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4 Kaffee-Date

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JOEY

"Was ist denn mit dir los?", fragte Mike, der mit seinem Kaffee wie jeden Morgen üblich auf dem Sofa saß.

"Ich treff mich gleich mit Kyle."

"Warum das?"

"Weil sie mir gefällt."

Mike sah ihn an, als hätte er nicht mehr alle Tassen im Schrank. "Sie hat dir die Hand gebrochen und ist dann davon gerannt. Wie deutlich brauchst du deinen Korb noch?"

"Das war ein Missverständnis."

"Du bist verrückt!"

"Das fällt dir erst jetzt auf?"

"Nein, aber das Ausmaß schockt mich jedes Mal aufs Neue."

Joey lachte. "Du wirst schon sehen. Kyle wird mich mögen, wenn sie mich erstmal kennt."

"Darauf würde ich nicht wetten!"

"Und seit wann bist du so allwissend? Wenn ich mich recht erinnere, bist du Single!"

"Nicht mehr lang!"

"Sagt wer?"

"Facebook. Noch 3 Tage und vier Stunden, dann habe ich meine Traumfrau."

"Sag du mir noch einmal, ich sei verrückt!"

Beide lachten laut auf.

"Hast du deine Kollegin erreicht?"

"Ja gerade eben. Übermorgen ist sie da."

"Perfekt. Ich sag De gleich Bescheid, dass sie die Kunden für die kommenden Wochen informiert."

"Danke dir."

"Wir müssen uns noch um die Anzeige für das WG Zimmer kümmern!"

"Mach ich. Ich muss los."

"Viel Glück!"

Das konnte er durchaus brauchen. Kyle war keine einfache Frau. Er würde alles Glück der Welt brauchen, um sie davon zu überzeugen, dass er mehr als dieses Kaffee-Date wert war!

KYLE

Wie erhofft war es zur Frühstückszeit in Netties Diner extrem voll. In weißen Ballerinas, Jeans und einer weiten Bluse fühlte sie sich wohl genug, um sich der Herausforderung zu stellen.

Vorurteile überwinden und allen Menschen die gleiche Chance geben. Das war der Plan.

Joey wartete vor der Tür auf sie. Das erste, was sie sah, war die große Schiene an seiner Hand. Sofort hatte sie wieder ein schlechtes Gewissen.

"Hey, schön, dass du gekommen bist", begrüßte er sie lächelnd. Er hatte ein wirklich nettes Lächeln. Offen, sympathisch und sehr freundlich. Es dürfte also nicht allzu schwer sein, ihn zu mögen … oder?

"Es tut mir so leid!"

Einen Moment sah er verwirrt aus, dann hob er lachend die Hand.

"Ach das? Quatsch. Einen Kaffee mit dir ist das auf jeden Fall wert."

Er schien es wirklich nicht so schlimm zu finden, also entspannte sie sich wieder ein bisschen.

Als nächstes fielen ihr erneut diese enormen Muskelberge auf.

Sie musste sich selbst ermahnen, ihn deshalb nicht wieder in eine Schublade zu stecken.

Er trug knielange Jeans und ein zu enges Shirt. Sie konzentrierte sich lieber wieder auf sein Lächeln.

"Gut. Wollen wir rein gehen?", fragte sie, nachdem die Stille zwischen ihnen unheimlich wurde.

"Es ist ziemlich voll … wir können auch woanders hingehen."

"Nein. Hier ist gut." Voll war genau das, was sie wollte. Ohne auf seine Antwort zu warten, ging sie hinein.

Er hatte recht. Es war verdammt voll. Alle Tische waren belegt und sogar an der Theke sah es wirklich schlecht aus.

Sie zuckte zusammen, als er ihr eine Hand auf den Rücken legte und sie vorwärts schob.

"Da hinten sind noch zwei Plätze", sagte er, nahm seine Hand aber nicht wieder weg.

Und eigentlich, wenn sie ehrlich zu sich selber war, störte es sie auch gar nicht allzu sehr. Sie war eher vor der plötzlichen Berührung erschrocken, als dass es ihr etwas ausmachte.

Er wartete bis sie sich auf einen der Hocker gesetzt hatte und ließ sich dann auf den anderen nieder.

