Читать книгу Unter Vertrag - Forbidden Love - Melanie Weber-Tilse, Alisha Mc Shaw - Страница 8

Cameron

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20 Minuten zu früh betrat ich das luxuriöse Penthouse von Mitchell Handerson. Schon in diesem Moment hätte ich wissen müssen, dass das Ganze eine Scheißidee war. Für das Treffen mit ihm hatte ich mich in Schale geworfen und sogar hochhackige Schuhe angezogen, um mit vorgeblicher Professionalität zu punkten. Mitchell Handerson hatte mich freundlich, aber distanziert begrüßt und mich dann von oben bis unten gemustert, als sei ich ein preisgekröntes Pferd.

»Ja«, sagte er dann mit seltsam zufriedenem Blick, »Ja, das könnte klappen.«

Ich fragte mich zwar, was genau er meinte, aber noch bevor ich fragen konnte, nahm mich Handerson am Arm und führte mich zu einem Schreibtisch.

»Hören Sie, Ms. McArthur«, er schob mich zu einem eleganten Sessel, in den ich mich widerwillig setzte.

»Cam«, murmelte ich. »Sie können mich Cam nennen.«

Er brachte mich mit einer Handbewegung zum Schweigen, umrundete seinen Schreibtisch und ließ sich mir gegenüber nieder. »Ich möchte Ihnen einen Vorschlag machen und kann Ihnen nur raten, genau darüber nachzudenken, bevor Sie ›Nein‹ sagen.«

Ich fixierte mit einem mulmigen Gefühl im Bauch den riesigen Eberkopf, der auf ein Holzbrett gepinnt an der Wand hing und schluckte.

»79.500 $. Das ist die Summe, die Sie mir schuldig sind. Mein BMW ist ein Totalschaden, Ihr Pick-up hat wirklich ganze Arbeit geleistet.«

Mir entwich ein Keuchen, und mein Kopf ruckte wieder zu Handerson herum, der mit vor der Brust verschränkten Armen in seinem Stuhl lehnte.

Sein zuvor freundliches Lächeln war verschwunden, er sah mich mit zusammengekniffenen Augen an. »Ich gehe davon aus, dass Sie das Geld nicht haben?«, fragte er, obwohl dieses Arschloch die Antwort sicherlich schon kannte.

Ich verneinte dennoch und zwang mich dazu, nicht einfach aufzuspringen und wegzurennen.

»Das habe ich mir gedacht.« Er beugte sich vor und schob einen Stapel Blätter zu mir rüber, den ich argwöhnisch musterte. »Ich möchte, dass Sie die geschuldete Summe ... nun ja, sagen wir ... abarbeiten.«

»Abarbeiten?« Ich versteifte mich. »Niemals!«

»Ganz ruhig, Schätzchen!«, Handerson lächelte süffisant. »Ihr verletztes Ehrgefühl können Sie getrost stecken lassen. Es ist nicht, was Sie denken.«

»Sondern?«, stieß ich gepresst hervor.

»Bevor Sie mir diesen Vertrag«, er deutete auf den Stapel vor mir, »nicht unterschrieben haben, kann ich natürlich nicht näher auf Einzelheiten eingehen, wie Sie sich sicher denken können. Jedoch ist es so, dass ich einige der bekanntesten Sportgrößen betreue, und ... für einen von diesen benötige ich eine Freundin, die herzeigbar ist.«

Meine Augenbrauen ruckten nach oben. Sollte ich mich jetzt darüber freuen, dass er mich für herzeigbar empfand?

»Sehen Sie, Cam ... Homosexualität ist im Sport leider immer noch verpönt und ...«

»Ich soll die Freundin für einen schwulen Sportler spielen?«, fuhr ich ihm erstaunt in die Parade.

