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4 Was du niemals haben wirst

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CHRIS

Noch immer schüttelte er den Kopf über sich selbst. Was war nur in ihn gefahren, dass er sie geküsst hatte?

So ganz konnte er es sich selbst nicht erklären. Ihre Lippen hatten so weich und einladend ausgesehen, dass er sich einfach nicht zurückhalten konnte. So kurz der Kuss auch war - er hatte sich gelohnt. Sie fühlten sich genauso an, wie sie aussahen, und er hatte sogar den Wunsch, sie noch einmal zu küssen. Mehr davon zu spüren.

Absurd!

Er hatte sich von der Euphorie der anderen mitreißen lassen. Allein wäre er niemals auf die Idee gekommen, zu Ty und Nina ins Krankenhaus zu fahren.

Aber gut, was hätte er auch anderes tun sollen. "Nein, nein, fahrt nur, ich bleibe hier", wäre wohl kaum eine akzeptable Antwort gewesen.

Er war verliebt in Lia, Brandon's kleine Tochter, und bei Ty's Mädchen würde es nicht anders sein, da war er sich sicher. So schön wie Nina war, konnte auch ihr Baby nur perfekt sein.

Und genau hier lag der Haken. Er würde keine Frau finden, wie seine Freunde es geschafft hatten. Er würde maximal eine Frau finden, die sein Konto liebte, aber nicht ihn.

Je öfter er sah, wie seine Freunde durch ihre Frauen glücklich wurden, umso schmerzlicher wurde ihm bewusst, was er zwar bislang nie vermisst hatte, nun aber mit Sicherheit auch nicht mehr bekommen konnte.

Die harte Realität. Grausam, wie die Narben auf seinem Körper.

Leider war auch Nicky eine der Frauen, die nur hinter seinem Geld her waren. Auch wenn sie sich nicht immer so verhielt.

Den Moet hatte sie angesehen, als wüsste sie noch nicht einmal, was es war. Dabei sollte das doch Regel #1 bei den Geiern sein. Sie mussten immer wissen, was teuer war, was man absahnen musste.

Nach der kurzen Fahrt gingen sie zusammen auf die richtige Etage. Dann standen sie alle hinter der Glasscheibe der Säuglingsstation und starrten auf den riesigen Latino, der ein winziges milchkaffeebraunes Mädchen auf dem Arm hielt. Im Vergleich zu den Muskelbergen wirkte das kleine Wesen so zerbrechlich.

Ty hielt sie so vorsichtig in seinen Händen, als hätte er Angst, sie zu zerbrechen. In seinem Blick lag die pure Ehrfurcht und unendliche Liebe für das junge Leben.

"Das ist Isabel Moreno", sagte der Riese und hielt die Kleine vorsichtig Richtung Trennscheibe. "Bella, das sind die Chaoten, von denen du dich fernhalten musst!"

Ihre riesigen, wachen braunen Augen starrten durch die Glasscheibe auf die Wand aus Männern, die er und seine Freunde bildeten.

Er musste dringend hier weg. Dieses Mädchen würde ihm eindeutig auch das Herz stehlen, wie es die kleine Lia schon getan hatte.

Er wandte sich ab und ging in die Cafeteria. Mit einem Kaffee in der Hand wählte er einen Platz, von dem aus er nach draußen sehen konnte. Boston erwachte gerade zu neuem Leben. Mai. Frühling. Alles begann zu blühen.

In zwei Monaten würden sie nach Talin reisen. Wie schnell das Jahr vergangen war, es war einfach unglaublich. Es war nahezu an ihm vorbei geflogen. Wahrscheinlich, weil er versucht hatte, sich non-stop abzulenken. Immer on tour, immer auf Achse. Je mehr Beschäftigung er fand, desto weniger musste er über sein beschissenes Schicksal nachdenken.

Und es hatte funktioniert. Schon war das erste Jahr vorbei. Das erste sei das Schlimmste, hatten die Psychologen in der Klinik ihm versichert. Der Rest sei ein Kinderspiel.

