Читать книгу Fire&Ice 6 - Chris Turner - Allie Kinsley - Страница 9

5 Gedanken

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CHRIS

Gegen Mittag erwachte er. Da er abends meist lange in seinem Club blieb, brauchte er den Schlaf am Tag, um neue Kräfte zu sammeln.

Nach einer Dusche rasierte er sich mit dem Trockenrasierer, wie er es seit dem Unfall meistens tat. Er wollte nicht in den Spiegel sehen und an die Narben erinnert werden.

Er zog sich an und ging dann hinunter, um den ungeliebten Papierkram zu erledigen. Das Tagesgeschäft, Routine eben.

Am Nachmittag rief Logan ihn an.

"Rate mal, wen ich gerade gesehen habe", sagte Logan nach einer kurzen Begrüßung.

"Keine Ahnung", antwortete Chris, während er die Bestellungen unterzeichnete.

"Deine Kleine. Sie arbeitet an einer Tankstelle ein paar Meilen von hier."

"Kann sein", antwortete er, denn er wusste es nicht. Darüber hatte er sich keine Gedanken gemacht.

"Ja, Mann. Sie sah ein bisschen fertig aus. Was hast du gestern mit ihr gemacht?", fragte Logan und er konnte das Grinsen in seiner Stimme hören.

"Nichts Besonderes." Dann fiel ihm aber wieder ein, wie komisch sie am Abend zuvor gewesen war.

"Ich dachte schon, es sei deine Schuld, dass sie so krumm da steht und Augenringe hat", lachte er.

"Lach nicht, Logan!"

"Was ist los mit dir? Wenn du dir Sorgen um sie machst, fahr doch hin, anstatt mich anzuknurren!"

"Ich mach mir keine Sorgen!"

"Warum zickst du dann so?"

"Was willst du, Logan?"

"Ich wollte mich nur bei dir melden. Bist du mit dem falschen Fuß aufgestanden? Schlechter Tag?"

"Ich hab viel zu tun. Das ist alles."

"Schon verstanden. Nicht jeder von uns arbeitet sonntags."

"Genau."

"Dann bis heute Abend!"

"Schon wieder?"

"Ja, mir ist langweilig. Seit Ryan und Shane unter der Haube sind, habe ich am Wochenende kaum noch was zu tun. Die Schlagzeilen über die Geier und die beiden fehlen mir fast", lachte er.

"Also gut, dann bis später!"

Er versuchte sich wieder auf seine Arbeit zu konzentrieren. Gar nicht so einfach, denn das Gespräch schwirrte durch seinen Kopf.

Was meinte Logan mit: 'Sie sieht nicht gut aus'?

Was zum Teufel sollte über Nacht schon passiert sein?

Als er über eine Stunde später immer noch nichts Vernünftiges fertig gebracht hatte, warf er seinen Stift auf den Schreibtisch.

"Scheiße!"

Also gut. Dann würde er eben zu ihr fahren. Er setzte sich Sonnenbrille und Cappy auf, ehe er sich die Kapuze seines Hoodys tief ins Gesicht zog.

Sein Dodge mit den getönten Scheiben stand hinter dem Club. Die Zentralverriegelung blinkte, als er sich dem Wagen näherte. Er ließ den Motor an und auch die Anlage fuhr die Lautstärke nach oben.

Er wusste, von welcher Tankstelle Logan gesprochen hatte. Es gab nur diese eine in der Gegend.

Seitlich des Shops parkte er seinen Wagen und ging zögerlich hinein.

Wie sollte er ihr erklären, was er hier wollte? Er wusste es ja selbst nicht! Logan hatte ihm einen verdammten Floh ins Ohr gesetzt, den er dringend wieder loswerden musste, das war alles!

Im Verkaufsraum war viel los. Es fiel nicht auf, dass er sich im hinteren Teil der Tankstelle positionierte und in einem Magazin blätterte, das in einem der Ständer auslag. Dabei beobachtete er Nicky, die an der Kasse arbeitete.

Logan hatte recht. Sie sah wirklich schlecht aus. Aber nicht so schlimm, dass Logan ihm gleich hätte Bescheid sagen müssen.

Ein wenig übernächtigt, aber sie hatte am Abend zuvor schon gesagt, dass sie müde sei. Also alles halb so wild!