»Nun ...«, Handerson zögerte kurz, ehe er schließlich nickte. »Ja.«

Die ganze Situation hier war ja noch viel grotesker, als ich erwartet hatte! Mein Nervenkostüm, das seit heute Nachmittag sowieso schon an der Grenze zum Zusammenbruch stand, brach sich jetzt seine Bahn. Ich legte den Kopf in den Nacken und lachte. Es dauerte eine Weile, bis ich mich schließlich soweit beruhigt hatte, dass ich mich nicht mehr vor Lachen krümmte und nach Luft schnappte. Mitchell starrte mich finster an und mir wurde klar, dass ich tatsächlich in einer viel besseren Verhandlungsposition war, als ich gedacht hatte. Ich bemühte mich um Ernsthaftigkeit und nahm die Papiere in die Hand. Nachdenklich blätterte ich sie durch und las aufmerksam, was darinstand.

»Ich rekapituliere. Ich soll also für einen Ihrer ...«, ich hüstelte, »Schützlinge in der Öffentlichkeit die Freundin spielen, damit Sie weiterhin einen wegstecken können?« Ich wusste, dass ich hoch pokerte, aber die Tatsache, dass der selbstgefällige Ausdruck in seinem Gesicht für einen Moment schwankte, bestätigte mir, dass ich richtiglag.

Der Vertrag, den ich in den Händen hielt, war tatsächlich knallhart. Davon abgesehen, dass mir die Schulden für das Auto erlassen würden, wenn ich unterschrieb, gab es eine Verschwiegenheitsklausel, mit der ich mich zu absolutem Stillschweigen über alles, was nach dem Zustandekommen dieses Deals passieren würde, verpflichtete.

Die Summe, die per Klage fällig würde, sollte ich etwas ausplaudern, war exorbitant. Zu meiner Schande musste ich jedoch gestehen, dass ich bereits jetzt darüber nachdachte, zu unterschreiben. Die Tatsache, dass ich die Freundin für einen schwulen Mann spielen sollte, bedeutete, dass ich sicher vor diversen Avancen war. »Also gut, Mitch ...«, ich blickte auf und setzte mein schönstes Pokerface auf. »Ich glaube, es ist an der Zeit, zu verhandeln, oder?«


Während wir die einzelnen Vertragsbedingungen neu aushandelten, hatte Mitchell immer wieder nervös auf seine Uhr gestarrt. Ganz offensichtlich wartete er auf jemanden.

Ich vermutete, dass ich gleich Shane kennenlernen würde, dessen Alibi ich sein sollte. Nachdem wir uns darauf geeinigt hatten, dass Handerson für sämtliche meiner Unkosten aufkommen würde, die im Rahmen meiner ›Tätigkeit‹ anfielen – im Gegenzug musste ich für den Zeitraum von mindestens zwölf Monaten das lächelnde Begleitwerk dieses Sportlers sein – setzte ich schwungvoll meinen Namen unter den Vertrag.

»Shane sollte jeden Moment kommen«, erklärte Mitch, während er mich wesentlich entspannter als eben noch zum Sofa führte und mir sogar einen Drink servierte, den er auf dem Designertisch abstellte. »Er ist mal wieder zu spät. Mit Pünktlichkeit hat er es nicht so.«

Ich war mittlerweile wirklich gespannt darauf, wer dieser Shane war. Doch als sich dann endlich die Fahrstuhltüren mit einem leisen Bling öffneten, entglitten mir jegliche Gesichtszüge. Der Kerl, der da mit einem Augenrollen auf Mitchells Aussage zum Zuspätkommen reagierte und sich ungeniert einen Drink einschenkte – war Shane Williams, der Starquarterback der Sacramento Panthers und für teures Geld eingekauft. Nur durch seine Fähigkeiten war es den Panthers gelungen, ihre lange Siegesflaute zu durchbrechen.

Mein Herz stockte für einen Moment und ich empfand kurz das dringende Gefühl, flüchten zu müssen. Shane und seine Eskapaden mit den unterschiedlichsten Frauen waren tagtäglich Bestandteil der Klatschpresse und ... dieses Bild von einem Mann sollte schwul sein? Schweigend lauschte ich der Unterhaltung der beiden und nutzte die Zeit, um mich wieder zu beruhigen, und meine Mimik unter Kontrolle zu bringen. Erst, als Shane mir den Status einer Prostituierten andichten wollte, sah ich mich gezwungen, einzugreifen.