"Alles klar, Mann?", fragte Logan hinter ihm.

Chris sah ihn über die Schulter hinweg an.

"Alles bestens!"

"Sieht nicht so aus."

"Was willst du hören? Ich hab einfach genug gesehen."

"Verstehe ich. Wir sind einfach nicht die Typen für dieses Familiending", lachte Logan und auch Chris stimmte mit ein. So konnte er sich vor einer ernsthaften Antwort drücken.

Bei Mat wäre er nicht so leicht aus dieser Nummer rausgekommen, aber Logan sah einfach gern, was er sehen wollte.

"Wir wollten noch einen auf die kleine Bella trinken. Kommst du mit?"

"Nein, Danke. Ich bin müde und muss morgen früh raus. Monatsende, Abrechnung. Du weißt schon."

Logan nickte zustimmend, klopfte ihm noch einmal auf die Schulter, ehe er zurück zu den anderen ging.

29. Mai. Vor ziemlich genau einem Jahr hatten die beiden geheiratet. Chris hatte sich davor gedrückt, froh darüber, noch im Krankenhaus zu sein und die anderen nicht sehen zu müssen.

Eine Operation hatte auf die nächste gefolgt. Mit mäßigem Erfolg.

Er sah immer noch einfach beschissen aus und sein Leben würde nie wieder so sein, wie es einmal war. Er würde nie wieder so ausgelassen mit den anderen feiern, wie er es früher getan hatte.

Er fuhr zurück in den Club. In der Hoffnung, dass Nicky noch da sein würde.

Vergeblich. Sie war schon weg. All die anderen dämlichen Geier standen immer noch im VIP-Bereich und hofften darauf, irgendeinen armen Trottel abzubekommen, den sie dann bis aufs letzte Hemd ausnehmen konnten.

Nur Nicky nicht. Die einzige Frau, die er an diesem Abend unbedingt noch hatte vögeln wollen, war verschwunden.

Mit einem frustrierten Schnauben wandte er sich ab und stieg die Treppe zu seiner Wohnung hinauf.

NICKY

"Nicky! … Nicky, du musst aufwachen! … wach jetzt auf, verdammt, ich muss zur Arbeit!"

Ganz langsam fand sie aus dem Schlaf zurück in die Realität.

Ihr Bruder Damon rüttelte ungeduldig an ihrer Schulter.

"Jetzt mach schon, Nicky!"

"Bin wach, bin wach", murmelte sie und blinzelte gegen die Helligkeit in ihrem Zimmer an.

"Mum hat bereits gefrühstückt. Du musst nur noch den Pfleger rein lassen."

"Ja. Ich weiß. Ich bin kein Kleinkind!"

"Du führst dich aber manchmal so auf! Es war schon nach vier Uhr, als du nach Hause gekommen bist!"

"Ich weiß, na und?"

"Wir reißen uns hier alle den Arsch auf, damit diese Familie irgendwie funktioniert. Vielleicht könntest du auch mal ein bisschen weniger Party machen gehen."

Sie nickte. Was hätte sie sonst auch antworten können? Sie wusste, dass jeder einzelne sein Bestes gab.

Damon hatte ihre Antwort nicht abgewartet. Er war einfach wieder aus ihrem Zimmer gegangen. Mühsam schwang sie ihre Beine über die Bettkante und rappelte sich auf. Das alte, ausgewaschene T-Shirt schlabberte um ihre nackten Schenkel. Wie so oft war es eiskalt in der Wohnung.

Die Heizung lief immer nur im Wohnzimmer, in dem auch ihre Mum schlief und die Familie ihren Mittelpunkt hatte. Rasch schlüpfte sie in ihre Socken und streifte sich ihre Jogginghose über.

Nach einer kurzen Dusche ging sie ins Wohnzimmer. Später öffnete sie die Tür für den Pflegedienst ihrer Mutter, ehe sie es sich vor dem Fernseher gemütlich machte.

