Читать книгу Truth about Lies - Aly Martinez - Страница 10

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„Sie war ein verdammtes Kind“, knurrte ich, holte den Werkzeugkasten aus meinem alten Ford und knallte die

Heckklappe zu.

Drew nahm die Zigarette aus dem Mund und höhnte: "Aber du sagtest doch, dass du das brauchst, erinnerst du dich?“

"Und du sagtest, wir arbeiten in einem Hurenhaus und nicht im Paradies eines verdammten Pädophilen."

"Es ist nicht zu spät für dich, um zu gehen." Er warf einen Blick auf die Tätowierungen auf meinen Händen. "Sie lassen dich vielleicht nicht dem Country Club beitreten, aber ich bin sicher, du könntest andere Freunde finden."

"Verpiss dich!"

"Dann halt die Klappe. Die Tussi hat sie offensichtlich aus einem bestimmten Grund in der Dusche versteckt. Vielleicht ist die Kleine nur in der Ausbildung oder so."

"In der Ausbildung? Weil das besser wäre?"

Das Geräusch von Schritten hinter uns, die auf Steinen knirschten, ließ uns verstummen. Als sich Marcos und Dante näherten, richtete sich Drew auf, aber mein Blick wurde in den dritten Stock gezogen. Dorthin, wo die Blondine stand, ihre schmalen Hände um das Geländer geklammert, als ob es das Einzige wäre, das sie stützte.

Sobald ihre Augen die meinen gefunden hatten, formte sie mit dem Mund das einzige Wort, das die Macht hatte, mich zu zerstören. "Bitte."

Rein. Raus.

Ich schaute sofort weg, das Messer drehte sich in meinem Magen.

"Drew", sagte Marcos.

"Geht ihr beide jetzt?" Drew steckte die Zigarette zwischen seine Lippen und reichte ihm die Hand zum Abschied.

Marcos warf nur einen Blick darauf, bevor er seine Hände in die Taschen schob. "Ich nehme an, du erinnerst dich an die Regeln?"

Drew atmete tief ein und blies den Rauch dann in die Luft. "Kaputte Scheiße reparieren. Meine Hände von Guerrero-Eigentum lassen. Und nicht eine gottverdammte Sache sonst." Er schmunzelte und ließ die Zigarette auf den Boden fallen, wo er sie mit der Stiefelspitze austrat. "Obwohl, nur um das klarzustellen, es ist doch in Ordnung, wenn ich mir einen runterhole, oder? Technisch gesehen weiß ich, dass es in einer Guerrero-Dusche sein wird, aber keine Sorge. Ich werde sie richtig schön sauber machen hinterher."

Dante sprang nach vorne, seine Brust kollidierte mit der von Drew.

Ich bewegte mich nicht, aber ich war bereit; jeder Muskel, den ich besaß, war bereit für Action.

Die Brüder waren kurz davor zu explodieren, seit wir uns am Morgen mit ihnen getroffen hatten. Marcos und Dante waren nicht allzu begeistert, dass ihr lieber alter Papa zwei Fremde für sich arbeiten ließ. Aber sie hatten es beide geschafft, sich in Schach zu halten - fast.

"Na toll", sagte Marcos, als ob ihm das Ganze unangenehm wäre.

"Hör zu, du Wichser", knurrte Dante. "Du bist jetzt in meinem Haus." Er warf mir einen drogenverhangenen, glasigen Blick zu. "Ich habe letzte Nacht eure beiden Gräber vorbereitet. Ein nettes ruhiges Plätzchen, wo die Geier tagelang schlemmen können."

Drew war schon immer ein arroganter Klugscheißer gewesen. Ich schwöre bei Gott, er kam mit erhobenen Händen aus dem Mutterleib und zeigte dem Arzt den Mittelfinger. Trotzdem wusste er meistens, dass es eine Zeit und einen Ort für Dummheiten gab. Offensichtlich hatte das Gefängnis das geändert.

