Читать книгу Slave me - Besitze mich | Erotischer SM-Roman - Alissa Stone - Страница 6
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Das Aquarell, das Henry im Auktionsprospekt angekreuzt hatte, war gerade in dem Moment unter den Hammer gekommen, als ich den Saal betreten habe. Ein Mann mit Chihuahua auf dem Arm ist nun der stolze Besitzer. Nicht ich. Ich komme also mit leeren Händen in die Galerie und muss bei Henry erst einmal Rechenschaft ablegen.
»Machen Sie sich keinen Kopf deswegen.« Mehr sagt Henry nicht dazu.
Erstaunt sehe ich ihm hinterher. Er geht in sein Büro und setzt sich an den Laptop. Das war’s? Er ist nicht sauer?
Carina, die gerade eine Husse über den Bistrotisch stülpt, wirft mir einen misstrauischen Blick zu. »Du und zu spät bei einer Auktion? Das passt ja gar nicht zusammen.«
»Mein Wecker war kaputt«, lüge ich und helfe ihr, den Saum der Husse geradezuzupfen, nur damit ich ihr nicht in die Augen sehen muss. »Ich bin gefahren wie eine Verrückte und um ein Haar zu spät gekommen«, füge ich noch hinzu, um meiner Ausrede wenigstens einen Funken Wahrheit beizumischen. Ich hasse es, zu lügen. Inzwischen gibt es kaum einen Menschen in meinem Umfeld, dem ich keine Lüge auftische.
»Bei Henry hast du sowieso einen Stein im Brett«, sagt Carina. »Er befördert dich zur Managerin. Offenbar hält er dich für perfekt genug.«
Carina hat ja keine Ahnung. In mir schlummert eine perverse Persönlichkeit, die auf dem besten Weg ist, sich unfreiwillig zu outen. Ich halte mein Umfeld zum Narren und bin drauf und dran, unmoralische Geschäfte mit jemandem abzuschließen, den Henry nicht ausstehen kann. Meine Güte, allein der Gedanke an Ethan beschwört ein warmes Kribbeln in mir herauf, das ich am liebsten aus dem Bauch boxen würde. Dass ich mir diese Option überhaupt offen halte! Lächerlich. Es muss noch einen anderen Weg geben, den Erpresser zu hindern.
»Du wirst es machen, hab ich recht?«
Carinas Frage reißt mich aus den Gedanken. »Was machen?«
»Du nimmst den Posten an, ziehst nach Liverpool und lässt mich allein in London zurück.«
»Ich lass dich nicht allein. Du bist meine Freundin und daran wird sich nichts ändern. Das mit Liverpool ist eine einmalige Chance für mich, das weißt du. Es war von Anfang an mein Ziel, eine eigene Galerie zu leiten.«
Carina kräuselt die Stirn und zieht ihren Mund zu einer Schnute.
Ich kann verstehen, dass sie enttäuscht darüber ist. Wenn ich nicht mehr hier bin, hat sie niemanden, bei dem sie sich über Henrys herrische Äußerungen beklagen kann. Es ist ja nicht so, dass ich Carina nicht vermissen werde, aber meine Karriere geht nun mal vor. Ich hätte nicht beharrlich diesen Weg eingeschlagen, wenn ich nicht ganz nach oben gewollt hätte. Jetzt ist der Zeitpunkt endlich gekommen und niemand soll ihn mir kaputtmachen.
»Wir müssen deinen Aufstieg feiern, auch wenn es mir nicht in den Kram passt«, sagt Carina und ringt sich ein Lächeln ab. »Zwei Ecken weiter hat ein neues Lokal aufgemacht. Wie wär’s, wenn wir heute Abend auf dich anstoßen?«
»Das müssen wir leider verschieben, ich habe heute schon was mit Noah ausgemacht.«
Wieder eine Lüge. In Wahrheit will ich zu dem Club, weil ich hoffe, dort etwas zu finden, was mich auf die Spur des Erpressers bringt.
***
Es ist schon dunkel, als ich den Gehweg entlangeile. Mein Auto habe ich ein paar Straßenecken weiter geparkt, um auszuschließen, dass jemand Verdacht schöpft. Alle fünfzig Meter wirft eine Straßenlaterne warmes Licht auf das asphaltierte Pflaster und bescheint die Schneeflocken, die unaufhörlich zu Boden fallen. Ich ziehe mir die Kapuze meines Mantels über den Kopf, damit mich niemand erkennt.