Am frühen Nachmittag kam ihr großer Bruder Bradley nach Hause. Er war der Entspannteste von ihnen und ließ sich durch nichts aus der Ruhe bringen.

"Na, Discoqueen, Kater ausgeschlafen?", grüßte er sie.

Sie lachte. Kater, von wegen! Aber sie wusste auch, dass er es nicht ernst meinte.

"Alles gut. Denny war da, Mum geht’s gut", gab sie ihm die Zusammenfassung, ehe sie ihn auf die Wange küsste.

Den Job an der Tankstelle mochte sie am wenigsten von allen. Aber er war gut bezahlt, also machte sie sich wie jeden Sonntag auf zur Arbeit. Zu Fuß war es nicht weit. Auch wenn es für Mai sehr frisch war, machte ihr der kurze Marsch Spaß.

Sie begrüßte ihre Gegenschicht, zählte ihre Kassenkassette ab und begann dann die Regale des Truckshops aufzufüllen. Der Abend verging langsam. Zu langsam. Viel zu langsam!

Sie hasste nichts mehr, als mutterseelenallein auf den nächsten Kunden zu warten.

Um sich abzulenken, stellte sie sich vor, wie Chris auf sie warten würde.

Er hatte schließlich angedeutet, dass man sich heute im Club sehen würde. Aber selbst wenn er sie konkret eingeladen hätte, hätte sie nicht kommen können. Dieser Job war einfach zu wichtig.

CHRIS

Wo zum Teufel steckte sie nur?

Er suchte bereits seit einer halben Ewigkeit den Raum nach ihr ab. Ließ seinen Blick unablässig über die Menge gleiten. Scannte jeden Winkel nach ihr ab.

Sie hatten sich doch extra für heute verabredet und trotzdem war sie nirgendwo zu finden. Er hatte sogar seine Security nach ihr suchen lassen. Aber nein, sie war nirgends.

Eigentlich sollte er nicht enttäuscht sein. Und doch sank seine Laune von Minute zu Minute mehr in den Keller.

Sie anzurufen kam nicht in Frage. Er würde ihr ganz bestimmt nicht hinterherlaufen!

All die anderen Geier waren heute wieder da. Tanzten vor ihnen. Machten sich an alles ran, was nicht bei drei auf den Bäumen war.

Sie hatten es auch bei ihm versucht, aber er wollte Nicky. Gerade einmal 22 Jahre. Eigentlich viel zu jung für ihn und überhaupt nicht sein Beuteschema und doch … sie hatte etwas an sich, dem er sich nicht entziehen konnte.

Schließlich war es aber ihre Entscheidung, ob sie etwas mit einem älteren Mann anfangen wollte. Die meiste Zeit kam er sich zwar nicht sonderlich alt vor, aber wenn die Frau auf seinem Schoß erst 22 war, fiel ihm auf, wie schnell die Zeit vergangen war.

Als er sich in seinen Club umsah, schätzte er, dass das Durchschnittsalter wirklich bei Anfang 20 lag.

Mann Gottes, es war sein verdammter Club! Er sollte die Eintrittsregeln ändern.

Kein Filtern nach Aussehen oder Kleidung, sondern jeder musste seinen Ausweis vorzeigen und keiner unter 28 Jahren durfte mehr eintreten. Er sah sich um und stellte fest, dass sein Club dann ziemlich leer wäre.

Auch nach einer weiteren Stunde des Wartens war von Nicky keine Spur zu sehen. Frustriert stand er auf und wandte sich von der Menge ab.

Die Tatsache, dass er sich so sehr darüber ärgerte, dass sie nicht auftauchte, war fast noch schlimmer als die Tatsache, dass sie ihn versetzt hatte.

Langsam stieg er die Treppen zu seinem Appartement hinauf. Es kam ihm kalt und leer vor. Die 110 Quadratmeter große Fläche war völlig offen. Nur die Toilette war abgetrennt. Die restlichen Teile des Bades, wie die gläserne Dusche und der in den Boden eingelassene Whirlpool, waren ebenfalls in den großen Raum integriert. Lediglich ein paar Regale und der Kachelofen dienten als Raumtrenner.