Jetzt, wo er sich davon überzeugt hatte, dass es ihr nicht so schlecht ging, beschloss er, zurück in den Club zu fahren. Er würde sie einfach für heute Abend zu sich bestellen, dann konnte er sie immer noch fragen, was los war.

Er hatte bei Gott besseres zu tun, als in dieser Tankstelle zu stehen und einen Geier zu beobachten. Er war nicht ihr Babysitter. Sie war alt genug, um auf sich selbst aufzupassen. Im grellen Licht der Tankstelle sah sie zwar jünger aus, aber das sollte nicht sein Problem sein.

Mit gesenktem Kopf verließ er den Shop und ging zurück zu seinem Wagen.

Im Club angekommen, setzte er sich unmotiviert zurück an die Monatsabrechnung in der Hoffnung, dass er sich jetzt besser würde konzentrieren können.

Es konnte schließlich nicht sein, dass Nicky ihm den Verstand raubte!

NICKY

"Hey Kleine, du siehst echt scheiße aus!", grüßte sie einer ihrer besten Freunde.

"Ha, Danke, Terry, das ist genau das, was ich jetzt hören möchte!", gab sie lachend zurück.

"Du weißt, was ich meine. Warst du zu lang unterwegs?"

"Es ging. Aber ich fühl mich grad nicht so."

"Warum bist du dann überhaupt gegangen?"

"Chris hat mich angerufen."

"Du musst doch nicht immer springen, wenn er ruft."

"Terry, willst du auch etwas kaufen oder mir nur auf die Nerven gehen?"

"Komm schon, Nicky. Sei einfach mal ein bisschen sturer! Er mag bestimmt auch keine Speichellecker. Wenn er dich das nächste Mal anruft, sag ihm einfach ab. Männer mit so Riesen-Egos brauchen auch mal einen Dämpfer."

"Ja? Männer wie du?", lachte sie.

"Ja. Vertrau mir."

"Okay. Und jetzt geh, ich hab Kundschaft."

"Mhm, ich verstaue dir noch die Kisten."

"Du bist ein Schatz, Terry. Danke!"

Dann ging er davon und ließ sie mit ihren Gedanken allein zurück. Hatte er recht? Sollte sie es ihm nicht zu leicht machen? Aber eigentlich wollte sie bei ihm sein und ganz bestimmt nicht riskieren, dass er die wenige Zeit, die er mit ihr verbringen wollte, auch noch cancelte.

Um 10 Uhr verließ sie die Tankstelle und ging nach Hause. Nach einer Dusche legte sie sich ins Bett.

Drei entgangene Anrufe. Alle von Chris. Sie freute sich, dass er sich schon wieder bei ihr meldete. Vielleicht wollte er doch mehr von ihr.

Sie rief ihn zurück.

"Turner!", blaffte er ins Telefon.

"Hey, Nicky hier."

"Du hast dir aber Zeit gelassen!"

"Ich war beim Arbeiten."

"So lang?"

"Ja, Spätschicht." Was sollte das? Warum war er so zickig zu ihr?

"Komm in den Club", sagte er dann.

"Ich kann nicht. Ich komm gerade erst vom Arbeiten und bin müde."

"Dir ist aber schon klar, wie zickig du gerade bist?" Sie?

"Dir ist aber schon klar, dass ich nicht dein Sklave bin?", gab sie im gleichen ätzenden Ton zurück.

"Dann lass es", blaffte er. Wo auch immer seine schlechte Laune herkam - es war furchtbar!

Vielleicht sollte sie auf Terry hören und ihm zeigen, dass sie nicht auf ihn angewiesen war.

"Sonst noch was? Ich bin müde", gab sie deshalb so ruhig wie möglich zurück und hoffte, dass ihr Freund recht behalten würde.

"Lass stecken", sagte er und legte auf, ehe sie es tun konnte.

Shit!

Das war nicht, was sie wollte. Sauer sollte er auf keinen Fall sein. Sie haderte noch eine ganze Zeit damit, ob sie ihn anrufen sollte oder nicht. Aber sie war definitiv nicht dazu in der Lage, in den Club zu gehen.

CHRIS

Zicke!

Und dabei wollte er nur nett sein und sich nach ihrem Befinden erkundigen. Egal, wie oft sie ihm im Kopf herum spukte, er sollte dringend die Bremse ziehen, bevor sie noch einen Höhenflug bekam!

Von ihrer Sorte gab es mehr als genug da draußen!