»Na ja … wenn ich bedenke, wen du die letzten Male angeschleppt hast, bin ich mir nicht so sicher, ob du den Unterschied zwischen einer intellektuellen Frau und einer, die geldgierig und sensationsgeil ist, überhaupt erkennst«, kommentierte Shane in Richtung Mitchell trocken und leerte sein Glas in einem Zug.

Ich erhob mich in einer fließenden Bewegung und trat zu den beiden. Shanes Blick fiel auf mich und ich sah in neugierige, grüne Augen. Er musterte mich aufmerksam und ihm schien zu gefallen, was er sah. Seltsam, wenn man bedachte, dass er auf Männer stand.

Innerlich dankte ich Gott dafür, dass ich mich so schick gemacht hatte, denn ich merkte sofort, dass ihm gefiel, was er erkennen konnte.

»Zum einen möchte ich klarstellen, dass es sich ganz sicher nicht um diese Art von Gefallen handelt. Aber hätte ich gewusst, wen er mit Shane meinte, hätte ich abgewunken«, erklärte ich und warf Mitchell Handerson einen abfälligen Blick zu, ehe ich die Arme verschränkte.

»Schätzchen … davon wollen wir doch jetzt nicht anfangen, oder? Ich dachte, wir wären uns einig?«, murrte Mitchell.

»Du hättest wenigstens erwähnen können, dass es Shane Williams, der Starquarterback und Weiberheld ist«, schoss ich zurück. Wir hatten uns während der Verhandlungen auf ein lockeres ›Du‹ geeinigt, doch mittlerweile war ich mir nicht mehr sicher, ob ich nicht doch auf dem Sie hätte bestehen sollen. Ich fand, es war viel einfacher ›du Arschloch‹ zu sagen als ›Sie Arschloch‹.

Und dass Mitchell eines war, daran bestand für mich kein Zweifel, als er mich jetzt mit einer Handbewegung zum Schweigen aufforderte. »Hattest du mir vorhin nicht zugesichert, dass du Anstand hättest und das 1 x 1 der Etikette beherrschst?« Der bissige Unterton war nicht zu überhören.

›Na, dir werde ich’s zeigen.‹ Ich straffte meine Schultern, während ich mich mit einem Lächeln an Shane wandte. Ich erklärte ihm freundlich, wie es zu diesem ›Deal‹ gekommen war und zu meinem Erstaunen lachte er. Als ihm jedoch klar wurde, dass ich nicht scherzte, starrte er ungläubig zwischen Mitch und mir hin und her.

»Ihr meint das beide vollkommen ernst, oder?«

Mitch grinste selbstgefällig und ich zuckte nur mit den Schultern. Ja, dem war wohl so. »Ist doch ne gute Lösung! Du brauchst ne Freundin für die Öffentlichkeit und ich habe Schulden, die ich so aus der Welt schaffen kann. Und da ich offenbar in den Augen deines Freundes vorzeigbar genug bin, um als deine Partnerin durchzugehen ... ist uns doch allen geholfen!«

Shane war leicht zusammengezuckt, als ich seinen Freund erwähnte, also schien er keineswegs daran gewöhnt zu sein, dass jemand wusste, auf welcher Seite des Feldes er spielte. Hah, ich kicherte leise über meinen äußerst gelungenen Wortwitz.

»Wo wir gerade beim Thema sind«, mischte sich Mitchell erneut ein, ohne auf meinen leicht bissigen Kommentar einzugehen. »Am Wochenende findet eine Charity-Veranstaltung im Hyatt Regency statt. Ich finde, das ist die ideale Gelegenheit, zum ersten Mal als Pärchen aufzutreten, meint ihr nicht auch?«

»Sag mal, werde ich gar nicht gefragt?«, knurrte Shane auf. »Interessiert es überhaupt jemanden, was ich will?«

Irgendwie überkam mich das dumpfe Gefühl, das Handerson tatsächlich nicht mit seinem ... Schützling gesprochen hatte, sondern ihn gerade einfach vor vollendete Tatsachen stellte, indem er mich ihm vor die Nase setzte. So wütend, wie Shane gerade zwischen uns hin und her starrte, konnte es gar nicht anders sein.