Der Wohnzimmerbereich wurde von einer komplett gläsernen Fensterfront erhellt, die sich über den kompletten Giebel erstreckte und einen Blick auf Boston freigab.

Noch vollständig angezogen, ließ er sich rücklings auf das große Wasserbett fallen. Sein Blick fiel auf den abgedeckten Spiegel über seinem Bett. Wieder wurde er daran erinnert, dass sein Leben nicht mehr war, wie es sein sollte.

Er versuchte sich vorzustellen, wie es wohl im Moment wäre, wenn er nicht auf die beschissene Idee mit den verflixten Anzügen gekommen wäre.

Er würde auch irgendwo da unten sitzen. Bei seinen Freunden. Er würde Spaß haben und ein oder zwei Geier um sich scharen. Stattdessen saß er hier allein. Zornig auf sich selbst, die Welt und Nicky.

Ob er sich je daran gewöhnen würde, wusste er nicht.

Schließlich schlief er über seinen Grübeleien ein.

NICKY

Die Woche war hart für Nicky.

Ihre Brüder hatten allesamt mehr Schichten als üblich und ließen ihre schlechte Laune an ihr aus. Auch sie selbst hatte in dieser Woche mehr Stunden gearbeitet als normal.

Alles in allem war diese Woche einfach zu viel für sie. Sie war sogar zu müde, um überhaupt in den Club gehen zu wollen. Ihr Rücken schmerzte von den Stunden, die sie im Lager eines Großhandels leistete.

So lag sie Samstag Abend auf dem Sofa. Hin- und her gerissen zwischen dem Wunsch, Chris wieder zu sehen, und der bleiernen Müdigkeit, die auf ihr lag.

Damon kam nach Hause.

"Hey Kleines, gehst du nicht weg?"

"Ich weiß nicht, ich bin so müde!"

"Ich auch. Komm, wir machen uns einen schönen Fernsehabend zu zweit!"

"Ich möchte ihn wieder sehen", grummelte sie, obwohl sie wusste, dass sie damit bei Damon im falschen Loch stocherte.

"Mach dir doch keine Illusionen. Du wirst ihn sowieso nicht bekommen. Er lebt in einer ganz anderen Welt als du!"

"Ich weiß, Damon. Aber man wird sich doch wohl noch etwas wünschen dürfen!"

"Nicht alle Wünsche gehen in Erfüllung, Nicky. Du solltest es doch am besten wissen."

"Ja", sagte sie schlicht, weil sich die Diskussion sowieso nur im Kreis drehen würde.

Sie kuschelte sich an seine Brust und starrte blicklos auf den Fernseher.

Gegen Mitternacht klingelte ihr Handy. Sie waren beide vor dem Fernseher eingedöst.

Schlaftrunken nahm sie den Anruf entgegen.

"Ja?"

"Nicky?"

"Ja, wer ist da?", fragte sie und rieb sich über die Augen.

"Chris."

"Chris?"

Er lachte volltönend. "Ja, erinnerst du dich schon nicht mehr? Du hast mir deine Nummer gegeben."

"Doch, natürlich. Ich hatte nur nicht damit gerechnet, dass du anrufen würdest."

"Okay. Ich hab's getan. Also komm."

"Ich … ich kann nicht."

"Wie, du kannst nicht?"

"Ich kann heute einfach nicht."

"Stell dich nicht so an und komm einfach! Schwing deinen Arsch hierher. Ich sag an der Tür Bescheid, dass du kommst, dann kannst du innen dran vorbei gehen."

"Ich …"

"Mach keine Zicken, Nicky, und komm jetzt!"

"Okay", gab sie schließlich nach.

Langsam löste sie sich aus den Armen ihres schlafenden Bruders. Sie huschte ins Schlafzimmer und schminkte sich kurz nach. Nur das nötigste.

