Читать книгу Fire&Ice 10 - Joey Parker - Allie Kinsley - Страница 6
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ОглавлениеJOEY
"Ich kann nichts machen, Joey. Ich bin mir zwar ziemlich sicher, dass es gebrochen ist, aber ohne röntgen keine definitive Diagnose."
Verdammt. Er hatte gehofft, um einen endlosen Besuch im Krankenhaus herumzukommen.
"Danke", sagte er wenig begeistert.
"Wie wärs damit: Ich rufe Dr. Totter an, wenn sie wenig zu tun haben, kann sie dich vielleicht dazwischenschieben."
"Das wäre klasse! Ich hab heute noch viel vor."
Dave verzog das Gesicht.
"Ich will dir deine Illusionen ja nicht rauben, aber wenn der Bruch nicht glatt ist, oder an der falschen Stelle, müssen sie es operieren und dann wirst du da für die Voruntersuchungen noch länger bleiben."
"Ich habe keine Zeit. Kannst du mir nicht einfach einen Verband darum machen?"
"Keine Chance. Geh zum Röntgen, dann schauen wir weiter!"
"Bei Luce bist du auch nie so zimperlich. Spritze rein und gut."
"Bei Luce war ich genauso zimperlich bis ich die genaue Diagnose mit Röntgenbild, CT und MRT hatte. Willst du noch länger mit mir diskutieren oder schon mal vorfahren, während ich versuche das Beste für dich zu erreichen?"
"Ich fahre. Danke, Dave!"
"Kein Thema. Raus hier, ich hab noch mehr Patienten, die jetzt bestimmt alle schlecht gelaunt sind, weil ich dich vorgezogen habe."
Unter den mörderischen Blicken alter Damen und Müttern mit kleinen Kindern verließ er Daves Praxis. Ohne Dave hätten sie alle ein ziemlich großes Problem!
Wieder verfluchte er bei jedem Schalten den Camaro. Kurzfristig überlegte er sogar ihn zu verkaufen, erinnerte sich aber gerade noch rechtzeitig, dass es einer seiner wichtigsten Schätze war. Er hatte ihn vor vielen Jahren zusammen mit Lisa ausgesucht.
Lisa … selbst nach dieser langen Zeit schmerzte der Gedanke an sie sehr.
Das Hupen, das hinter ihm ertönte, riss ihn aus seinen trüben Gedanken. Die Ampel hatte auf grün geschaltet und die Schalttortur begann von Neuem.
Er war mehr als erleichtert, als er das Krankenhaus endlich erspähte.
Am Empfang angekommen hielt er seine, diesmal ein wenig professioneller gekühlte und bandagierte Hand hoch.
"Hallo. Ich bin Joey Parker, ich müsste zum Röntgen", sagte er zu der älteren Frau.
"Ah Mr. Parker, Dr. Totter wartet bereits auf Sie. Mit dem Fahrstuhl in den zweiten Stock. Zimmer A2.97."
"Danke", gab er zurück, wieder einmal froh Dave zu haben.
Dr. Totter röntgte ihn und sah sich dann die Bilder auf einem großen Bildschirm an.
"Der Bruch ist glatt und in Köpfchennähe. Wir müssen also nicht operieren."
"Dem Himmel sei Dank!", murmelte er und stand auf, um den Raum zu verlassen. Er musste Kyle finden und diese Sache zwischen ihnen klären.
"Wohin wollen Sie? Das muss noch geschient werden!"
"Eine Schiene?"
"Ja. Die Hand muss für die Heilung ruhiggestellt werden."
"Und wie lange soll das dauern?"
"Je nach Patient drei bis sechs Wochen."
"Ich kann keine drei Wochen eine Schiene tragen!", rief er aufgebracht.
"Bis zu sechs Wochen, Mr. Parker und Ihnen wird nichts anderes übrig bleiben, wenn Sie Ihre Hand wieder schmerzfrei benutzen wollen!"
"So ein Quatsch!" Das war bestimmt wieder nur so ein Ärzte-Ding! Luce sollte auch nicht mehr kämpfen und konnte es doch bis zuletzt ohne Probleme, dank Daves Spritzen.
"Ich habe mir das nicht ausgedacht, Mr. Parker!"
Joey hörte schon nicht mehr zu. Er wählte Daves Nummer und wartete darauf, dass sein Freund ihm recht gab.
