Читать книгу Aschenhaut - Ana Marna - Страница 12

Samstag, 14. März, 2015

Оглавление

Madrid, Spanien

Der Klang der Männerstimme ließ sofort alle Alarmglocken in Asher Hunter anschlagen.

„Boss, ich ... ich weiß nicht, wie ich’s sagen soll. Es ist nur ... also ...“

„Medon!“, knurrte Asher Hunter. „Was ist los?“

„Sophia ist verschwunden.“

Er starrte auf den Telefonhörer. Lange Sekunden verstrichen, bis er sich wieder im Griff hatte.

„Was ist genau passiert?“

„Wir haben sie heute Abend zur Schule gebracht, wegen dieser verdammten Schulfete. Ausgemacht war, dass sie sich alle zwei Stunden zeigt und wir sie um halb Zwölf wieder heimbringen. Um Acht war sie noch da, doch um zehn hat sie sich nicht wie vereinbart gemeldet. Wir haben das ganze Haus abgesucht und noch zwei weitere Männer zur Verstärkung dazu geholt, um die Ausgänge zu überwachen. Aber sie ist nirgends zu finden. Tom hat ein paar ihrer Freundinnen befragt, aber die haben sie auch zum letzten Mal so um acht Uhr rum gesehen.“

Asher Hunter schloss die Augen und atmete tief durch. Diesmal dauerte es länger, bis er antwortete.

„Zwei Männer bleiben vor Ort, falls sie doch noch auftaucht. Die anderen suchen die Umgebung ab. Ist Tom in der Nähe? Dann gib ihn mir!“

Kurze Zeit später drang Toms angespannte Stimme an sein Ohr.

„Erzähl mir genau, was du herausgefunden hast!“

Tom gehorchte. Viel Neues konnte er jedoch nicht beitragen.

„Sind noch Leute in der Schule?“

„Nur das Aufräumkomitee und ein paar Lehrer.“

„Sorg dafür, dass noch keine Aufregung entsteht.“

„Boss.“ Tom klang besorgt. „Wenn sie entführt wurde ...“

„Glaubst du das?“

„Also ... möglich wäre es. Die Jungs konnten nicht alle Eingänge gleichzeitig beobachten. Und abhauen sieht Sophia nicht ähnlich. Sie hat sich auf diese Fete gefreut. Sehr sogar.“

„Dann hör jetzt gut zu. Wir warten diese Nacht noch ab, ob sie wieder auftaucht. Falls das nicht passiert, meldest du ihr Verschwinden der Polizei. Vorher fragst du Julia und Benni, ob die irgendeine Ahnung haben, was da los sein könnte.“

Tom zögerte. „Was soll ich der Polizei dann sagen?“

„Nichts von dem ersten Entführungsversuch. Es passt mir nicht, dass wir die Polizei einschalten müssen, aber wenn sie wirklich entführt wurde, werden wir jede Hilfe brauchen. – Sag Julia, dass ich komme. Morgen werde ich es nicht schaffen, aber übermorgen bin ich da.“

„Geht klar, Boss.“

Asher Hunter schaltete das Gespräch weg und ballte die Fäuste. Der aufsteigende Zorn ließ ihn zittern. Niemand – absolut niemand durfte sich an seiner Familie vergreifen! Wer auch immer das war, würde bluten.

Landsitz von Asher Hunter, Ohio

Detektive Thomson staunte nicht schlecht, als er mit seinem alten Chevy über den Kiesweg auf das Anwesen der Familie Hunter zurollte. Hier steckte Geld, das war deutlich. Jeder Kiesel schien das auszustrahlen. Sein Kollege Chase Cook schien genauso beeindruckt zu sein.

„Wow. Also wenn die hier soviel Geld haben, wie es aussieht, ist die Kleine vielleicht wirklich entführt worden.“

„Immer mit der Ruhe, Chase“, bremste Thomson ihn aus. „Noch wissen wir nicht besonders viel. Also keine voreiligen Schlüsse.“

Als er vor dem Eingang hielt, öffnete sich dieser und ein älterer Mann in typischer Butleruniform trat ihm entgegen.

„Detektive Thomson, nehme ich an“, grüßte er freundlich. „Sie werden bereits erwartet. Wen darf ich noch melden?“

„Das ist mein Kollege Detektive Cook.“

Der Butler nickte und führte sie in den Empfangssalon.

Kurze Zeit später betrat eine gutaussehende Frau den Raum. Thomson schätzte sie auf Mitte dreißig. Ihr folgte eine großer athletischer Mann, der die Polizisten aufmerksam musterte.

Julia Hunter wirkte nervös und ihre Augen waren verquollen. Ihr Begleiter stellte sich als Tom Jordan vor.

„Sie sind nicht der Vater?“

„Nein, Asher Hunter ist zurzeit im Ausland, wird aber morgen hier eintreffen.“

„Hm, nun gut. Dann schildern Sie mir bitte, seit wann Sie ihre Tochter vermissen, Mrs. Hunter.“

Stockend berichtete Julia Hunter von dem Verschwinden Sophias am Abend zuvor.

„Und Ihre Tochter hat vorher nichts Ungewöhnliches getan oder gesagt?“

„Nein, sie hat sich sehr auf diese Schulfete gefreut“, flüsterte Julia.