Obwohl er sichtlich bemüht war, nicht allzu viel Platz zu brauchen, drückte seine Schulter gegen ihre.

"Sorry … die Plätze sind nicht für mich ausgelegt", sagte er zerknirscht.

Kyle lachte.

Es war ein ehrliches Lachen, das von Herzen kam, und sie selbst ein klein wenig verwunderte.

Immerhin war er sich seiner Überdimensionalität bewusst.

"Kein Problem. Ich habe schließlich darauf bestanden, hierzubleiben."

Er lächelte und wandte sich dann der Kellnerin zu. "Einmal das große Sonntag-für-Zwei Frühstück bitte, Candy."

Sie wollte sich gerade darüber ärgern, dass er einfach für sie mitentschied, da wandte er sich zu ihr um. "Für dich?"

Sie sah ihn mit großen Augen an.

"Du willst das allein essen?"

Mit der linken Hand kratzte er sich am Hinterkopf, was seinen Oberschenkel-Oberarm nur noch größer wirken ließ.

Das Lächeln, Kyle! Denk an sein Lächeln!

"Äh … ja. Ich hab immer viel Hunger." Candy lachte leise vor sich hin.

Viel Hunger okay, aber ein großes Frühstück für zwei Personen?

Vielleicht waren das alles gar keine Muskeln, sondern Speck … kurz war sie versucht einmal in seine Brust zu pieken, um ihre Theorie zu testen, wandte sich dann aber doch lieber der Bedienung zu.

"Okay … ich hätte gern das Classic bitte."

Candy nickte und ging dann zur Küche, um die Bestellung weiterzugeben.

Bis das Frühstück kam, unterhielten sie sich über Julie, Gregor und Fire&Ice. Er schien alle sehr zu mögen und hatte die ein oder andere Geschichte auf Lager, die ihr die Männer sogar fast etwas sympathischer machte.

Wieder und wieder ertappte sie sich dabei, wie sie lachte und sich tatsächlich mit ihm amüsierte.

Die Unterhaltung wurde etwas ruhiger, als das Frühstück kam. Sie beobachtete staunend, wie mehr und mehr von den Essensbergen in ihm verschwanden, während er von seiner Freundschaft zu Mike, Candy und Destiny erzählte.

Er schob sich das letzte Würstchen mit einem Happen in den Mund, als sie gerade ihren ersten Pancake beendete. Damit war sie eigentlich auch schon satt. Die beiden weiteren würde sie nicht mehr schaffen.

"Dann ist sie zu Julien gezogen und Mike und ich waren wieder allein."

Als er bemerkte, dass sie ihn anstarrte, fragte er: "Stimmt was nicht?", und wischte sich mit der Serviette übers Gesicht.

"Du hast das alles tatsächlich gegessen."

Er lachte über ihre fassungslose Miene.

"Klar. Hab ich doch gesagt. Ich bin mehr als das Doppelte von dir, ich brauche mehr zu essen."

Lachend schüttelte Kyle den Kopf. Das Doppelte war eigentlich noch untertrieben.

"Bestell dir doch noch einen Nachschlag", scherzte sie.

Er lächelte schief und sah damit trotz seiner Muskelberge irgendwie süß aus. "Eigentlich spekuliere ich auf deine Pancakes."

Sie sah ihn mit großen Augen an. "Ist das dein ernst?"

"Ich glaube, du wirst sie nicht aufessen."

"Werde ich auch nicht, aber du kannst doch nicht …"

"Was? Noch mehr essen?" Joey lachte auf.

Ja, noch mehr essen? Und vor allem ihr Essen auf essen, als würden sie sich wirklich kennen?

Sprachlos schob sie ihren Teller zu ihm. "Nur zu."

"Danke."

Es dauerte keine fünf Minuten, da war auch ihr Teller leer. Dann kam Candy und räumte ihre Teller ab. "Hast du genug, Joey?", fragte sie.

"Ich hör besser auf", sagte er und klopfte sich lächelnd auf den Bauch. "Bringst du uns noch Kaffee?"

Candy nickte und kam kurz darauf mit der Kanne zurück.

Kyle wunderte und freute sich noch immer über diesen gelungenen Vormittag, als Joeys Gesicht plötzlich ernst wurde.

"Weißt du, ich würde deine Arme wirklich gern tätowieren."