"Also, dann nicht unter der Erde?" Er bedeckte sein Herz mit seiner Hand. "Puh! Gott sei Dank. Ein paar Jahre im Knast, und plötzlich habe ich eine Scheiß-Klaustrophobie."

Dante schien nicht amüsiert zu sein - eine Tatsache, die er zu erkennen gab, als er weniger als eine Sekunde später eine Pistole hervorholte und den Lauf zwischen Drews Augen presste.

Genauso schnell ließ ich die Werkzeugkiste fallen und legte Marcos die Finger um den Hals. Wenn Drew etwas zustieß, war ich bereit, ihm ohne zu zögern die Wirbelsäule zu brechen.

In einem Wimpernschlag holte Marcos seine eigene Waffe hervor und stach sie mir unter das Kiefergelenk. Ich verengte meinen Griff um seinen Hals.

"Whoa. Brrr. Brrr!", rief Drew aus. "Jeder entspannt sich jetzt." Er lachte. "Das ist nichts weiter als ein kleiner Streit in der Familie."

Ja, mit einer Pistole am Kopf und einer weiteren unter meinem Kinn lachte der Idiot!

Plötzlich war ich derjenige, der ihn töten wollte.

Aber das konnte warten...

"Wir sind keine Familie", schäumte Dante.

Drew hob die Arme zur Seite. Es hätte wie eine Kapitulation ausgesehen, wenn er nicht näher an die Waffe herangetreten wäre und die Spitze tiefer in sein Fleisch gedrückt hätte. "Mein Nachname ist nicht Guerrero, aber dein Vater machte mich zu einem." Ein weiterer Schritt vorwärts zwang Dante, einen zurückzutreten. "Mach ruhig weiter. Lass durchsickern, dass du mir eine Kugel in den Schädel gejagt hast. Du wirst darum betteln, dass die Vögel dir das Fleisch von den Knochen picken." Er ließ seine Hände fallen. "Du kannst mich genauso wenig anfassen wie ich dich. Wie wär's also, wenn du deinen ausgeflippten Arsch in dein Auto packst, wegfährst und mich meinen verdammten Job machen lässt?"

Verdammte Scheiße.

Meine Lungen brannten, als ich den Atem anhielt. Das war nicht gerade der Neuanfang, den ich mir an diesem Morgen gewünscht hatte. Es sah eher so aus, als wäre das Ende verdammt nahe.

Dante erstarrte, sein Abzugsfinger zuckte jedes Mal, wenn er Luft holte.

Und Drew starrte zurück, ein riesiges, Scheiße fressendes Grinsen spaltete sein Gesicht und sein volles Vertrauen in die Welt erstickte mich beinahe.

Schließlich war es Marcos, der immer noch in meiner Gewalt war, der die Anspannung brach. "Wir haben scheiß viel zu tun, und dazu gehört nicht, dass wir uns Pops Schwachsinn anhören, wenn du etwas Dummes anstellst, Dante. Lass sie in Ruhe und lass uns von hier verschwinden!"

Dante bewegte sich nicht sofort. Als die Sekunden vergingen, befürchtete ich, dass er es nicht tun würde. Aber dann, mit einem Lachen, senkte er die Waffe.

Und prompt bekam Drew einen Kopfstoß auf die Nase.

"Motherfucker!", schrie Drew.

Ich sah rot, aus reinem Instinkt heraus schleuderte ich Marcos zur Seite und raste auf Dante zu.

Drew hielt eine Hand hoch, um mich aufzuhalten. "Halt dich da raus, Penn."

Das konnte ich nicht tun. Er wusste das besser als jeder andere. Er war alles, was ich noch hatte.

Aber die Entscheidung wurde ohne mich getroffen, als Dante die Pistole einfach in den Bund seiner Hose steckte, Drew ein letztes Mal anstarrte, sich umdrehte und davonschlenderte. Marcos an seiner Seite, der sich den Kragen richtete und mit ihm zusammen gemächlich zu dem schwarzen Mercedes ging.