"Hey Joey, schon fertig?", fragte dieser gut gelaunt.
"Ich denke ja, aber Frau Doktor meint, ich brauche eine Schiene. Sag mir, dass das nicht nötig ist. Du gibst mir eine Spritze und fertig!"
"Gib sie mir." Dave klang ungewöhnlich ernst.
Joey reichte das Telefon weiter. "Hallo Dave … ja, gebrochen … nein, keine Op. Es ist ein glatter Bruch in Köpfchennähe." Sie hörte einen Moment lang zu, dann lachte sie. "Kannst du mir irgendwann eigentlich auch mal einsichtige Patienten schicken?" Wieder lachte sie. "Schon okay. Warte, ich reiche dich weiter", sagte sie dann und drückte Joey das Telefon in die Hand.
Bevor er auch nur einen Ton von sich geben konnte, sagte Dave: "Schiene. Drei bis sechs Wochen. Da führt kein Weg dran vorbei!"
"Wie soll ich mit einer Schiene arbeiten?", rief er frustriert.
"Gar nicht. Du kannst dir ja schon mal eine Lösung überlegen, während die Schiene angepasst wird."
"Dave, das ist nicht witzig!"
"War auch nicht als Spaß gemeint. Dir wird schon was einfallen. Ich muss jetzt weiter arbeiten."
Dann legte er einfach auf. Ein Danke hatte Dave darauf wohl gar nicht erst erwartet.
"Also gut … her mit der Schiene."
Dr. Totter hätte er für ihr Grinsen gern erwürgt.
KYLE
Eine ganze zeitlang war sie ziellos durch die Gegend gefahren, um ihren Kopf freizubekommen. Sie hatte gewusst, dass es eine schlechte Idee war, jemandem ihre Arme zu zeigen. Sie hatte aber nicht damit gerechnet, dass Joey Stiernacken sie so fest packen würde.
Dieser Griff um das Handgelenk war ihr nur allzu bekannt und löste immer eine Kurzschlussreaktion in ihrem Kopf aus.
Zuhause angekommen stellte sie ihre Handtasche auf den Glastisch im Wohnzimmer. Es klirrte extrem laut und Kyle hatte kurzfristig Angst um Julies neuen Tisch.
Dann erinnerte sie sich an die Spendendose, die sie noch immer in ihrer Tasche trug, um sie bei der Bank abzugeben.
Sie hatte zusammen mit einigen Frauen der Seelsorge den ganzen Vormittag über Kuchen vor einem Einkaufszentrum verkauft. Oder besser gesagt gegen eine Spende vergeben.
Sie hatten bestimmt mehrere Hundert Dollar eingenommen.
Erschrocken keuchte sie auf, als sie daran dachte, wie sie Joey die Handtasche mit voller Wucht auf die Hand geschlagen hatte. So schwer wie die Tasche war, würde der Arme bestimmt Schmerzen haben.
Sie schüttelte den Gedanken ab, sie sollte sich keine Sorgen um ihn machen, nur weil sie sich aus seinem völlig unpassenden Griff befreit hatte.
In diesem Moment klingelte ihr Handy. "Broke?"
"Hey Kyle, Tia hier."
Sofort bekam sie ein schlechtes Gewissen. Joey hatte seinen Frust bestimmt an Tia ausgelassen.
"Hi Tia."
"Geht’s dir gut?"
"Ja. Danke. Was ist los?"
"Ähm … naja … Joey war hier …"
Kyle stöhnte auf. Sie hatte es gewusst. Typen wie Joey suchten immer einen Schuldigen.
"Es tut mir leid, Tia. Ich wollte das nicht. Bei dir alles in Ordnung? Hat er dir was getan"?
"Was? Oh Gott nein! Joey doch nicht!" Sie klang wirklich verwundert.
"Was meinst du? Mr. Stiernacken hat bestimmt genug Testo gespritzt, um wegen der kleinsten Kleinigkeit auszurasten!"
"Meine Güte, Kyle! Denk doch nicht immer nur schlechtes! Glaubst du im Ernst, ich hätte dich zu ihm geschickt, wenn ich mir nicht absolut sicher wäre, dass er keiner Fliege was zu leide tun könnte? Joey ist ein überdimensionaler Kuschelbär, der Typ Ritter in strahlender Rüstung!"