Zwar verbirgt sich der Club hinter einer einfachen Holztür, die genauso gut in ein Wohnhaus führen könnte, aber jeder, der sich in dieser Gegend einigermaßen auskennt, weiß, mit welchen Absichten die Leute hierherkommen. Nicht selten sind sie bizarr gekleidet, in schwarzen Lederkutten und Lackkleidern, und warten vor der Tür auf Einlass. Denn so einfach wie in eine Bar kommt niemand in diesen Club. Als ich damals mit Noah hier war, mussten wir uns ausweisen und eine Vereinbarung unterschreiben, dass wir Stillschweigen über die Mitglieder und das dortige Treiben bewahren würden. Unsere Anonymität wäre gewahrt, hieß es. Und jetzt das!
Ich drücke den Klingelknopf und wenig später öffnet sich die Tür. Eine kleine, dralle Blondine mit hochgesteckten Haaren und einem roten Lackkorsett, das ihre fleischigen Rundungen nach oben presst, verlangt nach meinem Ausweis. Ich habe ihn bereits in der Hand und strecke ihn ihr entgegen. Sie lässt mich rein und huscht mit ihm hinter den schwarzen Tresen, über dem ein riesiger Kristallkronleuchter hängt. Es riecht süßlich nach Kerzenwachs und Moschus. Am liebsten würde ich mir die Nase zuhalten, weil mich der Geruch sofort an damals erinnert. Ich blicke auf den Schriftzug an der Wand. Dark Pleasure, der Name des Clubs. Im langen Gang zu meiner Rechten flackern Fackellampen und gaukeln eine gehobene Atmosphäre vor. Würde ich nicht wissen, was sich in den Räumen hinter den vielen Türen abspielt, würde ich mich in einem kleinen viktorianischen Museum vermuten. Zumindest wäre mir das um Welten lieber.
Die Frau gibt meine Personalien in den Computer ein. Dabei klickt sie mit den Fingern über die Tasten, als spiele sie auf einem Klavier.
»Ich würde gern mit der Geschäftsleitung sprechen«, sage ich und sofort verstummt das Klicken.
Mit großen Augen sieht sie zu mir auf. Ihre Brauen ziehen sich zusammen, als würde sie um ihren Job bangen. »Da muss ich nachsehen, ob er da ist. Worum geht es denn?«
»Es gibt etwas, das ich mit Ihrem Chef besprechen muss.«
Die Blondine nickt und springt von ihrem Stuhl auf. »Ich hole ihn. Warten Sie bitte hier.«
»Danke, das ist sehr freundlich.« Ich lächle, um ihr wenigstens das Gefühl zu geben, dass sie nichts verbrochen hat.
Sie eilt den karminroten Teppich entlang, der sich über den dunklen Parkettboden des langen Gangs erstreckt. Ihr Hintern, der durch das Korsett breit und wuchtig aussieht, wackelt bei jedem Schritt.
Als sie durch die Tür am Ende des Gangs verschwindet, kehrt Ruhe ein. Doch plötzlich flirrt ein gequältes Stöhnen durch die Stille.
Nach dem zweiten Stöhnen gebe ich mich meiner Neugier geschlagen und schleiche über den Teppich. Ich spähe durch die venezianischen Spiegel, die sich wie goldgerahmte Gemälde zwischen den Türen befinden – und eine ideale Möglichkeit bieten, unerkannt Fotos zu schießen, mit denen man die Gäste später erpressen kann.
Die beiden ersten Räume hinter den Spiegeln sind zwar hell erleuchtet, aber leer. Erst der dritte Spiegel verrät mir, woher die seltsamen Laute stammen.
Eine Frau hängt kopfüber von der Decke, eingewickelt in mehrere Lagen transparente Folie. Nur Augen und Nase sind unbedeckt. Um sie herum kreist ein Mann mit kahl rasiertem Schädel und tätowiertem Tribal auf dem Oberarm. Er trägt nichts weiter als einen schwarzen Lederslip, von dem sich eine deutliche Wölbung abzeichnet. In der rechten Hand hält er einen Rohrstock, den er alle paar Sekunden auf den Körper der verpackten Frau niedersausen lässt. Jedes Mal windet sie sich in ihrer Hülle wie ein Fisch an der Angel. Der pinkfarbene Ballknebel in ihrem Mund erlaubt ihr nur erstickte Laute.
Gebannt sehe ich zu, wie die Frau zappelt und stöhnt. Wie es sich wohl anfühlt, in eine Folie gewickelt zu sein, vollkommen bewegungslos und aufgehängt an einem Flaschenzug … Vermutlich schwimmt sie in ihrem Schweiß, das Blut staut sich im Kopf und sie fühlt sich wehrlos und ausgeliefert. Er kann mit ihr anstellen, was immer er will und wegen des Knebels hat sie nicht einmal die Möglichkeit, um Gnade zu betteln.