What. The. Fuck.

Als ihr Auto um die Ecke verschwand, trat Drew neben mich, Blut lief ihm aus der Nase und durchtränkte die Vorderseite seines Hemdes. "Ich finde, das lief ganz gut."

Ich biss die Zähne zusammen. "Bist du wahnsinnig?"

In einem nutzlosen Versuch, die Blutung zu stoppen, kippte er den Kopf zurück und winkte ab. "Bitte. Der Typ ist ein Schmusekater. Du solltest ihren alten Herrn kennen lernen. Manuel ist ein Biest. Sie widersetzen sich dem, was er sagt und – ob Sohn oder nicht - er reißt ihnen die Wirbelsäule aus dem Leib."

Ungläubig starrte ich ihn an. Aber er fing an zu lachen, wie die Dumpfbacke, die er wirklich war.

"Das war beeindruckend", rief eine Frau und schloss sich dem Gespräch an. "Jetzt verstehe ich es." Die Blondine von vorhin joggte herüber, ein Handtuch über der Schulter. Sie blieb vor uns stehen und schaute zu mir auf.

Mein Gott, sie war wunder... - was auch immer. Es war nicht wichtig.

Ich verschränkte meine Arme über der Brust und richtete meinen Blick auf die Leere hinter ihrer Schulter. "Was verstehen Sie jetzt?"

"Ich hatte euch völlig falsch eingeschätzt." Sie hob die Hand, um ihre Augen vor der Sonne zu schützen. "Du bist der Bruder." Sie bot Drew das Handtuch an. "Und du bist Insasse Vier-Null-Eins... Manuels neuer Sohn."

Erfreut nahm Drew den Fetzen. Er hielt sich den Lappen an die Nase und murmelte: "Schuldig."

"Ich bin Cora." Sie senkte ihre Stimme, bevor sie mit "Guerrero" schloss.

Oh, verdammte Scheiße.

Natürlich war sie das.

Fuck. Natürlich. Das war sie.

Es war heiß für Anfang Mai inChicago, trotzdem bekam ich eine Gänsehaut am ganzen Körper.

Ich schaute auf den leeren Parkplatz, und bevor ich es verhindern konnte, kehrte mein Blick zu ihr zurück.

Ich bedauerte es sofort.

Sie starrte mich durch dichte, schwarz angemalte Wimpern an, die seltsamste Mischung aus Neugier und Verwirrung tanzte in ihren durchdringenden, blauen Augen. "Warum haben Sie ihre Anwesenheit verschwiegen?"

Ihre intensive Musterung machte mich nervös, weshalb ich mich bückte, um die Werkzeugkiste hochzuheben. "Es geht mich nichts an, dass Sie ein Kind in Ihrer Dusche verstecken." Ich ging zum Truck, warf den Werkzeugkasten hinein und rief Drew zu: "Wir müssen noch zum Eisenwarenladen.“ Sollte heißen: Ich muss hier weg.

Ich öffnete gerade die Tür, als sie ihre Hand - mit den perfekt lackierten roten Nägeln - auf das Glas presste und die Tür wieder schloss. "Ich halte sie nicht in der Dusche versteckt."

Ich tat alles, was ich konnte, um durch ihr Spiegelbild im Fenster hindurch zu sehen – fast schon verzweifelt versuchte ich, sie nicht zu sehen. Aber meine Augen wollten sich nicht auf etwas anderes konzentrieren.

Diese verdammten Augen.

Ich trat die Flucht nach vorne an und zog an der Tür. "Wie ich schon sagte, es geht mich nichts an."

Plötzlich fühlte ich die Wärme ihres Körpers in meinem Rücken. Cora war klein, vielleicht eins sechzig, während ich eins neunzig groß war. Ihre weichen Kurven berührten mich also an allen richtigen - und völlig falschen - Stellen.