Sie zog wieder die enge schwarze Hose und eines ihrer besseren Tops an.

Dann machte sie sich auf den Weg zum Club. Es waren ungefähr sechs Blocks, aber ein Taxi war nicht im Budget. Chris würde warten müssen.

Der Securitymann, der sie damals auf der Tanzfläche angesprochen hatte, wartete bereits vor der Tür auf sie. Er winkte sie hektisch zu sich. Auf Hightowers fragenden Blick hin rollte sie nur mit den Augen und genoss es zu sehen, wie schwer der Riese sich tat, nicht über den hektisch gestikulierenden Sicherheitsbeauftragten zu lachen. Er schob sie ungehalten in den Club und drängte sie durch die Menge zum VIP-Bereich. Sie folgte ihm die Treppen hinauf und erspähte bereits einige Mitglieder von Fire&Ice.

Ganz hinten auf seinem üblichen Sofa saß Chris. Er beobachtete sie. Jede ihrer Bewegungen. Fixierte. Analysierte. Sein Blick verunsicherte sie.

Dicht vor ihm blieb sie stehen und lächelte zu ihm hinab. Auch er lächelte.

"Hey! Komm schon, sei nicht so schüchtern", sagte er und klopfte auf seinen Oberschenkel. Vorsichtig setzte sie sich und war sich der Blicke seiner Freunde nur allzu bewusst. Sie waren ihr unangenehm, also konzentrierte sie sich auf das Gefühl, seine Arme um sich zu spüren.

Dann sah sie sich erneut um. Seine Freunde hatten sich wieder ihren Eroberungen zugewandt.

Gott sei Dank.

"Warum warst du nicht hier?", fragte er.

"Ich war müde", gab sie leise zurück.

"Zu müde, um auszugehen", lachte er. Er schien sie nicht zu verstehen.

"Ja", sagte sie.

"Von was?" Sein spöttischer Unterton ärgerte sie.

"Vom Arbeiten", gab sie deshalb bissiger zurück.

"Oh, du arbeitest?", fragte er und schien ehrlich überrascht.

"Ja." Was dachte er eigentlich von ihr? Wie Daddys verwöhnte Prinzessin sah sie bei Weitem nicht aus!

"Gut", sagte er in abschließendem Ton. Als wäre ihm gerade aufgefallen, dass er ein Gespräch mit ihr führte, das er eigentlich nicht führen wollte.

"Hey Nicky. Wieder im Lande?", fragte Logan und ließ sich schwungvoll neben ihnen aufs Sofa fallen. Der Ruck fuhr ihr schmerzhaft ins Kreuz und sie verzog gequält die Miene.

"Hey, so schlimm bin ich auch nicht", lachte er und machte es sich gemütlich.

"Nein, nein", beeilte sie sich, ihren Gesichtsausdruck abzumildern, und wandte hastig ihren Blick ab.

"Alles klar, Nicky?", fragte Logan und schien wirklich besorgt.

"Ja, alles in Ordnung. Nur müde", antwortete sie.

Die beiden unterhielten sich über irgendetwas. Sie verstand nicht, um was genau es ging, aber es war ihr sowieso egal. Sie genoss einfach seine Nähe und die Tatsache, dass er sie doch nicht ausschließlich zum Sex bei sich haben wollte.

Denn genau das hatte sie befürchtet. Dass er sie anrufen und sie umgehend in sein Büro schleifen würde. Sie hätten atemberaubenden Sex und er würde sie allein lassen. Dass er sich Zeit für sie nahm und ihre Nähe ebenfalls genoss, freute sie.

Wie lange sie eine rein auf Sex basierende Beziehung, wenn man es überhaupt so nennen durfte, ertragen könnte, wusste sie nicht.

Irgendwann gesellte sich einer der Geier, wie er und seine Freunde die Mädchen hier oben nannten, zu ihnen. Chris wandte sein Gesicht sofort ab, als wollte er seine Narben vor ihr verbergen.