Tia lachte laut auf.
"Was ist so lustig?", fragte Kyle.
Sie versuchte noch zu verarbeiten, was Tia ihr da vor die Füße geworfen hatte.
"Luce sagt, ich soll aufhören von Joey zu schwärmen, sonst muss er seine Füße in Beton gießen und ihn mafialike im Meer versenken", sagte Tia noch immer laut lachend.
Kyle fand diese Vorstellung alles andere als lustig. Luce war für sie ebenso furchteinflößend wie Joey … und Ty … und Chris … und …
Stopp!, ermahnte sie sich selbst.
Das führte schließlich zu nichts. "Tia! Hör auf zu lachen! Hinter jedem Spaß steckt ein bisschen Ernst!"
"Jetzt hör aber auf, Kyle! Du hast eindeutig wieder diesen Paranoia-Schub. Beruhige dich erst einmal. Luce versenkt niemandem im Meer und Joey lässt sich von dir lieber die Hand brechen als dir irgendwie weh zu tun."
"Ich hab ihm die Hand wirklich gebrochen?", fragte sie erschrocken.
Oh Gott, sie wollte doch nur, dass er losließ!
"Kyle, beruhige dich. Alles ist in Ordnung. Joey geht es gut, er macht sich nur Sorgen um dich. Mir geht es gut und Luce ebenso. Hast du Alkohol in der Nähe?"
"Ich trinke nicht, Tia", erinnerte sie ihre Freundin.
"Verdammt. Vielleicht wäre jetzt der richtige Moment damit anzufangen?"
"Oh Gott nein! Mein Leben ist auch so schon kompliziert genug!"
"Dann mach dir einen Kamillentee oder ein heißes Entspannungsbad oder was auch immer. Du musst dich beruhigen, Joey wird dich bald anrufen."
"Was? Warum? Woher hat er meine Nummer?"
Allein die Vorstellung, sich mit dem Muskelprotz auseinanderzusetzen, ließ ihren Puls höher schlagen.
"Weil er sich Sorgen macht. Von mir. Komm runter! Verdammt, Kyle. Du steigerst dich gerade in ein nicht existentes Problem hinein."
"Woher willst du das wissen?", zischte sie. Kyle kannte Typen wie Joey!
"Weil ich Joey wirklich kenne und ihn nicht nur nach seinem Äußeren beurteile. Nur weil jemand anders aussieht, muss er noch lange nicht anders sein!"
"Offizielle Statistiken beweisen eben das Gegenteil! Testosteronabhängige sind deutlich aggressiver!"
"Und woher willst du wissen, dass Joey Testo spritzt?"
"Das sieht man ihm doch sofort an!"
"Eben. Vorurteile. Ich weiß, dass er das nicht macht. Er geht sogar maximal zweimal die Woche trainieren. Er hat lediglich seine gesamte Jugend über Hochleistungssport betrieben. Er hat viele Preise im Bankdrücken und diesem Dings gewonnen, bei dem sie die Gewichte über den Kopf heben. Sowas verliert sich nicht einfach so … zum Glück!"
Kurz war sie still. Damit hatte sie wirklich nicht gerechnet.
"Was meinst du mit zum Glück?"
"Sonst hätte ich ja in wenigen Wochen einen Mann mit Bierbauch auf der Couch sitzen, jetzt wo er mit dem Kämpfen aufgehört hat."
Tia lachte und Kyle hörte Luces Schimpfen im Hintergrund.
"Ich weiß nicht …"
"Kyle bitte. Vertrau mir. Ich kenne ihn. Würdest du denn jeden Übergewichtigen als faul und verfressen verurteilen?"
"Natürlich nicht!"
"Würdest du jede dünne Frau als magersüchtig oder bulimiekrank betiteln?"
"Nein!"
"Warum dann er? Ich verspreche dir, er wird dir kein Haar krümmen. Sonst hätte ich dich niemals zu ihm geschickt! Lass dir diese Chance nicht entgehen, nur weil deine Vorurteile dir im Weg stehen, Kyle."
Tias Stimme war unglaublich sanft geworden. Sanfter als Kyle sie jemals gehört hatte.
"Sag mal … du suchst nicht etwa einen Nebenjob?", fragte Kyle spontan.