»Seit Monaten schleppst du mir irgendwelche Frauen an und eine ist hohler als die andere! Ich kann das dumme Geplapper und Gekicher nicht mehr ertragen. Du verlangst von mir, mich ständig mit irgendwelchen Zuckerpüppchen abzugeben, von denen die meisten weder bis zehn zählen noch ihren Namen richtig buchstabieren können, geschweige denn, dass sie eine Ahnung von dem haben, was ich beruflich mache!«, redete Shane ohne Punkt und Komma drauf los.

Mitchell, der solche Tiraden von ihm offenbar gewohnt zu sein schien, grinste nur vor sich hin.

»Du brauchst gar nicht so zu grinsen, Mitch! Du musst das alles ja nicht die ganze Zeit ertragen, du suchst sie nur aus und überlässt mich dann meinem Schicksal!«

Ob der Starquarterback wohl vergessen hatte, dass ich direkt neben ihm stand und ihn verdammt gut hören konnte? Ich schloss kurz die Augen und atmete einmal tief durch. »Eins«, begann ich. »Zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht, neun und zehn. Cameron schreibt sich ...«

Shane hob eine Augenbraue. »Herzlichen Glückwunsch, dafür bekommst du ein Sternchen in dein Hausaufgabenheft. Lass gut sein.«

Aber ich dachte gar nicht daran. Dem eingebildeten Schnösel und seinem arschigen Manager würde ich zeigen, dass sie sich diesmal die Falsche ausgesucht hatten. »Als Quarterback der Sacramento Panthers und Kopf der Offense erfüllst du deine Aufgabe, die Spielzüge, die entweder vom Trainer oder von dir selbst kommen, an das Team zu vermitteln und diesen Zug dann auch umzusetzen, meiner Meinung nach bis jetzt hervorragend«, fauchte ich ihn an und stemmte meine Hände in die Hüfte, während ich ihn anfunkelte.

»Du hast deinen Jungs schon einige Male den Arsch gerettet, weil du deine Spielzüge unglaublich schnell an die Gegebenheiten und die gegnerische Defense anpassen kannst und die beste Möglichkeit herauspickst«, jetzt redete ich mich in Rage, schließlich saß ich nicht umsonst regelmäßig vor dem TV, wenn ›mein‹ Team spielte. »Leider bist du auch bekannt für die One-Man-Show, die du auf dem Feld veranstaltest. Du solltest meiner Meinung nach den Ball auch wieder abgeben, wenn du ihn vom Center erhältst. Oft läufst du selbst und scrambelst, weil du deine fehlende Körpergröße durch Schnelligkeit und Kraft wettmachst. Allerdings scheint dir das wirklich jeder zu verzeihen, weil du es schaffst, das Team auch in kritischen Momenten zu motivieren und zu leiten. Die Menschen in Sacramento lieben dich dafür.«

Mit jedem Wort, das ich ihm entgegen fauchte, hatte sich Shanes Mund weiter geöffnet und er starrte mich vollkommen aus der Fassung gebracht an. »Ich bin nicht klein!«, brach es dann entrüstet aus ihm hervor.

»Für einen Quarterback schon«, konterte ich grinsend und stellte mich dann dicht vor ihn. »Du bist nicht einmal einen halben Kopf größer als ich!«

Seine grünen Augen verengten sich, aber bevor er etwas erwidern konnte, brach Mitchell hinter uns in schallendes Lachen aus. »Kinder, ihr solltet euch sehen!«, prustete er amüsiert. »Ich glaube, die Presse wird ihren Spaß mit euch haben. Könnten wir dann jetzt wieder zu den wirklich wichtigen Dingen kommen und über das Event am Wochenende reden?«

Ein letzter Blick voller Verachtung traf mich, dann marschierte Shane wortlos an mir vorbei und ließ sich auf das Sofa fallen.

Unter Vertrag - Forbidden Love

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