Meine Scham schwillt an, allein weil ich das Szenario durchdenke. Der Mann stellt sich hinter die Frau und nimmt ihr den Knebel ab. Sie leckt sich über die Lippen, gibt aber keinen Laut von sich. Sie blickt umher, vermutlich auf der Suche nach ihm. Er umrundet sie, bleibt dann erneut vor ihr stehen und schiebt seinen Slip nach unten. Sein steifer Penis springt hervor. Ich halte die Luft an und betrachte ihre Mimik. Für den Moment reißt sie die Augen auf und leckt sich dann über die Lippen. Glühende Hitze sammelt sich in meinem Schritt. Ohne zu zögern, öffnet die Frau den Mund und gewährt seiner Männlichkeit Einlass. Zuerst lässt er sich die Eichel lecken, dann packt er ihre Taille und schaukelt sie, sodass sein Schwanz bis tief in ihren Rachen gleitet. Sie hat keine Chance, den Stößen zu entkommen. Er bestimmt den Rhythmus und er allein entscheidet, wie weit er in sie eindringt. Speichelfäden rinnen ihr aus dem Mund und in der knappen Zeit, die ihr dafür bleibt, schnappt sie laut nach Luft, bevor er sich wieder in sie schiebt. Sekundenlang verweilt er in ihr. Sein Schaft befindet sich komplett in ihrem Mund, ihre Lippen pressen sich an sein Schambein und die Nase steckt zwischen seinen Hoden. Er hält ihre Taille, erlaubt ihr nicht, sich wegzubewegen. Auch ich halte den Atem an, versetze mich in ihre Lage. Erst als sie zu zappeln beginnt, weil ihr offenbar die Luft ausgeht, weicht er zurück. Sogleich holt er mit dem Rohrstock aus, und während sich meine Muskeln anspannen, zieht er ihr zwei Schläge über die Schenkel. Jeden Schlag quittiert sie mit einem kurzen, spitzen Schrei, und ich mit einem Zucken. Bereitwillig öffnet sie den Mund, um ihn wieder in sich aufzunehmen.
Ob Ethan das Gleiche mit mir machen würde? Ob er mich auf dieselbe Art bestrafen würde, wenn ich nicht so lange durchhalte, wie er das will? Der Gedanke beschwört zweierlei Gefühle in mir herauf: Erregung und Abscheu vor mir selbst.
Ich schließe für einen Moment die Augen, dann drehe ich mich zur Seite und trete vom Spiegel weg. Ich will mir das nicht länger ansehen. Ich will mich nicht in die Lage dieser Frau versetzen. Ich bin nicht so wie sie. Ein derartiges Leben passt nicht zu mir. Ich bin eine Frau, die Männern ebenbürtig gegenübersteht, die sich nicht unterkriegen lässt – von niemandem. Das Blut zirkuliert in meiner Mitte, sobald ihr lustvolles Flehen ertönt. Am liebsten würde ich mir die Ohren zuhalten.
Dankbar nehme ich wahr, dass die kleine, dralle Blondine wieder aus dem hinteren Zimmer kommt. Gefolgt von einem ungewöhnlich normal gekleideten Mann. Ich atme tief durch, lächle und versuche, mich einzig auf ihn zu konzentrieren. Er trägt ein hellblaues Sweatshirt, schwarze Jeans und graue Sneakers. Durch den legeren Kleidungsstil wirkt er recht jung und, ja, sympathisch.
»Charles Miller«, stellt er sich vor und reicht mir die schlanke Hand. »Sie wollten mit mir sprechen?«
»Ja, können wir unter vier Augen reden?«
Er hebt die Brauen und sieht mich abschätzend an. Dann nickt er. »Kommen Sie mit.«
Ich folge ihm durch die hintere Tür, auf der in dezenten silbernen Lettern Kein Zutritt steht. Noch immer klebt die Nässe zwischen meinen Beinen, und ich bemerke, wie mir deswegen die Röte ins Gesicht schießt. Mit ruhigen Atemzügen versuche ich, mich wieder auf den Boden der Tatsachen zu holen. Niemand weiß, wie es in deinem Höschen aussieht, Melissa.
Wir betreten ein durchschnittliches Büro, das genauso wenig zum Club passt, wie Millers Kleidungsstil. Zwei Schreibtische stehen sich in der Mitte des Zimmers gegenüber und neben einem großen weißen Aktenschrank führt eine Glastür ins Freie.