"Weg von mir", knurrte ich.

Sie bewegte keinen einzigen Muskel - bis auf ihren Mund. "Dante fand sie, nachdem er online eine Anzeige für Models geschaltet hatte", sagte sie, wobei sie darauf achtete, leise zu reden. "So bekommt er neue Mädchen. Er lockt sie an, gibt ihnen Drogen, gibt ihnen Geld, fickt sie, sagt ihnen, dass er sie liebt, sagt ihnen, dass er sie hasst, schlägt sie oder was immer nötig ist, um sie hörig und von ihm abhängig zu machen. Danach setzt er sie auf die Straße, damit sie für ihn arbeiten.“ Sie kam näher und mein Atem wurde zu Eis in meiner Lunge. "Das Mädchen dort oben ist eine sechzehnjährige Ausreißerin, die nirgendwo hingehen kann und die auf die harte Tour gelernt hat - und, Penn, es war Dante, also spreche ich von der wirklich harten Tour - einem Mann nicht zu vertrauen. Eine Einstellung, die sie und ich leider teilen."

Mein Körper verwandelte sich in Stein und mein Griff an der Klinke wurde mörderisch. Oh, aber sie war noch nicht fertig mit ihrer Geschichte aus der Hölle.

"Ich fand sie vor etwa einem Monat halb tot auf dem Boden in Dantes Haus, die Nadel noch immer in ihrem Arm. Ich war dort, um ein neues Mädchen abzuholen, aber während er noch immer im Drogenrausch im Bett lag, nahm ich auch Savannah mit. Wenn er jemals herausfindet, dass sie hier ist, weiß ich nicht, was er ihr antut." Entschlossenheit erfüllte ihre Stimme. "Und das werde ich nicht zulassen. Also hören Sie zu. Ich weiß nicht, was für Männer Sie und Ihr Bruder sind. Ich will ehrlich sein: Es ist mir scheißegal, solange Sie die Finger von meinen Mädchen lassen. Aber ich weiß zu schätzen, was Sie da vorhin getan haben. Mehr als ich es je ausdrücken kann. Also..." Sie hielt inne, ihr Blick fand meinen im Spiegelbild der Scheibe. Diese verdammten Augen bohrten sich in mich, als könne sie meine Gedanken lesen. Und dann schloss sie mit: "Danke."

Ich war nur Sekunden davon entfernt, aus der Haut zu fahren, nur um von ihr wegzukommen, aber dann trat sie einen Schritt zurück.

Sie blickte zu Drew, der immer noch an der Heckklappe stand. "Und... danke auch Ihnen."

Er nahm das Handtuch vom Gesicht, sein Mund stand immer noch offen. "Oh, es tut mir leid. Existiere ich wieder? Denn ich schwöre, für eine Minute war ich verschwunden."

Neugierig neigte sie ihren Kopf zur Seite. "Sie waren ernsthaft ein Zellengenosse von Manuel?"

"Ja."

"Und er mochte Sie?"

Drew grinste und zeigte mit dem Daumen in die Richtung, in die Dante und Marcos gegangen waren. "Verdammt mehr, als er diese beiden Esel mag."

Und plötzlich verschwanden die Wolken am Himmel, das Licht des Herrn schien herab, und er sagte mir endlich, was ich schon seit Jahren wusste: Penn, ich hasse dich, verdammt noch mal.

Sie lächelte.

Und es war nicht dieses unechte Lächeln, das sie zeigte, als sie die Tür öffnete. Nicht einmal wie das Lippenzucken, als Marcos ihr sagte, dass Manuel Drew als seinen Sohn ansah.

Nein. Dieses Lächeln war anders.

Es war die Art von Lächeln, die die dunkelste Seele vernichten konnte.

Ich wusste das, denn es war genau der Moment, in dem ich spürte, wie sie ein Stück meiner Seele vernichtete.

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