Sie verstand ihn nicht. Es war schließlich sein Club. Sollte jemandem sein Aussehen nicht gefallen, so konnte dieser sich abwenden oder den Club ganz verlassen.

"Wir gehen", sagte er schroff und legte die Hände an ihre Hüften, damit sie aufstand.

Sie tat was er wollte.

"Was ist los?", fragte sie, als er sie Richtung Absperrung schob.

"Ich hab keinen Bock auf die Geier", sagte er. Dann schenkte er ihr einen entschuldigenden Blick, als würde diese Bezeichnung auch sie mit einbeziehen.

"Warum hast du sie nicht weg geschickt?"

"Logan wollte sie", sagte er mit zusammengezogenen Augenbrauen.

"Es ist dein Club, es ist dein Abend, es ist dein VIP-Bereich. Warum zum Teufel solltest du gehen und nicht sie?"

"Ich kann nicht jede Frau verbannen, nur weil ich sie nicht mehr ertragen kann!"

"Tust du ja auch nicht. Die Freundinnen deiner Freunde sind auch da."

"Ich kann meinen Freunden auch schlecht verbieten, ihre Ehefrauen mitzubringen."

"Naja … können schon."

Er schnaubte. "Lass uns lieber zu den wichtigen Dingen kommen", sagte er dann und sie hörte das Lächeln in seiner Stimme

Durch einen kleinen Seitengang gelangten sie zurück in sein Büro. Er presste sie an sich, ließ sie spüren, wie erregt er bereits war. Auch sie freute sich auf das, was kommen würde. Jede seiner Berührungen brannte auf ihrer Haut, sein fester Griff fuhr direkt in ihren Unterleib. Die Tür seines Büros war noch nicht ganz geschlossen, da hatte er bereits ihre Hose geöffnet und schob seine langen Finger zu ihrer heißen Mitte.

Sie stöhnte, als er sie durch ihre feuchte Spalte gleiten ließ und ihre Muskeln sich vor Erregung zusammenzogen.

"Nass", raunte er und knabberte an ihrem Nacken, während er sie zu seinem Schreibtisch schob. Allein die Erinnerung an den atemberaubenden Sex, den sie hier gehabt hatte, ließ sie keuchen.

Viel zu schnell entzog er sich ihr und drückte ihren Oberkörper auf die kalte Platte des Schreibtisches.

Der Kontrast ihres erhitzten Körpers und der kühlen Oberfläche ließ sie erschauern.

Er schob ihre Hose über die Hüften nach unten. Eine Hand lag auf ihrem Rücken, während er sich an seiner Hose zu schaffen machte.

Dann knisterte die Verpackung des Kondoms und nur Sekunden später trieb er sich erbarmungslos in sie.

Der Dehnungsschmerz war köstlich. Seine rauen Hände und der unerbittliche Griff um ihre Hüften erregten sie zusätzlich.

Er begann sich in ihr zu bewegen. Harte, kräftige Stöße, die sie beim letzten Mal in höchste Ekstase versetzt hatten.

Dieses Mal stach jeder Stoß in ihrem lädierten Rücken.

Seine rauen Hände kippten ihr Becken mehr und mehr. Zwangen sie, ihren Rücken zu einem Hohlkreuz zu biegen, damit er noch tiefer in sie eindringen konnte. Doch der Schmerz war kaum noch zu ertragen. Sie biss die Zähne zusammen. Wollte ihm geben, was er brauchte.

Plötzlich wurden seine Stöße langsamer und sein Griff weicher.

"Alles in Ordnung, Babe?", fragte er und eine seiner Hände strich über ihren Rücken.

Sie nickte, weil ihre Stimme sie verraten würde. Seine Stöße blieben weich und sie schaffte es, sich ein wenig zu entspannen.