„Hatte sie vielleicht einen Freund oder eine Freundin, mit denen sie sich abgesetzt haben könnte?“

Julia Hunter schüttelte den Kopf.

„Nein, das hätten wir nicht gestattet. Und sie wusste ja, dass sie sich bei ihren Begleitern melden sollte. Bisher hat sie sich immer daran gehalten.“

„Hm, Ihre Tochter ist fünfzehn. In dem Alter kommt man manchmal auf ganz verrückte Ideen. Kann es sein, dass sie einfach beschlossen hat, sich abzusetzen, um was zu erleben?“

Sie zögerte.

„Na ja, in letzter Zeit war sie sehr aufsässig. Aber sie hat nie auch nur angedeutet, dass sie abhauen wollte.“

„Das sähe ihr nicht ähnlich“, mischte sich Tom Jordan ein. „Sophia würde ihren Bruder nicht allein zurücklassen. Und sie weiß, dass ihr Vater alle Hebel in Bewegung setzen würde, um sie zu finden.“

„Das könnte sogar eher ein Anreiz sein“, warf Detektive Cook ein. „Teenager fordern ihre Eltern gerne heraus.“

Tom schüttelte den Kopf.

„Nein, Sophia nicht. Und wie gesagt, sie würde Benni nicht alleine lassen. Die beiden verstehen sich sehr gut.“

„Können wir den Jungen sprechen? Vielleicht weiß er etwas, das uns weiterhelfen könnte.“

„Benedict weiß nichts. Wir haben schon mit ihm gesprochen. Er hat nur gesagt, dass sie ziemlich lange gebraucht hat, bis sie wusste, was sie anziehen soll.“

„Und was hatte sie an?“

„Jeans, ein weißes T-Shirt und eine braune Jacke.“

„Kein Kleid? Warum hat sie dann so lange gebraucht?“

Tom Jordan hob die Schultern.

„Normalerweise macht sie nicht viel Aufheben um ihre Kleidung. Und die Veranstaltung war kein Ball, sondern eine normale Party.“

Detektive Thomson sah wieder auf Julia Hunter, die nervös vor ihm hockte.

„Mrs. Hunter, wir werden Ihre Tochter selbstverständlich suchen. Hilfreich wären ein aktuelles Foto und eine Liste ihrer Freunde und Mitschüler. Gibt es irgendwelche Lokalitäten, die Sophia gerne aufsucht?“

Wieder ein Kopfschütteln.

„Nein, sie ist nicht ausgegangen. Und Freunde hatte sie meines Wissens nur unter ihren Klassenkameraden. Also keine engere Freundschaft.“

„Hat sie ein Handy, das man vielleicht orten kann?“

„Das haben wir schon versucht“, kam es von Tom Jordan. „Aber es ist offensichtlich abgeschaltet.“

„Es wäre trotzdem gut, wenn Sie mir die Nummer geben“, beharrte Thomson geduldig. Er fragte sich allerdings, wie dieser Jordan es bewerkstelligt hatte, ein Handy zu orten.

Tom reichte ihm ein Foto von Sophia. Ein hübsches Mädchen, stellte Thomson fest.

„Da Sie es noch nicht erwähnt haben, nehme ich mal an, dass bisher keine Lösegeldforderung erfolgte.“

„Nein. Deswegen machen wir uns ja Sorgen.“ Julia Hunter sah so aus, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen.

„Manche Entführer lassen sich Zeit“, erklärte Thomson sanft. „Sie wollen, dass die Angehörigen sich ängstigen, damit sie, ohne Schwierigkeiten zu machen, das Lösegeld zahlen. Falls wirklich jemand anruft, müssen Sie uns Bescheid geben. Wir haben Spezialisten für solche Fälle, die Ihnen genau sagen können, wie Sie sich zu verhalten haben. Ihr Mann kommt morgen, sagen Sie? Ich möchte ihm auch noch Fragen stellen. Rufen Sie mich also bitte an, wenn er ankommt.“

Er erhob sich und Detektive Cook folgte seinem Beispiel. Auch Julia und Tom standen auf.

„Was werden Sie jetzt unternehmen?“, fragte Julia Hunter leise.

„Nun, zunächst werden wir natürlich eine Suchmeldung herausgeben und alle Mitschüler und Lehrer vernehmen. Außerdem werden wir die nähere Umgebung der Schule absuchen. Meistens finden sich doch noch Leute, die eine vermisste Person gesehen haben, oder zumindest Hinweise liefern können. Schwieriger wird es, wenn Sophia einfach abgehauen ist, ohne jemandem etwas zu verraten. Aber soweit sind wir noch nicht. Ich melde mich, sobald wir mehr wissen.“

Detektive Thomson verließ das Haus der Familie Hunter mit einem unbefriedigten Gefühl. Nicht nur, dass er den Jungen nicht zu Gesicht bekommen hatte. Wichtig wäre auch gewesen einen Eindruck von dem Vater der Vermissten zu bekommen. Aber vielleicht würde er am nächsten Tag die Gelegenheit erhalten. Jetzt musste er erst einmal in die Wege leiten, was er versprochen hatte.

Aschenhaut

Подняться наверх