"Ich suche überhaupt einen Job. Ich lebe seit fast einem Jahr von meinen Ersparnissen."
"Ich könnte dir bei der Seelsorge etwas besorgen."
"Wirklich? Das wäre fantastisch!"
"Ja. Ich glaube, du könntest dem ein oder anderen wirklich gut tun."
"Das wäre genial! Danke, Kyle!"
JOEY
Mit einem geschienten Arm zu schalten war beinahe noch beschissener als mit einer gebrochenen Hand.
Joey war mehr als froh, endlich zu Hause anzukommen.
"Wow, was ist denn mit deiner Hand passiert?", fragte Mike, als Joey gerade durch die Tür kam.
"Gebrochen", brummte er.
"Verdammt! Wie sollen wir das machen? Was wird aus deinen Terminen?"
"Ich habe keine Ahnung."
"Aber wir brauchen jemanden!"
"Ich weiß. Ich versuche eine Freundin von mir zu erreichen. Soweit ich weiß, hat sie ihren Job gekündigt, um ein wenig zu reisen, vielleicht kann sie für mich einspringen."
Mike verzog zweifelnd das Gesicht. "Ist sie denn gut? Nicht, dass sie uns noch unsere Kundschaft vergrault!"
"Glaubst du im Ernst, ich würde sie vorschlagen, wenn ich nicht wüsste, dass sie die Beste ist?"
"Ich weiß nicht, vielleicht wollte Kyle ja einen Delfin und du hast beschlossen, dass das der beste Weg ist, um dich aus dem Geschäft zurückzuziehen."
Joey verzog das Gesicht bei dem Gedanken an Kyle. Sie war definitiv die nächste, um die er sich eingehend kümmern würde!
"Kein Delfin. Aber vielleicht hat sie gedacht, sie beugt dem vor, indem sie mir die Hand bricht."
"Diese zierliche Frau hat dir die Hand gebrochen?"
"Ich schwöre, da waren Ziegelsteine in ihrer Handtasche!"
"Weißt du, Joey, wenn du diese Glasknochenkrankheit hast, dann wäre jetzt der richtige Zeitpunkt, mir davon zu erzählen." Mike schien sich ganz und gar prächtig auf Joeys Kosten zu amüsieren.
"Ha … haha … haha. Siehst du wie unglaublich belustigt ich bin?", fragte er trocken.
"Auf jeden Fall. Du könntest fast Schauspieler werden. Halt mich auf dem Laufenden, ich geh erstmal duschen."
Nachdem Mike das Zimmer verlassen hatte, holte Joey sein Handy heraus und tippte die Nummer, die Tia ihm gegeben hatte.
Es dauerte einen Moment, dann hörte er Kyles zögerliche Stimme.
"Broke?"
"Hey Kyle. Ich bins Joey."
Die Stille, die daraufhin folgte, war drückend.
"Es tut mir leid", flüsterte sie dann.
"Ja, einfach die Zeche zu prellen ist nicht die feine Art", versuchte er zu scherzen.
"Ich bin dir auch noch Geld schuldig?", fragte sie deutlich schockiert.
"Ja. Für die Beratung und ungefähr 5000 Dollar fürs Krankenhaus." Zwar war er krankenversichert, aber das musste er ihr ja nicht auf die Nase binden. Sie sollte ruhig ein schlechtes Gewissen haben.
Wieder herrschte einen Moment lang absolute Stille.
"Ich … ich hab das nicht … ich kann dir jetzt 2000 Dollar geben und dann …", stotterte sie und klang dabei verdammt ängstlich.
Scheiße!
"Nein, nein, Gott Kyle, das war nur ein Spaß!"
"Du warst nicht im Krankenhaus?"
"Doch, das schon, aber ich bin krankenversichert. Alles in Ordnung."
Er hörte sie erleichtert aufatmen. "Und was ist mit deiner Hand?"
Verärgert sah er auf die verdammte Schiene. "Gebrochen."
"Verdammt!"
"Kannst du laut sagen. Ich kann drei bis sechs Wochen nicht arbeiten!"
Sie zog zischend die Luft ein. "Scheiße. Das sind mehr als 5000 Dollar."
"Hör auf dir darum Gedanken zu machen. Deshalb rufe ich nicht an. Ich finde schon eine Lösung."