Sie stockte mitten in der Bewegung. Warum musste er gerade jetzt damit anfangen?

"Nein."

"Ich will nicht über die Narben sprechen. Ich weiß, woher sie stammen und dass es deine eigene Entscheidung ist, wem du deine Geschichte erzählen willst und wem nicht. Aber ich denke, dass es richtig ist, etwas Schönes daraus zu machen, wenn man die Vergangenheit nicht immer wieder vor der Nase haben will."

Er hatte recht. Genau deshalb wollte sie es so sehr. Und wenn er wirklich keine Antworten von ihr erwartete, war das eine einmalige Chance.

"Keine Fragen?"

"Keine Fragen."

"Okay."

"Du musst es nicht sofort entscheiden …"

"Doch ich will das!"

Er hob seine geschiente Hand hoch. "Ich kann sowieso frühestens in drei Wochen."

Kyle stieg das Blut in die Wagen. Was hatte sie ihm nur angetan!

"Mach nicht so ein Gesicht. Ein bisschen Urlaub tut mir ganz gut."

"Ihr wart doch gerade erst in Talin!"

"Ja, aber ich glaube dieser Urlaub wird um einiges besser!"

JOEY

Dieses Kaffee-Date lief eindeutig perfekt. Sie verstanden sich blendend und Kyle entspannte sich von Minute zu Minute mehr. Es war bereits gegen Mittag und das Lokal füllte sich mit einem neuen Schwung Menschen, als sie das erste Mal auf die schmale, goldene Uhr an ihrem Handgelenk schaute.

"Oh Gott! Wir haben schon nach zwölf!"

Joey lächelte.

Dass sie die Zeit mit ihm vergaß, war eindeutig ein gutes Zeichen.

"Musst du los?"

"Ja, ich muss in einer halben Stunde beim Kuchenverkauf sein!"

Joey runzelte die Stirn, nach allem was sie ihm erzählt hatte, war sie dort erst gestern.

"Schon wieder?"

"Ja, die ganze Woche lang."

"Wer macht denn all diese Kuchen?", fragte er, weil er keine Ahnung von solchen Aktionen hatte.

"Freiwillige." Sie musterte ihn einen Moment lang. "Kannst du backen?", fragte sie dann.

Absolut nicht! "Natürlich!" Was soll das, du Trottel?!

Dann lächelte sie strahlend und er wusste, dass es die einzig richtige Antwort gewesen war. "Hast du Lust mir für morgen einen Kuchen zu backen?"

Wie zum Teufel sollte er aus dieser Nummer wieder rauskommen? "Kein Problem. Wo soll ich ihn hinbringen?" Bist du jetzt völlig durchgeknallt?

Sie lächelte noch strahlender. Also war es absolut die richtige Entscheidung! Und wie schwer konnte es schon sein, einen essbaren Kuchen zu backen?

"Zum Einkaufszentrum. Copley Place. 100 Huntington Ave. So gegen acht Uhr? Da bereiten wir alles vor."

Joey nickte mechanisch.

Er hatte keine Ahnung, wann er das letzte Mal vor halb zehn aufgestanden war. Aber Kyle wiederzusehen und dieses atemberaubende Lächeln auf ihrem Gesicht waren es allemal wert.

"Super. Dann vielen Dank schon mal!"

Sechs Stunden später musste er seine Aussage revidieren. Einen Kuchen zu backen war sehr wohl sehr schwer! Er hatte es wirklich versucht!

Zuerst hatte er Tina angerufen und sich die Adresse eines gut sortierten Buchhandels geben lassen.

Ihr Tipp war verdammt gut und er hatte ein tolles Backbuch mit vielen Bildern gefunden.

Er hatte sich alle Bilder angesehen und sich für einen Kuchen entschieden, der verdammt lecker aussah. Mit Sahne und Kirschen.

Schließlich wollte er sich mit seinem Kuchen nicht blamieren.

Dann hatte er sich aus einem nahegelegenen Supermarkt alle Zutaten besorgt und war dann in seine Wohnung gefahren.

Leider musste er feststellen, dass er alle Küchengeräte, die man wohl laut Backbuch benötigte, um einen Kuchen zu machen, überhaupt nicht hatte.

