlug ihm meine Faust ins Gesicht.

»Shane!«, rief Cam entsetzt, doch ich ignorierte sie.

Colin schwankte einige Schritte und fiel zu Boden. Ich beugte mich über ihn und vergewisserte mich, dass er in Ordnung war. Blinzelnd sah er mich an und hielt sich mit der Hand die schmerzende Nase.

»Wehe, du fasst sie noch einmal an!«, zischte ich in seine Richtung und war gewillt, ihm ins Gesicht zu spucken, doch konnte ich mich gerade noch beherrschen.

Dass ich Colin Michaels, den Sohn des bekannten Schauspielers, während einer Gala niedergestreckt hatte, wäre morgen in jeder Zeitung zu finden, denn dieses Mal waren es nicht die Reporter, die meinen Ausbruch in Form von Bildern festhielten. Es waren die Gäste.

»Komm, wir gehen«, presste ich hervor und griff nach Camerons Arm, die sich von mir mitziehen ließ.

»Shane, du tust mir weh!« Erst, als ich mich zu ihr umdrehte, bemerkte ich, dass Cameron versuchte, sich aus meinem eisernen Griff zu befreien.

Sofort ließ ich ihren Arm los.

»Tut mir leid.«

»Was ist denn nur mit dir los?«, fragte sie mich wütend und rieb sich über die Stelle, die ich gerade in blinder Wut zu fest umklammert hatte.

»Niemand fasst dich an«, murmelte ich mehr zu mir selbst. Ich pfiff dem Fahrer zu und er verstand sofort, dass es allerhöchste Zeit war, zu gehen.

»Shane. Jetzt warte doch mal!«, rief Cam mir hinterher, als ich mich auf den Weg zum Wagen machte. Zu warten kam nicht in Frage. Ich wollte nur hier weg.

Als ich die Hintertür aufriss und in die Limo stieg, folgte Cameron kurz darauf.

»Würdest du mir jetzt bitte mal erklären, was hier los ist?«

»Ich will nicht darüber reden«, war alles, was ich antwortete, ehe ich die Minibar öffnete und mir das harte Zeug in ein Glas schüttete, um es herunter zu kippen.

Unter Vertrag - Forbidden Love

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