Читать книгу Der Wal - Ally Klein - Страница 7

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4.

Der Löffel schlug gegen das feine Porzellan, als sie den Zucker in ihrem Kaffee auflöste. Sie rührte, obwohl die kleinen Kristalle sich längst verflüssigt haben mussten, rührte die Temperatur aus dem Getränk und stierte gedankenverloren in den Strudel vor sich. Nach einer Weile nahm sie den Löffel heraus, klopfte damit auf den Tassenrand und legte ihn auf den Stehtisch.

Nebeneinander, auch wenn zwei Meter dazwischen, waren sie die Straße hinuntergelaufen. Hin und wieder schielte Saul verstohlen zu ihr, aber sie lief geradeaus, ohne auch nur einmal seinen Blick zu erwidern. Als sie sich dem Café näherten, streckte Saul mechanisch seinen Arm nach ihr aus, tippte sie sachte mit dem Handrücken am Oberarm an und, als sie ihre Augen auf seine Hand heftete, deutete er auf das Schild, während ihr Blick seinem Zeigefinger folgte.

Durch die Scheibe sah man den Barista, mit einer langen grünen Schürze bekleidet, die Stühle aufstellen. Kaum hatte Saul die Tür aufgestoßen, klingelte es über ihren Köpfen, das erste Geräusch, seitdem sie das menschenlose Schweigen des Waldes hinter sich gelassen hatten. Sie blickten beide automatisch nach oben, Saul gerade noch über die Schwelle getreten, sie direkt hinter ihm. Der metallene Durchgangsmelder hatte die Stille kaputtgeschrillt und war kurz darauf wieder verstummt, sobald er seinen Zweck erfüllt hatte. Der Barista sah sie an, ein hoher Hocker noch in seinen Händen, hielt inne und ließ ihn langsam hinunter, ohne den Blick von seinen ersten Gästen zu lösen.

Saul räusperte sich. Der erste Versuch, sich einen Kaffee zu bestellen, ging daneben, die Stimme versagte im ersten Moment. Nachdem er sich für einen Schwarzen ohne alles entschieden hatte, drehte er sich fragend zu ihr, aber sie erwiderte nichts, musterte bloß die Wände des Cafés. Saul wandte sich wieder zum Barista um und hob zwei Finger nach oben.

Einen Berg Zucker und drei Behälter Kaffeesahne kippte sie in die pechschwarze Flüssigkeit. Beige Schwalle wölkten auf und verfärbten den Kaffee hellbraun, die Tasse füllte sich bis an den Rand, büßte ihre Hitze ein. In kleinen Schritten und ohne das Behältnis aus dem Blick zu lassen, trug sie es mit beiden Händen hinaus, während Saul ihr die Tür aufhielt. Der Durchgangsmelder klingelte wieder, aber sie lief unbeeindruckt die zwei Stufen hinab und peilte einen der Stehtische draußen an. Saul beobachtete stillschweigend das Geschehen und folgte ihr letztendlich, nachdem sie ihren Kaffee abgestellt hatte.

Sie schlürfte beim Trinken, obwohl die Flüssigkeit nicht heiß war. Irgendwann, bei der Hälfte, kramte sie aus ihrer Manteltasche Rauchzeug hervor, drehte sich eine Zigarette und schob den Haufen zu Saul hinüber, ohne ihn auch nur anzusehen. Während er seine Zigarette vorbereitete, hatte sie sich ihre angezündet, rauchte sie im Stillen, bevor sie vom Klopfen an der Fensterscheibe unterbrochen wurde. Beide drehten sie den Kopf nach hinten, der Barista rieb zwei Finger an den Daumen, Saul legte die Zigarette an den Tischrand, holte seinen Geldbeutel aus der Innentasche und ging ins Café.

Er zahlte, gab großzügig Trinkgeld und, als er an der Theke stehend nach draußen sah, hatte sich seine Vorahnung, die sich leise beim Betreten angekündigt hatte, bestätigt: Auf den weißen Stehtischen standen zwei Tassen, und es wartete auf ihn – niemand.

Der Wal

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