Also schnappte er sich einen der Geier, die schon den halben Abend um seinen Sessel streiften.

Leider stellte er bereits nach wenigen Minuten ihrer Gesellschaft fest, dass sie nicht annähernd mit Nicky mithalten konnten.

Er mochte sie einfach nicht bei sich haben. Fühlte sich auf der Hut und angespannt. Als wären es Schlangen, die jeden Moment zupacken konnten.

Neben ihm lachte Logan laut auf.

Logan. Der, der wenn man es genau nahm, schuld an diesem ganzen Desaster war. Hätte Logan einfach seine verdammte Fresse gehalten, wäre er nie auf die Idee gekommen, in die Tankstelle zu fahren oder sie für heute Abend einzuladen.

Er schob den nervigen Geier von seinem Schoß. Das Geräusch, das sie dabei machte, war genauso nervtötend wie der Rest ihrer furchtbaren Art!

Er schlug seinem Freund auf die Schulter.

"Hey! Was soll das?"

"Du bist Schuld, dass Nicky rumzickt!"

Logan zog seine Augenbrauen zusammen. "Also theoretisch bist du mein bester Freund, Chris, und ich bin eigentlich auch immer auf deiner Seite, aber so beschissen, wie du gerade ins Telefon geblökt hast, wäre ich auch zickig und meine Mum hätte dir dafür einige hinter die Löffel gegeben!", sagte er und wandte sich wieder seinem Flittchen zu.

Schöne Scheiße! Waren eigentlich alle gegen ihn? Er lehnte sich mit vor der Brust verschränkten Armen zurück.

Er war für niemandes Seelenheil verantwortlich!

Dir ist aber schon klar, dass ich nicht dein Sklave bin?

Natürlich nicht. Aber sie könnte doch herkommen!

Die Unterhaltung lief wieder und wieder in seinem Kopf ab, während er sie in der Tankstelle vor sich sah. Sie sah wirklich fertig aus. Schon am Tag zuvor. Wenn sie so lang arbeiten musste, war es eigentlich klar, dass sie keine Lust mehr hatte zu feiern.

Eigentlich wäre das auch kein Problem. Er war einfach schon sauer gewesen, dass er sie nicht erreichen konnte.

Ihr hätte weiß der Teufel was in dieser schmierigen Tanke passieren können. Und dass er sich darüber Gedanken machte, hatte ihn nur noch mehr angekotzt.

Okay. Vielleicht hatten Logan und Nicky recht. Sie ganz abschreiben wollte er eigentlich noch nicht. Sie war wunderbar unkompliziert. Einmal abgesehen von diesem Gespräch gerade. Dieses Arrangement war das Beste, was ihm passieren konnte, weil er nicht das Gefühl hatte, für sie etwas darstellen oder seine Narben vor ihr verstecken zu müssen.

Er musste sich also nur noch entschuldigen und dann könnten sie wieder gewohnt zu ihren Samstagsdates zurückfinden.

Nur noch entschuldigen … es war Jahre her, dass er so etwas hatte tun müssen. Mit seinen Freunden waren Streitthemen mit dem ein oder anderen Haken einfach erledigt.

Zu Kreuze kriechen würde er aber ganz bestimmt nicht. Dafür war er definitiv zu stolz!

Also kramte er nach seinem Handy. Eine SMS musste reichen. Wenn nicht, konnte sie ihm gestohlen bleiben!

C: Sorry

N: Me 2

C: Was machst du?

Warum zum Teufel schreib ich das?

N: Gleich schlafen?

C: Gute Idee. Samstag?

N: Gern :)

C: G'N8

N: :*

Verblüfft sah er sich den Nachrichtenverlauf an.

... wie ein Teenie!, dachte er kopfschüttelnd, packte das Handy weg und verabschiedete sich von den anderen.

Es wurde definitiv Zeit, dass er schlafen ging. Sonst würde er in diesem Wahnsinn noch andere verrückte Dinge tun!

Die Stufen zu seinem Appartement kamen ihm endlos vor. Er hasste es, ins Bett zu gehen. Hasste es, dass er nicht einfach einschlafen konnte. Hasste es zu wissen, dass auf das Einschlafen nur Alpträume folgen würden.

Und doch blieb ihm nichts anderes übrig, als sich wider besseren Wissens in sein Bett zu legen, in der Hoffnung, dass der Schlaf bald vorbei sein würde.

Fire&Ice 6 - Chris Turner

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