Er hatte Destiny angerufen. Diese hatte ihn jedoch nur ausgelacht und gefragt, ob er denn noch wüsste, dass sie bei Julien wohnte.

Gute Antwort, damit war die mögliche Existenz von Küchengeräten eindeutig geklärt.

Daraufhin war er, samt seiner Zutaten, zu Nina gefahren, weil mit ihr zu telefonieren einfach zu anstrengend war.

"Ich und backen?", war ihre einzige Reaktion.

Als er frustriert die Schultern fallen ließ, schickte sie ihn zu Maya.

Die war leider nicht zuhause. Dafür traf er unterwegs Trish, die zwar nicht backen konnte, aber eine voll ausgestattete Küche hatte.

"Warum hast du all dieses Zeug?", fragte er, als sie in ihrer alten Wohnung ankamen. Offiziell wohnte sie seit einiger Zeit bei Logan.

"Chris hat die Wohnung eingerichtet. Wahrscheinlich ist er davon ausgegangen, dass ich irgendwann mal unter die Hausfrauen gehe."

"Okay. Danke, dass du mir hilfst."

"Ach was. Wie schwer kann es schon sein einen Kuchen nach Rezept zu machen?"

Eine Stunde später hatten sie die Antwort. Es war für einen Laien nahezu unmöglich.

Die Küche sah aus wie ein Schlachtfeld. Er und Trish ebenso. Die Sahne war Butter und der Teig klumpig.

"Ich frage Nicky. Sie kann das bestimmt!"

Nur Minuten später kam sie zurück. Nicht mit Nicky, aber mit Tia.

"Mein Gott, was habt ihr denn gemacht?", fragte diese mit großen Augen.

"Versucht einen Kuchen zu backen", gab Joey frustriert zurück.

"Und wie kommt das Mehl an euch und die Schränke? Es sieht eher nach einer Essenschlacht aus."

"Die Maschine hat es verteilt."

Trish schien das Ganze nichts auszumachen, aber Joey schämte sich für seine Unfähigkeit einen einzigen verdammten Kuchen zu backen in Grund und Boden.

"Habt ihr nicht den Deckel drauf gemacht? Ach vergiss es. Ich helfe euch. Zeig mal das Rezept." Sie kam mit großen Schritten durch den Raum und zog das Backbuch über die Theke zu sich.

Tia warf einen einzigen Blick auf die geöffnete Seite im Backbuch und sah ihn dann mit zusammen gezogenen Augenbrauen an.

"Warum willst du gleich mit so einer schweren Torte anfangen?", fragte sie und klang dabei als hätte er nicht mehr alle Tassen im Schrank.

Hast du auch nicht! Spätestens klar, seit du behauptet hast, dass du backen kannst!

"Sie sah gut aus!", wehrte er sich.

"Na und? Ein fünf Gänge Menü sieht auch gut aus, dennoch fange ich erstmal mit Spaghetti an. Für was brauchst du ihn überhaupt?"

Um diese Frage war er den bisherigen Tag immer gut herumgekommen. Die anderen hatten ihn schlicht für verrückt erklärt oder ausgelacht. Niemand wollte wissen, warum er Kuchen backen wollte.

Leider sah Tia ihn sehr auffordernd an. Sie würde die Antwort auf jeden Fall hören wollen.

"Spenden."

"Wofür?"

Nein. Um eine richtige Antwort würde er definitiv nicht herumkommen. Also wappnete er sich schon mal vor ihrem Gelächter.

"Kyle", murmelte er und Tia lachte auch schon laut los.

"Dieser ganze Aufwand für Kyle? Das ist echt süß, Joey. Aber dafür ist dieser Kuchen absolut ungeeignet. Es muss ein Kuchen sein, den man von der Hand essen kann. Komm, wir machen schnell einen hervorragenden Tia-Spezial-Cheesecake!"

Joey atmete erleichtert auf. Endlich jemand, der Ahnung von dieser Materie hatte.

Außerdem stellte sich heraus, dass Kuchen backen doch eine einfache Angelegenheit war.

Nachdem sie die Küche geputzt hatten, mussten Trish und er sich an den Tresen setzten, während Tia ganz einfach in Windeseile einen perfekten Kuchen zauberte.

Ganz einfach eben … solange er es nicht tun musste!

Fire&Ice 10 - Joey Parker

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