Er schiebt einen Drehstuhl an die Stirnseite des Tisches und bittet mich, darauf Platz zu nehmen.
»Worum geht es, Miss Harris?« Er setzt sich mir schräg gegenüber an den Schreibtisch, nimmt einen Kugelschreiber von der Arbeitsfläche und steckt ihn in die Stiftebox. Zuerst bin ich verwundert, dass er meinen Namen kennt, doch dann fällt mir der Ausweis ein. Sicher hat ihm die Frau im Korsett meinen Namen genannt.
»Ich war vor etwa einem Monat in Ihrem Club«, sage ich und komme mir vor, als würde ich mich selbst verraten. »Dabei hat mich offenbar jemand fotografiert. Ich hab das Foto und diese Mail bekommen.« Ich ziehe die Klarsichthülle mit der ausgedruckten E-Mail aus meiner Manteltasche und lege sie auf den Schreibtisch.
Er nimmt die Hülle, lehnt sich im Stuhl zurück und liest sich die Mail durch. Für einen Moment stutzt er, dann legt er den Ausdruck wieder auf den Tisch und schiebt ihn in meine Richtung.
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich jemand unserer Gäste diesen Scherz erlaubt hat«, sagt er mit einem anmaßenden Grinsen auf den Lippen.
»Wer sollte es denn sonst gewesen sein?«
»Unsere Gäste haben weit besseres zu tun, als sich ein Erpressungsopfer zu suchen.«
Seine arrogante Art hinterlässt einen bitteren Geschmack auf meiner Zunge. Mal wieder ein Beweis dafür, dass der erste Eindruck nichts zu sagen hat.
»Als wenn Sie das wüssten«, entgegne ich. »Ich möchte, dass Sie nachsehen, wer sich damals in Ihrem Club aufgehalten hat. Vielleicht ist Ihrer Mitarbeiterin etwas Verdächtiges aufgefallen.«
»Diskretion steht bei uns an oberster Stelle. Wir dürfen keine Informationen über unsere Gäste herausgeben. Abgesehen davon, lässt es sich nicht nachprüfen, wer sich wann in unseren Räumlichkeiten aufgehalten hat.«
»Warum musste ich dann meinen Ausweis abgeben? Ihre Mitarbeiterin hat meine Daten in den Computer eingegeben.«
»Ja, um zu prüfen, ob Sie bereits Mitglied bei uns sind. Nicht, um Sie zu registrieren. Wir führen keine Listen und auch Überwachungskameras gibt es bei uns keine. Unsere Gäste sollen sich ungezwungen amüsieren.«
Ich hätte beinahe laut aufgelacht.
»Wie kann so etwas dann passieren«, ich deute mit dem Zeigefinger auf die ausgedruckte E-Mail, »wenn Ihnen die Diskretion und das Amüsement der Gäste so wichtig sind?«
»Noch hat die Öffentlichkeit nicht erfahren, was Sie in unserem Club gemacht haben.« Er sieht mich an, als hätte er sich gerade selbst zum Sieger gekürt.
»Heißt das, ich soll drauf warten, bis der Erpresser seine Drohung wahrwerden lässt und erst dann sind Sie bereit, der Sache auf den Grund zu gehen?«
»Ich kann verstehen, dass Sie aufgebracht sind.«
Ich schüttle den Kopf. Er versteht gar nichts. Offenbar fehlt ihm dazu der Grips.
Er steht auf und reicht mir die Hand. »Ich rate Ihnen, zur Polizei zu gehen. Mehr kann ich nicht für Sie tun, Miss Harris. Tut mir leid.«
Hervorragend, das war’s? Ich bin keinen Schritt weiter.
Miller entlässt mich aus seinem Büro und die Blondine im Korsett reicht mir meinen Ausweis.
Tatsächlich kann ich auf dem Rückweg im Gang keine Überwachungskamera entdecken. Und ganz zufällig fällt mein Blick durch den Spiegel, hinter dem das erregende Schauspiel stattgefunden hat. Die Frau steht jetzt neben dem Mann und legt sich einen Strapsgürtel um die Hüften. Ihre verschwitzten Haare kleben noch an der Stirn. Sie sieht glücklich aus.
Eine Weile bleibt mein Blick an ihrem Gesicht hängen. Wenn es stimmt, dass man die Identität der Mitglieder nicht herausgibt und auch nicht festgehalten wird, wann sich welcher Gast im Club befindet, heißt das doch, dass mich der Erpresser gekannt haben muss. Woher sollte er sonst wissen, wer ich bin? Es muss entweder einer unserer Klienten sein oder jemand aus meinem näheren Umfeld.