Er brummte etwas, griff dann um sie herum und zog ihren Oberkörper an seine Brust. Mit einer Hand stimulierte er sie an ihrer Klit. Ihre Erregung baute sich zu einer gewaltigen Welle in ihrem Unterleib auf. Seine Stöße wurden wieder kräftiger, aber dieses Mal störte es sie nicht. Im Gegenteil. Sie war so erregt, dass ihr einziger Gedanke seiner nächsten Bewegung galt. Stoß um Stoß trieb er sie weiter auf den erlösenden Abgrund ihres Orgasmus zu.

Mit seiner zweiten Hand schob er ihr Top beiseite und begann, eine ihrer Brustwarzen zwischen Daumen und Zeigefinger zu drehen. Stöhnend warf sie ihren Kopf in den Nacken.

"Yeah, Baby", keuchte er und biss in ihren Hals.

Ein Reiz zu viel. Wie ein Feuer brannte sich ihr Orgasmus durch ihre Adern und sie stöhnte seinen Namen. Wenige Male versenkte er sich noch tief in ihr, ehe er innehielt und sie das Zucken seines Schaftes in sich spürte.

"Oh fuck, Nicky…", stöhnte er und stieß noch einige Male träge in sie, während sie bereits in seinem Griff erschlaffte und sich an ihn lehnte.

Er legte seine Hände auf ihren Bauch. Hielt sie an sich gepresst und malte mit seinen Daumen kleine Kreise auf ihrer Haut. Sie fühlte sich wie im siebten Himmel.

Genau diese Zärtlichkeit hatte sie sich von ihm gewünscht. Es fühlte sich an, als könnte da mehr zwischen ihnen sein. Als könnte er sie lieben, so wie sie ihr Herz an ihn verloren hatte. Und nichts wünschte sie sich sehnlicher!

Dann entzog er sich ihr und die Leere, die sie dabei empfand, versetzte ihr einen Stich im Herzen. Er richtete seine Kleidung. Schnell wurde sie aus ihrem Traum zurück in die Realität gerissen. Aber eigentlich hatte sie nichts anderes erwarten können.

"Bleibst du noch oder willst du auch gehen?"

Natürlich ging sie. Sie war schließlich überhaupt nur wegen ihm in diesem Club. Aber das konnte sie ihm schlecht sagen.

"Ich gehe. Ich bin müde." Er zog seine Augenbrauen zusammen und schüttelte dann kaum merklich den Kopf, ehe er sie zum Ausgang begleitete. Er küsste sie ohne ein weiteres Wort auf die Wange. Dann wandte er sich um und ging.

Einen Moment gestattete sie sich, ihm nachzusehen, wie er in seinen Club verschwand, dann drehte auch sie sich um und ging die Straße entlang.

Obwohl es Sommer war, waren die Nächte in Boston kühl. Sie verschränkte die Arme vor ihrer Brust und sah sich in den menschenleeren Straßen um.

Auch wenn sie nichts erwartete und wusste, woran sie bei ihm war, so war die Rückkehr aus diesen kurzen Höhenflügen doch immer sehr schwer für sie.

In diesen kurzen Momenten fühlte es sich einfach so echt an und ihr Traum war zum Greifen nah. Nur wenige Zentimeter, wenige Augenblicke fehlten.

Für sie. Denn er hatte ihr von Anfang an keinerlei Illusionen gemacht. Er wollte keine Frau in seinem Leben. Nur in seinem Bett und nicht einmal dorthin hatte sie es geschafft.

Er hatte sie gewarnt, aber was sollte sie tun, wenn ihr Herz ein ums andere Mal gegen ihren Verstand gewann?

Zuhause angekommen, brauchte sie noch lange, um sich von den Ereignissen zu erholen. Es fiel ihr einfach unglaublich schwer, Distanz zu wahren. Daran zu denken, dass er sich nicht nach dem Gleichen sehnte wie sie. Sich nicht in ihren Gefühlen zu verstricken. Zumindest nicht mehr, als sie es sowieso schon seit Jahren tat. Sich nicht in ihm zu verlieren und das Gleiche von ihm zu erwarten.

Irgendwann schaffte sie es schließlich und schlief ein.

Fire&Ice 6 - Chris Turner

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