"Warum rufst du sonst an?"
"Ich will mit dir reden. Mich entschuldigen."
"Du willst dich entschuldigen?"
"Ja. Es war nicht gerade sehr einfühlsam von mir, dich …", sagte er und es hörte sich selbst in seinen Ohren ziemlich lasch an.
"Es gibt nichts zu entschuldigen. Mir tut es unendlich leid, dass ich dir deine Hand gebrochen habe!" Sie klang wirklich bedrückt.
"Was hast du überhaupt in dieser Tasche?!"
"Da waren die Spendeneinnahmen für die Seelsorge drin, die ich zur Bank hätte bringen müssen."
"Du kannst doch nicht so viel Geld mit dir herumschleppen! Was ist, wenn du überfallen wirst!"
Sie sagte einen Moment lang nichts und Joey ärgerte sich bereits darüber, dass er sie so scharf angesprochen hatte, als sie antwortete: "Naja … wie du am eigenen Leib erfahren musstest, kann man sich mit viel Kleingeld ziemlich gut zur Wehr setzen …"
Er lachte laut auf. Wo sie recht hatte …
"Ich würde mich gern mit dir auf einen Kaffee treffen", sagte er dann.
"Nein."
Mehr nicht. Einfach nur Nein.
"Komm schon, Kyle. Glaubst du nicht, du bist mir für die Hand etwas schuldig?" Es tat ihm leid, dass er sie so unter Druck setzen musste, aber er wollte auf jeden Fall ein Date mit ihr.
"Ich will wirklich nicht."
"Was ist schon dabei? Nur einen Kaffee. In Netties Diner? Da ist immer viel los." Er hatte eine ziemlich genaue Vorstellung davon, was ihr Problem mit einem Date war. Viele Menschen würden ihr vielleicht die nötige Sicherheit geben.
"Warum?"
"Ich will dich treffen, mit dir reden, dich kennenlernen. Ist das zu viel verlangt?"
Beinahe rechnete er mit einem Ja, aber dann seufzte sie auf.
"Nein. Okay. Wann?"
"Nachdem ich jetzt sowieso nicht arbeiten kann, bin ich flexibel."
"Das musstest du mir nochmal unter die Nase reiben, oder?"
"Ja." Joey lachte auf. "Also wann?"
"Morgen gegen zehn Uhr?"
Frühstückszeit. Dann, wenn der Laden definitiv am vollsten war.
"Hört sich gut an. Danke, Kyle."
"Bis dann." Sie legte auf, ehe er ein weiteres Wort sagen konnte.
KYLE
Einige Minuten lang starrte sie auf ihr Handy. Irgendwie hatte es Mr. Stiernacken tatsächlich geschafft, sie zu einem Kaffee zu überreden.
Allein die Tatsache, dass sie so lange mit ihm telefoniert hatte, war ein Wunder und dann das?
Verwirrt schüttelte sie den Kopf, musste aber zugeben, dass es ein sehr angenehmes Gespräch gewesen war. Wenn sie nicht wüsste, wie er aussah, könnte sie ihn durchaus sympathisch finden.
Kyle zuckte bei ihrem eigenen Gedanken zusammen. Tia hatte recht. Sie war furchtbar oberflächlich! Keinen anderen Menschen hätte sie jemals so in eine Schublade gesteckt nur wegen seines Aussehens!
Peinlich berührt schwor sie sich, Joey eine gerechte Chance zu geben. Von mehreren Seiten war ihr jetzt versichert worden, dass an ihm nichts auszusetzen war, also warum nicht?
Er hatte ihr absolut nichts getan.
Kyle war froh über ihren eigenen Entschluss. Sie wollte niemanden aufgrund seines Aussehens abwerten.
Nach einer kurzen Dusche legte sie sich ins Bett. Ihr Kopf war voll mit Bildern des Tages. Voll mit Bildern von Joey, seinen Oberschenkel-Armen und der breiten Brust in dem zu kleinen Shirt.
Immer wieder waren da auch Bilder von Joey. Wie er versuchte es ihr recht zu machen. Wie er stehen geblieben war, um ihr den Vortritt in den Behandlungsraum zu lassen. Wie er die Klinke festhielt und sich dann dafür entschied, die Tür für sie offen zu lassen.
Konnte so jemand ein schlechter Mensch sein?